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mit Wasserstoffgas, schmolz die Spitze zu und erhitzte im Kohlenfeuer, während die Spitze in Eis gehalten wurde.

Nach sechsstündigem starkem Feuern waren die Krystalle bis auf die oberste Schicht vollkommen entfärbt. Der Versuch mufste aber trotzdem schon jetzt unterbrochen werden, weil diese Retorte in diesem Augenblick einen Sprung erhielt.

Das Resultat des Versuches war das folgende:

1) In der Spitze hatten sich 0,5 bis 0,6 Gramme ciner schwach trüben Flüssigkeit von eigenthümlichem empyreumatischem Geruch condensirt.

2) Der ganze untere Theil des Retortenhalses zeigte einen schwarz-grauen rufsartigen Anflug, welcher unter dem Mikroskop vollkommen amorph erschien und den ich für Kohlenstoff, von der Zersetzung einer organischen Materie herrührend, ansehe. Eine Täuschung ist nicht denkbar, da vor dem Versuch der ganze Retortenhals vollkommen rein und von keinem Stäubchen irgend einer Substanz getrübt war.

3) Ein Stückchen blaues Lackmuspapier wurde durch die bei gewöhnlicher Temperatur sich bildenden Dämpfe der Flüssigkeit stark gebläut.

4) Ein Tropfen Salzsäure zu einigen Tropfen der Flüssigkeit gebracht, bewirkte ein Entweichen von Glasbläschen, welche ohne Zweifel als Kohlensäure anzusehen sind.

5) Ein Tropfen Platinchlorid erzeugte in der Flüssigkeit einen aus mikroskopischen Octaëdern bestehenden Niederschlag.

6) Ueberliefs man einige Tropfen der mit Salzsäure neutralisirten Flüssigkeit der freiwilligen Verdunstung auf einem Objectträger, so erhielt man ein krystallinisches Residuum, welches unter dem Mikroskop die charakteristischen Formen des Salmiaks zeigte. Um vor jeder Täuschung sicher zu seyn, brachte ich auf denselben Objectträger einen Tropfen Salmiaklösung.

Nach der freiwilligen Verdunstung waren beide Residua nicht von einander zu unterscheiden.

7) Höllensteinlösung erzeugte einen dicken weissen Niederschlag, welcher sich mit einem Tropfen Salpetersäure klar löste.

Die Resultate aus 3, 4, 5, 6, 7 ergeben mit vollkommener Sicherheit, dafs der in der Flüssigkeit enthaltene alkalische Stoff kohlensaures Ammoniak ist.

Es ist hiernach als bewiesen anzusehen, dafs das kohlensaure Ammoniak, welches sich in dem Destillate fand, das Product der trockenen Destillation eines stickstoff- und kohlenstoffhaltigen organischen Stoffes ist, welcher Stoff eben die Färbung der schwarzen Bergkrystalle bedingt.

Diefs erklärt auch die regelmässige Anordnung der Färbung. Wyrouboff') hat nachgewiesen, dafs in gefärbten Flufsspathen die Farbstofftheilchen eine regelmässige treppenförmig pyramidale Lage haben; ebenso liefs sich in Kochsalzkrystallen, welche aus einer gefärbten Lösung erhalten worden waren, eine regelmässige Anordnung des Farbstoffes erkennen. Wyrouboff schliefst hieraus, dafs in vielen Fällen, in welchen sich Krystalle aus gefärbten Lösungen gebildet haben, der Farbstoff in den Schliffen eine bestimmte geometrische Figur besitzen werde, so dafs derselbe oft die innere Structur des Krystalls anzeige.

Ein Blick auf beiliegende Fig. 2 Taf. III läfst sofort die hexagonale Structur des Schliffes erkennen, so dass auch dieses Verhalten die Annahme rechtfertigt, es haben sich die schwarzen Bergkrystalle aus einer durch organische Substanz dunkel gefärbten Lösung durch langsames Auskrystallisiren gebildet. Von besonderem Interesse scheint mir der Umstand, dafs die färbende Substanz stickstoffhaltig ist; ob dieselbe ursprünglich thierischen oder pflänzlichen Ursprungs gewesen seyn mag? Diefs zu entscheiden muss ich den Geologen überlassen, wenn mir auch, im 1) Bull. de Moscou 1867. III. Fortschritte der Physik 1867. 75. Poggendorff's Annal. Bd. XCLIII.

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Hinblick auf die allgemeine Verbreitung des Stickstoffs im Thierreiche, die erstere Möglichkeit als wahrscheinlicher vorkommt.

Zusammenstellung.

Aus den vorliegenden Untersuchungen ergeben sich demnach folgende Resultate:

I. Der Farbstoff der schwarzen Bergkrystalle ist in
mehr oder minder regelmäfsigen Figuren angeordnet,
welche die hexagonale Structur der Krystalle deut-
lich erscheinen lassen (S. Fig. 2 Taf. III).
II. Die Brechungsexponenten des Rauchquarzes sind:
0 = 1,544168.
e=1,553328.

III. Die Brechungsexponenten des durch Hitze entfärb-
ten Rauchquarzes sind:

01,544171.

e= 1,553318.

IV. Die Dichte des Rauchquarzes bei 0° C. bezogen auf
Wasser von +4° C. beträgt

D= 2,65027.

V. Die Dichte eines durch Hitze entfärbten Stückes Rauchquarz unter gleichen Verhältnissen wie oben wurde gefunden:

D= 2,65022.

VI. Die Färbung des Rauchquarzes ist durch einen organischen kohlenstoff- und stickstoffhaltigen Körper bedingt.

VII. Dieser organische Körper wird durch Erhitzen zersetzt und liefert unter den Producten der trockenen Destillation in einer Wasserstoffatmosphäre kohlensaures Ammoniak.

Bern, im Februar 1871.

IV.

Ueber die Wirkung der Nebenströme der elektrischen Batterie auf den Hauptstrom und

auf einander; von P. Riefs.

(Akad. Monatsber. März 1871.)

Die aufserordentliche Mannigfaltigkeit der elektrischen Ver

suche und die Schwierigkeit, aus ihnen diejenigen auszuwählen, welche bei dem jetzigen Stande der Lehre von der Elektricität die Kenntnifs dieser wunderbaren Naturkraft erweitern können, rührt von der Elekrisirung aus der Ferne her, die bei der ruhenden Elektricität Influenz, bei der in Bewegung befindlichen Induction genannt wird. Wir geben einem Leiter eine abgemessene Menge von Elektricität, deren Wirkung bei ihrer Ruhe oder Entladung untersucht werden soll, und zugleich empfangen andere Leiter gegen unsere Absicht Elektricität, welche die Wirkung ändert, sie hindern, ja im entgegengesetzten Sinne zum Vorschein bringen kann, als es der Fall seyn würde, wenn die hinzugetretene Elektrisirung nicht stattgefunden hätte. Diese hinzukommende Elektricität ist beiderlei Namens und in den häufigsten Fällen ist bei Versuchen mit ruhender Elektricität die Elektricitätsmenge, ja selbst die Stelle unbekannt, welche jede Elektricitätsart auf dem influencirten Leiter einnimmt. Der Versuch allein kann Dies entscheiden. Fechner hat eine Reihe der einfachsten Influenzversuche angestellt 1), in welchen ein einfach geformter Metallkörper durch eine elektrische Kugel erregt wurde, und dennoch dabei Fälle genug gefunden, bei welchen die Lage der beiden Elektricitäten nicht im Voraus anzugeben war. Es ist klar, dafs solche Fälle noch viel häufiger seyn werden bei verwickelten Influenzversuchen. An der Holtz'schen Elektrophormaschine zum Beispiel wirken von der drehbaren Scheibe und dem Papierkuchen aus nicht weniger als fünf gesonderte Elektricitätsportionen auf jeden Elektrodenkamm, 1) Pogg. Ann. Bd. 51, S. 343.

und es treten Wirkungen auf, die befremden können, wenn nur bekannte einfache Influenzerscheinungen in Betracht zieht. Daher kommt es, dafs jener Maschine von einigen Beobachtern eine eigenthümlich räthselhafte, geheimnifsvolle Wirksamkeit zugeschrieben worden ist 1), die eben darauf hinausläuft, dafs bei den mehrfachen gleichzeitigen Influenzen unbekannter Elektricitätsmengen sich der Erfolg nicht vorhersagen liefs.

Bei den Versuchen mit dem Entladungsstrome der Batterie sind es die Inductionen des Schliefsungsbogens auf ihn selbst und naheliegende Leiter, welche die Wirkungen des Stromes aufs Unkenntlichste verwirren können. Das schlagendste Beispiel hiervon haben die Versuche von Snow Harris gegeben über die Erwärmung des Bogens durch die Entladung, welche zu dem irrigen, selbst von einem Faraday (exp. resear. §. 368) angenommenen Schlusse zu berechtigen schienen, dafs die durch Entladung einer bestimmten Elektricitätsmenge erregte Wärme unabhängig sey von der Ausdehnung der Fläche, auf welcher jene angehäuft Erst lange Zeit nach der Beseitigung dieses Irrthums gelang es mir, eine Complication des Apparates absichtlich herzustellen), die eine gleiche Wirkung hatte, wie die, welche bei Harris Versuchen zufällig stattgefunden haben mufs. Es war die Rückwirkung eines unterbrochenen Nebenstroms auf den Hauptstrom, welche die Erwärmung des

war.

1) Durch solche Vorstellung konnte die Erklärung nicht hinfällig werden, die ich von der Holtz'schen Maschine gegeben habe. Es ist bisher kein Versuch angegeben worden, der mit meiner Darstellung des Spiels der Maschine in Widerspruch stände, keiner, der nicht aus bewährten Erfahrungen über die Influenz abzuleiten wäre, noch ist eine von einem anderen Principe ausgehende Darstellung versucht worden. Sollte Dies einmal geschehen, und ein stichhaltiger Einwand gegen meine Erklärung zum Vorschein kommen, so werde ich sie aufgeben, bis dahin aber den Namen »>Elektrophormaschine« beibehalten, der nach allen vorliegenden Wahrnehmungen die Art der Maschine vollkommen kennzeichnet und nebenbei das Gute hat, die erwähnte, jedes Verständnifs der Maschine hindernde Vorstellung des Mysteriösen fern zu halten.

2) Riefs (gesammelte) Abhandlung S. 247.

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