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spitzenden Stelle heller wurde; dann aber bis zur negativen Elektrode erstreckte, ohne von derselben durch einen dunklen Raum getrennt zu seyn.

Bei Ableitung der negativen Elektrode (Fig. 6, Taf. II) änderte sich die Erscheinung wenig, nur war die helle Stelle etwas gegen dieselbe vorgeschoben und die Entladung breiter. Bei Ableitung der positiven Elektricität der Maschine erschien noch eine etwas dunklere Stelle an der positiven Elektrode. Auch hier war der dunkle Raum an der negativen Elektrode kaum zu erkennen. Bei einer sehr kleinen Unterbrechungsstelle und etwas stärkerem Drucke ging hierbei die Entladung nur zwischen den Enden der Elektroden in einem Bogen über und änderte sich kaum durch Einschaltung einer Wassersäule.

Die Ladung der Wände des Rohres mit freier Elektricität ergiebt sich aus folgender Uebersicht:

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In Betreff des Durchganges der Elektricität durch die Gase ist eine doppelte Ansicht aufgestellt worden. Einmal wurde angenommen, und diese Ansicht wurde in der ersten Abhandlung über diesen Gegenstand als die wahrscheinlichere hingestellt, dafs die an den Elektroden befindlichen Gasmassen bei eintretender Entladung die Elektricitäten mit sich fortführen und sich die Entladung unter directer fortschreitender Bewegung der Gastheilchen von der einen Elektrode zur anderen fortpflanzt.

Entgegen dieser Ansicht behaupten verschiedene Physiker, und unter ihnen namentlich auch A. de la Rive1), 1) A. de la Rive, Archives de Genève. Nouv. Sér. T. XLIV, p. 305. 1872*.

„dass zwar in Gasen von einer gewissen Dichtigkeit die Entladung diruptiv sey, also das Gas, wie jeder isolirende feste oder flüssige Körper, die wesentlich passive Rolle eines Hindernisses der Wiedervereinigung der beiden Elektricitäten spielt, welches die Entladung so zu sagen mechanisch überwindet. Dagegen soll ein Gas von einer bestimmten Verdünnung die Elektricität ohne mechanischen Widerstand ausfliefsen lassen und nur einen Leitungswiderstand darbieten, der die Fortpflanzung der Elektricität durch eine so schnelle Aufeinanderfolge von Molecularbewegungen stattfinden läfst, dafs sie fast continuirlich erscheint. Dann hat man einen wirklichen galvanischen Strom, auf den der Magnet wie auf einen festen Leiter wirkt, und der die elektrolytische Zersetzung des Gases bewirkt, wenn es zusammengesetzt ist, wie in einem flüssigen Elektrolyt. In diesem Fall soll der Widerstand der Länge der Gasschicht proportional seyn. Es ist also nicht mehr eine Entladung, sondern ein wahrer elektrischer Strom".

Als ein Beweis für diese Ansicht wird besonders angeführt, dafs bei Anwendung von Inductionsströmen neben der diruptiven Entladung, dem „trait de feu“, welcher in sehr verdünnten Gasen verschwindet, die „Aureole“ nebenhergeht, und beide nach den Versuchen von Perrot1) von einander getrennt werden können.

Wenn aber ein sehr verdünntes Gas wie ein metallinischer Leiter oder ein Elektrolyt leitete, müfste schon bei der geringsten Spannungsdifferenz an den Elektroden ein der letzteren proportionaler Strom durch das Gas hindurchgehen, und es könnten sich daselbst nicht die Elektricitäten, wie die Erfahrung ergiebt, vor Eintritt der Entladung jedesmal in einer grösseren, endlichen Dichtigkeit anhäufen.

Um letztere Erscheinung mit der Annahme einer metallischen oder elektrolytischen Leitung der Gase vereinen zu können, müsste man die Hypothese machen, dass noch an den Elektroden selbst ein gewisser Uebergangswiderstand 1) Perrot, vgl. Galvanismus (2) Bd. II, §. 104.

vorhanden wäre, der, ähnlich wie ein Nichtleiter, den Austritt der Elektricität aus den Elektroden zu dem leitenden Gase verhinderte und dessen Durchbrechung eine endliche Spannung erforderte.

Der Uebergangswiderstand selbst könnte nur in der auf der Oberfläche der Elektroden condensirten, sehr dichten Gasschicht, die etwa noch durch den äusseren Druck belastet ist, seinen Ursprung haben. Die Versuche über die galvanische Polarisation durch Gase bei abnehmendem Druck) zeigen aber, dafs die Dichtigkeit einer auf Metallen condensirten Gasschicht sehr wenig von dem Druck beeinflusst wird, während im Gegentheil die Experimente über die elektrische Entladung ergeben, dafs die zur Einleitung einer Entladung erforderliche Elektricitätsmenge, also auch der supponirte Uebergangswiderstand mit wachsendem Drucke steigt. Auch sollte bei Erhitzung der Elektroden bis etwa zur Temperatur des schmelzenden Glases sich diese Gasschicht doch wohl ändern; jene Elektricitätsmenge bleibt aber bei unverändertem Druck dabei merklich constant. Ferner würde aus diesen letzteren Experimenten folgen, dass der Uebergangswiderstand an der positiven Elektrode gröfser wäre, als an der negativen, während doch gar nicht abzusehen ist, weshalb die Durchbrechung der condensirten Gasschicht an der positiven Elektrode eine gröfsere Kraft erfordern sollte, als an der negativen. Zur Erklärung dieses verschiedenen Verhaltens der Entladung an beiden Elektroden müsste man also noch neben der Annahme des Uebergangswiderstandes eine besondere zweite Hypothese machen, etwa wie in der ersten Abhandlung, dass die Metalle die positive Elektricität stärker anziehen, als die negative, und so bei Ladung mit gleichen Elektricitätsmengen die negative Elektrode eher die zum Beginn einer Entladung erforderliche Spannung auf ihrer Oberfläche erhält, als die positive.

Nach der Durchbrechung des Uebergangswiderstandes 1) Vgl. Galvanismus (2) Bd. I, §. 499.

müfste die zwischen den Elektroden befindliche Gasschicht die Elektricität metallisch leiten.

Wir finden aber, dafs bei gleichen Elektroden und gleichen Umgebungen derselben bei verschiedenen Drucken die zu einer Entladung erforderliche Elektricitätsmenge zunächst von der Länge des zwischen die Elektroden eingefügten Entladungsraumes z. B. in Capillarröhren, unabhängig ist, wenn die Länge der letzteren so grofs ist, dafs die Influenzwirkung der Elektroden aufeinander und der. ferner von denselben in den Capillarröhren angehäuften freien Elektricitäten zu vernachlässigen ist. In diesem Fall mufs auch bei verschieden langen Capillarröhren die Vertheilung der Elektricität auf der geladenen Elektrode vor der Entladung die gleiche seyn, also auch die bei der letzteren geleistete Arbeit, und ebenso der zu überwindende Uebergangswiderstand ebenfalls gleich seyn. Bezeichnen wir die potentielle Energie, die der elektrischen Ladung unmittelbar vor der Entladung entspricht, mit v, die Arbeit, welche bei der Ueberwindung des Uebergangswiderstandes geleistet wird, mit a, die in dem „metallinisch leitenden“ Gase auf die Längeneinheit in Fortn von Wärmeerzeugung geleistete Arbeit mit b, die Länge des Raumes zwischen den Elektroden mit (wobei die weiteren Räume in der Nähe der Elektroden einer gewissen Länge des Capillarrohres zwischen ihnen gleichwerthig gesetzt werden können), so mufs dem entsprechend

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seyn. Es müfste also die auf der Längeneinheit des Capillarrohres geleistete Arbeit oder erzeugte Wärme umgekehrt proportional der Länge des Rohres seyn. Die Versuche beweisen aber im Gegentheil, dass jene Wärmemenge von der Länge des Rohres innerhalb gewisser Gränzen nahezu unabhängig ist.

Einem ähnlichen Widerspruch begegnen wir bei der Messung der Erwärmung verschieden weiter Capillarröhren Poggendorff's Annal. Bd. CLVIII.

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durch die unter sonst gleichen Bedingungen hindurchgehenden Entladungen.

Wir müssen, wenn das Gas wie ein metallischer Leiter erwärmt würde, annehmen, dafs die ganze, durch die Entladung im Gase erzeugte Wärme auf die Capillarröhre überginge. Es müfste demnach die Temperaturerhöhung der Röhre von vierfachem Querschnitt nur das Viertel von der von einfachem Querschnitt seyn, wenn das Gas in beiden Röhren gleich gut metallisch leitete. Die Temperaturerhöhungen sind aber in beiden Röhren nahezu die gleichen. Macht man die Leitungsfähigkeit des Gases von seiner Temperaturerhöhung selbst abhängig, so müsste, da das Gas nach jeder einzelnen Entladung wiederum völlig dunkel, also kalt wird, zuerst erklärt werden, in welcher Weise das Gas vor der Erwärmung bis zu den Temperaturen, bei denen es metallisch zu leiten beginnt, die Elektricität fortführt, und wie es dabei erwärmt wird. Dann mülsten diese Temperaturerhöhungen in den verschieden weiten Röhren bei jedem Druck gerade so grofs seyn, dafs zu der vorher in denselben erzeugten Wärme in dem nunmehr metallisch leitenden Gase durch den Entladungsstrom noch so viel Wärme hierzu erzeugt würde, dass die gesammten Wärmemengen in beiden Röhren einander gleich würden, eine jedenfalls ebenso künstliche, wie unwahrscheinliche Annahme.

Auch die Erscheinung der Aureole und des „trait de feu“ ist kein Beweis für die metallische Leitung der Gase, da erstere ebenfalls durch einzelne Entladungen im glühenden Gase, letztere durch Metallentladungen gebildet wird, die bei starken Drucken zu ersteren hinzutreten (vgl. die erste Abhandlung).

Vielmehr gestatten die vorliegenden Versuche wohl, mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass die Fortführung der Elektricität in den Gasen nicht in einem derartigen doppelten Process vor sich geht, sondern wesentlich in gleicher Weise vom Beginn der Entladungen an bis zu ihrem Schlusse verläuft.

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