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deshalb wenig gekrümmt. In der Gegend des Grün geb Töne, die wenig von einander verschieden sind, z. B. Grünge und Grünblau, schon ziemlich weissliche Mischungen, dem er spricht die stärkere Krümmung der Curve. Dass aus Ro 28 und Indigo nur weissliches Violett, aus Violett und Oran nur weissliches Roth gewonnen wird, wie ich in meine früheren Aufsatze erwähnte, ergiebt die Zeichnung ebenfal Dass gleiche Theile Grün und Roth Orange, gleiche The Grün und Violett Indigblau geben, geht ebenfalls dara hervor. Natürlich sind die meisten Verhältnisse dieser Zeic nung nur nach Gutdünken gewählt, und kann dieselbe keiner Anspruch auf Genauigkeit machen.

Zusatz (1862). In meinem Handbuche der Physiolo schen Optik §. 20 ist dieses Thema weiter entwickelt, die Hyp these der drei subjectiven Grundfarben von Th. Young e geführt, und das geometrische Farbenfeld zu einem Dreie ergänzt, dessen Ecken Roth, Violett und ein gesättigteres Gr enthalten, als im Spectrum vorkommt. Durch Nachbilder v Purpur, die man auf das Grün des Spectrum wirft, kann m in der That nachweisen, dass die Empfindung eines solchen g sättigteren Grün möglich ist.

LII.

Ueber die Empfindlichkeit der menschlichen Netzhaut für die brechbarsten Strahlen des Sonnen

lichtes.

Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie Bd. 94,
S. 205-211.

Ich habe jetzt von Hrn. Oertling in Berlin zwei Prismen 205 von Bergkrystall, jedes 11, Zoll hoch, mit einem brechenden Winkel von 50°, dessen Seitenflächen 0.85 Zoll breit sind, empfangen. Die krystallographische Axe ist senkrecht gegen die brechende Kante und bildet gleiche Winkel mit den Schenkeln des Flächenwinkels von 50 Grad, sodass, wenn man diesen Winkel als brechenden benutzt und das Minimum der Ablenkung der Strahlen hervorbringt, die Strahlen parallel der Krystallaxe durch das Prisma gehen und einfach gebrochen werden. Die dem Winkel von 500 gegenüberliegende Fläche 206 ist auch polirt und bildet mit den beiden anderen Seitenflächen des Prisma gleiche Winkel von 65°. Diese beiden letzteren können auch als brechende Winkel des Prisma benutzt werden, brechen aber doppelt. Sie erzeugen zwei Spectren, die sich zum Theil decken. Ausserdem gehört zu dem Apparate eine Convexlinse aus Quarz von 11, Zoll Durchmesser und 17 Zoll Brennweite, in welcher die Krystallaxe der optischen Axe parallel ist.

Mit diesen Instrumenten konnte ich das Spectrum des Sonnenlichtes auf fluorescirenden Substanzen, wie Chininpapier, Uranglas und Bernstein, in der von Stokes beschriebenen grösseren Ausdehnung herstellen, sodass das überviolette Spec

trum jetzt mehr als doppelt so lang war, als ich es sonst durch Glasprismen bekommen hatte. Das elektrische Licht, welches überviolette Strahlen von noch viel höherer Brechbarkeit als das Sonnenlicht enthält, habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt anzuwenden. Kalk und Magnesia im Sauerstoffgebläse gaben mit dem Quarzapparate ein überviolettes Spectrum, welches etwa nur so lang war, wie das des Sonnenlichtes mit Glasprismen entworfen.

Ich gehe jetzt zur Wirkung der übervioletten Strahlen auf das Auge über. Mit Bedauern bemerke ich, dass ich in meinem Aufsatze,,Ueber die Zusammensetzung von Spectralfarben“ eine Anmerkung von Stokes übersehen habe, worin er erwähnt, die übervioletten Strahlen bis zur Linie p, also weiter, als es mir bisher durch die Glasapparate gelungen war, gesehen zu haben, und worin er über ihre Farbe angiebt, dass ihnen die Leuchtkraft (luminousness) der blauen, und das Röthliche (ruddiness) der violetten abgehe, übereinstimmend mit dem was ich gefunden.

Ganz ebenso verhält es sich nun mit den Strahlen, welche nicht durch Glas, wohl aber durch Quarz gehen. Auch diese sind dem Auge sichtbar, und erscheinen in derselben Farbe, 207 wenn sie lichtschwach sind, tief indigblau, wenn lichtstärker, weisslich blau. Mein Verfahren war zuerst dem schon früher beschriebenen ganz ähnlich. Der Spiegel des Heliostaten warf das Licht durch eine grössere Oeffnung des Fensterladens in das Zimmer. Es fiel zunächst auf eins der Quarzprismen, sodass es von diesem einfach gebrochen wurde, dann auf die Quarzlinse. In deren Brennpunkte stand ein Schirm, auf dem das in ein unreines Spectrum verwandelte Bild der Sonnenscheibe entworfen wurde. Der Schirm hatte einen Spalt, den man an eine beliebige Stelle des Spectrum bringen konnte. Das durch diesen Spalt dringende Licht betrachtete ich durch das zweite Quarzprisma. Stand der Spalt in dem übervioletten Theile jenes Spectrum, so sah ich ein schwaches gewöhnliches Spectrum von dem im Prisma und der Linse zerstreuten weissen Lichte herrührend, und jenseits des violetten

1) Phil. Transactions 1852, p. 558, Note B. (Ann. Ergänzbd. IV. 339).

oder m angehörte, War aber das Licht

Endes einen ovalen blauen Fleck, den das regelmässig gebrochene überviolette Licht bildete. Auch konnte ich in diesem, wenn er der Gegend der Linien einiges von den Liniengruppen erkennen. mehr von dem Ende des Spectrum entnommen, so war das nicht mehr möglich, weil sich mein Auge für Licht von so hoher Brechbarkeit nicht mehr adaptiren konnte. Für rothes Licht ist die längste Sehweite meines Auges etwa 8 Fuss, für violettes 11, Fuss, was mit Fraunhofer's Versuchen über die Dispersion des Auges nahe übereinstimmt; für das äusserste überviolette Licht schien sie mir weniger als 5 Zoll zu sein. In so grosser Nähe vom Spalt liess sich kein gutes Spectrum mehr bilden.

Um also die Empfindlichkeit des Auges für die einzelnen Theile des übervioletten Spectrum genauer zu untersuchen, musste ich etwas anders verfahren. Ich verengerte die Oeffnung im Fensterladen und ersetzte sie durch einen Spalt, der schmal genug war, um auf dem Schirme, wo das Spectrum projicirt war, die Liniensysteme des übervioletten Spectrum. mit Hülfe von Chininpapier gut erkennen zu lassen; den Spalt in diesem Schirme machte ich dagegen etwas breiter, sodass 208 nun das erste objective Spectrum rein, das subjective unrein wurde. So behielt das durch den Spalt gehende überviolette Licht immer noch Helligkeit genug, um vom Auge empfunden zu werden. Es bildete nun keine begrenzte Figur mehr, sondern die bekannte Strahlenfigur, welche die Zerstreuungskreise von weit entfernten Lichtpunkten annehmen. Indem ich auf die vordere Fläche des Schirmes Chininpapier brachte, konnte ich die Gegend des Spectrum, welcher das durch den Schirm fallende Licht angehört, sehr gut ermitteln. Das Auge schien dabei für die äussersten übervioletten Strahlen des Sonnenlichtes keinen geringeren Grad von Empfindlichkeit zu haben als für die der Gegend von m. So weit Chininpapier das Vorhandensein von Strahlen anzeigte, konnte sie auch das Auge empfinden. Eine Aenderung der Farbe konnte ich in der ganzen Ausdehnung von 7 an bis zum Ende nicht bemerken, ausser dass die lichtschwächeren Stellen ein dem Violett ähnlicheres Indigblau zeigten. Alle indigblauen Strahlen werden

Bei

aber bei geringerer Helligkeit dem Violett ähnlicher. gleicher Lichtstärke schien aber die Farbe der übervioletten Strahlen doch weisslicher zu sein als die der gewöhnlichen indigblauen.

Ich warf mir die Frage auf: Sieht die Netzhaut die übervioletten Strahlen unmittelbar, wie sie die anderen Farben des Spectrum sieht? oder fluorescirt sie unter ihrem Einflusse, und ist die blaue Farbe der übervioletten Strahlen Licht von geringerer Brechbarkeit, welches sich in der Netzhaut erst unter dem Einflusse der violetten Strahlen entwickelt?

Zur Entscheidung dieser Frage untersuchte ich, ob die Netzhaut aus dem Auge eines vor 18 Stunden gestorbenen Mannes Fluorescenz zeigte. Die ersten nach den von Stokes angegebenen Methoden vorgenommenen Versuche zeigten, dass, wenn auch Fluorescenz da sein sollte, diese äusserst schwach sei. Das zerstreute weisse Licht, welches von dem Prisma und der Linse ausging, machte die wahrgenommenen Spuren 209 von Fluorescenz der Netzhaut zweifelhaft. Ich griff also wieder zu der oft gebrauchten Methode, das Licht durch Abblenden der helleren Theile des Spectrum zu reinigen, ordnete die Theile des Apparates aber so, dass ich das überviolette Licht möglichst reichlich und auf einen kleinen Raum concentrirt erhielt. Ich kann diese Methode für die Untersuchung sehr schwacher Grade von Fluorescenz empfehlen. Sonnenlicht fiel vom Spiegel des Heliostaten durch eine weite Oeffnung auf die Quarzlinse, hinter der im Abstande der halben Brennweite ein Quarzprisma stand. Das Sonnenbild, welches jetzt in der Mitte noch weiss, an einem Rande blau, am andern gelb und roth war, wurde wieder auf einem Schirme mit breitem Spalt entworfen, sodass der sichtbare violette Rand des Sonnenbildes den Spalt gerade berührte und nur überviolettes Licht durch diesen fiel. Das durchgegangene Licht fiel in der Entfernung von etwa 4 Fuss auf das zweite Quarzprisma, hinter dem eine Glaslinse von 6 Zoll Brennweite stand. Diese entwarf auf Chininpapier ein sehr schwaches gewöhnliches Spectrum und jenseits des violetten Endes ein blendend helles blaues Oval, von dem übervioletten Lichte herrührend. Diffuses Licht fehlte in der Nachbarschaft des

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