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achtung weniger genau an; jedoch ist hier der Limitwerth

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für λ, n = 2,433, und nehmen die n im calorischen Spectrum, wie sonst auch hier, stetig ab. Der Limitwerth 20 =0,556 aber, für welchen n=n,3,440 wird, kann dem wahren Sachverhältnifs nicht entsprechen, denn es lassen sich die allerersten Newton'schen Linien, immer enger werdend, in der Schicht mit vollkommener Gewifsheit verfolgen bis in die Gegend von E, d. i. λ = 0,527. Freilich kann man selbst die mehr brechbaren Parthien des Spectrums durch eine sehr dünne Selenschicht hindurch noch immer bemerken; es dünkt mir aber wahrscheinlich, dafs in diesem Falle das Licht nicht im Selen selbst propagirt wird, sondern in den zahlreichen mikroskopischen Interstitien, die sich im geschmolzenen Selen vorfinden. Es wäre sicherlich voreilig, auf Grund der wenigen hier erhal tenen Zahlen ein Urtheil über den relativen Werth der in Rede stehenden Functionen auszusprechen, jedoch kann ich mich angesichts ihres Verhaltens bei den Gränzwerthen des Gedankens nicht erwehren, dafs die Christoffel'sche Formel zwar selbst für nicht zusammengesetzte Körper nur eine Annäherung giebt, aber doch, so zu sagen, den ersten Termen einer gewissen Reihe entspreche, die der wahren Function n= F(2) viel näher kommt als eine gleiche Zahl Glieder der Cauchy'schen Formel; dafs diese sich nur unter günstigen Umständen den Beobachtungen anbequeme, dagegen manchmal sehr wenig convergirend sey.

Wegen seiner starken Lichtbrechung eignet sich das Selen besonders zu folgendem Experimente. Unter den Glasplättchen die zum Decken mikroskopischer Gegenstände verwendet werden, findet man leicht welche, die im reflectirten Lichte einer Natrium flamme mit einer Loupe oder selbst mit blofsem Auge betrachtet sehr scharfe Interferenzlinien aufzeigen; wird nun an einem Theile der Rückenseite eines solchen Plättchens etwas Selen angeschmolzen, so erblickt man an dieser Stelle ebenfalls die Interferenzlinien,

jedoch so, dafs (bei annähernd senkrechter Spiegelung) die hier entstehenden schwarzen Linien an der Gränzlinie des Selenspiegels genau mit den hellen Linien im unbelegten Theile des Glasplättchens zusammenstofsen; ein unzweideutiger Beweis, dafs die Phase des an der Begränzungsfläche Glas-Selen reflectirten Lichtes um 180° verschieden ist von derjenigen der im Glase gegen Luft zurückgeworfenen Lichtwellen. Wird das Plättchen am oben beschriebenen Reflexionsocular angesetzt, so sieht man sogleich, dafs dieser Phasenunterschied für alle Theile des Spectrums ein gleicher ist; zu diesem Experimente eignet sich aber besser eine sehr dünne Glimmerplatte, auf gleiche Weise zubereitet; diese mufs aber selbstverständlich, falls sie einem zweiaxigen Krystall entnommen ist, so gestellt werden, dass der Hauptschnitt entweder annähernd vertical oder horizontal gerichtet ist, damit nicht die Interferenzlinien durch die Doppelbrechung entstellt werden.

Eine möglichst dünne Selenschicht zwischen einer Glasplatte und einem Platinspiegel eingeschmolzen, verhält sich, in derselben Weise am Reflexionsocular geprüft, als ob der Index des Platins denjenigen des Selens beträchtlich übertrifft, denn erstens stofsen hier nicht wie oben (Seite 3) bei Beleuchtung mit gelbem Lichte die in Luft entstehenden schwarzen Linien mit schwarzen Linien im Selen zusammen, sondern mit Lichtmaximis, und zweitens sind, wo der eine interferirende Strahl an der Gränzfläche Selen-Platin reflectirt.wird, die Minima so dunkel, dafs der Unterschied der betreffenden Indices nicht sehr klein seyn kann.

Die oben beschriebene Methode eignet sich gewifs zur Beobachtung der Brechungsverhältnisse vieler Körper, bei denen keine Beobachtung mit Prismen angestellt werden kann. Das Fuchsin z. B., das in Weingeist gelöset, das Licht in ganz anormaler Weise zerstreuen soll, vorsichtig zwischen Glas geschmolzen, ergab mir vorläufig bei 21° C. n1 = 2,10; n=2,18; n = 2,30; n=2,44. Leider wird Licht dessen <<0,64 fast gar nicht durchgelassen, so dafs

die Beobachtung weiter als bei ne nicht möglich war. Das Jod in äusserst dünnen Schichten krystallisirt zeigt sehr interessante Erscheinungen: erstens eine sehr starke Doppelbrechung, n, variirt zwischen etwa 2 und 4,4; zweitens Dichroismus: bei einer gewissen Lage der Krystallaxen gegen die Gränzfläche der Schicht kann diese anstatt einer Turmalinplatte verwendet werden. Da aber die Erscheinungen wegen der Doppelbrechung ziemlich verwickelt sind, so muss ich mir die genauere Erforschung der Verhältnisse für eine spätere Untersuchung vorbehalten.

Groningen, im Juni 1871.

VI. Ueber die chemische und mechanische Veränderung der Silberhaloidsalze durch das Licht; von Carl Schultz-Sellack.

Der photographische Entwicklungsprocefs wird eingeleitet

durch die aufserordentlich geringe Veränderung, welche die empfindliche Jod-, respective Brom- oder Chlorsilberschicht durch eine schwache Belichtung erfahren; die Meinungen sind getheilt, ob eine chemische oder eine rein physikalische Veränderung der empfindlichen Schicht die photographische Entwicklungsfähigkeit bedingt. Die chemische Veränderung der photographisch empfindlichen Schicht ist, wenigstens nach längerer Belichtung, fast überall als erwiesen anzunehmen, doch ist das mit überschüssigem Jodkalium behandelte Jodsilber nach dem Waschen mit Wasser zwar photographisch empfindlich, wie Hr. C. Lea zuerst beobachtet hat, während sich an demselben, nach den Versuchen von Hrn. H. Vogel, eine Farbenänderung im Licht, welche als Zeichen der chemischen Zersetzung gilt, nicht hat beobachten lassen.

Wenn man nun zur Erklärung der photographischen Erregung eine rein physikalische Veränderung der empfindlichen Schicht angenommen hat, so war eine solche doch durch keinen Versuch direct erwiesen. Es ist mir gelungen, das Vorhandenseyn einer solchen rein physikalischen Veränderung der Silberhaloidsalze, unabhängig von ihrer chemischen Veränderung durch das Licht, nachzuweisen.

Die chemische Veränderung der Silberhaloidsalze im Licht findet nicht unbedingt statt, so dafs sich dieselbe ganz ausschliefsen läfst. Das Chlorsilber und Bromsilber wird bekanntlich im Licht zersetzt, indem Chlor und Brom in solcher Menge frei wird, dafs es durch den Geruch und durch chemische Reagentien nachweisbar ist; das dunkelgefärbte Zersetzungsproduct ist also wahrscheinlich ein Subchlorür und Subbromür. Wenn man einen gröfseren Ueberschufs von Chlor oder Bromdampf zuführt, verschwindet die Färbung auch bei fortdauernder Belichtung. Bei der Einwirkung des Lichtes auf Jodsilber tritt ebenfalls eine dunkle Färbung ein, wahrscheinlich unter Freiwerden von Jod, man hat indessen kein freies Jod nachweisen können; durch einen kleinen Zusatz von freiem Jod wird die Fär

bung verhindert. Ebenso wie Chlor, Brom, Jod wirken übrigens concentrirte Salpetersäure, wasserfreie Schwefelsäure 1) und andere oxydirende Substanzen.

Da diese Zersetzungen abhängig sind von der Dampfspannung des freien Chlors, Broms und Jods, so kann man sie als durch das Licht bedingte Dissociationserscheinungen auffassen. Die Dissociationsspannung des Jods beim Jodsilber, d. h. die Menge von freiem Jod, welche neben zersetztem Jodsilber bestehen kann, wäre dann so gering anzunehmen, dass es nicht gelingt, das Jod in der Umgebung unmittelbar nachzuweisen. Da die Dissociationsspannungen im Allgemeinen mit der Temperatur wachsen, so darf man diefs auch beim Jodsilber erwarten; bei höherer Temperatur macht überdiefs die viel dunklere Färbung, also stärkere Lichtabsorption der Silberhaloidsalze, wie ich schon 1) Ber. deutsch. chem. Ges. 1871, S. 113.

früher bemerkt habe, eine stärkere chemische Wirkung wahrscheinlich.

Durch meine bisherigen Versuche habe ich indessen in dem Luftstrom, welcher über erhitztes sonnenbeleuchtetes Jodsilber geleitet wurde, noch nicht mit Sicherheit Jod nachweisen können; ein entscheidendes Ergebniss ist für die Versuche bei Anwendung der Sommersonne zu erwarten.

Wenn man durch einen Ueberschufs von Chlor, Brom, Jod die chemische Veränderlichkeit im Licht aufhebt, so scheinen die Silberhaloidsalze in Pulverform zunächst gänzlich unveränderlich zu seyn. Wenn man aber Krystalle dieser Substanzen aus den Lösungen in Ammoniak, respective in Jodwasserstoffsäure bereitet, so findet man, dass diese unter solchen Umständen im Licht ihre Structur ändern, mechanisch zertheilt werden. Die Jodsilberkrystalle zerfallen schnell zu Pulver, die Bromsilber- und Chlorsilberkrystalle werden trübe und verlieren ihren Glanz. Wie die Krystalle verhält sich auch die klare durchsichtige Jodsilberschicht, welche man durch Jodiren eines Glassilberspiegels erhält. Die frisch bereitete klare schwach gelbgefärbte Schicht verwandelt sich im Sonnenlicht in wenigen Minuten in eine gelblichgrüne pulverige Masse, welche im durchgehenden Licht je nach der Dauer der Einwirkung verschiedene Farben zeigt; zuerst erscheint sie gelbbraun, dann dunkelbraun und sehr trübe, dann roth, grün, blau, indem sie wieder bedeutend heller wird, und endlich hell bläulichweifs. Wenn man bei intensivem directen Sonnenlicht längere Zeit belichtet, so wird die Schicht zuletzt bei schwacher Trübung fast völlig farblos durchsichtig.

Es erscheinen nicht immer alle Farben der Reihenfolge; bei nicht zu grofser Lichtintensität treten im Allgemeinen schönere Farben auf. Die Farben entstehen durch Beugung des Lichtes in der Schicht der immer feiner werdenden Theilchen des Jodsilbers; die Farben sind am intensivsten, wenn man sie aus einem dunklen Zimmer gegen eine kleine Lichtöffnung hin beobachtet. Durch Benetzen der Schicht

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