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Der letztgenannte Forscher glaubte aus seinen Versuchen ableiten zu können, dass, wenn man auf einem linearen Spectrum Ordinaten, deren Längen den in der zugehörigen Farbe zersetzten Kohlensäuremengen proportional sind, aufträgt, man durch Verbindung ihrer Endpunkte eine Curve erhält, die denselben Verlauf zeigt, wie die, welche die relativen Empfindungsstärken (physiologische Intensitäten) derselben ausdrückt. Hiergegen ist zunächst einzuwenden, dass Hr. Pfeffer keineswegs monochromatisches Licht anwendete, so dafs die seine Curve der Assimilation gebenden Ordinaten nicht den Wirkungen der einzelnen Strahlen, sondern der Summe der Wirkungen dieser Strahlen von etwa A bis D, von D bis nicht ganz E, von hier bis nabe F und von diesem Punkte bis H proportional sind. Untergeordnete Maxima müssen auf solche Weise unerkannt bleiben und ich kann genanntem Forscher nicht beistimmen, wenn er solche für unwahrscheinlich hält. Dagegen spricht vor Allem, wie Hr. Lommel1) mit Recht hervorhebt, das Verhalten der Chlorophylllösung, hinter der soviel weniger Kohlensäure zersetzt wird, dafs nach einer ungefähren Rechnung 54 Proc. auf die Schwächung der orangenen, gelben und grünen Strahlen gerechnet werden müssen, welche Zahl für die Concentration, welche Hr. Pfeffer seiner Lösung gegeben, viel zu grofs erscheint. Hauptsächlich in Bezug auf diese Lösung ist es zu beklagen, dafs nicht die Strahlen von der Brechbarkeit des Streifens I in Bezug auf ihre die Zersetzung bewirkende Kraft untersucht sind, wozu in dem Vorigen ein Mittel angegeben wurde. Auch scheint die Lage der Coordinate, welche der Zersetzungswirkung des grünen Lichtes proportional ist, soviel ich aus dem beigegebenen Holzschnitt ersehen kann, nicht richtig. Sie scheint mit b zusammenfallen zu müssen; dadurch würde der Verlauf der Assimilationscurve noch mehr von der der Helligkeit abweichen.

1) I. c. S. 78.

Durch Versuche der Hrn. Prillieux 1) nnd Baranetzky 2), welche zeigten, dass die Kohlensäurezersetzung in Licht, welches nur die brechbarere und in solchem, welches die weniger brechbare Hälfte der Spectralfarben, beide aber in nach dem Lambert'schen Verfahren geprüfter gleicher Empfindungsstärke enthielt, gleich ist, wurde die Lage des HauptMaximums der Assimilationscurve im Gelb im Allgemeinen bestätigt. Versuche nach derselben Methode von Hrn. Dehérain) angestellt, sprechen dagegen für eine Assimilationscurve gegen die die Empfindungsstärke ausdrückende, die derjenigen, welche sich aus den Versuchen des Hrn. Pfeffer unter Anbringung der erwähnten Correction ergiebt, näher kommt, während, wenn man aus den Versuchen Drapers, so gut diefs nach den von ihm mitgetheilten Daten geht, die Assimilationscurve construirt, sie noch mehr mit der Helligkeitscurve übereinstimmt.

Die aus einer Verwechselung von Lichtstärke und Empfindungsstärke entspringende irrige Folgerung, die die Hrn. Prillieux und Baranetzky aus ihren Versuchen zogen, zeigt zur Genüge das Gewicht des Einwandes, den Hr. Lommel gegen die nur mit farbigen Lösungen erhaltenen Resultate über mechanische Wirkungen des Lichtes ohne Bestimmung seiner mechanischen Intensität macht. Dafs aber dessenungeachtet das Resultat der Hrn. Draper, Sachs und Pfeffer zu Recht besteht, scheinen mir die Assimilationsversuche des amerikanischen Forschers im objectiven Spectrum zu beweisen. Zwei der von ihm angestellten Versuche ergaben im rothen und orangenen Licht viel weniger entwickelten Sauerstoff, als im gelben und grünen, der dritte im orangenen und gelben weniger, als im gelben und grünen, während in allen dreien im äussersten Roth, Grün, Blau und Violett kaum Zersetzung wahrgenommen wurde. Die mechanische Intensität der rothen Strahlen

1) Ann. des sciences naturelles. Botanique V. Sér. T. X.

2) Botan. Zeitung 1871, S. 193.

3) Compt. rend. 1869, T. 69, p. 929.

ist auch in einem mit Glasprisma entworfenen objectiven Spectrum gröfser, als die der gelben. In jenen, die zum Theil dazu noch so kräftig absorbirt werden, hatte mithin eine viel gröfsere chemische Arbeit verrichtet werden müssen, wenn, wie Hr. Lommel will, die Assimilationsthätigkeit der Pflanze durch die vom Chlorophyll am stärksten absorbirten Strahlen am wirksamsten eingeleitet würde. Wenn also nach den gegebenen Daten der genaue Verlauf der Assimilationscurve auch noch nicht angegeben werden kann, so darf doch als feststehend bezeichnet werden, dafs ihr Maximum im gelben Lichte liegt.

Die Strahlen, welche im Spectrum der Blätter aufser den vom Chlorophyll absorbirten verdunkelt erscheinen, sind also die, welche die Assimilation besonders kräftig bewirken. Denn die Verdunkelung des äussersten Roths wird wohl auf Rechnung der Trübung zu setzen seyn. Denkt man sich, und es wird diefs die einfachste Vorstellung seyn, die man sich hiervon machen kann, die Assimilation als einen an einen Stoff gebundenen chemischen Procefs, so würde das Spectrum desselben, soweit es die bis jetzt feststehenden Resultate ergeben, im Gelb einen nach beiden Seiten langsam in Helligkeit übergehenden dunklen Absorptionsstreifen haben müssen, die Farbe dieses Körpers, die indessen wegen seiner grofsen Empfindlichkeit gegen die Lichtwirkung nicht sehr intensiv zu seyn brauchte, bläulich seyn. Das Vorhandenseyn eines solchen Stoffes würde die Verbreiterung des Streifen III 1), sowie die Verdunkelung des Roth erklären. Dafs das Chlorophyll dieser Stoff nicht seyn kann, ist demnach mit Sicherheit zu behaupten, und da sich die Abweichungen des Spectrums der Blätter von dem der Chlorophylllösung durch beigemengte andere Stoffe erklären lassen, an solchen aber in der Pflanze Ueberflufs vorhanden ist, so ist kein Grund vorhanden anzunehmen, dafs das Chlorophyll der Blätter von dem der ätherischen oder alkoholischen Auflösung verschieden sey. Dasselbe 1) Melde, 1. c. S. 281.

Poggendorff's Annal. Bd. CXLIII.

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wird dann nur als Vermittler oder als Product der Assimilation zu betrachten seyn; für letztere Ansicht würde der Umstand sprechen, dafs die Chlorophyllbildung in der lebenden Pflanze unter sonst gleichen Umständen im gelben Lichte ebenfalls ihr Maximum erreicht.

Leiden, im Juni 1871.

V. Ueber den Gehalt der Gesteine an mechanisch eingeschlossenem Wasser und Kochsalz; von Dr. Fr. Pfaff.

Der mikroskopischen Untersuchung der Gesteine, welche

uns so aufserordentlich werthvolle Aufschlüsse über die mineralogische Zusammensetzung derselben verschafft hat, verdanken wir auch die Kenntnifs der Thatsache, die früher nur in seltenen Fällen nachgewiesen werden konnte, dafs viel häufiger, als man vermuthete, von einzelnen Gemengtheilen der zusammengesetzten Gesteine, mechanisch theils flüssige theils feste Stoffe, amorph oder auch wieder in Kryställchen eingeschlossen seyen. Unter den ersteren war es namentlich Wasser, welches man deutlich namentlich in Quarzen und in Feldspathen in kleinen geschlossenen Hohlräumen sah oder zu sehen glaubte. Ich sage: zu sehen glaubte, weil nämlich der Beweis, dass es Wasser und keine andere Flüssigkeit sey, streng genommen nicht oder nur in vereinzelten Fällen geliefert wurde, an einem mikroskopischen Dünnschliffe auch wohl kaum geliefert werden kann. Ebenso wenig kann die mikroskopische Untersuchung auch nur annähernd die Menge desselben bestimmen, sie läfst uns überdiefs auch häufig im Stiche, wenn wir es mit Mineralien oder Gesteinen zu thun haben, welche auch in sehr feinen Schliffen nicht recht durchsichtig werden. Bei der hohen Bedeutung, die aber gerade dieses

mechanisch eingeschlossene Wasser für die Frage nach der Bildung der Mineralien oder Gesteine, in denen wir es finden, erlangt, schien es mir wünschenswerth die Anwesenheit desselben sicher und unabhängig von mikroskopischen Untersuchungen nachweisen, und zugleich annäherungsweise die Menge desselben bestimmen zu können.

Da es für manchen Fachgenossen erwünscht seyn dürfte bei Gesteinsuntersuchungen auf dieses mechanisch eingeschlossene Wasser Rücksicht zu nehmen, so will ich etwas genauer die Art und Weise besprechen, wie ich diese Untersuchungen vorgenommen habe. Ich bediene mich dazu eines in Fig. 5 Taf. IV im Durchschnitte dargestellten Apparates, der mit einem Aspirator in Verbindung gesetzt wird.

In einer Kapsel von unverzinntem Eisenbleche k befindet sich eine starke Holzplatte H, die in der Mitte mit einer kreisförmig eingedrehten Vertiefung versehen ist. Ausserdem ist noch eine ringförmige Vertiefung Q ausgedreht. Das Holz ist mit heifsem Leinöl getränkt und nachher stark lackirt worden. In die mittlere Vertiefung ist eine Reibschale von Achat R eingekittet, die ringförmige Vertiefung bei Q wird mit Quecksilber angefüllt. In dieses taucht ein cylindrischer Blechdeckel A. In demselben befinden sich drei Oeffnungen mit Hülsen. Durch die mittlere geht ein Holzcylinder D, in den das Pistill E eingekittet ist. Durch die beiden anderen B und C gehen zwei Glasröhren, die durch Kautschukrobre mit vier anderen, Chlorcalcium und mit Schwefelsäure getränkten Bimstein enthaltend, verbunden werden. Und zwar schliefst sich an C zunächst ein Chlorcalciumrohr an, dem ein zweites gleiches folgt, das unmittelbar mit einem Aspirator in Verbindung steht. Bei B folgen ebenfalls zwei Robre, eines mit Chlorcalcium, das andere mit Bimstein und Schwefelsäure. Bringt man nun die Rohre auf der Seite bei C mit dem Aspirator in Verbindung, nachdem der Deckel A unter das Quecksilber getaucht ist, und setzt denselben in Gang, so muss fortwährend vollständig getrocknete Luft bei B in den Deckel ein

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