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wird und nur an einzelnen Stellen durchsichtig bleibt; die Farbe ist bei 2mm Dicke kaum dunkler als die der dünnen Schichten von etwa 0,001. Die Absorption dieser Schicht ist bis GF bemerkbar, übereinstimmend mit der Gränze der photographischen Erregbarkeit. Für Violett von G an hat also Jodsilber einen aufserordentlich grofsen Absorptionscoëfficienten, und zugleich eine grofse photographische Erregbarkeit.

Die Bromsilbercollodiumschicht ist erregbar bis GF, bei sehr langer Exposition bis nahe F. Die Erregbarkeit ist sehr viel geringer, vielleicht auf ein Zehntel von der des Jodsilbers zu schätzen; die Erscheinung der Solarisation trat, wenigstens bei der angewendeten Intensität, gar nicht ein.

Die Bromsilbercollodiumschicht erscheint bei gleichem Gehalt an Silbersalz viel weniger gefärbt als Jodsilbercollodium; in der Durchsicht ist sie mit schwach gelblicher Farbe durchsichtig, im reflectirten Lichte schön blau. Geschmolzenes Bromsilber ist hell bernsteingelb, in dickerer Schicht bedeutend intensiver gefärbt als Jodsilher; eine Schicht von 0,5 Dicke absorbirt das Licht jenseit G vollständig, eine dickere Schicht absorbirt bis gegen F hin. Das Bromsilber hat also einen sehr viel kleineren Absorptionscoëfficienten für Violett als das Jodsilber und zugleich eine viel schwächere photographische Erregbarkeit.

Die Chlorsilbercollodiumschicht wird vorzugsweise nur von Ultraviolett erregt, bei langer Exposition schwach bis HG. Die Erregbarkeit ist noch schwächer als die des Bromsilbers.

Die Chlorsilbercollodiumschicht ist noch weniger gefärbt als das Bromsilbercollodium. Chlorsilber geschmolzen erscheint völlig farblos; in dünnen Schichten lässt es das ganze sichtbare Spectrum bis über II fast ungeschwächt hindurch, eine Schicht von 5mm Dicke absorbirt aber deutlich bis HG. Die schwache Lichtabsorption des Chlorsilbers trifft also mit schwacher photographischer Erregbarkeit zu

sammen.

Eigenthümlich verhalten sich die Mischungen von Jod

und Bromsilber und Jod- und Chlorsilber, welche seit langer Zeit in der praktischen Photographie angewendet werden. Schon Draper 1) hat mittelst des Daguerre'schen Processes gezeigt, dafs Jodbromsilber bis E photographisch erregbar ist. Durch sehr langes Belichten einer Jodbromsilbercollodiumschicht erhält man ein deutliches Bild von der Linie E und von einigen noch weiter nach D hin liegenden Linien; das Violett von G an ist alsdann, bei überwiegendem Jodgehalt, solarisirt und erscheint viel schwächer als Blau und Grün, während bei kürzerer Exposition das Violett bedeutend überwiegt. Reines Bromcollodium, welches für Grün durchaus keine Empfindlichkeit zeigt, erhält dieselbe durch einen äufsert geringen Zusatz von Jod; schon Jod läfst im Spectrum die Linie F deutlich erscheinen. Wenn man defshalb in einem gewöhnlichen photographischen Silberbade, welches Jodsilber gelöst enthält, eine Platte von reinem Bromcollodium badet, so eraält man stets das Bromjodsilberspectrum. Durch einen geringen Zusatz von Bromcollodium zu Jodcollodium tritt das Grün, bei gleicher Belichtungszeit, viel schwächer auf; am empfindlichsten für Grün scheint also die Schicht bei überwiegendem Bromgehalt zu seyn.

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Das durch Schmelzen erhaltene Gemisch von Jod- und Bromsilber ist rothgelb gefärbt und absorbirt schon in dünnen Schichten das Licht bis über F hinaus vollständig. Auch das gefällte Jodbromsilber zeigt eine intensiv gelbe Färbung, während reines gefälltes Jodsilber und Bromsilber nur schwach gelblich gefärbt sind. Es fällt also auch bei der Mischung die Absorption mit der Gränze der photographischen Erregbarkeit zusammen.

Aehnlich verhält sich eine Jodchlorsilbercollodiumschicht; eine Bromchlorsilbercollodiumschicht zeigt nur die Empfindlichkeit von Bromsilber. Die Gegenwart von Fluorsilber im Silberbade habe ich ganz ohne Einfluss gefunden.

Bei den Haloidverbindungen des Silbers ist also die Lichtabsorption stets mit chemischer Zersetzung verknüpft. 1) Phil. Mag. [3] 26, 465.

Dieser Satz gilt auch für die ultrarothen Wärmestrahlen, welche keine merkliche chemische Wirkung ausüben und welche, wie ich früher gezeigt habe, auch nur eine sehr geringe Absorption durch die Silberhaloidsalze erfahren.

Bei hoher Temperatur färben sich die Silberhaloidsalze bedeutend dunkler, Brom- und Jodsilber tief schwarzbraun; es ist, wenn der aufgestellte Satz auch für höhere Temperaturen gilt, anzunehmen, dass alsdann auch die photographische Erregbarkeit sich bis in das Roth des Spectrums ausdehnt. Das Daguerre'sche Verfahren, welches anscheinend ganz dieselben Resultate wie das Collodiumverfahren liefert, wäre vielleicht auch bei höherer Temperatur anwendbar und zur Entscheidung dieser Frage geeignet.

Dieser Zusammenhang zwischen Lichtabsorption und chemischer Zersetzung findet wahrscheinlich bei allen lichtempfindlichen Substanzen statt; die Bezeichnung >>chemische Strahlen für die stärker brechbaren Strahlen des Spectrums hätte alsdann nur die Bedeutung, dafs die bekannten lichtempfindlichen Substanzen vorzugsweise diese Strahlen absorbiren. Auf die Reciprocität des chemisch wirksamen und des durchgehenden Lichtes hat schon Herschel aufmerksam gemacht nach Versuchen über das Bleichen von vegetabilischen Farbstoffen, und Draper') nach Versuchen über die Zersetzung des oxalsauren Eisenoxyds.

Die directe Untersuchung der chemischen Wirkung des Spectrums auf die Silberhaloidsalze durch Beobachtung der Färbung ist bei Anwendung eines reinen Spectrums nur bei intensiver Sommersonne möglich. Die älteren Angaben Herschel's und Anderer über die Wirkung des Spectrums auf Jod- und Bromsilber sind wenig zuverlässig, da bei denselben kein homogenes Spectrum angewendet wurde. Die Färbung des Chlorsilbers findet nach Becquerel 2) vorzugsweise im Ultraviolett statt und setzt sich schwach bis gegen G fort. Unter einer 5mm dicken Schicht von geschmolzenem Chlorsilber wird empfindliches Chlorsilberpa1) Phil. Mag. [3] 26, 470.

2) Ann. chim. phys. [3] 22, 451.

pier auch bei langer Belichtung äufserst wenig gefärbt. Die Schwärzung des Chlorsilbers findet also nur innerhalb der Gränzen der photographischen Erregung statt; wahrscheinlich ist diefs auch für die übrigen Silberhaloidsalze der Fall.

Die wichtigsten Resultate der Untersuchung sind:

1. Die Curve der chemischen Intensität des Spectrums für Chlorknallgas, welche die relative chemische Wirkung angiebt, die die verschiedenen Farben bei vollständiger Absorption ausüben, verläuft anders als die Curve, welche die Beobachtungen von Bunsen und Roscoe direct wiedergiebt, und schliefst sich wahrscheinlich mehr der Wärmeintensitätscurve an.

2. Die Lichtempfindlichkeit, durch die photographische Erregung bestimmt, erstreckt sich beim Chlorsilber vom Ultraviolett bis HG, beim Jodsilber bis GF, beim Bromsilber bis GF, beim Jodbromsilber und Jodchlorsilber bis über E hinaus.

3. Die Dunkelfärbung der dem Spectrum ausgesetzten Silberhaloidsalze findet beim Chlorsilber innerhalb der Ausdehnung der photographischen Erregbarkeit statt; wahrscheinlich auch bei den übrigen Haloidsalzen.

4. Bei den Silberhaloidsalzen ist die Lichtabsorption stets mit chemischer Zersetzung verknüpft. Eine merkliche Lichtabsorption üben die Silberhaloidsalze auf das Spectrum nur innerhalb der angegebenen Gränzen der photographischen Erregbarkeit aus.

5. Es wird nur ein kleiner Theil des absorbirten Lichtes in Chemismus umgesetzt; dieser Bruchtheil ist für verschiedene Farben verschieden, ist aber (nach 2) niemals Null.

6. Eine dünne Jodsilberschicht absorbirt das Licht, welches brechbarer ist als G, sehr stark, das Licht zwischen G und GF nur schwach, das letztere ist aber photographisch stark wirksam. Beim Photographiren auf Jodsilber wirkt defshalb die Einschaltung einer dünnen Jodsilberschicht

wie die Beleuchtung mit dem annähernd homogenen Licht G bis GF.

7. Bei höherer Temperatur wird die Färbung der Silberhaloidsalze tief braun, es erstreckt sich die Lichtempfindlichkeit alsdann wahrscheinlich bis in das Roth des Spectrums.

8. Die Bezeichnung der stärker brechbaren Strahlen des Spectrums als chemische Strahlen hat nur insofern Bedeutung, als die bekannten lichtempfindlichen Substanzen vorzugsweise gerade diese Strahlen absorbiren.

II. Oberflächenreinheit von Eiweifs- und Tanninschichten, und Anwendung in der Photographie; von Carl Schultz-Sellack.

Auf der Oberfläche von Glas, welches längere Zeit an der Luft gelegen hat, schlägt sich der Wasserdampf beim Behauchen bekanntlich in Tröpfchen nieder, wenn aber die gereinigte Oberfläche des Glases von Wasser vollständig benetzt worden ist, so wird beim Eintrocknen auf der vertical gestellten Platte die Wasserschicht gleichmässig dünner, so dafs sie vor dem Verschwinden die Newton'schen Farben zeigt. Die getrocknete Platte schlägt aber beim Behauchen den Wasserdampf wieder in Tröpfchen nieder. Ein frisch gespaltenes Glimmerblatt condensirt, nach Haidinger's Beobachtung 1), den Wasserdampf beim Behauchen als cohärente Schicht, welche die Newton'schen Farben zeigt, verliert aber diese Eigenschaft nach kurzer Zeit.

Ebenso wie eine vollkommen reine Oberfläche verhält sich die Schicht von Eiweifs, Gummi, Tannin oder Pflanzenextracten, welche man durch Eintrocknen der auf eine Glasplatte gegossenen Lösung dieser Stoffe erhält; eine solche 1) Wien, Akad. Ber. VIII. 246. (1852).

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