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und d die zwischen ihnen gebrachte Belegung vollständig, so würde jedesmal und immerfort alle Elektricität die Träger verlassen müssen, vermöge der Bedingungen des elektrischen Gleichgewichts; unter diesen Umständen müsste bei vollkommener Isolation, V1 bis ins Unendliche wachsen können. Durch die wirkliche Construction des Apparates werden die Träger zwar nicht vollkommen, doch grösstentheils entladen, daher tragen die Belegungen c und d noch dazu bei, das Potential der Fläche zu vermehren. Die elektrische Zerstreuung ist immer bedeutend genug, um den Idealwerth des Potentials V selbst bedeutend zu verringern.

In einem Falle, wo Rad und Scheiben eine Entfernung von 1mm hatten, wurde die Vermehrungszahl des Apparats gleich etwa 14 gefunden.

Obwohl die Tabellen XIV und XV zeigen, dass, in Verbindung mit einem Influenz - Commutator und einer Helmholtz'schen Treibmaschine bei günstiger Witterung von dem Replenisher eine sehr befriedrigende Wirkungsconstanz oft gewonnen werden kann, so müssen wir doch noch etwas anderes zu finden suchen, weil die Vermehrungszahl in der practischen Ausführung sehr von der Drehungsgeschwindigkeit abhängig ist, und ausserdem weil wir auf diese Weise nicht Positiv- und Negativ-, sondern Positiv- und Null-Pole haben.

Wir finden es daher am besten, eine genügende Anzahl von Elementen zusammenzusetzen, um direct den nöthigen Potentialunterschied der Pole zu gewinnen. Ich habe mich zweier grofser galvanischer Säulen bedient: einer Gassiot'schen von 5000 und einer Daniell'schen von 1000 Elementen.

Die Gassiot'sche Säule bietet, in Verbindung mit dem Influenz - Commutator, Alles, was man wünschen könnte; sie bringt den prüfenden Aragonitspiegel jedesmal ganz zur Ruhe; und die Schwingungsdauer des Spiegels bleibt unveränderlich.

Was die Construction der Säule betrifft, so hat zunächst

die Grösse der Elemente bekanntlich keinen Einfluss auf die Dichtigkeit der Pole, wohl aber auf die Zeit, in welcher sich diese Dichtigkeit herstellt. Indefs bedarf man zu sehr häufigen Funken nur kleiner Becher; ich fand Zellen von 2cm Tiefe und 1cm Durchmesser vollkommen genügend. Eine gewöhnliche Paraffintafel lieferte mir durch Bohren 176 solcher Zellen; doch der ziemlich raschen Verdunstung wegen ist es rathsam, sie etwas gröfser zu machen.

Zur Anfertigung der Kupfer - Zink - Plättchen benutzt man am besten das stärkste im Handel vorkommende Zinkblech; das Kupfer darf auch nicht zu dünn seyn, denn an der etwas feuchten Luft überzieht es sich langsam mit dem grünen kohlensauren Salz Grünspan, wodurch das ganz dünne Blech durchfressen werden kann. Ich habe Kupfer und Zink, ohne irgend welchen Nachtheil für die Batterie, durch Wolle von Berührung unter einander abgehalten.

Auf die Isolation sollte die allergröfste Sorgfalt angewandt werden. Zwar lieferten mir drei Kasten, von denen jeder 1700, 6cm tiefe, 11cm breite, mit Paraffin überzogene Gläschen enthielt, welche zu fünfzig in Quincunxreihen unmittelbar an einander gedrückt waren, zuerst die erwartete elektrische Wirkung; gleich nach ihrer Zusammensetzung nahmen sie aber schnell an Wirksamkeit ab, wegen des, beim Füllen schwer zu vermeidenden Eindringens des Wassers zwischen die Elementenreihen. Bei der feuchten Luft bewährt sich das unhygroskopische Paraffin als der beste Isolator. Die oben beschriebenen Paraffinzellen waren ohne weiteres von einander vortrefflich isolirt. Eine noch vortrefflichere Säule erhielt ich durch ein Einschmelzen der Gläschen in diese Zellen.

Als Flüssigkeit benutzte man unbedingt destillirtes Wasser. Schon bei Anwendung des Brunnenwassers werden die Platten unnöthigerweise verunreinigt und zerfressen. Das Leitungsvermögen des destillirten Wassers

reicht vollkommen aus, um allen Elektricitätsverlust, der durch Zerstreuung verursacht wird, zu ersetzen; dabei bleiben die Zinkflächen ganz rein.

Bei der oben angegebenen Wirkungsweise zeigt diese Säule keine störende Polarisation.

Die elektrostatische Wirkung ist sehr constant und nimmt nur sehr langsam mit der Zeit ab.

Ihre Gröfse entspricht vollkommen den theoretischen Angaben von Thomson. Meine 5000 Elemente lieferten zwischen den Kugeln eines in den Stromkreis eingeschalteten Funkenmikrometers einen etwas über 1mm langen Funken. Lag ein Pol auf einem Holztisch, so divergirten die Blättchen eines Goldblatt - Elektroskops so lange man sie in demselben Zimmer herumtrug.

Will man eine beliebig rasche Commutation ausführen können, so bleibt nichts übrig, als eine constante Batterie zu bauen.

Ich habe es vorgezogen, mich eines Daniell'schen Elementes in unveränderter Form zu bedienen. Die Thoncylinder hatten eine Höhe von 4,5cm und einen Durchmesser von 2cm, die Zinkstäbchen 5cm Länge und 1cm Durchmesser; die anderen Elemententheile waren von entsprechender Gröfse.

Ich suchte durch gute Isolation die Batterie möglichst zu schonen; daher wurden die Gläser in acht Schubkasten auf Fensterglas schlangenförmig aufgekittet. Täglich wurden alle Elemente auseinandergenommen, auch die Zinkstäbchen gereinigt und wenn nöthig, von Neuem amalgamirt. Nach einem 60 tägigen Gebrauch mussten die Zinktheile erneuert werden.

Die Stromintensität war stark genug, um in gewöhnlicher Luft zwischen den Kupferdrahtenden einen 5cm langen Lichtbogen zu erzeugen.

Einmal berührte ich aus Versehen mit beiden Händen die leitenden Drähte; der empfundene Krampf war so stark, dafs ich mich nur durch Hinwegeilen befreien konnte.

Obwohl der Gebrauch einer solchen Batterie einen bedeutenden Zeitverlust verursacht, so ist letztere jedoch meiner Meinung nach nicht durch complicirtere Formen der Zusammensetzung zu vermeiden; im Gegentheil, je einfacher die Elemente, um so leichter kann man sie einzeln reinigen und amalgamiren, was nothwendigerweise oft geschehen muss, um eine constante und zu gleicher Zeit starke Wirkung zu erhalten.

Ueber die Wirkung der zusammengesetzten Apparate ist folgendes zu bemerken:

Bei der Combination: Daniell'sche Batterie, FrictionCommutator und Condensator wird es nöthig seyn, den Mechanismus der Ladung der Platten etwas näher ins Auge zu fassen.

Feddersen1) hat gezeigt, dass bei einem kleinen Widerstand im Schliefsungsbogen die Entladung einer Leydener Flasche eine oscillirende ist. Die Entladungsdauer hängt in diesem Fall ab von dem Widerstand des Bogens, von der Capacität der Flasche, aber nicht von der Schlagweite. Die Abhängigkeit von dem Widerstand kann man aus folgender Tabelle beurtheilen:

[blocks in formation]

Ueber die Abhängigkeit von der Capacität stellte Feddersen folgende empirische Formel auf:

t=aVs

wobei die Dauer der Oscillation, s die Zahl der Flaschen, a eine von der Beschaffenheit der Flaschen abhängige Constante bedeutet. Schliesslich haben wir zur Bestimmung 1) Feddersen, Pogg. Ann. CXIII. Poggendorff's Annal. Bd. CLVIII.

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der Abhängigkeit von der Schlagweite bei kleinem Drahtwiderstand folgende Tabelle:

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][subsumed][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Unser Condensator hat lange nicht die Capacität einer Leydener Flasche; die beiden 1mm dicken Zuleitungsdrähte hatten zusammen eine Länge von ungefähr 6 und waren im allgemeinen weit von einander entfernt. Alle folgenden Commutationsperioden sind viel länger als obige Zeitabschnitte, daher sind wir berechtigt, die Ladung der Platten als immer wirklich vollzogen anzusehen.

Die Funkenstrecke hat aber einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Höhe der Ladung. Da durch die, die Ladung begleitende Erwärmung die von ihr ergriffene Luft verdünnt und deren Widerstand progressiv vermindert wird, so könnte man glauben, letztere verhalte sich schliesslich wie ein vollkommener Leiter. Dies ist aber nicht der Fall, wie Riefs ') gezeigt hat. Daher mufs unter sonst gleichen Umständen die Höhe der Ladung um so kleiner seyn, je gröfser die Funkenstrecke ist. Nun ist bei der rollenden Reibung die Berührung der Metallflächen keine vollkommene, durch Druck wird sie verbessert; jedenfalls berühren sich nur einzelne Punkte. Hiernach mufs sich ein directes Verhältnifs zwischen Druck und Ladung zeigen. Die Erfahrung bestätigt diefs, wie folgende Tabelle zeigt. Jede Reihe repräsentirt die „Kraftmessungen“ einer ganzen Tagesarbeit von 3 bis 5 Stunden. 1) Riefs, Reibungs-Elektricität. Bd. II, S. 628.

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