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sehr einfache Bremsvorrichtung, welche der Beobachter mit der Hand regierte, während er die Spitze der Axe im Fernrohr beobachtete, regulirt werden.

Diese Bewegung des Apparates liefs sich mit der Hand und dem Auge so vollständig beherrschen, dafs die Spitze der Axe in jedem Punkte der Scale des Mikrometers festgehalten werden konnte und nur bisweilen ganz kleine Schwankungen machte. Es darf hierbei wohl bemerkt werden, dass es vielfacher und langwieriger Versuche bedurft hat, ehe diese Regelmässigkeit der Bewegung hervorgebracht wurde, die um so schwieriger zu erreichen war, als bisweilen eine sehr langsame und dann wieder eine durch alle Grade steigende, selbst mehr als fünfzigmal schnellere Drehungen bewirkt werden mussten. Offenbar würde unter diesen Bedingungen ein Laufwerk nicht construirt werden können, welches nur mit Hülfe eines Regulators seine Bewegung längere Zeit constant erhielte, selbst wenn auf seine Herstellung grofse Summen verwandt werden dürften.

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Um die Zahl der Umdrehungen des Apparates zu bestimmen, war am Gehäuse unten bei E (Fig. 2 und 3 Taf. I) eine Schraube ohne Ende angebracht, welche in die Zähne des Rädchens W eingreift. Senkrecht gegen die Ebene des Rädchens war ein kleiner Stahlstift eingelassen, der in der Figur mit bezeichnet worden ist. Dieser Stift drückte bei der Drehung des Rädchens die Feder i an die Schraube ban, so dafs auf diese Weise eine galvanische Kette geschlossen werden konnte, deren Poldrähte mit den Schrauben a und c in Verbindung standen, und durch Elfenbeinplättchen isolirt waren, bis die Feder i ihre metallische Verbindung und damit den Schlufs der Kette herstellte.

Das Rädchen hat 25 Zähne und der Stift schliefst daher stets nach 25 Umdrehungen der Axe den elektrischen Strom. Um nun diesen Schlufs auf einen Papierstreifen zu fixiren wurde ein Registrirapparat benutzt wie ihn die Fabrik von Mayer und Wolf in Wien zum Preise von 120 Thalern sehr zweckmässig herstellt. Dieser Apparat war ein Geschenk des Hrn. Ministers von Mühler für das Königliche

Friedrich Wilhelmns Gymnasium. Nach Art des Morse'schen Telegraphen setzt dieser Apparat mit Hülfe eines elektromagnetischen Triebwerks einen Papierstreifen in Bewegung, auf welchem, in der bekannten Weise, die Spitze eines Stahlstiftes den Schlufs des Stromes durch einen Punkt mark irt.

Eine kleine Pendeluhr, welche Sccunden schlug, ein sogenannter Regulator, war mit einer Unterbrechungsvorrichtung versehen, in ähnlicher Weise wie sie zuerst von Krille für die Altonaer Sternwarte construirt worden ist und in den Astronomischen Nachrichten Bd. 49 oder in Kuhn's Handbuch der angewandten Elektricitätslehre S. 1242 beschrieben wird.

Um das Triebwerk des Registrirapparates, die Uhr und das Zählerwerk des Apparates in Thätigkeit zu versetzen, wurden am bequemsten drei Flaschenelemente mit Kohlenund Zink - Platten in einer Lösung von saurem chromsaurem Kali benutzt. Die Verbrennung des Quecksilbers durch den galvanischen Strom am Krille'schen Unterbrecher zu beseitigen, gelang nur schwer und unsicher mit Hülfe eines Condensators, dagegen sehr leicht, wenn ein ganz kleines, mit sehr verdünnter Schwefelsäure gefülltes Fläschchen, in welches zwei haarfeine Platindrähte tauchten, in den Uhrstrom eingeschaltet wurde. In ähnlicher Weise ist auch bei dem Apparate der hiesigen Sternwarte der Quecksilberfunke früher beseitigt worden.

Die Versuche wurden nun in folgender Weise ausgeführt. Dicht neben dem Laufwerke, welches die Flugscheiben in Bewegung setzte, war das Fernrohr aufgestellt und neben dem Fernrohr ein Stromunterbrecher, mit dessen Hülfe alle drei Ketten zu gleicher Zeit in und aufser Thätigkeit gesetzt werden konnten. Während der Beobachter durch das Fernrohr nach der Spitze S der Axe blickte, regulirte er mit der cinen Hand durch einen ganz leisen Druck auf die Bremse des Schwungrades die Bewegung des Apparates so, dafs die Spitze im Nullpunkte des Mikrometers still zu stehen schien, und setzte dann mit der

andern den Stromunterbrecher in Wirksamkeit, so dafs die Uhr ihre Schläge auf dem abrollenden Papierstreifen in gleichen Intervallen markirte, während das Zählerwerk zwischen die Secunden-Schläge stets 25 Umdrehungen des Apparates einzeichnete, wie es die Fig. 5 Taf. I versinnlicht. Die zu den Umdrehungen erforderliche Zeit liefs sich dann, mit Hülfe eines auf Glas getheilten Maafsstabes, bis auf hundertel Secunden genau ermitteln.

Die Construction des Apparates wurde bereits Ende des Jahres 1868 begonnen, da er aber stets wesentlichen Abänderungen und Verbesserungen unterworfen werden mufste, so haben bis jetzt doch nur etwa 1000 Versuche nach den verschiedensten Richtungen hin ausgeführt werden können.

Es wurden hauptsächlich Versuche mit kleinen kreisförmigen Flugscheiben angestellt, deren Oberfläche 0,25 Quadratcentimeter betrug, die also einen Durchmesser von 56,4mm besafsen. Der Mittelpunkt dieser Scheiben, deren Ebene gewöhnlich senkrecht gestellt wurde, durchlief bei einer Umdrehung etwa ein Meter.

Es überraschte nun zunächst die grofse Präcision, mit welcher der Apparat gleich Anfangs arbeitete und das Luftwiderstandsgesetz erkennen liefs. Als Beispiel will ich nur eine Versuchsreihe hervorheben.

Bei einem Barometerstande von 746,5mm und einer Temperatur von 21,6° C. betrug die Umdrehungszeit der Scheiben, wenn ein senkrechter Druck von 10 Gramm auf das Aräometer ausgeübt werden sollte, in Secunden

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Wurde aber ein Druck von 40 Gramm hervorgebracht,

dann ergaben sich die Umdrehungszeiten

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Jede dieser zwölf Zahlen ist aus dreihundert Umdrehungen der Flugscheiben ermittelt worden. Wenn der Widerstand der Luft dem Quadrate der Geschwindigkeit proportional gewesen wäre, so hätte sich, nach der ersten Beobachtung, für die Zeit einer Umdrehung die Hälfte der ersten Zahl, also 0,15758 Secunden ergeben müssen. Diese Zahl weicht aber von der beobachteten nur um 45 hunderttausentel Secunden ab.

Auch als der Druck bis auf 60 Gramm gesteigert wurde, ergaben sich keine gröfseren Abweichungen von dem Newton'schen Gesetze. Gröfseren Drucken sind bis jetzt die kleinen Flugscheiben nicht unterworfen worden, um den Apparat, der noch für viele andere Versuche benutzt werden musste, nicht gleich Anfangs einer gefährlichen Probe zu unterwerfen.

Dagegen gestattete der Apparat auch mit sehr kleinen Geschwindigkeiten zu arbeiten. Bei einem Versuche wurden auf Kreisscheiben vom dünnsten Stahlfederblech, deren Oberfläche 0,5 Quadratdecimeter betrug, starke Papierscheiben von 115mm Durchmesser aufgeklebt und mit ihrer Fläche senkrecht der Luft entgegen bewegt. Die Bewegung war so langsam, dafs der Luftdruck nur 200 Milligramm ausmachte und ein ganzer Umlauf 6,5484 Secunden erforderte. Der Mittelpunkt der Scheibe hatte bei dieser Bewegung nur eine Geschwindigkeit von 17,1 Centm. Diese Geschwindigkeit erhält ein Körper, der einen Weg von 1,5mm durchfallen hat, oder der tiefste Punkt eines Secundenpendels, welches etwa einen Ausschlag von 3o macht.

Wurde nun die Geschwindigkeit beschleunigt, so dass

der Luftdruck auf 800 Milligramm stieg, so waren zu einer Umdrehung der Scheiben 3,2694 Secunden erforderlich. Nach dem ersten Versuche hätte die Zeit einer Umdrehung 3,2742 Secunden betragen müssen, wenn das Newton'sche Gesetz auch für so kleine Geschwindigkeiten seine Gültigkeit behalten sollte. Diese Zahlen unterscheiden sich aber von einander nur um 0,0043 Secunden.

Wenn nun auch solche Versuche nicht zahlreich genug angestellt worden sind um entscheidend zu seyn, so geben sie doch der Vorstellung keinen Raum, die bisher sehr allgemein gehegt wurde, dafs der Widerstand der Luft bei kleinen Geschwindigkeiten, wie sie etwa ein Secundenpendel im tiefsten Punkte seiner Bahn besitzt, der ersten Potenz der Geschwindigkeit proportional seyn sollte. Der Stab M, welcher die Flugscheiben trug, hatte einen Durchmesser von 2,9mm, und der Theil, welcher dem Widerstande der Luft ausgesetzt war, mafs nur 122. Dieser Stab absorbirte von dem Drucke von 10 Gramm, der auf die Flugscheiben ausgeführt wurde, ohngefähr 80 Milligramm und war bei seiner Bewegung ganz dem Newton'schen Gesetze unterworfen.

Da es mir jetzt hauptsächlich darauf ankommt, eine Vorstellung zu geben, welche Fragen sich mit Hülfe des Apparates beantworten lassen und die Resultate vollständiger Versuchsreihen erst später mitgetheilt werden können, so erwähne ich nur noch die folgenden Versuche.

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Auf die kleinen Flugscheiben wurden Kegel aufgesetzt, deren Höhe 25 betrug und deren Basis mit den Flugscheiben gleichen Durchmesser besafs. Wurden diese Kegel mit der Spitze der Luft entgegen bewegt, so dass sie wieder einem senkrechten Drucke von 10 Grm. ausgesetzt waren, so betrug die Zeit einer Umdrehung im Mittel 0,28200 Secunden, während sie für die Flugscheiben, also für die blofse Basis des Kegels, 0,32250 Secunden ausmachte. Der Luftwiderstand war also bedeutend durch die Kegelfläche verringert worden. Aber eine solche Verminderung des Druckes trat auch ein, wenn die Basis des Ke

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