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selbst von dem elektrischen Strom getroffen wird. Dabei ist an eine unmittelbare Einwirkung der Kälte auf den Muskel nicht zu denken, weil die Wirkung aufhört, wenn man das Eis an seinem Platze lässt, den Nerven aber vom Muskel trennt.

Ich führe zunächst als Beleg hier eine Versuchsreihe an, bei welcher die elektrischen Schläge durch den Muskel selbst gingen.

Reihe XVIII.

A. Ablenkung vorher 113,67. Der Nerv liegt noch nicht auf dem Eise.

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B. Der Nerv wird auf Eis gelegt. Das Eis ist in einem kleinen Glühtiegelchen von Porzellan enthalten, welches mit Wasser gefüllt im Freien gestanden hatte, bis das Wasser gefroren war. Zwischen Nerv und Eis legte ich ein Streifchen Froschhaut, um die Reizbarkeit des Nerven nicht durch das sich bildende Wasser zu beeinträchtigen.

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Ich lasse hier die Versuchsreihen folgen, welche ich über die Fortpflanzung der Reizung in erkalteten Nerven angestellt habe.

Reihe XIX.

Der Nerv lag von Anfang an auf Eis, von diesem durch ein mit Kautschuk gefirnisstes Stanniolblättchen getrennt, und wurde deshalb stärker erkältet als in der vorhergehenden Reihe; das Eis war zu Ende des Versuches noch nicht ganz geschmolzen. Ablenkung 123,13. Ueberlastung 50 gr. Da die Ausschläge fortdauernd steigen, sind die der Fortpflanzungszeit entsprechenden Unterschiede aus dem Mittelwerthe von denjenigen Ziffern berechnet worden, welche hintereinander bei Reizung der einen Nervenstelle gefunden wurden, und aus dem Mittel von 2 nächst vorhergehenden und 2 nächstfolgenden, auf die andere Stelle bezüglichen.

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Es steigt also die Zeit, welche für die Leitung des Reizes im Nerven nöthig ist, in diesem Beispiel auf das Zehnfache, die Versuchsreihe musste abgebrochen werden, weil die Ausschläge zu gross wurden, um noch auf der Scala beobachtet zu werden. Zugleich ergiebt sich, dass die Intensität der Reizung nicht verringert wird, wenn dieselbe sich 362 durch die erkaltete Stelle fortpflanzt, denn die Erhebungshöhen bleiben unverändert, welche Stelle des Nerven auch erregt werden mag.

Ich konnte keine so ausgedehnte Versuchsreihe in diesem Winter mehr gewinnen, weil die Temperatur der Luft höher wurde, und die kleinen Eismassen, welche ich wegen der Dimensionen meines Apparates allein anwenden konnte, schnell hinwegschmolzen. Ich will aus einer der anderen Reihen nur noch die folgenden Versuche anführen, aus welchen hervorzugehen scheint, dass die Verzögerung wegen der Nervenleitung bei hohen und niedrigen Ueberlastungen gleich ist.

Reihe XX.

Der Nerv lag auf Eis, von ihm getrennt durch Frosch

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Aus den Versuchen 4 bis 6 findet sich für 100 gr 363 Ueberlastung die Differenz wegen der Fortleitung = 11,58 als Mittel, aus den Versuchen 1, 2, 3, 7, 8, 9 dieselbe für 20 gr Ueberlastung 11,09. Auf dieselbe Weise findet sich aus 7, 8, 9 für 20 gr dieser Werth selbe aus 4, 5, 6, 10, 11, 12 für 100 gr = Werthe entsprechen sich hinreichend gut.

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18,57 und der

17,18. Diese

Ich stelle schliesslich die Resultate der vorliegenden Untersuchungen noch einmal zusammen:

1) Wenn ein animalischer Muskel oder sein Nerv durch einen momentanen elektrischen Schlag gereizt wird, vergeht erst eine kurze Zeit, während welcher die elastische Span

nung desselben sich nicht merklich ändert, dann steigt sie allmählig zu einem Maximum, um ebenso allmählig wieder zu sinken. Die Zusammenziehung des animalischen Muskels unterscheidet sich also von der, welche in organischen, nicht rhythmisch wirkenden Muskeln nach verhältnissmässig kurzer Reizung eintritt, nur dadurch, dass ihre einzelnen Stadien viel schneller vorübergehen.

2) Wenn zwei verschiedene Stellen eines motorischen Nerven von einem momentanen Reiz getroffen werden, und die Grösse der Reizung für beide gleich ist, so ist es auch der zeitliche Verlauf der darauf erfolgenden Muskelzuckung, nur treten sämmtliche Stadien derselben um ein Gleiches später ein, wenn der Reiz die entferntere Stelle des Nerven getroffen hat. Wir schliessen daraus, dass die Fortpflanzung der Reizung durch den Nerven bis zum Muskel hin, einer messbaren Zeit bedürfe.

3) Wenn eine Stelle des Nerven stark abgekühlt wird, ist die Dauer sämmtlicher Stadien der Muskelzuckung eine viel grössere, selbst dann, wenn die Reizung gar nicht durch die erkältete Stelle hindurch zu dringen braucht. Die Fort364 pflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in der erkalteten Stelle ist beträchtlich vermindert.

Die Art der Fortpflanzung der Reizung ist noch folgendermaassen näher zu bestimmen. Wir wissen nicht, ob die Veränderungen im Zustande des motorischen Nerven, welche sich durch Einwirkung eines Reizes einstellen es augenblicklich thun, und auch ebenso schnell wieder verschwinden wie der erregende Vorgang, oder ob sie sich, wie wir es von denen des Muskels wissen, erst allmählig einstellen, und später als der Reiz verschwinden. Das Letztere dürfte vielleicht wahrscheinlicher sein, nach Analogie des Verweilens der Eindrücke in den Sinnesnerven. Wenn dies der Fall ist, so folgt aus unserem Nachweis über den bis auf die Verzögerung wegen der Fortpflanzung unveränderten Verlauf der Muskelzuckung bei Reizung der entfernteren Nervenstelle, dass auch der zeitliche Verlauf der Reizungserscheinungen in jeder einzelnen Nervenstelle, gleichviel ob nah oder fern von der gereizten Stelle, derselbe sein muss, dass also die Er

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