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mit Sicherheit spektroskopisch nachzuweisen. Das Gemisch war in dem porös geschlossenen Rohr A (Fig. 8) enthalten. Zum Gebrauch bei der Diffusion wurden die beiden Diffusionsgefäße B und D verfertigt. Jedes derselben hat unten einen

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Fig. 9.

Fig. 10.

kleinen Gasraum unterhalb einer Terrakottaplatte t, welche oben im engeren Teil des Gefäßes festgekittet ist; oberhalb der Platte ist Quecksilber. Terrakotta wurde wegen der Feinheit seiner Poren gewählt. Weiter wurde das mit einem Terrakottastöpsel verschlossene Rohr Chergestellt. Nachdem die Gasräume von B, C und D evakuiert worden sind, fängt die Filtrierung damit an, daß man den Gasbehälter A in B anbringt; es wird dann eine Reihe kurzdauernder Berührungen zwischen dem Stöpsel von A und der Patte t1 vorgenommen. Nachdem A entfernt und C in B angebracht worden ist, wird die zweite Filtrierung durch kurzdauernde Berührungen zwischen dem Stöpsel C und der Platte 4 ausgeführt. C wird nun mit seinem Filtrat in D überführt; hier wird die dritte Filtrierung vorgenommen. Schließlich wird eine vierte Filtrierung bei dem Einnehmen des Gases von D in das Spektralrohr mittels porösen Kontaktes ausgeführt.

Zum Schluß werde ich noch zwei Verwendungen, welche ich von den porösen. Stöpseln gemacht habe, erwähnen. Fig. 9 zeigt, wie ein Barometer hergestellt werden kann. Der eine Ast eines gebogenen Rohres ist unterhalb einer Erweiterung durch einen Chamottestöpsel geschlossen; der andere Ast ist mit einem Quecksilberreservoir in Verbindung; gießt man Quecksilber in die Erweiterung, kann man das Rohr mittels der Quecksilberpumpe evakuieren, eventuell in Verbindung mit einer Erwärmung des

größten Teiles des Rohres. Nach dem Evakuieren läßt man das Quecksilber des Reservoirs ins Rohr hinüberfließen. Durch angebundenes Leder wird das die Erweiterung ganz ausfüllende Quecksilber gegen Abfließen gesichert. Das Barometer hat den Vorteil, daß man es zu jeder Zeit leicht aufs neue durch den Stöpsel evakuieren kann.

Fig. 10 zeigt eine Anordnung zum genauen Abmessen einer gegebenen Menge von Quecksilber. Ein Glasrohr wird am einen Ende zu einer feinen Spitze ausgezogen; das andere Ende wird mittels eines Stöpsels von Gips geschlossen. Steckt man die Spitze in Quecksilber, während ein über das andere Ende geschobener Schlauch mit der Wasserluftpumpe verbunden wird, so steigt das Quecksilber ins Rohr hinauf, bis es vom Gips zurückgehalten wird. Das Rohr wird aus dem Gefäß emporgehoben, während das Vakuum in den Poren des Gipses noch vorhanden ist; nachher kann man oben Luft hineinsenden, ohne daß Quecksilber austritt. Durch einen angemessenen Überdruck wird die ganze Menge ausgetrieben. Kopenhagen, September 1905.

(Eingegangen 28. September 1905.)

11. Über den Vorgang der Abscheidung eines Kolloides im elektrischen Strome;

von August Schmauss.

Es ist bekanntlich eine wesentliche Eigenschaft der kolloidalen Lösungen, daß beim Hindurchleiten eines elektrischen Stromes die gelösten Teilchen sich an einer der beiden Elektroden abscheiden.

Von J. Billitzer1) ist gezeigt worden, daß sich die Kolloidteilchen in gewissem Sinne wie Jonen verhalten, und daß ihre Überführung im elektrischen Strome einer Art Elektrolyse entspricht.

Studieren wir den Vorgang, um den Einfluß von Konvektionsströmungen möglichst zu vermeiden, in einer dünnen Schicht der kolloidalen Lösung, die etwa auf eine Glasplatte ausgegossen sei, dann wird sich uns einige Zeit, nachdem der Strom geschlossen wurde, folgendes Bild bieten (Fig. 1):

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Die Breite der Zone III ist bedingt durch die Wanderungsgeschwindigkeit des Kolloids, die nicht groß sein kann verglichen mit Ionengeschwindigkeiten

da einerseits die zu bewegenden Teilchen groß sind, wie wir aus der ultramikroskopischen Untersuchung wissen 2), andererseits ihre Ladung

1) J. Billitzer, Ann. d. Phys. 11. p. 914. 1903.

2) H. Siedentopf u. R. Zsigmondy, Ann. d. Phys. 10. p. 1. 1903; A. Cotton u. H. Mouton, Compt. rend. 138. p. 1584 u. 1692. 1904.

klein ist, was aus den Fällungsversuchen von Billitzer1) hervorgeht.

Das in Fig. 1 dargestellte Bild erhalten wir bei der Elektrolyse von Kolloiden, die in einer schlechter als reines Wasser leitenden Flüssigkeit gelöst sind.

Ist das Lösungsmittel Wasser, dann kompliziert sich die Erscheinung.

Die folgenden Versuche wurden mit kolloidalen Gold- und Silberlösungen angestellt, die nach dem Bredigschen Verfahren) hergestellt waren.

Zwei Platindrähte tauchten in die auf eine Glasplatte ausgegossene Lösung. War dann der Strom einige Minuten hindurchgegangen, dann war der Anblick der in Fig. 2 schematisch dargestellte.

In Zone I erfolgte zunächst Abscheidung des Kolloids an der Anode. Nachdem einiges Kolloid dort ausgefällt war, sah man die Grenze einer Zone II mit gleichmäßiger Geschwindigkeit gegen die Kathode zu

streben. In dieser Zone erfolgte die Abscheidung des Kolloids in Ringen, welche konzentrisch zur Anode lagen. In Zone III war die ursprüngliche kolloidale Lösung unverändert. Von der Kathode her rückte mit gleichmäßiger Geschwindigkeit eine Zone IV mit scharfer Grenze gegen Zone III vor. In dieser Zone war die Flüssigkeit dunkler gefärbt als in der ursprünglichen Lösung. In Zone V, die sich ebenfalls gleichmäßig gegen die Anode hin vergrößerte, war kein Kolloid mehr enthalten.

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Fig. 2.

Es wurde der Strom geöffnet, um zu sehen, ob die Ausbildung dieser Höfe durch eine gewöhnliche Diffusion von an den Elektroden abgeschiedenen Zersetzungsprodukten bedingt sei. Da sich die Grenzen nicht weiter verschoben, mit erneutem Ein

1) J. Billitzer, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien, 113. p. 1163. 1904.

2) G. Bredig, Anorgan. Fermente, Leipzig 1901.

setzen des Stromes jedoch sofort die Wanderung fortsetzten, war gezeigt, daß die Ausbildung der Höfe eine direkte Wirkung des Stromes war. Ließ man den Strom länger geschlossen, so daß die Zonen II und IV bis zu gegenseitiger Berührung vordrangen, dann erfolgte hier die Abscheidung des ganzen in der Zone IV noch in Lösung befindlichen und auf die Grenze zwischen II und IV zustrebenden Kolloides.

Die Erscheinung hat viel Ähnlichkeit mit den von Lehmann1) an Suspensionen von Tusche beobachteten Vorgängen, wenn durch dieselben ein elektrischer Strom geleitet wurde, und soll mit Rücksicht auf die neueste Theorie der Kolloide von Billitzer), die die Bedeutung der Ladung des Kolloides für sein Verhalten betont, eingehender studiert werden.

Zunächst wurde die Geschwindigkeit der Ausbreitung der Höfe II und IV gemessen. Es ergab sich für die Gold- und Silberlösung die Geschwindigkeit pro Sekunde für den Hof II im Mittel zu 0,00026 cm, für den Hof IV zu 0,00040 cm für den Potentialabfall von 1 Volt pro 1 cm (gemessen mit 50 Volt Spannung und 10 cm Elektrodenabstand).

Diese Geschwindigkeit ist sehr groß und hat dieselbe Größenordnung wie die der meisten einwertigen Ionen. Es müssen starke elektrische Kräfte wirksam sein, da das elektrische Feld der angelegten Potentialdifferenz den großen, schwach geladenen Kolloidteilchen keine solche Geschwindigkeit erteilen könnte.

Einen näheren Einblick in den Vorgang verschaffte die Messung der Stromstärke. Es wurde an die 10 cm voneinander entfernten Platinstifte, welche als Elektroden dienten, eine Potentialdifferenz von 50 Volt angelegt und der Verlauf der Stromstärke gemessen. Es zeigte sich eine Zunahme der Stromstärke, die so lange anhielt, bis die Zonen II und IV zu gegenseitiger Berührung gelangten. Trat diese ein, dann nahm die Stromstärke schnell ab.

Dadurch war die Ausbildung der Höfe in ersichtlichen Zusammenhang mit der von Kohlrausch und Heydweiller3)

1) O. Lehmann, Zeitschr. f. phys. Chemie 14. p. 306. 1894.
2) J. Billitzer, l. c. 113. 1098.

3) F. Kohlrausch u. A. Heydweiller, Wied. Ann. 54. p. 392. 1895.

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