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dessen beiden Polen sich Eisenfeile angesetzt hat. Je mehr das Ende der positiven Elektrode von einer scharfen Spitze abweicht, desto undeutlicher wird der Strahlenmittelpunkt.

Die folgenden Versuche zeigen, dafs die Gröfse der elektromotorischen Kraft von wesentlichem und bedingendem, die Aenderungen in der Intensität, der Concentration der Lösung und der Stromesdichtigkeit nur von untergeordnetem Einflusse auf die Bildung der erwähnten Linien sind.

Im Ganzen stellte ich 192 systematisch durchgeführte Versuche an, von denen ich hier nur einige wesentliche anführen will. Die Stromstärke gebe ich der bequemen Uebersicht halber, in Graden der von mir benutzten sehr empfindlichen Tangentenbussole.

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Man sieht aus 3) und 4), dafs bei genau gleicher Stromstärke, in derselben Zeit, bei derselben Concentration der Silberlösung und ich muss hinzufügen, der nämlichen Form der Elektroden die Bildung der Zeichnung nicht stattfindet, wenn die elektromotorische Kraft nicht eine gewisse Grösse erreicht.

Ist die Intensität sehr gross (5), dann geht die Bildung des Niederschlages schnell vor sich, Dendriten und blattartige Krystalle füllen bald den Tiegel.

Um den eventuellen Einfluss der Concentration der Lösung zu suchen, wendete ich unter sonst gleichen Verhältnissen nacheinander Lösungen an, die erst 1, 2, 3 ... 10, dann 10, 15, 20 ... Th. salpetersauren Silbers in 100 Th. Lösung enthielten. Bei 15 Proc. Silbergehalt wurde die Streifung undeutlich, bei 30 Proc. hörte sie ganz auf, die Wände des Tiegels waren dann mit grofsen warzenförmigen, dendritischen Gebilden bedeckt, am Boden jedoch blieben, selbst bei noch grösserer Concentration der Lösung, Spuren regelmässiger Zeichnung sichtbar.

Die Stromesdichtigkeit ist ohne Einfluss auf die Bildung der Streifen; dagegen ist die Deutlichkeit des radialen Mittelpunktes am Boden, von der spitzen Form der positiven Elektrode d. h. von der gröfseren Dichtigkeit in einem Punkte abhängig.

Hiermit sind die Bedingungen für die Hervorbringung der Zeichnung fixirt, sie sind:

1) Eine bedeutende elektromotorische Kraft.

2) Die Intensität darf eine gewisse Gränze nicht überschreiten (pro Ctm. und Minute darf nicht mehr als 0,28mg Silber ausgeschieden werden).

3) Die Lösung darf in 100 Th. höchstens 25 Th. Silbersalz enthalten (die beste Concentration ist zwischen 5 und 10 Proc.).

4) Eine positive Elektrode mit scharfen Spitzen ist für die Bildung von deutlichen Strahlenmittelpunkten erforderlich.

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Wie diese bedingenden Ursachen in einander greifen zu erforschen, mufs späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Jedenfalls ist die etwaige Annahme, dafs die Verticalstreifen auf der Seite des Tiegels nur auf Flüssigkeitsströmungen beruhen, die durch die stetig leichter werdende Silberlösung hervorgerufen werden, nicht sehr wahrscheinlich. Denn einmahl liefse sich dadurch die grofse Regelmässigkeit der Zeichnung und der gleichmässige Abstand der Streifen nicht erklären, und dann musste jedes Hindernifs die, nur den Gesetzen der Schwere folgende, Strömung aus ihrem Laufe ablenken. Ich theilte aber die Wand des Tiegels durch einen Querbalken von Kitt und trotzdem waren keinerlei Abweichungen von der Verticale in der Zeichnung bemerkbar.

Dieselbe, wenn auch undeutlichere, Verticalstreifung wie Silber, zeigte Kupfer, welches unter gleichen Bedingungen wie jenes aus der Lösung seines schwefelsauren Salzes gefällt war.

Eine interessante Beobachtung muss ich noch erwähnen, die ich mit Hülfe der mir zu Gebote stehenden starken elektromotorischen Kraft machte. Es ist bekannt, dafs sich unter gewissen Verhältnissen aus einer Silberlösung an der negativen Elektrode ein schwarzer Ueberzug ausscheidet, den man Anfangs für Silberhydrür hielt, von dem aber Poggendorff bewies, dafs er eine eigene Modification des Silbers ist. Poggendorff beobachtete auch zuerst, dafs bei vorsichtigem Oeffnen des Stromes dieser schwarze Niederschlag seine Farbe ändert und gelblich weiss wird, dagegen gelang es ihm nicht, diese gelb lich weifse Modification wieder in die schwarze zurückzuführen '). Mit Hülfe einer starken Nor'schen Thermobatterie gelang es mir leicht unter Beobachtung der von Poggendorff angegebenen Bedingungen den schwarzen Niederschlag zu erhalten. Als positive Elektrode diente mir ein Silberstab, als negative ein kleiner Platinlöffel, 1) Pogg. Ann. Bd. 75.

der Niederschlag erschien intensiv schwarz, von blumenkohlartiger Form. Oeffnete ich die Kette, so veränderte er, je nach der Menge, entweder blitzartig, oder langsam weiterglimmend seine Farbe in ein gelbliches Grau. Schaltete ich nun statt der Thermobatterie, eine Säule von 130 Daniell ein, so ging dieses gelblich graue Silber langsam wieder in die schwarze Midification über, es bildete sich nicht etwa nur ein neuer Ueberzug von schwarzem Silber, die ganze Masse wurde durchweg schwarz.

Zum Schlufs will ich noch eine genauere Beschreibung des Baues der abgehandelten Silberstreifen geben, und einige Beobachtungen über die Krystallformen des aus den wässrigen Lösungen seiner Salze durch den Strom abgeschiedenen Silbers hinzufügen.

Mit blofsem Auge betrachtet erscheinen die Streifen als Aneinanderhäufungen von moosartigen Dendriten, deren krystallinische Natur sich nur durch einzelne spiegelnde Flächen verräth. Bei 45 facher Vergröfserung erkennt man deutlich Würfel, Octaëder, Würfel mit untergeordnetem Octaëder, und Octaëder mit untergeordnetem Würfel; andere Formen wahrzunehmen gelang mir nicht. Die Wachsthumsrichtungen zu bestimmen ist wegen der geringen Gröfse der Objecte sehr schwer, doch konnte ich in vielen Fällen einen oder mehrere parallele Hauptäste unterscheiden, von denen Verzweigungen ausgingen, die nach den Axen gewachsen waren, welche die gegenüberliegenden Ecken des Hexaëders verbinden. Würde es gelingen grössere Formen zu erhalten, an denen man genau die Gesetze des Wachsthums bestimmen könnte, so wäre damit vielleicht der Weg zur ungezwungensten Erklärung für die Entstehung jener Silberstreifen angebahnt.

Es war natürlich, dafs ich auch unter anderen Bedingungen entstandene Silberdendriten in das Bereich meiner Untersuchungen zog.

Ich fand, dass Aenderungen in der Stromintensität und der Concentration der Lösungen von wesentlichem Einfluss

auf die Krystallform und die Wachsthumsrichtung sind. Füllt man eine verticalstehende Glasröhre mit concentrirter Lösung von salpetersaurem Silber und leitet den Strom von 3 Bunsen'schen Elementen hindurch, so bilden sich am negativen Pole Dendriten, die ich in fast allen Fällen nach octaëdrischen Axen gewachsen fand und deren Structurverhältnisse schon mit der Lupe sehr deutlich zu erkennen waren. In einem Falle bemerkte ich aufser den angegebenen Krystallformen, Combination vom Lucitoid mit dem Octaëder und Würfel, dagegen gelang es mir nie, trotz strengen Einhaltens der vorgeschriebenen Bedingungen, Zwillinge von einem Hexakisoctaëder zu erhalten, welche Seykauf mittelst des Stromes darstellte und Dauber beschrieb 1).

Durch die Güte von Hrn. Prof. Websky war es mir möglich die dendritischen Silberbildungen, welche sich in der hiesigen Mineraliensammlung befinden, zu untersuchen, und es scheint, dafs die beiden Wachsthumsrichtungen, die trigonale und die octaëdrische nach verschiedenen Fundorten gesondert sind. Die ausgezeichneten Dendriten auf Quarz aus Peru zeigten sämmtlich trigonales Wachsthum, während solche aus der Grube Wittichen nach octaëdrischen Axen gewachsen sind. Ein genaueres Studium der künstlichen Silberdendriten und der Bedingungen für ihre Bildung dürfte eine erwünschte Hülfe für die geologische Erklärung der natürlichen seyn.

1) Liebig's Ann. d. Chem. u. Ph. Bd. 78.

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