Page images
PDF
EPUB

eintritt, wenn die Spectralfarbe weniger brechbar ist. Da man durch eine kleine Bewegung des Scalenfernrohres das Bild des Schlitzes leicht über das ganze Spectrum hinwegführen kann, so ist es unschwer jene Stelle zu finden, wo das Umspringen der Mischfarbe statt hat und diese Stelle besitzt offenbar denselben Farbenton, wie die betreffende Pigmentfarbe.

Die Reaction ist äusserst emfindlich. Gesetzt z. B. man habe ein grünes Pigment vor sich, wie es der Linie E entspricht, so genügt die allergeringste Verschiebung des Scalenfernrohres nach rechts oder links, um den auf das Spectrum fallenden Theil des Schlitzbildes im Vergleiche mit dem andern Theile das einemal gelblich das anderemal bläulich erscheinen zu lassen.

Ob die beiden Methoden ganz genau übereinstimmende Resultate liefern, diess kann natürlich erst nach eingehenden Versuchen entschieden werden. Für jene Theile des Spectrums, in welchem sich die Fluorescenz der Netzhaut nicht merkbar macht, glaube ich dessen bereits sicher zu

seyn.

Die hier mitgetheilten Methoden sollen zunächst dazu verwendet werden, die Grundlagen für eine wirklich richtige in Pigmentfarben ausgeführte Farbentafel zu liefern.

XII. Nachträgliche Berichtigung ;
von O. Grotrian.

Die kürzlich erschienene Abhandlung von F. Kohl

rausch, „Ueber das elektrische Leitungsvermögen des Wassers und der Säuren 1)" veranlafste mich zu einer nochmaligen Durchsicht meines alten Beobachtungsprotokolls, welches die von mir früher veröffentlichten Zahlen 1) Berichte der Münchener Akademie. Math. phys. Klasse. 1875, S. 284.

für Salzsäure') enthält. Die von Kohlrausch für diese Säure gefundenen Werthe weichen nämlich von den meinigen in einer Weise ab, die auf einen constanten Fehler in den specifischen Gewichten schliefsen liefs. In der That hat sich ein solcher herausgestellt. Die specifischen Gewichte der untersuchten Salzsäuren wurden von mir zunächst näherungsweise mit dem Aräometer und später genauer mit der Mohr'schen Waage bestimmt. Erstere sind nun irrthümlicher Weise statt der letzteren in meine Arbeit übergegangen.

Den dadurch entstandenen Fehler erlaube ich mir durch folgende Tabelle zu berichtigen, deren erste Columne die früher angegebenen, deren zweite dagegen die richtigen specifischen Gewichte enthält.

[blocks in formation]

In Tabelle VI, S. 390 meiner Abhandlung sind demnach die Zahlen der ersten Columne um etwa 0,01 zu vermindern. Eine genaue Umrechnung der Interpolationstabelle habe ich unterlassen, da meine Zahlen für das Leitungsvermögen mit einem wenn auch nur wenige Procente betragenden Fehler behaftet sind in Folge der nicht gänzlich vermiedenen Polarisation, während die von Kohlrausch veröffentlichten Beobachtungen unter gänzlichem Ausschlufs dieser Fehlerquelle angestellt sind.

1) Pogg. Ann. Bd. 151, S. 378.

Darmstadt, April 1876.

XIII. Einfacher Apparat zur Messung sehr kleiner Zeiträume mit Anwendung auf die Bestimmung der Fallzeit eines frei fallenden Körpers; von Dr. Eb. Gieseler in Bonn.

(Aus d. Bericht. d. niederrhein. Ges. f. Natur- und Heilkunde in Bonn vom Hrn. Verf. mitgetheilt.)

1. Idee des Apparates.

Der Apparat gründet sich auf die Methode der Beob

achtung von Coïncidenzen schwingender Pendel, die bekanntlich von Borda zuerst zur Vergleichung der Schwingungszeiten zweier Pendel benutzt wurde. - Von den zwei Pendeln des Apparats möge das eine in jeder Secunde seine Gleichgewichtslage einmal, also in 1000 Sec. 1000 mal passiren, während das zweite in 1000 Sec. die Mittellinie 1001 mal durchläuft. Treffen nun in einem gewissen Momente beide Pendel gleichzeitig ihre Gleichgewichtslage, so wird beim nächsten Durchgange von Pendel I, also nach einer Secunde, das Pendel II schon um einen Weg, der 10 Sec. entspricht, von seiner Mittellinie entfernt seyn, nach 2 Sec. würde der Abstand in Zeitmaafs 0,002 Sec. betragen u. s. f. bis die Pendel nach 1000 Sec. wieder zusammentreffen. Wird nun eine Einrichtung angebracht, wodurch man den Anblick des gleichzeitigen Zusammentreffens beider Pendel in der Mittellinie genau feststellen kann und wird aufserdem jedes Pendel in seiner äussersten Lage nach rechts durch einen leicht auszulösenden Widerstand festgehalten, so ist der Apparat in der Idee fertig und der Gebrauch, wie folgt. Es sey zunächst die Zeitdauer eines Ereignisses von weniger als 1 Secunde Dauer zu bestimmen. Dann werde beim Beginn desselben Pendel I, beim Schlufs Pendel II ausgelöst. Ferner beobachtete man die Zeit in Secunden am Pendel I bis beide Pendel in der Mittellage gleich

zeitig eintreffen. Beträgt diese Zeit etwa 325 Secunden, so ist die Zeit des Ereignisses offenbar sehr nahe gleich dem Zeitabstande der Pendel, als Pendel I zum erstenmal die Mittellinie passirte. Genauer betrachtet liegt die Zeit zwischen 0,325 und 0,326 Sec., sie ist nämlich gleich dem Zeitabstande der Pendel bei Beginn der Bewegung von Pendel II. Dieser ist jedoch durch eine einfache Rechnung zu ermitteln und ebenso einfach die Beobachtung längerer Zeiträume, bei denen man die ganzen Secunden am Pendel I beobachten und aus der ersten Coïncidenz nach Beginn der Bewegung von II auf die Bruchtheile schliefsen kann.

2. Anwendung auf die Fallmaschine.

Um die vorstehende Idee durch einen einfachen Versuch zu prüfen, wurde unten an das Pendel einer Atwood'schen Fallmaschine ein umgekehrt U-förmiger Platindraht mit etwas Siegellack befestigt. Unmittelbar darunter war an das Gestell ein flaches Brettstück geschraubt mit zwei Rinnen senkrecht zur Ebene des Pendels. In die Rinnen wurde Quecksilber gegossen und die Enden des Platindrahts so gebogen, dafs sie in der Gleichgewichtslage des Pendels das Quecksilber berührten, bei jeder kleinen Bewegung nach rechts oder links aber wenigstens ein Drahtende heraustrat. Der Poldraht einer galvanischen Batterie wurde nun zunächst um einen Elektromagnet geleitet, dann in das Quecksilber einer Rinne und das Quecksilber der anderen Rinne mit dem zweiten Pol der Batterie verbunden. Liefs man nun das Pendel schwingen, so war der Strom bei jedem Durchgange durch die Gleichgewichtslagen einen Augenblick geschlossen und der Anker des Elektromagnets bezeichnete den Moment durch einen lauten Schlag. Da dem Verfasser ein zweites Pendel nicht zur Verfügung stand, benutzte er statt dessen die Unruhe eines Secunden-Schlagwerks. Dieselbe passirte ihre Gleichgewichtslage pro Secunde zwei Mal und wurde dem Pendel entsprechend mit U-förmigen Draht

und Quecksilberrinnen versehen, so dass, wenn man das Schlagwerk allein in die Leitung der galvanischen Batterie einschaltete, der Anker halbe Secunden schlug. Jetzt wurde der Apparat so zusammengestellt, dafs der galvanische Strom sowohl den Platindraht des Pendels als den des Schlagwerks passiren musste, dann erfolgten in Zwischenräumen von 203 Secunden 11 bis 12 Schläge des Elektromagnets, die das gleichzeitige Passiren der Gleichgewichtslagen von Pendel und Schlagwerk hervorhoben. Um nun die Fallzeit einer Kugel zu bestimmen, wurde dieselbe an einen vorher am Pendel befestigten horizontalen Draht mittelst eines Fadens so aufgehängt, dafs das Pendel durch die einseitige Belastung so viel von seiner Gleichgewichtslage abwich, wie bei einer Schwingung. Unter der Kugel stand ein 32 Ctin. hohes Tischlein und darunter das Schlagwerk. Die Unruhe des Schlagwerks hielt ein hakenförmig gebogener Draht in ihrer äussersten Lage nach links. Der senkrechte Draht wurde in einer anschliefsenden Oeffnung der Tischplatte geführt und endigte in einer kleinen horizontalen Platte 62 Mm. lothrecht unter der Kugel. Nun wurde der die Kugel tragende Faden abgebrannt, es setzten sich dadurch Pendel und Kugel gleichzeitig in Bewegung. Sobald die fallende Kugel 62 Mm. durchlaufen hatte, traf sie das obere Ende des das Schlagwerk hemmenden Drahtes; dadurch wurde dieses ausgelöst und fing an zu schwingen. Die Beobachtung ergab nun nach 40 Secunden am Pendel beobachtet 11 Schläge des Elektromagnets und die nächste Coïncidenz von der 241. bis incl. 253. Secunde mit 12 Schlägen. Wenn man beachtet, dafs das Schlagwerk doppelt so oft die Mittellinie passirt, als das Pendel und aufserdem seine Secunden etwas gröfser sind, so läfst sich die Fallzeit der Kugel berechnen. Nimmt man dabei das Mittel aus den beobachteten Schlägen als Augenblick der wirklichen Coïncidenz, so wird man finden, dafs die beobachtete Zeit nur um einige Tausendtheile einer Secunde von der aus 99,81 berechneten abweicht. Es dürfte daraus her

« ՆախորդըՇարունակել »