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nothwendig bei einer solchen Discussion in Frage kommenden Daten zu geben, nämlich:

1. für die Anzahl der in einem bestimmten Magneten enthaltenen Molecularströme,

2. für die Anzahl von elektrostatischen Einheiten der darin bewegten Elektricität,

3. für die Geschwindigkeit der hierbei stattfindenden Molecularbewegung der Electricität,

so lässt sich die von Hrn. CLAUSIUS auch für einen Magneten geforderte elektrische Wirkung nicht einmal innerhalb derjenigen approximativen Grenzen bestimmen, innerhalb deren ich dies für einen metallischen Stromleiter in meiner Arbeit versucht habe.

Wenn nun Hr. CLAUSIUS diese durchaus nothwendigen numerischen Elemente wissenschaftlich dadurch ersetzen zu können glaubt, dass er in seiner Erwiderung von einer ,,alle Vorstellungen übersteigenden Menge von Molecularströmen, die in einem Magneten anzunehmen sind“, spricht, und hieraus auf eine Gesammtwirkung zu schliessen sich für berechtigt hält, die ,, ganz ungeheuer gross sein muss" (1. c. p. 128), so gestatte ich mir die Bemerkung, dass ohne Zweifel auch der oben numerisch erwähnte Divisor (c) der betreffenden Formel,,ganz ungeheuer gross und alle Vorstellung übersteigend" ist, und daher nicht durch allgemeine Reflexionen beseitigt werden kann. Jedenfalls glaube ich durch diese einfachen Bemerkungen meine Motive für die Nichtberücksichtigung des auf Magnete bezüglichen Ausspruches von Hrn. CLAUSIUS hinreichend gerechtfertigt zu haben und darf es daher dem Urtheile meiner Leser überlassen, in wie weit Hr. CLAUSIUS sachlich und formell zu den folgenden Worten in seiner Erwiderung berechtigt gewesen ist:

..Merkwürdigerweise hat aber Hr. ZÖLLNER bei der Citirung meines Ausspruches gerade diesen Satz ausgelassen und durch Punkte ersetzt, obwohl die Beibehaltung des Satzes das Citat nur wenig verlängert haben würde und der Satz an einer anderen Stelle, wo mein Ausspruch noch einmal citirt wird, auch wirklich beibehalten ist."

Zöllner, Wissensch. Abhandl. Bd. II.

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Bezüglich der von AMPÈRE und WEBER in einem Magneten angenommenen Molecularströme bemerkt Hr. CLAUSIUS (1. c. p. 125):

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,Wenn man sich denkt, dass die positive Elektricität sich um einen negativ elektrischen Kern wirbelartig herumbewege, so ist das eine den sonst vorkommenden mechanischen Vorgängen ganz entsprechende Vorstellung. Dass aber zwei verschiedene Fluida sich um denselben Mittelpunkt fort und fort in entgegengesetzten Richtungen bewegen und immer durcheinander gehen sollten, scheint mir fast undenkbar."

Diesen Betrachtungen gegenüber erlaube ich mir zu bemerken, dass sich W. WEBER bereits vor 30 Jahren in seiner zweiten Abhandlung über elektrodynamische Maassbestimmungen (p. 307) über die oben von CLAUSIUS berührten Verhältnisse wie folgt ausgesprochen hat:

,,Die Möglichkeit solcher Molecularströme müsste dann nothwendig auf einer Wirkung der ponderabeln Molecule beruhen, durch welche die Bahnen der in entgegengesetzten Richtungen um jene Molecule sich bewegenden elektrischen Fluida von einander getrennt erhalten würden, indem z. B. das eine Fluidum eine engere Kreisbahn, das andere Fluidum eine weitere Kreisbahn um das Molecül beschriebe, so dass die beiden Fluida sich bei ihren Bewegungen nirgends begegnen und vereinigen könnten."

Viel genauer und erschöpfender hat aber W. WEBER im Jahre 1871 in seiner Arbeit,,über das Princip von der Erhaltung der Energie" die Theorie der AMPERE'schen Molecularströme untersucht und gezeigt, dass zwei ungleichartige elektrische Theilchen (+e und -e) um einander eine Bewegung ausführen können, deren elektrodynamische Wirkung vollkommen alle diejenigen Eigenschaften besitzt, welche AMPERE bei seinen Molecularströmen hypothetisch vorausgesetzt hat. WEBER beschliesst 1. c. p. 208 den betreffenden Artikel mit folgenden Worten:

,,Man erhält also auf diese Weise eine einfache Construction der von AMPÈRE, ohne Beweis von ihrer Möglichkeit, angenommenen Molecularströme, begründet auf die Gesetze des molecularen Aggregatzustandes zweier ungleichartigen elektrischen Theilchen, wie sie im vorigen Artikel gefunden worden."

Auf diese Abhandlung WEBER'S möchte ich mir aber erlauben diejenigen Leser zu verweisen, welche sich etwas genauer über die Existenz und Möglichkeit AMPERE'scher Molecularströme unterrichten wollen.

Auf eine Widerlegung der mir von Hrn. CLAUSIUS sonst noch vorgeworfenen Irrthümer ausführlicher einzugehen halte ich nach Erledigung der bisher erwähnten Streitpunkte für nicht erforderlich. Wenn jedoch Hr. CLAUSIUS in seiner Erwiderung von mir verlangt, ich solle seine oben discutirten Betrachtungen sogar als ,,einen sicheren Beweis dafür ansehen, dass das WEBER'sche Gesetz mit der Annahme, dass in den Molecularströmen eines Magnetes nur die positive Elektricität ströme, nicht vereinbar sei" (1. c. p. 128), wenn Hr. CLAUSIUS ferner behauptet, er gelange durch jene Betrachtungen zu einem „Resultate", wodurch die ZÖLLNER'sche Beweisführung vollkommen hinfällig wird" und ,,welches dem ZÖLLNER'schen gerade entgegengesetzt ist" (p. 125), so wird es Hr. CLAUSIUS vollkommen begreiflich und gerechtfertigt finden, wenn ich in Erwägung der bei diesen ,,Resultaten" angewandten Schlussweise von meiner Seite auf eine eventuelle Fortsetzung unserer Controverse über das WEBER'sche Gesetz hiermit Verzicht leiste.

Denn ohne Zweifel würde auch Hr. CLAUSIUS im Interesse der Wissenschaft darauf verzichten, mit Jemandem eine Controverse über die Gültigkeit des NEWTON'schen Gesetzes fortzusetzen, wenn sein Gegner einen,,sicheren Beweis" gegen dies Gesetz unter anderem in dem Umstande gefunden zu haben glaubte, dass wir bei irdischen Körpern, z. B. bei der Bewegung zweier Billardkugeln oder bei der ungleichen Vertheilung der äusseren Massen in der Nähe unserer empfindlichsten Waagen, keine Anziehungskraft beobachten, ähnlich wie zwischen den ungleichnamigen Polen zweier Magnete. Denn es müsste ,,wegen der alle Vorstellung übersteigenden Menge" von Molecülen, aus denen eine Billardkugel oder ein Gewichtsstück besteht, (welches z. B. unter die eine Waagschale gelegt ist,) und in Anbetracht der im Vergleich zu den Abständen der Himmelskörper ungeheuer" geringen Entfernung, (welche, ebenso wie die Geschwindigkeit in der

ds'

dt

CLAUSIUS'schen Formel „nicht blos in der ersten Potenz, sondern quadratisch") als Divisor vorkommt), auch

1) Vgl. CLAUSIUS Erwiderung 1. c. p. 123.

zwischen irdischen Körpern die NEWTON'sche Gravitation zu Tage treten. Da aber ,,solche Wirkungen trotz der vielen Gelegenheit, die man dazu gehabt haben würde, nie beobachtet worden seien", so dürfe man ,,den Satz, welcher ausdrückt, dass sie nicht existiren, gewiss allgemein als feststehenden Erfahrungssatz anerkennen, woraus dann, da das erwähnte Resultat diesem Satze widerspricht",,,als sicherer Beweis" ,,der Schluss folgt", dass das NEWTON'sche Gravitationsgesetz ,,der Wirklichkeit nicht entspreche".

ee'

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Nachtrag.

CLAUSIUS bezeichnet in seiner Potentialformel:

(1 + kvv' cos ɛ) mit v und v' die absoluten Geschwindigkeiten der Theilchen e und e' und mit den Winkel ihrer Richtungen. Jene Geschwindigkeiten lassen sich zerlegen in zwei entgegengesetzt gleiche u, welche den Winkel & =л mit einander bilden, und in zwei gleiche und gleichgerichtete w, welche den Winkel &=0 mit einander bilden. Ist u=0, so ist v= = v1: w und cos &= +1; folglich ist das

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COS &— 1; folglich das Potential

ee'

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(1 ku2). Der erstere Fall findet statt bei zwei auf der Erde in Ruhe befindliche Theilchen, die sich mit der Erde im Weltenraume fortbewegen. Für solche Theilchen ist das Gesetz der Elektrostatik experimentell begründet worden, wonach ihr Potential ist, womit das CLAUSIUS'sche Gesetz im Widerspruch steht. Im letzteren Falle ist die relative Geschwindigkeit beider Theilchen 2 u, und es ergibt sich daraus das CLAUSIUS'sche Gesetz in vollkommener Uebereinstimmung mit dem WEBER'schen, wenn die CLAUSIUS'sche Constante k =

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=

ee'

γ

=

4 gesetzt wird. Nach Verbesserung des CLAUSIUS'schen Gesetzes, dem Grundgesetze der Elektrostatik gemäss, wird daher aus dem CLAUSIUS'schen Gesetze das WEBER'sche als allgemeines Gesetz erhalten.

8. Ueber die durch gleitende Reibung fester und flüssiger Körper erzeugten elektrischen Ströme.

Erste Abhandlung.

(Berichte d. Königl. Sachs. Ges. d. Wissensch. 12. December 1872.)

In einem Nachtrage zu meiner Abhandlung „, über den Ursprung des Erdmagnetismus und die magnetischen Beziehungen der Körperwelt") theilte ich einige Versuche mit, in denen das Auftreten von galvanischen Strömen beim Durchfliessen des Wassers durch Röhren beobachtet wurde. Hinsichtlich der Ursache dieser Ströme drückte ich meine Vermuthung in folgenden Worten aus (1. c. p. 574):

,,Ich vermuthe, dass die Ursache dieser Ströme dieselbe ist wie bei den QUINCKE'schen Diaphragmenströmen." Wenige Monate später wiederholte Herr BEETZ in München meine Versuche 2) mit gleichem Erfolge, zeigte jedoch durch geeignete Modification der Bedingungen, dass die von mir vermuthete Ursache jener Ströme wahrscheinlich nicht die richtige sei und dass die Anordnung meiner Experimente Einwürfen unterliege, deren Berechtigung ich bereits am Schlusse meiner letzten Abhandlung,, Ueber die elektrische und magnetische Fernewirkung der Sonne" vollständig anerkannt habe. 3)

Ich war daher bemüht, meine Versuche unter Bedingungen zu wiederholen, welche derartigen Einwendungen nicht unter

1) Ber. d. Königl. Sächs. Ges. d. W., Sitz. am 20. Oct. 1871. p. 479-575. 2) Berichte der Königl. Bairischen Akademie d. Wissensch. Sitzung am 4. Mai 1872.

1) Ber. d. Königl. Sächs. Ges. d. W., Sitzung am 1. Juli 1872.

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