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beruhte, dafs der zweite Lichtstrahl genöthigt wurde, unter einem mefsbaren Winkel durch eine planparallele Glasplatte zu gehen, deren Dicke bekannt war, wodurch er eine genau bestimmte Verzögerung erhielt. Wir gehen auf den Arago'schen Apparat nicht näher ein, weil er zu messenden. Versuchen eigentlich nicht in Anwendung gekommen ist, und deuten nur das Princip des von Jamin zu seinen Beobachtungen benutzten abgeänderten Interferenzialrefractors 1) an. Dieses Intrument beruht auf der Anwendung des Interferenzphänomens dicker Platten. Man schneidet eine planparallele Platte in 2 Theile, befestigt die eine Hälfte auf einem Gestelle und fängt damit ein Bündel paralleler Strahlen auf. Ein von A aus einfallender Lichtstrahl (siehe Fig. 1, Taf. I) wird einestheils an der Vorderfläche und anderntheils an der Hinterfläche der Platte P, reflectirt und somit in 2 Bündel zerlegt, die um den Weg in der Glasplatte und den Phasenverlust bei der Reflexion an der Hinterwand gegen einander verzögert sind. In einiger Entfernung stellt man in den Weg der beiden parallelen Strahlen die andere Hälfte der Glasplatte P, und richtet sie parallel der ersten Hälfte. Dann wird der ursprüngliche Strahl (überall von mehrfachen inneren Reflexionen abgesehen) in 4 zerlegt, von denen 2 als in Phase und Richtung vollkommen zusammenfallend erscheinen. Der eine dieser beiden ist der, welcher an der Vorderfläche des ersten Glases reflectirt und im zweiten Glase an der Hinterfläche reflectirt austritt, der andere Strahl wurde im ersten Glase an der Hinterfläche und im zweiten an der Vorderfläche reflectirt (siehe Fig. 1, Taf. I). In dem Zwischenraume sind die beiden Strahlen von einander um eine Strecke entfernt, die von der Dicke und Neigung der Platten gegen den einfallenden Strahl abhängt und beliebig vergröfsert werden kann. Sind also P1 und P, die beiden parallelen Platten, so kann man sich unter T und T, eingeschaltete Medien vorstellen und von B aus die Verschiebung der Streifen messen. Schaltet man z. B., wie

1) Jamin, Interferenzialrefractor. Cosmos 1856. No. 10, S. 227. Hieraus: Pogg. Ann. Bd. 98, S. 445 bis 349.

es Arago vorschlug und Jamin ausführte, gleich lange Röhren mit Flüssigkeiten verschiedener Temperatur ein, so kann man die Aenderungen der Brechungsindices recht gut damit verfolgen. Bei diesem Verfahren ist noch auf einige Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, dieselben bestehen darin: erstens, dafs die Röhren mit verschiedenen Temperaturen dicht neben einander liegen müssen und zweitens, dafs diese Röhren gleiche Länge behalten oder die Längenänderungen berücksichtigt werden müssen. Während das letztere sehr unbequem, ist der gestellten Anforderung kaum durch mechanische Hülfsmittel zu genügen. Wendet man nicht homogones, sondern wie Jamin, weisses Licht an, so hat schon Stokes 1) bemerkt, dafs man aus der Verschiebung der Interferenzfransen etwas zu grofse Resultate erhält, weil durch die grössere Breite der Streifen für die Strahlen geringerer Brechbarkeit die Mitte etwas stärker verschoben scheint, als sie es in der That ist.

Jamin hat nach dieser Methode sowohl seine obenerwähnten Bestimmungen der Aenderung des Brechungsexponenten des Wassers mit der Temperatur erhalten, als auch den Nachweis geliefert, dafs sich der Brechungsexponent des Wassers proportional mit einem äusseren Drucke ändert 2),

Mehrmals ist eine Bestimmungsmethode des Index für Flüssigkeiten aufgetaucht, die auf der Messung der Gröfse der parallelen Verschiebung beruht, die ein Lichtstrahl beim Durchgange durch eine gewisse Dicke einer horizontalen Flüssigkeitsschicht verfährt. Die Ausführung des Versuches geschieht so, dafs man vor und nach dem Einfüllen einer Flüssigkeit in ein Gefäfs nach einer am Boden befindlichen Marke visirt.

Obgleich man diese Bestimmungsmethode wiederholt zurückgewiesen und gezeigt hat, dafs hier ein kleiner Fehler in Beobachtung der Verschiebung zu sehr grofsen Differenzen Anlass giebt, weil man von kleinen Gröfsen auf gröfsere 1) Stokes, Mém. d. l'Institut 1856, p. 453.

2) Jamin, Ann. de Chim. et Phys. LII, p. 163.

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schliefst, ist dieselbe doch noch in neuerer Zeit mehrmals unter verschiedener Gestalt wiedergekehrt '). Ihren Werth 'suchte man besonders darin, dafs der Lichtstrahl aus Luft in die freie Flüssigkeitsoberfläche eintreten kann, während bei der Untersuchung in Prismen Dichtigkeitsänderungen an der gerade wesentlichen Endfläche eintreten können. Nach der Poisson'schen Ansicht von der Capillarität muss eine solche Verdichtung an der Contaktfläche zwischen Flüssigkeit und Glas allerdings stattfinden, dieselbe wird aber jedenfalls in Schichten parallel der abschliefsenden Glasschicht bald in die normale Dichte der Flüssigkeit übergehen, und folglich kann dadurch der Ablenkungswinkel nicht geändert werden. Fände eine solche verdichtende Wirkung aber noch innerhalb der Beobachtungsgränzen statt, so müsste das durch ein enges Hohlprisma gebrochene Bild einer ausgedehnten, homogenen, geraden Lichtlinie convex erscheinen, da dann auch nach den Röhrenwandungen zu eine Verdichtung der Flüssigkeit stattfinden würde; etwas Derartiges habe ich bis jetzt nirgends, nicht einmal beim Durchgang durch enge Metallröhren beobachten können.

Auch die Methode der Ablenkung, welche zu wirklich ausgeführten Bestimmungen des Indexes hauptsächlich gedient hat, und nach welcher auch die vorzüglichen Messungen sowohl Fraunhofer's 2) und Baden-Powell's "), als auch die Bestimmungen von Becquerel und Cahours), Deville), Delffs"), Dutirou 7), Beer und Kremers), 1) Mémoire sur la détermination des indices de réfraction. Compt. rend. XXXIX, p. 27 bis 29 und Neue Methode den Brechungsindex von Flüssigkeiten zu messen von Ch. Montigny, Pogg. Annalen

Bd. 123.

2) Fraunhofer, Denkschriften der Münchener Akademie, Bd. V, 1812 bis 1815.

3) Ann. de chim. et de phys. sér. III, vol. V, p. 129. Pogg. Ann. Bd. LXIX.

4) Compt. rend. VI, 867; daraus Pogg. Anu. LI, S. 267. 5) Ann. de chim. et de phys. sér. III, vol. V, p. 129.

6) Pogg. Ann. LXXXI, S. 470.

7) Ann. de chim. et de phys. sér. III, T. XXVIII, p. 176. 8) Pogg. Ann. Bd. CI.

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Hoek1), Landolt 2), Handel, Ad. Weifs und E. Weifs), Gladstone und Dale), Forthomme") und schliesslich auch die meinigen gemacht sind, schliefst eine ziemliche Anzahl von Varianten mit verschiedenen Vorzügen und Nachtheilen in sich.

Das gewöhnlichste Verfahren ist, das Minimum einzustellen und dann hieraus den Brechungsindex nach der Formel:

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abzuleiten (wenn a der Winkel des Prisma und die kleinste Ablenkung ist). Ein anderes, vielleicht ein Wenig genaueres Verfahren ist, soviel mir bekannt, zu zuverlässigen Messungen zuerst von Seebeck angewendet worden und besteht darin, sowohl den Winkel des austretenden, als den des eintretenden Strables zu bestimmen. Einestheils fordert diese Methode, wenn sie sich nicht in's Unendliche compliciren soll, eine Aufstellung des Prisma's über dem Centrum des Kreises des Winkelmefsinstrumentes und aufserdem die Bestimmung sehr vieler Winkel, wodurch die Genauigkeit zum Theil wieder aufgehoben wird. Aus diesem Apparat den Seebeck ") schon 1830 angegeben hat, haben sich nach und nach für ähnliche Zwecke, das Meyerstein'sche Spectrometer und die vollkommenere Form des Babinet'schen Goniometers entwickelt. Der erste Apparat diente van der Willigen bei seinen oben erwähnten Beobachtungen, während mit dem Babinet'schen Goniometer, sowohl Dutirou, als zumal die Wiener Physiker: Handel

1) Pogg. Ann. CXII, 347.

2) Pogg. Ann. Bd. CXXII.

3) Wiener Akademieberichte Bd. XXV, XXXIII,

4) Phil. Transact. 1858, p, 887 etc.

Hieraus Pogg. Ann. Bd. CVIII,

S. 632 etc. und Phil. Transact, 1863, p. 317.

5) Ann. de chim. et phys. LX, 307.

6) Seebeck, Observationes circa nexum intercedentem etc InauguralDissertation. Berlin 1830.

und Weifs unter Grailich's Leitung ihre schönen Versuche über die Brechungsexponenten der Flüssigkeitsgemische angestellt haben.

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Hat man keine centrale Aufstellung der Prismen, die ja bei Anwendung der Theodolithen und meisten Winkelmefsinstrumente nicht möglich ist, so mufs man alsdann für die excentrische Aufstellung des Prisma corrigiren. Da es bei meinen Versuchen darauf ankam, das Prisma beliebig erwärmen und mit den Messungen der Brechung fortlaufende Bestimmungen des brechenden Winkels verbinden zu können, so wählte ich folgende Anordnung und Aufstellung:

Auf einer grofsen Steinplatte im physikalischen Cabinet der Universität Leipzig stand zuerst auf einem soliden Steincylinder, von ungefähr 1 Met. Höhe, ein Theodolith von Pistor und Martin, dessen Fernrohr mit Verticalkreis abgenommen werden konnte. Man stellte auf den Theodolith einen Tisch mit Stellfüfsen, der auf 3 Spitzen ein, nach zwei senkrechten Richtungen mittelst Schlittenbewegung verschiebbares Hohlprisma trug, welches zur Aufnahme der zu untersuchenden Flüssigkeiten diente. In ungefähr 30cm. Abstand davon befand sich auf einem festem Holzbock ein Repsold'sches Universalinstrument, dessen gebrochenes Fernrohr sich in gleicher Höhe mit dem Hohlraum des Prisma's befand. In gleicher Höhe mit diesen beiden Fernröhren war in ungefähr Smet. Entfernung ein Schirm aufgestellt, der eine verschiebbare verticale Spalte trug, hinter welcher man späterhin die Flamme anbrachte. Ein wenig zur Seite des Prisma's befand sich auf einem zweiten Holzbock ein festes Fernrohr, welches so gerichtet war, dafs man damit eines Theils die brechende Kante des Prisma's vertical stellen und anderntheils durch Reflexionsbeobachtungen den Winkel des Prisma's bestimmen konnte.

Fig. 2, Taf. I, erläutert die Aufstellung. T ist der Theodolith, U das Universalinstrument, P das Prisma, F das Hülfsfernrohr, S deutet die Richtung nach dem Spalt und O die Richtung nach der Auffangstange eines fernen Blitz

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