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Wirkung, bloss einer Verschiedenheit der körperlichen Organisation und äusseren Verhältnissen zuschreibt. Und damit du sehest, dass Zurückerinnerung nicht auf immer verlohren geht, so wisse, der Seraph der mit dir redet, war selbst einst ein Pilger dieser Erde, und sein Name war, du kennst ihn, Archimedes.""

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O mein Lehrer, mein Freund! erwiederte entzückt der Schatten; dir darf ich mich vertrauenvoll nähern! o vollende deine himmlische Belehrung!"

,,,,So wisse denn, fuhr der Seraph fort, was du hier von Gottes Schöpfung erblicktest, war nur ein Punkt derselben, war, von unendlich vielen Seiten, nur eine, nur die, welche der irdischen Organisation angehört. Aber auf jeder Welt sind es andere Sinne, andere Werkzeuge des Wirkens, welche die selbstthätige Geisteskraft, mit der körperlichen und geistigen Aussenwelt verbinden. Noch ist dein Geist nicht vermögend, die unendliche Mannigfaltigkeit der Schöpfungen Gottes zu begreifen. Aber wisse! keine Welt ist der andern gleich. Anders gestaltet sich auf jeder die wahrnehmbare Natur, anders sind die Bedürfnisse ihrer Bewohner; anders die Mittel der Befriedigung. Aber noch verschiedener bildet sich die Geisterwelt; noch verschiedener die Art und der Umfang ihrer Thätigkeit, noch verschiedener ihr sittlicher Werth und des Daseyns Genuss. Die menschliche Sprache, in der ich mit dir reden muss, ist unvermögend, auch nur eine Ahnung von der Seligkeit derer in dir zu erwecken, die reines Herzens der Stimme des Urquells folgten, und sich einer Wirksamkeit empfänglich und würdig machten, die nicht mehr an einen einzigen Punkt der Schöpfung geknüpft ist! denn es ist wahr, was eure heiligen Bücher sagen: kein Auge hat gesehen, kein Ohr hat gehört, es ist in keines Menschen Herz gekommen, was Gott bereitet hat denen die ihn lieben. Aber es giebt auch Welten, wo die ewige Gerechtigkeit verworfene Frevler zusammendrängt, und die Wirkungen ihrer erhöhten Geisteskräfte dahin beschränkt, dass einer der Peiniger, der Rächer und vielleicht der Besserer des andern werde. Auf den meisten Welten sind, wie bei euch, gute und böse

gemischt: denn nur Widerstand und Kampf weckt, belebt und erhöht die göttliche Geisteskraft! - Durch diese unendliche Mannigfaltigkeit von Welten, führt eine unsichtbare Hand, jeden Geist, und ordnet die Abschnitte seines Daseyns mit einer Weisheit an, die der erhabenste unter den endlichen Geistern nur in tiefer Bewunderung anbeten kann. Und so

wie des einzelnen Geistes, eben so wunderbar lenkt sie das Schicksal ganzer Geschlechter, Völker, Völkerstämme und Welten. Wirf einen Blick auf die Schicksale des Menschengeschlechts! in denselben liesest du im Wesentlichen das Schicksal aller vernünftigen Geschlechter. Dass es nicht von je her diesen Erdball bewohnte, dieses zeigt dir nicht nur die Weltgeschichte unzweideutig, wo du Kindheit, Jugend und männliches Alter des Geschlechts deutlich hervortreten siehst, sondern die im Schoosse der Erde aufbewahrte Ueberreste früherer Schöpfungen, erheben es über allen Zweifel. Wie dein Geschlecht hervorgegangen sey, aus dem Chaos einer früheren Schöpfung, glaubst du, dass die tiefste menschliche Weisheit es dir begreiflich machen könne? Darum sagen eure heiligen Bücher, Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, und sie sprechen in diesen Worten sinnbildlich eine heilige Wahrheit aus. Nicht ewig wird dieses Geschlecht den Erdball bewohnen. Die menschliche Organisation setzt selbst. dem ganzen Geschlecht einen äussersten Punkt, den es nicht überschreiten kann. Hat es diesen erreicht, so wird es einer höheren Schöpfung weichen müssen. Ob euer Geschlecht entsprossen sey von einem Stammpaare, wie eure heiligen. Bücher sagen, oder von mehrern? es ist ein nichtiger Streit einiger eurer Weltweisen, der nicht entschieden werden kann, und der, wenn er entschieden wäre, euch das Daseyn eures Geschlechts und die Bestimmung desselben um nichts begreiflicher machen würde. So lange nun das menschliche Geschlecht diesen Erdball bewohnt, führt die ewige Weisheit, eine unendliche Menge von Geistern, von den mannigfaltigsten Stufen der Entwickelung auf diesen Erdball. Einige beginnen als Thierpflanzen hier ihr Daseyn; andere haben schon als Thiere mehrere Abschnitte ihres Daseyns auf andern Welten zurückgelegt. Viele Stufen der Entwickelung legten schon

die menschlichen Geister, obgleich einige, wenigere, andere mehrere zurück, damit eben durch die mannigfaltige Reibung derselben die Kräfte zur Thätigkeit gereizt werden sollten. Darum giebt es Raubthiere, schädliches Ungeziefer, zerstörende Naturbegebenheiten auf diesem Wohnplatz; eben darum mussten Stärkere und Schwächere, Bessere und Schlechtere gemischt seyn. Und wenn einst nach Jahrtausenden, ein grosses Ereigniss das Daseyn des menschlichen Geschlechts vernichten wird, dann wird hier der Wohnsitz eines edleren Geschlechts entstehen, dem schon jetzt die ganze organische Natur den Stoff zu einem schönern Wohnplatz, ohne euer Wissen vorbereiten muss, wie eine rohere Schöpfung vor dem Daseyn der Menschen, euch euren jetzigen Wohnplatz vorbereiten musste. Was ich dir von der Erde sagte, gilt von jedem Weltkörper, und so steigt allmälig alles, die todte sowohl als die belebte Natur, von Stufe zu Stufe empor zu höherer Vollkommenheit, deren letztes Ziel, wenn es eines giebt, kein endlicher Geist zu erkennen vermag. Frage nicht, wohin endlich diese unendliche Menge von Geistern kommen sollen; in dem unendlichen Raum ist Platz für das Unendliche: denn wisse, die Schöpfung erweitert sich mit jedem Augenblick, ohne dass eure kurzsichtigen Fernröhre es bemerken können.“

„Aber nicht minder wunderbar und weise, leitet eine unsichtbare Hand das Schicksal der Bewohner jeder Welt, und ihrer einzelnen Völker und Geschlechter. Wende auch hier deinen Blick auf das menschliche Geschlecht und seine verschiedenen Stämme, um von ihnen einen Schluss auf die Bewohner aller Welten zu machen. Eure Weisen streiten viel über die Frage, ob das menschliche Geschlecht und alle einzelnen Theile desselben stets vorwärts schreiten, oder auch zuweilen still stehn, oder gar zurückschreiten. Es giebt einen Punkt, in welchem ihr stets vorwärts schreitet; in der Herrschaft über die Natur. Welche Fortschritte machte der Welttheil dessen Bürger du warest, in den Jahrhunderten, welche ihr die finstern nennt, durch die Vervollkommnung aller Handwerke und Künste, besonders auch durch die Erfindung der Magnetnadel. Durch alles dieses seyd ihr des Stoffs eurer Thätigkeit mächtiger geworden, wodurch nunmehr

die Entwickelung aller Geisteskräfte augenscheinlich leichter geworden ist. Die ungemein schnelle Entwickelung eurer Geisteskräfte seit ein Paar Jahrhunderten, die Schlag auf Schlag folgenden neuen Entdeckungen und Erfindungen sind eine Folge davon."

,,In andern Beziehungen, selbst in der sittlichen, findet allerdings öfterer Stillstand und selbst Rückgang statt. Denn die ewige Weisheit überlässt jedem Geist, während eines Abschnitts seines Daseyns, den vollkommenen Genuss seiner Freiheit. Und eben deswegen gilt dieses auch von jedem Volke, oder Völkerstamm. Aber dass hierdurch dem grossen unsichtbaren Tempelbau nicht nur kein Nachtheil zuwachse, sondern dass er dadurch gefördert werde, dieses würdest du einsehen, wenn es möglich wäre, dass du das Ganze der Schöpfung nur einigermassen überblicktest. Denn wie in der körperlichen Natur, eben so stellt sich in der geistigen Welt, das in einem Punkt gestörte Gleichgewicht an andern Punkten wieder her."

„Aber damit du wenigstens eine Ahnung des grossen Geheimnisses der Schöpfung mit hinüber nehmest in den neuen Abschnitt deines Daseyns, so wisse: oft lässt es die unerforschliche Weisheit des Hocherhabenen geschehen, dass bey einem Volke Bösartigkeit herrschend werde. Sie wächst und wuchert, wie das Unkraut unter dem Waizen, bis zur Zeit der Reife. Dann sendet die ewige Gerechtigkeit einen Geist höherer Ordnung aus dem Pfuhl des Verderbens, der mit teuflischer Klugheit die Entarteten peinigt, und mit teuflischer Lust sich weidet an dem Jammergeschrei der Geängstigten. Der Peiniger empfängt den Lohn seines Frevels hier, oder dort; aber die Geängstigten wenden sich ab, von dem Wege des Verderbens, und der Allbarmherzige lächelt ihnen wieder. Oft versinkt auch ein ganzes Geschlecht in Wahn und Irrthum, der es zwar nicht nothwendig bösartiger macht (denn du weist, dass es auch selbst im düstersten Heidenthum edlere Geister giebt) welches aber doch entfernt von dem Heiligthume der Wahrheit und des Lichts. Dann sendet oft die ewige Liebe einen edleren Geist höherer Ordnung unter sie, damit er sie erleuchte und auf den Weg der Wahrheit zu

rückführe. Soll ich dir den Hochheiligen nennen, den die ewige Liebe einst Mensch werden liess, um ein nie verlöschendes Licht anzuzünden, dessen Glanz sich (wenn auch erst nach Jahrtausenden) über alle Völker verbreiten wird? Seine göttliche Sendung war keine Dichtung! auch Himmel und Hölle, Gericht und Auferstehung, Engel und Teufel, von denen eure heiligen Bücher reden, sind keine Dichtungen! Sie sind heilige Sinnbilder, des grossen Geheimnisses, dessen bildlose Anschauung weit ausser dem Fassungsvermögen, nicht nur des Menschen, sondern jedes endlichen Geistes liegt. Ihr Sinn ist wahr, und gross und tief; aber die meisten eurer Deutungen sind Träume. Aber auch Träume erquicken den Schlafenden: darum wecke ihn nicht, ehe die Stunde geschlagen hat, wo die Pflicht zu wachen gebeut.“

„Ich habe dir enthüllt, was ich enthüllen durfte, und du zu fassen vermochtest. Du hast einen Blick in das Geheimniss der Schöpfung gethan. Hohe Ahnungen mögen dich in dein neues Leben begleiten. Jetzt leere die Schale der Ver

gessenheit!" Der Schatten trank, die Lichthülle zerfloss, das Bewusstseyn verschwand! und KEPLER lag in süssem

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bewusstlosen Schlummer, bis der Vögel Morgengesang, und die höher steigende Sonne, ihn zu neuen Arbeiten weckte."

,,Schlusswort".

,,Das Wort Hieroglyphe auf dem Titelblatt ist nicht zu übersehen. Es ist ernstlich gemeint: denn

das Höchste was dein Geist

Vom ewigen Urquell alles Seyns erforscht,

Es ist nur Bild.

Mehr als Bild konnte und wollte der Verfasser nicht geben. Aber er wollte zeigen, dass das Nichterkennbare, wohin sich jeder bessere Geist so hingezogen fühlt, dass ihn dieses Leben anekeln würde, wenn nur ein Traum das wäre was ihn über alle Zufälle des Leben erhebt, unter würdigern Bildern, als den gangbaren angeschaut werden könne. Sagt dir dies Bild zu, so gieb dich ihm hin, und sey überzeugt, dass die Wirklichkeit herrlicher und höher ist, als jedes Gebilde einer frommen Phantasie. Denn kein Auge hat gesehen, kein Ohr gehört, was Gott bereitet hat denen die ihn lieben."

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