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satorfläche negative Elektricität angehäuft werden, ihrer negativen Seite gegenüber positive. Somit würden die Metallflächen sich elektrisch laden können, ohne dafs eine elektrodynamisch inducirte Kraft den metallischen Leiter selbst zu treffen brauchte.

Setzen wir das elektrische Moment für die Volumeinheit der Luft in Richtung der x gleich r und bezeichnen wir mit X die in gleicher Richtung wirkende elektromotorische Kraft, und mit die elektrische Potentialfunction im Innern des Diëlektricum (wie in meiner Abhandlung im 72sten Bd. des Journals für Mathematik), so würde zwischen den Condensatorplatten, da wo die x Axe zu ihnen normal ist, zu setzen seyn

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Dabei würde gegen die Gränzen der Luftschicht in Richtung positiven a die elektrische Gränzschicht von der Grösser hingeschoben seyn, in der Richtung der negativen die Schicht -r. Wenn nun an beiden Metallflächen selbst sich die elektrischen Dichtigkeiten +e und -e gesammelt haben, so ist nach bekannten Sätzen 1) an der Seite des positiven r

oder

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Wenn nun die beiden, Condensatorflächen übrigens durch eine nicht von inducirten Kräften getroffene metallinische Leitung zusammenhingen, wie dies nach den Annahmen der Potentialtheorie in unseren Versuchen der Fall war, so wäre in beiden Condensatoren gleich,

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folglich in ihrem engen Zwischenraume =0 und die gebundene Elektricität

e=- ε X.

Wenn dagegen nach den Annahmen der Ampère'schen Theorie die gesammte elektromotorische Kraft h in dem metallischen Kreise wirkte, so wäre der Unterschied der Potentiale an beiden Flächen gleich Xh zu setzen, also im Zwischenraume

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Ist sehr grofs, so werden beide Werthe merklich gleich, das heifst, dann würde auch unter Annahme des Potentialgesetzes die elektrische Ladung nahehin so grofs werden, als sie es nach dem Ampère'schen seyn müsste, so wie es in unseren Versuchen in der That der Fall war. Ist & unendlich grofs, so würde jeder Unterschied zwischen beiden Fällen schwinden. Dafs daraus nicht geschlossen werden dürfte, dass auch die Ladungen unendlich grofs werden, weil dann andere Bestimmungen der elektrischen Maasseinheiten nöthig werden, habe ich schon in meiner mehrerwähnten Abhandlung erörtert.

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Die Entscheidung zwischen den beiden noch übrig bleibenden Theorien, deren eine aus der Ampère'schen Hypothese abgeleitet ist und nur Fernwirkungen von Leiter zu Leiter berücksichtigt, und andererseits der Maxwell'schen (beziehlich dem die Isolatoren mitberücksichtigenden Potentialgesetz) wird wohl zunächst durch Untersuchung der auf die Isolatoren ausgeübten elektrodynamischen Wirkungen gewonnen werden müssen.

V. Zur Widerlegung des elementaren Potentialgesetzes von Helmholtz durch elektrodynamische Versuche mit geschlossenen Strömen; von F. Zöllner

(Aus den Berichten d. Sächs, Ges. d. W. Februar 1876.)

Hr. Helmholtz hat am 17. Juni 1875 in einer Gesammtsitzung der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1) das in neuerer Zeit von ihm für Stromelemente aufgestellte und bisher gegen Einwände von Bertrand, C. Neumann, Riecke und mir vertheidigte Potentialgesetz zurückgezogen. Die Veranlassung hierzu gaben Experimente, deren Prinzip Hr. Helmholtz bereits in Borchardt's Journal für Mathematik Bd. 78, S. 281 angedeutet hatte. Hr. N. Schiller hat nun diese Versuche im physikalischen Laboratorium der Universität zu Berlin wirklich ausgeführt und seitdem in Moskau mit vollkommneren Apparaten fortgesetzt. Durch diese Experimente sollte entschieden werden, ob eine Elektricität ausströmende Spitze die Wirkung eines Stromendes zeige, da die durch Fortbewegung der elektrisch abgestofsenen Luft fortgeführte Elektricität möglicherweise nicht als elektrodynamische Fortsetzung der durchströmten Leitung in Betracht kam" (p. 405). Nach Hrn. Helmholtz schreibt das Potentialgesetz elektrodynamische Wirkungen nur der in ponderablen Trägern sich bewegenden Elektricität zu, nicht aber der convectiv fortgeführten. Es war also zu versuchen, ob eine Elektricität ausströmende Spitze die Wirkung eines Stromendes zeige, da die durch die Fortbewegung der elektrisch abgestofsenen Luft fortgeführte Elektricität möglicherweise nicht als elektrodynamische Fortsetzung der durchströmten Leitung in Betracht kam.

1) Helmholtz, Versuche über die im ungeschlossenen Kreise durch Bewegung inducirten elektromotorischen Kräfte. Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1875. Juni 17. S. 404 bis 418.

„Es wurde daher bei den erwähnten Versuchen ein geschlossener Stahlring mit einem Leitungsdrahte umwickelt und magnetisirt". „Der Ring wurde an einem langen Coconfaden aufgehängt in einem Gehäuse, welches äufserlich ganz mit Stanniol überdeckt wurde, um elektrostatische Anziehungskräfte auszuschliefsen“, „Durch eine von aufsen genäherte metallene Spitze strömte die gesammte durch eine schnell gedrehte Holtz'sche Maschine entwickelte Elektricität in die

Luft aus. Die Spitze wurde derjenigen Seite des Kastens gegenübergestellt, wo sich immer der eine verticale Theil des Ringes befand. Der Ring hätte unter diesen Umständen eine Ablenkung erfahren müssen, wenn die Spitze als Stromende im Sinne der Potentialtheorie wirkte. Das Resultat der so angestellten Versuche war aber durchaus negativ. Hr. N. Schiller hat seitdem diese Versuche in Moskau mit vollkommneren Apparaten fortgesetzt, unter Bedingungen, wo die Gröfse der Magnetisirung des Ringes und die Intensität des von der Elektrisirmaschine gelieferten Stromes genau bestimmt, und nachgewiesen werden kounte, dafs die nach dem Potentialgesetze zu erwartende Ablenkung grofs genug seyn würde, um sicher beobachtet werden zu können, wenn sie existirte. Die Resultate waren ebenso rein negativ“ (S. 406).

Aus dem Mifslingen dieser Versuche, zu deren Anordnung Hr. Helmholtz vom Standpunkte seines elementaren Potentialgesetzes geführt worden ist, zieht derselbe den Schlufs, dafs die Potentialtheorie, wenn in ihr nur die in den Leitern vorkommenden elektrischen Bewegungen und deren Fernwirkungen berücksichtigt werden, mit den Thatsachen in Widerspruch tritt" (S. 412).

Hr. Helmholtz befindet sich daher bezüglich dieses Resultates gegenwärtig in voller Uebereinstimmung mit dem bereits früher von mir durch andere Versuche erlangten Ergebniss, dafs sein elementares Potentialgesetz „mit 1) Poggendorff's Annalen Bd. CLIV, S. 323.

den von C. Neumann und E. Riecke erwähnten Thatsachen der Beobachtung in Widerspruch treten würde 1)“.

Man wäre nun berechtigt, diese schöne Uebereinstimmung, zu welcher theoretisch und experimentell so gänzlich verschiedene Wege geführt haben, als ein höchst erfreuliches und für den ferneren Fortschritt der Wissenschaft auch erspriefsliches Resultat zu betrachten, indem sich gezeigt hat, dafs eine, von den bisherigen Gesetzen Ampère's und Weber's abweichende und mit grofsem Aufwand von mathematischem Scharfsinn entwickelte Theorie zu einem Ergebniss geführt hat, welches mit den Thatsachen in Widerspruch tritt".

Allein einer solchen Anschauungsweise würde Hr. Helmholtz keineswegs seine Zustimmung ertheilen. Denn gleichzeitig mit der Zurücknahme seines Potentialgesetzes erklärt derselbe sämmtliche bisher gegen dasselbe von C. Neumann, Riecke, Herwig u. A. erhobenen Einwendungen einfach als „nichtige". 2) Ebenso nichtig seyen alle meine bisherigen Experimente, welche ich theils in den Berichten der Kgl. Sächs. Gesellschaft d. W: 3), theils in Poggendorff's Annalen) zu dem Zwecke mitgetheilt habe, jenen gegenwärtig von Helmholtz selbst erkannten Widerspruch seines Gesetzes mit den Thatsachen zu beweisen, denn, sagt Hr. Helmholtz, — „alle Versuche, dies durch Untersuchungen an geschlossenen Strömen leisten zu können, sind principiell falsch angelegt" (S. 403 a. a. O).

So gern ich daher auch geneigt gewesen wäre, in einer über fünf Jahre hindurch mit so grofser Beharrlichkeit fortgeführten Controverse Hrn. Helmholtz das letzte Wort zu gestatten, so glaube ich dies doch nach seinen 1) Poggendorff's Ann. Bd. CLIV, S. 323. 2) Die betreffenden Worte von Helmholtz lauten a. a. O. folgender. maafsen: „Ich brauche wohl kaum daran zu erinnern, dafs ich das Potentialgesetz bisher zwar gegen nichtige Einwände vertheidigt habe, aber doch immer nur als ein solches, über dessen Richtigkeit endgiltig nur neue Versuche entscheiden könnten".

3) Sitzung vom 8. August 1874.

4) Pogg. Ann. Bd. 154, S. 321 f.

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