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dafs, sage ich, in diesem Falle die Translocationsrichtung der Locomotive von der Rotationsrichtung ihrer Räder abhängt und unzertrennlich mit ihr verbunden ist, vermag jeder Mensch auch ohne Kenntnifs des Princips der Erhaltung der Kraft und der virtuellen Geschwindigkeiten, ohne Weiteres einzusehen und zu prüfen. Wäre aber Jemand in einem bestimmten Falle, z. B. bei geneigter Ebene der Bahn, zweifelhaft, ob die Bewegung der Locomotive vermöge der direct auf sie wirkenden Schwerkraft oder vermöge der indirect auf die Räder wirkenden Spannkraft des Dampfes fortgetrieben werde, so genügte hierzu ein einfaches Experiment. Der Führer der Locomotive brauchte nur durch abwechselnde Verstellung der Dampfsteuerung die Räder einmal rechts, das andere mal links herum rotiren lassen. Zeigte sich hierbei, dafs trotz dieser Umkehr der Rotationsrichtung der Räder die Bewegungsrichtung der Locomotive dieselbe bleibt, so würde Jeder hieraus schliefsen müssen, dafs nicht, die Vorgänge in der Gleitstelle in diesem Falle das Treibende sind", sondern dafs vermöge der schiefen Ebene der Bahn und einer etwa durch Glatteis verminderten Friction der Gleitstellen" auf den Schienen die Locomotive durch die „unmittelbar auf den festen Theil" wirkende Componente der Schwerkraft fortgetrieben wird.

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Nur diese trivialen Reflexionen sind es, welche mutatis mutandis auf den in beifolgender Tafel III dargestellten, und unmittelbar durch die Zeichnung erläuterten Versuch zu übertragen sind, um Jeden davon zu überzeugen, dass, wenn bei festgehaltenem Bügel das kleine Rad in Fig. 1 und Fig. 2 nach entgegengesetzter Richtung, der bewegliche Bügel aber bei unveränderter Stromrichtung nach der gleichen Richtung rotirt, nothwendig auf den Bügel selbst unmittelbar" eine Kraft von constanter Richtung ausgeübt werden mufs, um diese Rotation der Bügel in gleicher Richtung zu bewirken. Nach Ampère's und Weber's elektrodynamischem Grundgesetze erklärt sich

diese Erscheinung auch sehr einfach, indem der obere horizontale Theil des Bügels in beiden Fällen unter dem prävalirenden Einfluss des magnetischen Nordpoles bleibt.

Ich hatte den beschriebenen Versuch schon in meiner letzten Abhandlung angedeutet 1) und hätte es bei dieser Andeutung bewenden lassen, wenn es nicht Hr. Helmholtz in seiner neuesten Publication für zweckmäfsig gehalten hätte, sich in so absprechender Weise über alle von Anderen bisher gegen sein Potentialgesetz erhobene Einwendungen auszudrücken. Es schien mir dies um so nothwendiger, als Hr. Helmholtz gleichzeitig die Resultate von selbst erdachten Versuchen mittheilt, durch welche er sich zu der Erkärung genöthigt sieht, „dass die vom Potentialgesetze angezeigten Wirkungen der Stromenden nicht existiren" 2) und es ja gerade diese „Wir

1) Pogg. Ann., Bd. 154, S. 328. Die wenigen Worte, mit welcher ich bereits an dieser Stelle den obigen Versuch beschrieb, sind folgende:

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Wurden die Ketten oder frei herabhängenden Kupferdrähte, nach Art des Barlow'schen Rades, durch leicht bewegliche Scheiben von dünnem Kupferblech ersetzt, so rotirten dieselben bei festgehaltenem Bügel nach entgegengesetzten Richtungen, je nachdem die Einwirkung des oberen oder unteren Magnetpoles überwog, während die Rotation des sich selbst überlassenen Bügels in beiden Fällen nach derselben Richtung erfolgte". Ich erlaube mir hierbei zu bemerken, dafs zur Ausführung des Versuches möglichst kräftige galvanische Ströme anzuwenden sind und ebenso für eine hinreichend geringe Reibung in den Axen der Barlow'schen Räder gesorgt werden mufs. Der von mir benutze Apparat erforderte zum Gelingen des Experimentes drei kräftige Bunsen'sche Elemente für den Elektromagneten und ebenso viele für den beweglichen Bügel.

2) Da in dem betreffenden Satze diese Erklärung noch an eine Bedingung geknüpft ist, so theile ich die betreffende Stelle hier noch einmal mit: „Daraus ist also zu schliefsen, dafs entweder die vom Potentialgesetze angezeigten Wirkungen der Stromenden nicht existiren, oder dafs aufser den von diesem Gesetze angezeigten elektrodynamischen Wirkungen auch noch solche der convectiv fortgeführten Elektricität

kungen der Stromenden waren, auf denen
auf denen er seine
ganze Mechanik der Gleitstellen basirt hatte, so dafs er,
bevor diese Mechanik bekannt war, Hrn. Riecke gegen-
über bereitwilligst die Beweiskraft elektrodynamischer
Rotationsversuche mit geschlossenen Strömen gegen sein
elementares Potentialgesetz anerkannt hatte. Uebrigens
liegt es mir durchaus fern, durch diese Bemerkungen
weder die wissenschaftliche Bedeutung der Helmholtz'-
schen Versuche noch die zu ihrer Auffindung erforder-
liche Erfindungsgabe irgendwie den Rotationsversuchen
gegenüber herabzusetzen. Vielmehr erkenne ich auf das
Bereitwilligste an, dafs auch zu diesen Versuchen, ebenso
wie z. B. bei der Construction optischer Instrumente und der
Ermittelung optischer Methoden Scharfsinn und Erfin-
dungsgabe 1) erforderlich sind.

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VI. Ueber einige Formen des auf galvanischem
Wege erhaltenen Silbers; von M. Kirmis.

Auf Veranlassung von Hrn. Geheimrath Helmholtz

unternahm ich in dessen Laboratorium eine Arbeit über Wanderung der Ionen, deren Hauptzweck es war, den eventuellen Einfluss von Stromstärke, Temperatur und Concentration der angewendeten Lösungen auf die Gröfse der Ueberführung zu bestimmen.

Als Elektrolyte dienten verschiedene Lösungen von schwefelsaurem Kupfer; die Menge des an der Kathode

bestehen, dafs das Potentialgesetz also unvollständig sey, wenn man in ihm nur Rücksicht nimmt auf Fernwirkungen der in den Leitern fortströmenden Elektricität“.

1) Vgl. Helmholtz, Vorrede zum 2. Theil des 1. Bandes zu dem Handbuch der theoretischen Physik von W. Thomson und P. G. Tait. (1874) S. XIV.

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ausgeschiedenen Metalles wurde vermittelst eines Silbervoltameters bestimmt.

Im Anfange wendete ich eine Thermobatterie an, durch welche gerade bemerkbare Zersetzung hervorgerufen wurde, und vermehrte die elektromotorische Kraft allmählich und systematisch bis auf 130 Daniell'sche Elemente.

Schon bei 50 Daniell bemerkte ich eine eigenthümliche, regelmässige Anordnung der Silberkryställchen im Platintiegel des Silbervoltameters, die bei weiterer Verstärkung der elektromotorischen Kraft so scharf hervortrat, dass es mir interessant erschien, die Bedingungen festzustellen, denen diese Anordnung unterworfen ist.

Das Silber wird aus der wässrigen Lösung seiner Salze wesentlich in drei äufserlich verschiedenen Formen durch den Strom abgeschieden: „als deutlich krystallisirtes, als grau schwammiges und als schwarzes Silber." Die beiden letzten Modificationen zeigen, nach Vogel'), bei sehr starker Vergrösserung dieselbe krystallinische Textur und wesentlich dieselben Krystallformen wie die

erste.

Unter deutlich krystallisirtem Silber verstehe ich solches, welches mit blofsem Auge, oder bei schwacher Vergröfserung die Krystallform und die Anordnung der Krystalle genau erkennen lässt. Man erhält es stets in Dendriten, die baumförmig, oder moosartig sind und in grofsen glänzenden Blättern. Die Dendriten sind entweder nach octaëdrischen Axen, oder nach den Axen gewachsen, welche die gegenüberliegenden Ecken eines Hexaëders verbinden.

Die Herstellung aller dieser Formen des Silbers hängt ab von der Stromintensität, von der Concentration der angewendeten Lösung und von der Dichtigkeit des Stromes in einzelnen Punkten. Den wesentlichsten Einflufs zur Erreichung der oben erwähnten, regelmässigen Anordnung der Silberkryställchen, den Impuls dazu scheint 1) Pogg. Ann. Bd. 117,

jedoch ein neues Moment, die Gröfse der elektromotorischen Kraft zu geben.

Die Anordnung meiner Versuche war folgende: In den Stromkreis war eingeschaltet: „der Apparat um die Wanderung der Ionen zu bestimmen, bestehend aus einer Flüssigkeitssäule von 580,0mm Länge und 12,5 Querschnitt, ein Silbervoltameter und Anfangs ein Galvanometer, später eine Tangentenbussole." Bei geringen elektromotorischen Kräften war der Silberniederschlag an der Wand des Platintiegels völlig gleichmässig, nur mit der Lupe liefs sich krystallinische Textur erkennen. Als ich die Anzahl der Elemente vermehrte, bemerkte ich auf dünnem Untergrunde erhabene, regelmässige Verticalstreifen, die nach einem unbekannten Mittelpunkte hin zu verlaufen schienen, bei 130 Daniell'schen Elementen gewannen die Streifen das Ansehen von Silberlinien, die mit der Feder auf den Platin - Untergrund gezeichnet sind, die Zwischenräume waren völlig frei von Silber. Der bisher als negative Elektrode benutzte Platintiegel war von der gewöhnlichen, stark conischen Form; ich wendete jetzt einen andern an, dessen Grundfläche einen Kreis von 40,0mm Durchmesser, dessen Seite fast einen rechten Winkel mit der Basis bildete; die positive Elektrode war ein nach unten sich zuspitzender Silberstab. Der Strom circulirte 20 Stunden, die Menge des in einer Minute ausgeschiedenen Silbers betrug 2,72mgr. Die Zeichnung im Tiegel war jetzt folgende: „auf der Basis gingen von einem scharf hervortretenden Mittelpunkte, der sich der positiven Elektrode gegenüber befand, in radialer Anordnung gekrümmte Silberlinien aus, die sich an den Wänden des Tiegels parallel und vertical in gleichmässigen Abständen fortsetzten."

Statt des einen Centrums lassen sich leicht auch deren

zwei erhalten, wenn man als positive Elektrode einen hufeisenförmigen Silberstab oder ein Rechteck aus Silberblech anwendet; in letzterem Falle bietet die Zeichnung am Boden genau den Anblick eines Magnetstabes dar, an

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