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förmige oder streifige Oberfläche der Gletscherkörner (vgl. unten § 181 u. 185) finden hierdurch ihre Erklärung.

In dem Eisblock aus Brunnenwasser lagen unzählige horizontale weißliche Röhrchen normal zu den Seitenflächen des Eisblocks.

Ich ließ ferner destilliertes Wasser in einem hohen Blechtrog unter denselben Bedingungen, wie Brunnenwasser, gefrieren. In 12 Stunden hatte sich ein Eisblock von 97 cm Höhe, 16 cm Breite und 8 cm Dicke gebildet. Das Eis war viel klarer als das Eis aus Brunnenwasser und zeigte am oberen Ende eine Vertiefung. Die Kuppe des Eisblocks ist immer trüber durch ausgeschiedene Luftblasen, als der untere Teil. Unter der Kuppe des Eisblocks lagen zehn horizontale klare Eisschichten, die durch 2 mm dicke trübe Schichten mit Luftblasen voneinander getrennt waren. Die klaren Schichten wurden nach oben dünner, hatten unten 8 mm, oben 2 mm Dicke. Beim Abschmelzen des Eisblocks in der Stube entstanden an der Oberfläche der trüben Schichten horizontale Furchen, die im Sonnenlicht noch tiefer wurden.

Da das Eis sich allmählich bildet, so reichern sich die im destillierten Wasser noch enthaltenen Salze im oberen Teile des Troges allmählich an, die trüben luft- und salzhaltigen Schichten folgen um so schneller aufeinander, je weiter sie im Eisblock nach oben liegen.

Eis aus Brunnenwasser enthält mehr Salze als destilliertes Wasser und bildet daher auch beim Gefrieren mehr horizontale trübe Schichten mit kleinerem Abstand voneinander.

In dem Eisblock aus destilliertem Wasser lagen viele weißliche Röhrchen von 0,1-0,2 mm Durchmesser und 5 bis 20 mm Länge mit runden Enden. Die aneinander gereihten Röhrchen bildeten gerade Linien normal zur Oberfläche des Eisblocks, in einigen Millimetern Abstand voneinander. An den gekrümmten Stellen der Oberfläche lagen diese Röhrchen ebenfalls normal zur Oberfläche, auch an der Vertiefung der oberen Kuppe, und bildeten hier Kurven. Die Röhrchen lagen besonders zahlreich auf den Diagonalflächen AE, BF, CF, DE und in der Mittelfläche EF zwischen den beiden breiten Seitenflächen des Eisblocks (Fig. 215, d).

Bei der allmählich von außen nach innen fortschreitenden

Abkühlung scheidet sich periodisch ölartige Salzlösung in dünnen Schichten aus, die sich normal an die feste Oberfläche ansetzen, und hohle Blasen, aneinander hängende Schaumkammern oder wenn die ölartige Flüssigkeit bei niedriger Temperatur sehr klebrig ist Falten oder hohle Schläuche bilden, wie ich dies früher (§ 25) geschildert habe.1)

Die weißlichen Röhrchen enthalten reines Eis und Luft. Bei langsamem Abschmelzen des Eisblocks verschwindet dieses weißliche Eis zuletzt und die vielen kleinen Luftblasen vereinigen sich zu einzelnen größeren Luftblasen. Die Röhrchen bestehen aus einer unsichtbaren Haut von ölartiger Salzlösung, die mit reinem oder sehr salzarmem lufthaltigen Wasser gefüllt war. Dies reine Wasser ist bei der Abkühlung zuerst gefroren und die ausgeschiedenen Luftbläschen sind von der Ölhaut, die sich normal zur festen Oberfläche angesetzt hatte, zurückgehalten worden. Das gefrorene reine Wasser schmilzt bei langsamer Erwärmung und Auftauen später als die salzhaltige Ölhaut.

Die halbgeschmolzenen Röhrchen zeigen häufig im Mikroskop einen runden Kopf und Anschwellungen mit einem klaren

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Kern, der von einer weißlichen Haut mit Querwänden umhüllt ist (Fig. 211, a, b, c, f). Der Kern enthält oft kugelförmige mit weißlichem Eis gefüllte Einschlüsse in klarer Grundmasse (Fig. 211, a), oder er besteht aus mehreren aneinandergereihten klaren Kugeln in weißlicher Grundmasse (Fig. 211, e). Die klaren Teile enthalten dann Eis mit sehr geringem Salzgehalt

1) G. Quincke, Wied. Ann. 35. p. 568. 1888; Ann. d. Phys. 7. p. 652. 1903.

und niedrigerem Schmelzpunkt als die weißlichen Teile, die aus reinem Eis und Luft bestehen. Häufig sind auch weißliche Kerne von einer Hülle klaren Eises oder klarer Flüssigkeit umgeben (Fig. 211, d), oder eine mit weißlichem Eise gefüllte Röhre erscheint in einzelne Röhrchen verschiedener Größe zerfallen (Fig. 211, g). In seltenen Fällen erscheinen die Röhrchen gekrümmt, oder zu einer Schraube gewunden, oder das weißliche Eis bildet die 0,05 mm dicke Wand einer klaren kugelförmigen Blase von 5 mm Durchmesser.

Zuweilen zerfällt das Eis der Röhrchen bei langsamem Auftauen in Schrauben oder schraubenförmige Bänder von weißlichem Eis (Fig. 211, k), wie ich sie bei dem Zerfließen von Serumalbuminkristallen in Wasser beobachtet habe (§ 163, Fig. 209, c, d, Ann. d. Phys. 15. p. 17. 1904), oder in kurze weißliche Hohlzylinder (Fig. 211, h). Am unteren Ende der vertikalen oder schrägstehenden Röhrchen entstehen mit weißlichem Eis gefüllte Kugeln, die von einer Hülle klarer Flüssig. keit umgeben sind, während Luftblasen sich im oberen Teil der Röhrchen ansammeln (Fig. 211, 2). Diese klare Flüssigkeit am unteren Ende der Röhrchen halte ich für verdünnte Salzlösung mit niedrigerem Schmelzpunkt als das reinere Eis der Umgebung.

Undurchsichtige milchige Stellen enthalten Fäden mit Luftblasen, die häufig vertikal stehen. Am Rande der Flüssigkeitstropfen im Innern des Eises sieht man zuweilen kleine Blasen mehrere Minuten lang in wirbelnder Bewegung, welche eine periodische Ausbreitung der entstehenden Flüssigkeit beweist.

Mit dem Mikroskop erkennt man oft eine Reihe Flüssigkeitskugeln nebeneinander mit abnehmender Größe von 0,5-0,1 mm

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Durchmesser, in deren oberem Teile eine Luftblase liegt, die mit der Größe der Flüssigkeitskugel wächst (Fig. 212). Die Blasen haben sich aus Eiskugeln gebildet, die beim Schmelzen kleineres Volumen angenommen haben. Die Kugeln aus ölartiger Flüssigkeit sind beim Abkühlen später erstarrt, und beim Auf

tauen früher geschmolzen, als die umgebende Flüssigkeit. Sie sind verdünnte Salzlösung in einer Grundmasse von reinem Eis. Die Blasen könnten auch verdünnte Luft enthalten oder luftleer sein.

Dies reine Eis enthält aber auch noch Salz. Beim Schmelzen in der Sonne lösten sich an der oberen Fläche des klaren Eises bei schwachem Druck viele klare sechsseitige Säulen von 12 mm Länge und 3 mm Durchmesser ab, deren Säulenachse normal zur Oberfläche des Eisblocks lag. Bei weiterem Schmelzen zeigte die Oberfläche des Eisblocks ein Netzwerk von 0,3 mm breiten Furchen, welche konvexe Flächenstücke von 2-3 mm Durchmesser begrenzten und sich unter Winkeln von 120°, seltener von 150°, 90° oder anderen Winkeln trafen. Auf dem Hofe in vollem Sonnenlicht traten diese sechsseitigen Säulen und das Netzwerk von Furchen viel deutlicher hervor, als im Zimmer. Die Säulen waren durch eine sichtbare Schicht Salzlösung voneinander getrennt, die als flüssige Schaumwände Schaumkammern mit reinem Wasser umschlossen hatten, beim Abkühlen später erstarrt und im Sonnenlicht früher geschmolzen waren, als das reine Wasser im Innern der Schaumkammern. Bei längerer Einwirkung des flüssigen Salzwassers der Schaumwände löst sich ein Teil des benachbarten reinen Eises darin auf. Die Dicke der Schaumwände nimmt zu und sie werden dadurch sichtbar.

Bei noch längerer Einwirkung des Sonnenlichtes werden mehr Schaumwände im Innern des klaren Eises sichtbar, die vertikale lange Schaumkammern von 5 x 15 mm begrenzen. Viele kugelförmige Hohlräume erscheinen mit scharfer Grenze und einem kugelförmigen Hohlraum im Innern. Oft liegen solche kugelförmige Gebilde von 0,5 oder 1 mm Durchmesser mit oder ohne Hohlblase in den Schnittpunkten der Schaumkanten, hatten sich also vor dem Erstarren als ölartige Salzlösung oder als eine von einer dünnen Haut ölartiger Salzlösung umschlossene Flüssigkeitskugel in unsichtbaren Schaumwänden und Schaumkanten aus ölartiger Salzlösung festgesetzt.

Bei passender Beleuchtung durch einen halb weißen, halb schwarzen Hintergrund mit scharfer Grenze erkennt man in der Kuppe des Eisblocks die von sehr dünnen kugelförmigen Schaumwänden begrenzten 3-5 mm breiten Schaumkammern,

deren Wände normal zur Eisoberfläche stehen. Bei besonders günstiger Beleuchtung erscheinen im durchgehenden Licht das Innere der Schaumkammern dunkelblau, die Schaumwände als lichte Linien.

Nach meinen Versuchen über das Gefrieren schwacher Salzlösungen (§ 175–176) genügen 1-10 Milliontel Proz. Salz, diese Gebilde hervorzurufen.

Die Formen der Röhrchen aus weißlichem und klarem Eise (Fig. 211) entsprechen genau den Astformen der Metallsalzvegetationen aus erstarrten ölartigen Niederschlägen, welche ich früher beschrieben habe (§ 25, Fig. 8; § 28, Fig. 21, a; 22, a, b; § 29, Fig. 29, 36; Ann. d. Phys. 7. p. 649-671. 1902).

Im Innern des klaren Eisblocks aus destilliertem Wasser, der ohne Sonnenlicht langsam auftaut, erkennt man mit dem Mikroskop leicht Schaumkammern von 1,6-2,5 mm Breite, deren Schaumwände Winkel von 120o miteinander einschließen und normal zur Oberfläche des Eisblocks stehen. Zuweilen habe ich aber auch den Neigungswinkel zweier Schaumwände sich ändern sehen. Er ging in 10 Minuten von 160° in 120° über (Fig. 213, a, b). Es ist dies ein Be

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weis, daß sowohl die Schaumwände als der doppeltbrechende Inhalt der Schaumkammern bei 0° aus sehr klebriger Flüssigkeit bestehen und daß die Oberflächenspannung der beiden Schaumwände langsam kleiner wurde, indem durch Wasseraufnahme die ölartige Salzlösung der Schaumwände verdünntere Salzlösung wurde.

In seltenen Fällen bildeten die Schaumwände Winkel von 90° und begrenzten Schaumkammern von 0,8-1 mm Breite im obersten Teile des Eises. Sie hatten sich also an ältere schon erstarrte Schaumwände angesetzt und waren dann ebenfalls erstarrt (Fig. 213, c).

Läßt man den Eisblock aus destilliertem Wasser langsam auftauen ohne Sonnenlicht, so bilden sich durch Zusammen

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