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steine gelangt seyn, sondern mufs bei ihrer Bildung von den Krystallen vollständig umschlossen worden seyn.

Nun liegt gewifs die Frage nahe, wie verhält es sich mit diesem Wasser? Ist es als reines Wasser eingeschlossen, oder enthält es vielleicht aufgelöste Bestandtheile? Die letzteren kann uns natürlich das Chlorcalciumrohr nicht liefern, wir müssen in anderer Weise verfahren, um zu sehen, ob nicht in Wasser leicht lösliche Bestandtheile in diesen Gesteinen nachweisbar sind. Der am häufigsten in den Quellen aller Gebirge und Formationen vorkommende, in Wasser so leicht lösliche Bestandtheil ist das Chlornatrium. Bekannt sind auch die Versuche von Struve, der aus verschiedenen Graniten, Gneifsen usw., die er fein gepulvert und mit Wasser ausgezogen hatte, Chlornatrium in demselben nachwies, sowie die Beobachtungen Zirkel's, dem es gelang, nachdem er in einem Dünnschliffe von einem Quarze kleine Würfelchen in demselben eingeschlossen erkannt hatte, auch chemisch nachzuweisen, dafs dieselben aus Chlornatrium bestanden.

Nach diesen Thatsachen lag es natürlich nahe, jene mechanisch eingeschlossenes Wasser enthaltenden Gesteine auf einen allenfallsigen Kochsalzgehalt zu prüfen. Diefs geschah sehr einfach in folgender Weise. Gesteine oder einfache Mineralien wurden zunächst im Stahlmörser wieder gröblich gepulvert, dann in die Reibschale gebracht mit etwas destillirtem, vorher selbstverständlich auf die Anwesenheit einer Chlorverbindung geprüften Wasser 1) übergossen und nun möglichst fein zerrieben. Zuletzt wurden dann einige Tropfen Salpetersäure hinzugesetzt. Die Flüssigkeit mufste dann jedenfalls einen Theil des im Mineral eingeschlossenen Kochsalzes enthalten. Es ist gut, wenn man möglichst wenig Wasser nimmt und so lange reibt, dafs kein Knirschen mehr in der Reibschale zu bemerken ist. Nimmt man sehr wenig Wasser, so kann man sich leicht bei dieser Gelegenheit überzeugen, dafs die Feldspathe

1) Es dürfte hier auch zu erwähnen seyn, dass auch der Achat der Reibschale auf einen allenfallsigen Chlorgehalt geprüft wurde.

ohne Ausnahme sehr fein zerrieben deutlich alkalisch reagiren. Läfst man den am Pistill hängenden Tropfen mit dem darin suspendirten Mehl des Minerals auf ein rothes Lakmuspapier fallen, so wird dasselbe auf der Rückseite sehr rasch deutlich blau. Es ist diefs zugleich das einfachste Verfahren, um die Löslichkeit der Gesteine, die auch durch Säuren nicht zersetzbar sind, zu demonstriren und bediene ich mich desselben schon seit längerer Zeit zu diesem Behufe bei Vorlesungen.

Die Flüssigkeit, die man auf diese Weise erhält und der, wie erwähnt, zum Schlusse des Zerreibungsprocesses einige Tropfen Salpetersäure zugesetzt wurden, ist milchig trübe und geht so durch alle Filter hindurch. Um sie klar zu erhalten fand ich es am zweckmäfsigsten sie in der Reibschale ruhig einen halben Tag stehen zu lassen, und dann mit einer fein ausgezogenen Saugpipette dieselbe von dem Bodensatze abzuheben. Aber auch dieser Theil ist noch nicht ganz klar. Bringt man nun diesen in enge unten geschlossene Glasröhren (ich verwandte dazu solche von 5 bis 6mm Weite) und läfst diese dann senkrecht ruhig stehen, so ist nach weiteren 24 Stunden, hier und da auch erst nach zwei Tagen, die Flüssigkeit ganz klar, und man kann nun mit einer Lösung von salpetersaurem Silber, das man ebenfalls am besten aus einem in ein Capillarröhrchen ausgezogenen Glasröhrchen langsam an der Wand der Glasröhre mit der Lösung hinabfliefsen läfst, die Prüfung auf Chlor vornehmen. Auch bei sehr geringem Chlornatriumgehalt bezeichnet das vermöge seines hohen spec. Gewichtes auf den Grund hinabsinkende salpetersaure Silber seinen Weg durch die milchige Trübung, die es erzeugt.

Ich habe auf diese Weise eine Reihe verschiedener Gesteine, namentlich die weiter oben angeführten, auf ihren Wassergehalt geprüften, untersucht, namentlich Granit, Gneifs und Glimmerschiefer. Bei diesen war die Reaction auf Chlor sehr deutlich und unverkennbar. Kaum merklich war sie bei dem rothen Porphyr von Botzen. Ich habe mich auch hier überzeugt, dafs dieser Gehalt an Chlor nicht

etwa von einer zwischen den einzelnen Körnern des Gesteines enthaltenen Chlorverbindung herrührt, sondern in den Krystallen selbst eingeschlossen ist. Ich habe von drei sehr grobkörnigen Graniten (aus einem erratischen Blocke von der Umgegend von Berlin und aus dem bayrischen Walde und den Vogesen) reine Stücke Feldspath ausgelesen und nach dem Zerreiben ebenso deutlich die charakteristische Reaction auf Chlor erhalten, desgleichen auch von einem Stücke Quarz allein, das jenem erstgenannten Blocke entnommen war. In einem Adulare vom St. Gotthard, sowie in einem Bergkrystall konnte ich aber keine Spur davon entdecken. Mehrere Male habe ich einen Theil der Flüssigkeit bis auf einige Tropfen eingedampft und konnte dann durch gelbe Färbung der Flamme die Anwesenheit von Natrium nachweisen, so dafs ich nicht anstehe, für diejenigen Gesteine, welche die Anwesenheiten von Chlor in der angegebenen Weise erkennen liefsen, dasselbe als an Natrium gebunden anzunehmen. Durch den Versuch läfst sich natürlich nicht constatiren, ob das Chlornatrium an das Wasser gebunden, d. h. in demselben aufgelöst sey, doch lassen es die von Zirkel1) in Quarzen mikroskopisch nachgewiesenen mit einer Flüssigkeit zugleich eingeschlossenen Chlornatrium-Kryställchen als wahrscheinlich erscheinen, dafs dieses der Fall sey. Es wäre höchst wünschenswerth, sicher die Menge des Wassers und des Chlornatriums bestimmen zu können, allein auf mechanischem Wege, wie der von mir eingeschlagene, dürfte das wohl als unmöglich bezeichnet werden.

Ich habe nach diesen Untersuchungen nun auch eine Reihe anderer sedimentärer Gesteine, Kalke und Gypse untersucht und zwar aus der devonischen, Steinkohlen-, Keuper- und Juraformation. Man hat es bei diesen Gesteinen viel bequemer, indem man sie nur in Salpetersäure, bei einem Ueberschusse von Säure, aufzulösen braucht, und dann salpetersaures Silber zusetzt. Die von mir untersuchten ergaben alle deutliche Beweise der Anwesenheit einer 1) Neues Jahrbuch der Mineralogie, 1870, S. 802.

Chlorverbindung und von Natrium. Wir dürfen wohl annehmen, dafs auch dieses Chlornatrium nur mechanisch in den Gesteinen eingeschlossen sey; denn dafs von vielen Krystallen beim Wachsen derselben geringe Spuren fremdartiger Stoffe, die sich zufällig in der Lösung mitbefanden, eingeschlossen werden, ist eine bekannte Thatsache. Ich habe mich überdiess noch durch directe Versuche davon überzeugt, dass, wenn man einen kleinen Alaunkrystall in eine mit etwas Chlornatrium (3 Proc.) versetzte gesättigte Alaunlösung bringt, derselbe auch auf chemischem Wege nachweisbare Mengen von Chlornatrium einschliefst. Die Anwesenheit desselben in den sedimentären Gesteinen hat daher gewifs nichts Befremdliches.

Fassen wir kurz die im Vorhergehenden mitgetheilten Thatsachen zusammen, so lassen sich dieselben in folgenden Sätzen aussprechen.

1) die sämmtlichen granitischen Gesteine enthalten mechanisch in den Krystallen, aus welchen sie bestehen, eingeschlossenes Wasser.

2) dieselben Gesteine enthalten wie die meisten sedimentären auch Chlornatrium in derselben Weise eingeschlossen.

Ich enthalte mich aller Schlüsse, die aus diesen Thatsachen auf die Entstehung dieser Gesteine gezogen werden könnten, so nahe dieselben auch zu liegen scheinen. Soviel zeigen aber dieselben, dafs unsere Kenntnifs von der chemischen und physikalischen Beschaffenheit der Gesteine noch vieler Ergänzung bedarf, und dafs die bisherige Art und Weise der Untersuchung uns manche Stoffe stets versteckt lassen musste. Gerade die oft nur zufällig und in sehr geringen Mengen vorhandenen Bestandtheile eines Gesteines haben aber sehr häufig ein ganz besonderes Interesse. Um solche nun finden zu können, kann die in den vorhergehenden Blättern geschilderte Methode Manchem vielleicht ein erwünschtes Mittel an die Hand geben.

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Im zweiten Hefte dieses Jahrgangs (S. 324) finde ich ein

kritisches Referat von Hrn. Dr. E. Weifs über meine Abhandlung: Sur les cristallites, aus den Archives Néerlandaises T. V, 1870. Ich bin dem Verfasser sehr dankbar dafür, dafs er die Aufmerksamkeit auf diese Untersuchungen gelenkt hat; sie bewegen sich auf einem Gebiete, welches nur mit gröfster Vorsicht und Zurückhaltung beschritten werden darf, und wo jeder Einwurf oder Zweifel um so mehr zu berücksichtigen ist, als die Berechtigung gewisser traditioneller Grundanschauungen dabei unverkennbar auf dem Spiele steht. Es ist hier nicht angezeigt, die Tragweite jener Untersuchungen bestimmter hervorzuheben; wenn Hr. Dr. Weifs in seinem Referate bereits etwas weiter greift als der erwähnte Aufsatz in den Arch. Néerl. Veranlassung bietet, so ist diefs wohl auf unsere mündliche Besprechung des Gegenstandes zurückzuführen. Leider ist die Forsetzung meiner Abhandlung, obgleich im Manuscript schon Jahr und Tag vollendet, im Druck durch ungünstige Umstände Erkrankung und Tod des Künstlers, welchem die Herstellung der Farbentafeln anvertraut war sehr verzögert worden. Das Referat von Weifs kam mir gerade zu Gesicht, als ich mit der Correctur des zweiten Theiles der Abhandlung für die Arch. Néerl. beschäftigt war. Es war mir jedoch gestattet, dort schon eine kurze Replik einzuschieben, und auch hier mufs ich mich im Wesentlichen auf kurze thatsächliche Angaben oder Berichtigungen beschränken, im übrigen aber auf die Abhandlungen im Arch. Néerl. oder auf die deutsche, selbstständige Ausgabe derselben verweisen, welche hoffentlich bald erscheinen wird, nachdem diese Replik zum Drucke gelangt ist.

Hr. Weifs hat die Versuche wiederholt, welche die Bildung von Schwefelkrystalliten zum Gegenstande haben;

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