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der Wechselwirkung“ räumlich getrennter Massen zu entdecken, aus dem die Gesammtheit aller physikalischen Erscheinungen deducirt werden kann. Beide Männer, von deren Ruhm das kommende Jahrhundert wiederhallen wird, haben das zur Wahrheit gemacht, was GAUSS vor 40 Jahren in seiner Abhandlung „über ein neues allgemeines Grundgesetz der Mechanik" mit folgenden Worten ausspricht:

,,So sehr es in der Ordnung ist, dass bei der allmäligen Ausbildung der Wissenschaft und bei der Belehrung des Individuums das Leichtere dem Schweren, das Einfache dem Verwickelten, das Besondere dem Allgemeinen vorangeht, so fordert doch der Geist, ein Mal auf dem höheren Standpuncte angelangt, den umgekehrten Gang."

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Die griechischen Worte der Unterschrift: Λαμπάδια ἔχοντες διαδώσουσιν ἀλλήλοις" (die Fackeln Tragenden werden sich dieselben einander zureichen), kommen bei PLATO im,,Staate oder was ist Gerechtigkeit" gleich im Anfang des ersten Buches vor.

SOKRATES beginnt hier seine Erzählung, in die er GLAUKON, ADEIMANTOS, POLEMARCHOS, THRASYMACHOS, KEPHALOS und KLEITOPHON redend einführt, mit folgenden Worten:

„Gestern ging ich mit Glaukon, dem Sohne des Ariston, nach dem Peiraeus herab, um zur Göttin zu beten und zugleich zu sehen, in welcher Weise man das Fest begehen werde, da man es jetzt zum ersten Male feierte. . . . .“

....

,,Ihr wisst wohl nicht einmal, sagte Adeimantos, dass gegen Abend, der Göttin zu Ehren, ein Fackelrennen zu Pferde stattfinden wird?"

,,Zu Pferde? erwiderte ich. Das wenigstens ist etwas Neues. Mit Fackeln versehen werden sie wohl dieselben beim Wettrennen zu Pferde einander zueichen? Oder wie sagst Du?“

So ist's, entgegnete Polemarchos." (Vgl. Platon's sämmtliche Werke. Uebersetzt von Hieronymus Müller, mit Einleitungen begleitet von Karl Steinhart. Fünfter Band S. 272 ff.)

Die oben gesperrt gedruckten Worte enthalten die betreffende Stelle. Die metaphorische Bedeutung derselben ist später ganz allgemein angenommen und daher jene Worte sehr häufig benutzt worden, um die Uebertragung des Lichtes der Erkenntniss von einem Individuum auf das andere, von einer Epoche auf die andere auszudrücken. So hat z. B. auch der Engländer W. WHEWELL diese Worte als Motto mit einer Vignette, die Uebergabe einer Fackel von einer Hand in die andere darstellend, für seine berühmte „Geschichte der inductiven Wissenschaften" benutzt.

BERNHARD RIEMANN.

Das Bildniss BERNHARD RIEMANN's (geb. am 17. September 1826 in Breselenz, einem Dorfe in Hannover gest. in der Villa Pisoni in Selasca am Lago Maggiore am 20. Juli 1866) ist nach einer in Messina im Jahre 1862 von ihm aufgenommenen Photographie reproducirt worden. Ich verdanke dieselbe der Güte der Frau Consul JOHANNA JÄGER, von

deren Familie RIEMANN während seines Aufenthaltes in Messina das freundlichste Entgegenkommen fand.1) Wegen des Facsimile's wandte ich mich schriftlich an die in Göttingen lebende Wittwe RIEMANN's und erhielt (d. d. 8. April 1878) ausser der gütigen Erfüllung meiner Bitte, folgendes Urtheil über den beigefügten Stahlstich:

„Das Bild von Riemann ist ausserordentlich gut!... Der Künstler hat Riemann's Bild nach der Photographie sehr gut ausgeführt und befriedigt es mich, wie meine Schwägerin sehr... Nase und Stirn sind ausgezeichnet gelungen und der Ausdruck ist ein sehr angenehmer, vielleicht war Riemann's Auge noch etwas mehr gewölbt, doch wollen wir den Kupferstecher ja nichts ändern lassen, weil ich so sehr fürchte, dass mir das andere Bild nachher nicht so gut gefällt, wie dieses, welches Alles, was bis jetzt von Bildern Riemann's existirt, weit übertrifft; ich bin sehr glücklich darüber."

Elise Riemann.

Lichtdruck-Tafeln.

Zur Erklärung der Tafeln in Lichtdruck (Taf. VII Taf. X) erlaube ich mir einfach die Tafelnummer mit den betreffenden Seitenzahlen zusammenzustellen, wo nähere Angaben über die Bedeutung der Tafeln zu finden sind. Ich bemerke hierbei, dass Tafel IX, welche ein zuerst von Prof. BRUHNS in den Berichten unserer Gesellschaft d. W. veröffentlichtes Stammbuchblatt KEPLER'S in seiner Handschrift enthält, in den Text zu S. 275 genommen ist. Bezüglich der übrigen Tafeln findet man die Erklärung

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(hier lese man Zeile 13 v. o.,,his doubts" statt men's doubts)

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1) Vgl. „, BERNHARD RIEMANN's gesammelte mathematische Werke und wissenschaftlicher Nachlass. Herausgegeben unter Mitwirkung von R. DEDEKIND Von H. WEBER." Leipzig 1876. (Teubner) S. 323.

Gedruckt bei E. Polz in Leipzig.

WISSENSCHAFTLICHE

ABHANDLUNGEN.

HERAUSGEGEBEN

VON

J. C. F. ZÖLLNER.

1. Ueber die universelle Bedeutung des Weber'schen Gesetzes.

Die wahre Constitution der Körper und die davon abhängigen wahren, wenn auch complicirteren Vorgänge, die von einfacheren Vorgängen doch nur theilweise vertreten gedacht werden können, werden, aller Hindernisse ungeachtet, doch immer Gegenstand und letztes Ziel der Forschung bleiben."

WILHELM WEBER.

1875. Poggendorff's Annalen Bd. 156. p. 61.

Unsere Vorstellungen von den allgemeinen Eigenschaften der Materie und ihrer Constitution in bestimmten Körpern haben sich auf Grund der Erfahrung zur Befriedigung des Causalitätsbedürfnisses entwickelt. Da demgemäss alle jene Eigenschaften ursprünglich einen rein hypothetischen Charakter besitzen und nicht direct, sondern nur auf sehr complicirtem Wege indirect aus bestimmten Wirkungen auf unseren, mit Empfindung begabten Körper erschlossen werden können, und zwar mit Hülfe der uns a priori, d. h. vor aller Erfahrung geläufigen Verstandesfunction der Causalität, 1) so ist vom Standpunkte der Erkenntnisstheorie die folgende Frage zulässig und berechtigt:

Welchen Bedingungen müssen die allgemeinen Eigenschaften der Materie genügen, damit sie

1) SCHOPENHAUER sagte im Jahre 1813 wörtlich: „Der Verstand fasst, vermöge seiner selbsteigenen Form, also a priori, d. i. vor aller Erfahrung (denn diese ist bis dahin noch nicht möglich), die gegebene Empfindung des Leibes als eine Wirkung auf (ein Wort, welches er allein versteht),

Zöllner, Wissensch. Abhandl. Bd. II.

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