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studierten Erscheinung gebracht, daß in Salzlösungen und auch in reinem Wasser, das stets noch Spuren eines Salzes enthalten kann, beim Hindurchleiten eines Stromes der Widerstand abnimmt, um nach erreichtem Minimum wieder anzusteigen.

Die Erklärung für diese Erscheinung liegt in der Bildung von H- bez. OH-Verbindungen an den Elektroden, welche besser leiten als das vorhandene Salz. Es bildet sich an der Kathode die Base, an der Anode die Säure; infolgedessen findet sich um die Kathode ein Hof mit negativ geladenen Ionen, die unter dem Einfluß des auf sie wirkenden Feldes zur Anode wandern, von der Anode her werden dem Kation die positiven Ionen der Säure nachgesandt.

Der bekannte Vorlesungsversuch der Elektrolyse einer Lösung von Na,SO,, der Lackmustinktur beigemischt ist, gibt im Prinzip den Vorgang bei unserem Kolloid. Was dort chemische Wirkung der Zersetzungsprodukte auf die Farbstofflösung bedeutet, muß sich bei unserer Kolloidlösung darstellen als Wirkung der Ionen auf die geladenen Kolloidteilchen.

Es ist von Billitzer1) eingehend gezeigt worden, daß bei der Koagulierung von Kolloiden durch Elektrolyte stets das entgegengesetzt geladene Ion mitgefällt wird. Dabei dient ein Ion als Kondensationskern so vieler Kolloidpartikelchen, daß das Konglomerat ungeladen ist. Eine wässerige Lösung eines Kolloids ist um so haltbarer, je weniger Elektrolyt mitgelöst ist. Da auch in reinstem Wasser noch Ionen vorhanden sind 2), kann eine Kolloidlösung nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Das,,Altern" kolloidaler Lösungen besteht gerade in dem Zusammenschluß der kolloidalen Teilchen zu mehreren, das unter dem Einfluß der ,,sammelnden" Ionen erfolgt. Das „,Altern" ist also eine sehr langsame Koagulation (vgl. die Beobachtung von Schmauss) und neuerdings von Cotton und Mouton *) an Fer Bravais) infolge der geringen Konzentration der fällen

1) J. Billitzer, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien, 113. p. 1163. 1904.

2) F. Kohlrausch u. A. Heydweiller, 1. c. p. 394.
3) A. Schmauss, Ann. d. Phys. 12. p. 187. 1903.

4) A. Cotton u. H. Mouton, Compt. rend. 1905. p. 349.

den Ionen. Von Billitzer ist gezeigt worden, daß eine mittlere Konzentration des Kolloides die beste ist.

Auf Grund dieser Beobachtungen kann die beschriebene Hofbildung vollständig erklärt werden: An der Anode ist ein Überschuß an positiv geladenen Ionen vorhanden, welche unter dem Einflusse des elektrischen Feldes zur Kathode wandern. Auf diesem Wege begegnen sie den entgegengesetzt geladenen Kolloidteilchen, deren Koagulation sie herbeiführen. Desgleichen ist an der Kathode ein Überschuß an negativ geladenen Ionen vorhanden, welche zur Anode getrieben werden. Da diese Ionen mit den Kolloidteilchen gleichgeladen sind, werden sie dieselben nach der Anode hin abstoßen. Zur Wirkung des elektrischen Feldes auf die negativ geladenen Kolloide addiert sich die elektrostatische Wirkung der Ionen auf die gleichgeladenen Kolloide. Die Folge ist eine steigende Konzentration der Zone IV an Kolloidteilchen, die, wie die mikroskopische Untersuchung ergeben hat, noch vollständig in,,Lösung" sind, da ja die gleichgeladenen Ionen geradezu als,,Schutzkolloid" wirken. Kommt die Zone IV mit der Zone II zur Berührung, die einen Überschuß an positiven Ionen heranträgt, dann muß in Anbetracht der hohen Konzentration des Kolloides hier alles heranwandernde Kolloid ausfallen.

Es ist noch die in der Fig. 2 angedeutete Erscheinung zu besprechen, daß in Zone II die Abscheidung des Kolloides in zu der Anode konzentrischen Ringen, also periodisch, erfolgt. Die Erklärung liegt in der bereits erwähnten Tatsache, daß ein Ion mehrere Kolloidteilchen,,kondensieren" muß, bis seine Ladung neutralisiert ist. Das Ion wird sich mit seinem Überschuß an elektrischer Ladung so lange fortbewegen, bis es die entsprechende Anzahl Kolloidteilchen gesammelt hat. Es wird also eine kleine Zone der Lösung von Kolloid befreit, während unmittelbar daneben Koagulation erfolgt. Diese periodische Abscheidung ist besonders gut zu sehen, wenn die Lösung in einer Kapillare der Elektrolyse unterworfen wird. Dann ordnen sich die Abscheidungen senkrecht zur Rohrachse an und gewähren den Anblick von äußerst niedlichen Kundtschen Staubfiguren.

Die Figuren, die man unter verschiedenen Bedingungen

erhalten kann, erinnern an die zuerst von Liesegang1) studierten periodischen Abscheidungen aus übersättigten Lösungen bei Diffusionsvorgängen. Die Analogien zwischen beiden Erscheinungen sind weitgehende und bestätigen die Vermutung Bechholds), daß man kolloidale Lösungen als ,,metastabile" Lösungen auffassen kann, die in der chemischen Dynamik eine große Bedeutung haben.)

München, Physikalisches Institut der Universität.

1) R. Liesegang, Photogr. Archiv. 1896. p. 321.

2) H. Bechhold, Zeitschr. phys. Chem. 52. p. 185. 1905.
3) W. Ostwald, Lehrb. der allg. Chemie. 2. Aufl. II. 2. p. 778.
(Eingegangen 9. Oktober 1905.)

12. Das elektromagnetische Feld

in der Umgebung eines gedämpft schwingenden linearen Oszillators;

von F. Hack.

In einer früheren Mitteilung1) habe ich auf Grund einer theoretischen Arbeit von Hrn. Abraham 2) die Kraftlinien dargestellt, welche von einem ungedämpft schwingenden linearen Sender ausgehen. Meine Zeichnungen bezogen sich auf die Grundschwingung und die beiden ersten Oberschwingungen.

Ich möchte nun versuchen, wenigstens für die Grundschwingung den Einfluß der Dämpfung durch Zeichnungen darzustellen; die letzteren beruhen durchaus auf der genannten Arbeit des Hrn. Abraham, der auch die Bezeichnungen bis auf geringe Abweichungen entlehnt sind.

Die ganze Senderlänge ist = 2 gesetzt, der Querschnittsradius = b, woraus sich die Größe

=

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= 0,05 zu

berechnet. Als Wert von & soll dem folgenden ɛ = grunde gelegt werden, was einem Verhältnis:

Querschnittsradius

ganze Senderlänge

entsprechen würde, da log nat 150

~

1 150

5,01 ist. Das zugehörige Dekrement der Schwingungen ist 0,6; stärker gedämpfte Schwingungen dürften in praxi wohl kaum vorkommen.

~

Aus der Diskussion der von Hrn. Abraham eingeführten Funktion 4 (x, y) ergeben sich nun folgende Unterschiede zwischen gedämpften und nicht gedämpften Schwingungen:

1) F. Hack, Ann. d. Phys. 14. p. 539 ff. 1904.
2) M. Abraham, Wied. Ann. 66. p. 435 ff. 1898.

1. Während bei den ungedämpften Schwingungen die Wellenlänge der Grundschwingung λ = 4 ist, gilt für die gedämpften Schwingungen

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Dementsprechend sind die Perioden der ungedämpften und der gedämpften Schwingung bezüglich:

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bezeichneten Zeitpunkte,,Ruhepunkte" des Senders; d. h. es gehen vom Sender keine Kraftlinien aus.

Fig. 1.

Bei gedämpften Schwingungen gibt es keinen Zeitpunkt, für den das letztere streng richtig wäre; indessen finden Augenblicke statt, zu denen vom Sender äußerst wenige Kraftlinien ausgehen; man erhält sie aus

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