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Wärmeausdehnung verschwinden mufs, versteht sich auf diese Weise von selbst. Wenn diese Erklärungsweise richtig ist, so mufs die Dicke des Drahtes weniger zunehmen als wie dem Temperaturzuschusse entspricht; es dürfte jedoch vielleicht unmöglich seyn dieses experimentell zu beweisen. Die vom Drahte ausgestrahlte Wärme giebt auch keine Kenntnifs von der Richtung der Wärmeoscillationen innerhalb des Drahtes. Man kann defswegen nicht durch eine Untersuchung über die vom Drahte ausgestrahlte Wärme die Richtigkeit dieser hypothetischen Erklärung prüfen.

Wenn man annimmt, dafs der galvanische Strom in translatorischer Bewegung einer Flüssigkeit nach der Längenrichtung des Drahtes besteht, so folgt es beinahe von selbst, dafs die Oscillationen, in welche die Molecüle, diese mögen nun dem Körper oder dem Aether angehören, von dem Strome versetzt werden, hauptsächlich in der Längenrichtung des Drahtes stattfinden müssen. Die Wärme, die von dem Strome hervorgerufen wird, muss aus diesem Grunde polarisirt werden. Die hier gegebene Erklärung der galvanischen Ausdehnung findet also eine Stütze in der Vorstellung, die wir uns von der Natur des galvanischen Stromes gebildet haben 1).

Wie oben angeführt wurde, haben, sowohl ich wie Hr. Streintz, aus dem Umstande, dafs die galvanische Ausdehnung ungefähr nach demselben Gesetze wie die Wärme verschwindet, den Schluss gezogen, dass dieselbe durch die molecularen Oscillationen, welche sich dem umgebenden Medium allmählich mittheilen, verursacht werden müsste. Alles was diese Mittheilung befördert, muss folglich die galvanische Ausdehnung vermindern. Hr. Dr. Exner hat neulich die Schlufsfolgerung durch experimentelle Versuche bestätigt. Er verfuhr dabei auf die Weise, dafs der Leitungsdraht, durch welchen der Strom lief, gleichzeitig in kaltem Wasser abgekühlt wurde. Die galvanische Ausdehnung verschwand dadurch so vollständig, 1) Théorie des phénomènes électriques, p. 9.

dafs kaum eine Spur davon zurückblieb. Dafs das Resultat dieser Versuche so ausfallen musste, war nach dem oben Gesagten selbstverständlich. Irgend einen Beweis gegen die wirkliche Existenz der galvanischen Ausdehnung, wie Hr. Exner') es zu glauben scheint, liefern aber seine Versuche nicht.

IX. Beziehung zwischen dem mechanischen Wärmeaequivalent und den Moleculargewichten; von Klingel.

Die

ie Gesetze für die Gase von Mariotte und GayLussac werden bekanntlich durch die Formel

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ausgedrückt, in welcher p der Druck des betreffenden Gases in Kilogramm auf das Quadratmeter, y das Gewicht eines Kubikmeters des Gases, t die Temperatur desselben vom Eispunkte aus gerechnet, a der Ausdehnungscoëfficient und R eine Constante ist, welche für jedes Gas einen besonderen Werth hat. Letztere wird aus dem Zustand des Gases bei 0° und 760mm Barometerdruck nach der Formel

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berechnet, worin po 10334 Kilogramm ist und a den Mittelwerth 0,003665 hat.

Für die folgenden Gase z. B. wurden die beigesetzten Werthe gefunden:

1) Pogg. Ann. Ergänzungsbd. VII, S. 431.

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Der fast gleiche Werth von R für Wasserstoff mit dem mechanischen Wärmeaequivalent E 424 Kilogrammeter E= muiste sofort auffallen, wurde aber bis zum Beweis des Gegentheils als Zufall betrachtet.

Diesen Beweis des Gegentheils zu liefern, d. h. den Zusammenhang des mechanischen Wärmeaequivalents mit den Werthen von R für alle Gase nachzuweisen, ist der Zweck der nachfolgenden Zeilen.

Wenn man einen solchen Zusammenhang voraussetzt, so ist das Nächstliegende die Annahme, dafs man allgemein

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und wenn man mit den angeführten Werthen von R dividirt, so ergeben sich folgende Quotienten:

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aus denen auf den ersten Blick ersichtlich ist, dafs sie mit den Atomgewichten, bzw. mit den halben Moleculargewichten der Stoffe fast genau übereinstimmen.

Auch für eine Reihe anderer Gase lieferte die Rechnung gleich gute Ergebnisse.

Poggendorff's Annal. Bd. CLVIII.

11

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Das Product aus dem halben Moleculargewicht und der Constanten R der Mariotte-Gay-Lussac'schen Formel ist gleich dem mechanischen Wärmeaequivalent.

Bemerkt muls dazu werden, dafs die letztere Gleichung ebenso, wie das Mariotte'sche Gesetz nur für vollkommene Gase volle Geltung hat.

Von den Folgerungen, welche aus der Gleichung (1) gezogen werden können, seyen hier kurz folgende erwähnt.

Substituirt man in die Gleichung (1) den Werth von R,

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Aus dieser Gleichung kann für jeden Stoff aus dem Moleculargewicht seine Gasdichte berechnet werden, anch wenn derselbe in gasförmigem Zustand wenig oder gar nicht bekannt ist.

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In Gl. (2) ist ferner das Molecular- Volumen, welches für alle Gase nahezu den gleichen Werth hat. Das Product des halben Molecular - Volumens mit dem Ausdehnungscoëfficient a stellt aber den Weg dar, den der Druck p1 zurücklegt. Die linke Seite der Gl. (2) stellt daher eine Arbeit dar, gleich wie das mechanische Wärmeaequivalent.

Drückt man endlich durch C, und C, die Wärmecapacitäten eines Gases bei constantem Druck und constantem Volumen aus, so besteht bekanntlich die Gleichung

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und wenn man statt E seinen Werth aus Gl. (1)`einsetzt,

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Die Zahl 2 dividirt durch die Differenz der Wärmecapacität giebt daher das Moleculargewicht. Karlsruhe den 26. April 1876.

Χ. Ueber irreciproke Leitung elektrischer Ströme1); von Dr. Arthur Christiani in Berlin.

Taucht

aucht man die Elektroden eines stromführenden Kreises in irgend eine elektrolytische Flüssigkeit, ist also der Schliefsungsbogen kein reinmetallischer, sondern ein „gemischter", und sind gleichzeitig die benetzten Flächen der beiden Elektroden von verschiedener Gröfse oder Dignität („dysodisch“), so fällt, unter sonst gleichen Umständen, die Stromleitung verschieden aus je nach der Stromesrichtung.

1) Kurze Mittheilung aus einer vor einiger Zeit unter gleichem Titel erschienenen Monographie (Berlin 1876 bei R. Friedländer u. Sohn 174 Seiten und XV Tafeln). Die Schrift enthält in ihrem zweiten Theile eine apriorische Darstellung der irreciproken Leitungserscheinungen auf Grund einer mechanischen Theorie der Elektricitätsbewegung in nichtmetallischen Leitern. In ihrem ersten Theile bespricht sie unter Anderem auch noch die Aenderung des Potentiales zweier conaxialen, cylindrischen Spiralen mit dem Abstande derselben von einander, sowie gewisse (namentlich durch den Magnetismus der Lage hervorgerufene) „Pseudoirreciprocitäten", welche sich bei der Messung von Inductionsschlägen bemerkbar machen. Die Untersuchungen wurden vom Mai bis December 1874 im physiologischen Laboratorium des Hrn. Geheimrath E. du Bois-Reymond zu Berlin ausgeführt.

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