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Ich muss hier noch über den Processus Folianus des Hammers bemerken, dass derselbe bei Kindern allerdings ein langes elastisches Knochenblatt ist, was bis zur Fissura Glaseri reicht. Betreffs der Verhältnisse bei Erwachsenen muss ich mich aber denjenigen Anatomen anschliessen, die ihn als zu einem kurzen Stumpfe geschwunden beschreiben. Ich bemerke, dass ich bei der Präparation mehrerer Schläfenbeine besonders darauf geachtet habe, ob etwa dieser Fortsatz erst durch das Bemühen den Hammer zu lösen abgebrochen wird. Ich habe zu dem Ende, ehe noch der Hammer aus seiner natürlichen Befestigung irgendwo gelöst war, eine feine Nadelspitze als Sonde zwischen 19 die Faserzüge des Ligamentum anterius Mallei eingestochen und damit nach dem Processus Folianus getastet. So konnte ich ihn deutlich eine kurze Strecke verfolgen, dann hörte er plötzlich mitten in der Masse des genannten Ligaments auf, und ich konnte keinerlei Fortsetzung des Knochenstreifens fühlen, wie sie hätte vorhanden sein müssen, wenn der Fortsatz etwa nur gebrochen gewesen wäre.

Auch muss ich noch bemerken, dass der stehen bleibende Stumpf des genannten Fortsatzes durchaus nicht direct und fest der Knochenmasse der Spina anliegt, sondern durchgehends nur durch kurze Bandmasse mit ihr verbunden ist. Man kann deshalb bei einem Präparat, wo die Verbindungen des Hammers alle vollständig erhalten sind, und dieser seine natürliche Lage hat, mittels einer auf die Wurzel des Processus Folianus aufgesetzten Nadel diese Stelle des Hammers sowohl von oben. nach unten, als von innen nach aussen etwas verschieben, so viel es eben die kurzen Bandmassen des Ligamentum anterius erlauben. Die Berührung von Knochen mit Knochen tritt. keiner dieser Bewegungen hindernd in den Weg.

Das Ligamentum anterius ist also der Hauptsache nach, wenn man von den oberflächlich liegenden längeren Verstärkungsfasern absieht, ein sehr kurzes und sehr breites Band, dessen Ansatzlinie am Hammer von 7 bis f Fig. 53 hinaufläuft, und von bis d der inneren Kante der Spina tympanica major, beid deren Spitze, von d bis f einer nach oben von der Spina auslaufenden Knochenleiste nahe gegenübersteht. Ich bemerke hier noch, dass sich das Band in Form einer Schleimhautfalte

noch nach oben und unten verlängert. Nach oben hin läuft die Schleimhautfalte ungefähr längs der in Fig. 53 sichtbaren Contourlinie des Knochens hin, immer schmal und sichelförmig bleibend, da hier die äussere Wand der Trommelhöhle dem Kopfe des Hammers überall sehr nahe bleibt. Endlich endet diese Schleimhautfalte oben auf dem Kopfe, und in ihrem Rande liegt das kurze rundliche Ligamentum Mallei superius, welches schräg nach aussen und abwärts gegen den Hammerkopf absteigt, und also ein Hemmungsband für nach aussen gerichtete Bewegungen desselben ist.

Nach unten hin verlängert sich das Ligamentum anterius von aus durch zwei Schleimhautfalten, die eine läuft von der Wurzel des Processus Folianus gegen die Spitze b des kurzen Fortsatzes hin. Ihre gegenüberliegende Ansatzlinie liegt am 20 Trommelfell. Es ist dies die Falte, welche die vordere und hintere Trommelfelltasche von einander scheidet, sodass der Raum über dem Processus brevis b hauptsächlich der hinteren Tasche zufällt. 1) Die zweite Verlängerung des Ligamentum anterius nach unten ist eine schmale Falte mit freiem Rande, welche sich am unteren Rande von 7, und diesen Fortsatz einhüllend, ebenfalls etwa längs der Contourlinie des Knochens in Fig. 53 bis zur Sehne des Trommelfellspanners hinabzieht. In der Figur ist dies die Stelle, wo die gestrichelte Linie von b die Contourlinie des Knochens schneidet. Diese letztgenannte Falte grenzt die vordere Tasche gegen die Paukenhöhle ab.

Von dem beschriebenen Zuge von Haftbändern und Schleimhautfalten, der in Fig. 53 von b bis cp immer längs der Contourlinie des Knochens verläuft und bei d am kürzesten und stärksten ist, zweigt sich gerade hier bei d ein zweiter Bandzug ab, den ich das Ligamentum Mallei externum nennen will,

1) Im Archiv für Ohrenheilkunde III. Bd. S. 255-266 hat Hr. Dr. Prussack eine hiervon abweichende Beschreibung der Trommelfelltaschen gegeben. Der Raum über dem kurzen Fortsatze des Hammers soll eine besondere obere von der hinteren durch eine Scheidewand getrennte Tasche sein; ich habe eine solche nie finden können. Der angebliche Eingang in diese Tasche vorn oben am Kopfe des Hammers führt in den Raum über dem Ligamentum Mallei externum, also nicht mehr zum Trommelfell.

welcher am Hammer von d längs einer stark hervorspringenden Knochenleiste entspringt, die bei e Fig. 53 ausläuft und andererseits sich an den scharfen Rand des Rivini'schen Ausschnittes ansetzt, indem er nach hinten hin der Ansatzlinie der hinteren Trommelfelltasche folgt (also in Fig. 50 längs der Contourlinie der Zeichnung von f nach e läuft). Es besteht dieses Ligament aus einer Anzahl getrennter atlasglänzender Sehnenfasern, die von der kurzen Crista des Hammers zwischen d und c nach der viel breiteren und gekrümmten Ansatzlinie am Schläfenbein ausstrahlen.

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In Fig. 54 ist dieser Bandzug von oben gesehen dargestellt; eg ist seine Ansatzlinie am Schläfenbein. Die Trommelhöhle war an diesem Präparate von oben geöffnet und die obere äussere Wand derselben so weit weggemeisselt, dass man einen freien Einblick zwischen diese Wand und die ihr zugekehrte Fläche der Gehörknöchelchen gewonnen hat. Es ist m der Kopf des Hammers, i der Körper des Ambosses, bi die Spitze seines kurzen Fortsatzes, Tu der Zugang zur Tuba. In der 21 Tiefe sieht man einen Theil des Steigbügels St und die Sehne seines Muskels Mst, ferner die Sehne des Trommelfellspanners und den Knochentrichter Tt, aus dem sie hervorkommt. Ch T ist die Chorda Tympani, die den freien Rand der die Taschen abgrenzenden Schleimhautfalten bezeichnet; f sind die oberen Sehnenzüge des Ligamentum Mallei anterius, die oberhalb der

Spina tympanica major Sp. t entspringen. Die stark hervortretende Crista am Halse des Hammers, von welcher divergirend die Bündel des Ligamentum externum ausgehen, ist deutlich sichtbar.

Von diesen Bündeln ist das stärkste und am meisten gespannte das hinterste, was sich bei g ansetzt. Die Richtung desselben geht verlängert auf die Spitze der Spina hin, und dieser Strang ist es hauptsächlich, der die Drehungsaxe des Hammers darstellt. Ich möchte deshalb diesen hintersten Strängen des Ligamentum externum den besonderen Namen Ligamentum Mallei posticum beilegen, weil sie in der That in mechanischer Beziehung eine besondere Bedeutung haben. Man fühlt die straffe Spannung dieser Fasern sehr deutlich an einem Präparat mit unverletzten Verbindungen der Gehörknöchelchen, wenn man sie mit einer Stecknadelspitze betastet, während der Rand der Schleimhautfalte, in welchem die Chorda liegt, immer schlaff ist, und auch die vorderen Züge des Ligamentum externum bei e Fig. 54 nicht sehr straff sind, wenn nicht der Tensor Tympani angespannt, oder das Trommelfell nach aussen getrieben ist. Drückt man mit der Nadel stärker gegen die Stränge des Ligamentum posticum, so neigt sich der Hammer merklich. Beim Einwärtstreiben und Auswärtstreiben des Trommelfelles sind es ferner gerade die Stränge des letzt22 genannten Bandes, die sich von allen Befestigungen des Hammers am wenigsten bewegen. Woher die geringe Verschiebung kommt, die sie dann machen, wird sich später ergeben.

Denkt man sich die Richtung des Ligamentum posticum durch den Hammer hindurch verlängert, so trifft die Verlängerung auf die mittleren stärksten Züge des Ligamentum anterius, die von der Spina tympanica major ausgehen. Diese beiden Faserzüge zusammen, die, zwar durch den Körper des Hammers von einander getrennt, doch in mechanischer Beziehung ein Band ausmachen, können wir das Axenband des Hammers nennen. Es genügt dieses Band um den Hammer in seiner natürlichen Stellung festzuhalten, selbst wenn der Amboss vorsichtig von ihm gelöst ist. Ist die Spannung der Sehne des Trommelfellspanners noch erhalten, so ist seine Stellung sogar noch eine recht feste. In Fig. 53 ist die unge

fähre Lage der Hammeraxe durch die gestrichelte Linie a a angegeben.

Die anderen im vorderen Theile des Ligamentum externum liegenden Faserzüge (Fig. 54 e) sind kürzere direct nach aussen gegen den Befestigungsrand des Trommelfelles im Grunde des Rivini'schen Ausschnittes gerichtete Stränge. Da sie oberhalb der Axe liegen, so wirken sie einer nach auswärts gegen den Gehörgang gerichteten Bewegung des Hammerstiels und des Trommelfelles entgegen. Sie sind also wesentlich Hemmungsbänder der Drehung des Hammerstiels nach aussen. Man erkennt dies an passenden Präparaten, wie dem der Fig. 54, deutlich. Sie erschlaffen, sowie man das Trommelfell nach innen, oder den Hammerkopf nach aussen drängt. Sie lassen nur eine geringe Drehung des Hammerstiels nach aussen zu, selbst wenn man vorher die Sehne des Trommelfellspanners, das Steigbügelgelenk und das Ligamentum superius Mallei gelöst hat. Die Einziehung des Trommelfelles wird vermehrt, sowie man die genannten Faserzüge mit einer stumpfen Nadelspitze von oben her drückt und dadurch spannt. Endlich ist auch noch zu bemerken, dass bei kräftigem Zuge des Trommelfellspanners, wobei der Stiel des Hammers durch das gespannte Trommelfell vor weiterer Einwärtstreibung bewahrt wird, die genannten Faserzüge des Ligamentum externum verhindern, dass das Axenband des Hammers über einen gewissen Grad hinaus nach aussen gezerrt werden könne; letzteres kann nämlich nur so weit geschehen, bis jene Stränge gespannt sind, und man sieht sie deutlich sich spannen, wenn man den Versuch anstellt. Dann fällt der Zug des Trommelfellspanners auf sie 23 und kann nicht mehr das Axenband angreifen.

Ebenso wie das Ligamentum externum das Axenband des Hammers 'gegen zu starke Zerrung nach innen schützt, so schützen die oberen und unteren Faserzüge des Ligamentum anterius das Axenband gegen zu starke Zerrungen nach oben oder nach unten. Wenn sich nämlich der Hammer mit seinem Kopf nach hinten, mit seinem Stiel nach vorn um seine Befestigung an der Spitze der Spina drehen wollte, so würden die oberen, bei der entgegengesetzten Drehung des Hammers die unteren Fasern des Ligamentum anterius gespannt werden.

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