Page images
PDF
EPUB

unterschieden von dem anderen Grade der Convergenz, der der wirklichen Lage des Objectes entsprechen würde. Ich habe hierbei gefunden, dass in diesem Falle in der That die vorhandene Convergenz mit recht grosser Genauigkeit den Erfolg bestimmt, und dass mit recht grosser Sicherheit die nicht objective Natur des Tapetenbildes sich verräth, indem jede Bewegung des Kopfes eine scheinbare Winkelbewegung des Bildes hervorruft. Die leicht zu machende Beobachtung scheint mir von einiger Wichtigkeit zu sein, um die Schätzung derjenigen Momente zu geben, von denen die Beurtheilung der Entfernung gesehener Objecte abhängt. Ich entsinne mich nicht, dass der Versuch schon irgendwo angeführt ist.

Nachträglicher Zusatz. Bei Convergenz auf einen entfernteren Punkt bewegen sich die Tapetenbilder stets nach entgegengesetzter Richtung als der Kopf: bei Convergenz auf einen näheren Punkt in derselben Richtung. Ich sehe auch im letzteren Falle die Bewegung vollkommen deutlich.

Physiologische Akustik.

LXXIII.

Ueber die Mechanik der Gehörknöchelchen.

Aus den Verhandlungen des naturhist.-medic. Vereins zu Heidelberg.
Bd. IV. S. 153.-161. Vom 9. August 1867.

(Das Manuscript war bereits am 26. Juli überreicht worden, der Nachtrag dazu am 9. August.)

Die Aufgabe des Trommelhöhlenapparates kann so be- 153 zeichnet werden: Derselbe hat die Schallschwingungen der Luft, die mit relativ kleinen Druckkräften, aber in grossen Excursionen geschehen, zu übertragen auf das relativ schwere Labyrinthwasser, dessen Bewegung eben wegen seiner Schwere grössere Druckkräfte verlangt, während wegen der mikro- 154 skopischen Kleinheit der mitschwingenden Endapparate der Nerven, welche gleichsam die Reagentien für die Schallschwingungen des Labyrinthwassers bilden, sehr kleine Amplituden seiner Schwingungen genügen.

Um die nöthige mechanische Kraft für die Schwingungen der genannten Flüssigkeit zu gewinnen, wird der Druck der schwingenden Luft von der verhältnissmässig grossen Fläche des Trommelfelles gesammelt und durch die Reihe der Gehörknöchelchen innerhalb der sehr viel kleineren Fläche des ovalen Fensters auf das Labyrinthwasser übertragen. Die genaue Uebertragung so kleiner Bewegungen erfordert, wie Riemann in den von ihm nachgelassenen Papieren1) mit Recht hervorhebt, eine ausserordentlich grosse Präcision und Festigkeit in den Verbindungen der Gehörknöchelchen. Damit steht es

1) Zeitschrift für rationelle Medicin. 1867.

nun in einem sonderbaren, aber freilich nur scheinbaren Widerspruche, dass man bei der anatomischen Untersuchung alle einzelnen Gelenke und Bandverbindungen innerhalb der Trommelhöhle schlaff und nachgiebig findet. Namentlich war die Existenz des in den meisten Richtungen sehr nachgiebigen Hammer-Ambossgelenkes in sehr entschiedenem Widerspruche mit der älteren und von mir selbst in der Lehre von den Tonempfindungen vorgetragenen Theorie, wonach Hammer und Amboss zusammen ein um zwei Spitzen (den Processus Folianus des Hammers und den kurzen Fortsatz des Ambosses), drehbares System bilden sollten, mit zwei nach unten reichenden Hebelarmen, dem Handgriff des Hammers und dem langen Fortsatze des Ambosses.

Anatomische Untersuchungen über die Verbindungen der Gehörknöchelchen, die ich während dieses Sommers angestellt, haben mir nun folgende Resultate gegeben:

1) Der Hammer behält seine Stellung mit nach innen gezogenem Trommelfell und seine Drehbarkeit um eine querlaufende Axe auch noch bei, wenn man den Amboss vorsichtig herausnimmt, und sogar auch noch, wenn man die Sehne des Tensor Tympani durchschneidet, doch macht die letztere Operation die Stellung des Hammers allerdings viel weniger fest, als sie vorher war. Die Drehungsaxe des Hammers wird gebildet durch einen ziemlich straffen sehnigen Faserzug, der von der Spitze der Spina Tympanica posterior sich gegen eine knöcherne Hervorragung am hinteren Rande des Trommelfelles (etwa der Grenze des ursprünglichen Pars tympanica entsprechend) hinzieht, und in welchen Faserzug der Hammer selbst eingeschaltet ist. Der vordere Theil dieses Bandes ist das bekannte Ligamentum Mallei anticum, welches den Processus Folianus umschliesst. Die Spina tympanica posterior, von der der obere straffste Theil dieses Bandes entspringt, reicht übrigens, wie man mit einer Staarnadel fühlen kann, 155 bis ganz nahe an den Hals des Hammers, sodass die Bandverbindungen an dieser Stelle eine sehr kurze ist. Der Processus Folianus ist in den von mir untersuchten Ohren von Erwachsenen immer bis auf einen kleinen Stumpf geschwunden, nicht blos abgebrochen gewesen. Mit einer feinen Nadel, die

« ՆախորդըՇարունակել »