MUSÉE FRANÇAIS.

CHOIX DE LITTÉRATURE,

tiré

DES MEILLEURS AUTEURS,

TANT ANCIENS QUE MODERNES,

PAR

O. . F. B. Wolff, PROF. et DR. et C. Schüß, da.

Première Année.

BIELEFELD,

DRUCK UND VERLAG VON VELHAGEN & KLASING.

1836.

Table des Matières

contenues dans le Musée français.

Les noms des Auteurs, sur la vie et les ouvrages desquels on a donné une notice, sont distingués par un astrisme.

Le Tableau du Sacre. Nro. 49 et su. * Janin, Jules, Voltaire et Mme de Pompadour.

* Chénier, André, Notice sur etc. Nro. 12.

* Désaugiers, Jean qui pleure et Jean qui rit. * Kock, Ch. Paul de, Petits Tableaux de Mœurs:

Musée français.

CHOIX DE LITTÉRATURE,

tiré

DES MEILLEURS AUTEURS

TANT ANCIENS QUE MODERNES,

par 0. Ļ. B. WOLFF, PROF. ET DR., et C. SCHÜTZ, dr.

PETITS TABLEAUX DE MŒURS
par CH. PAUL DE KOCK.

Der Verfasser der kleinen hier mitgetheilten anmuthigen und wißigen Sittenschilderungen, C. Paul de Kock, ist, obwohl in einer untergeordneten Sphäre sich bewegend, und von den Wortführeru der romantischen Schule nur mit vornehmer Geringschäzung betrachtet, einer der gewandtesten und talentvollften komischen Romanschreiber, welche gegenwärtig in Frankreich sich vorzugsweise diesem Fache widmen. Er behandelt nur das gewöhnliche Leben, wie es sich vor Allem in Paris gestaltet, und weiß demselben in seinen Darstellungen, mit überaus glücklicher Auffassung, und einer unerschöpflich fruchtbaren Laune, mehr als eine interessante Seite abzugewinnen und in der Entwickelung der einzelnen Charaktere, wie in der Erfindung der Situationen, wahr und lebendig hervortreten zu lassen. Seinem scharfen Blicke entgeht nichts, keine Thorheit, keine Lächerlichkeit, keine Schwäche der Menschen; mit vollen Händen greift er in das Leben, und da die Hauptstadt Frankreich's mit ihren tausend wechselnden Erscheinungen immer den Hintergrund zu seinen Figuren bildet, so erscheint er immer neu und wird selbst, wo er schon Bekanntes bringt, nicht den Leser ermüden. Eine gewisse Gutmüthigkeit, welche seinen Spott mildert, und ihn vor Bosheit bewahrt, der stete Hinblick auf eine moralische Lehre, die er seinen Schöpfungen zu Grunde legt, und welche er sich praktisch zu entwickeln bemüht, und ein rapider, gefälliger und leichter Styl, machen daher seine Schriften zu einer angenehmen und zerstreuenden Lektüre, die allgemeine Empfehlung verdiente, wenn sie nicht an einem Fehler litte, den die Franzosen leichter zu vergeben geneigt sind, der aber vor dem Richterstuhl ernster deutscher Gesinnung nur ausnahmsweise auf Nachsicht rechnen darf. Manche Scene in seinen Schriften streist an das Ynanständige, selbst an das Unsttliche; um des komischen Effektes willen verschmäht er nicht, oft, wenn gleich mit Grazie und Eleganz, Dinge der niedrigsten Sphäre zu behandeln, deren Erwähnung entweder aus der guten Gesellschaft durchaus verbannt ist, oder die wirklich keusche Ohren beleidigen. Die größere Freiheit des französischen und vorzüglich des Pariser Familienlevens, der Umstand, daß meistentheils junge Bonvivants, Grisetten, ehrliche Bürger des Marais, kurz die mittleren Stände der bürgerlichen Gesellschaft die Hauptpersonen seiner Romane find, und daß er darauf bedacht ist, diese mit aller Wahrheit und Natürlichkeit darzustellen, entschuldigt zwar, von anderem Standpunkte aus betrachtet, Manches bei ihm, macht es aber auch auf unserer Seite zur Pflicht, besonders Eltern und Erzieher zu warnen, damit sie in der Wahl seiner Schriften für ihre jungen Untergebenen sehr behutsam zu Werke gehen. Wem es jedoch darum zu thun ist, eine leichte, aufheiternde, zeitvertreibende Lektüre zu haben, die ihn in das Wesen und Treiben der Pariser auf gefällige und angenehme Weise einführt, dem können wir Paul de Kock's Romane und unter diesen vorzüglich La laitière de Montfermail, La maison blanche, Mon voisin Raymond, Le petit Savoyard" empfehlen. Eine deutsche Ueberseßung oder Bearbeitung der einzelnen Schriften dieses Verfassers hat, so ost sie auch versucht wurde, nie recht Eingang finden können, da sie, bei der so sehr von der französischen verschiedenen Gesinnung und dem Ernste unseres Nation, zu lebhaft unseren Ausichten _widersprach und obendrein in unserer Mundart den ihr eigenthümlichen Schmelz verlieren mußte, wodurch Dinge in ihrer Nacktheit hervortraten, die der gewandte Franzose geschickt zu übertünchen verstand.