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nung der Elektricität zu gering, um das dichtere Gas zu durchbrechen, so kann alle Elektricität von den Elektroden des Rohres I zu denen des Rohres II, event. zum Inductorium zurückströmen, also gar keine Entladung durch das dichtere Gas eintreten. Ist dagegen das Gas in Röhre II so stark verdünnt, dafs es zur Fortführung der Elektricität nicht mehr genügt, so kann wohl auch die Entladung allein durch die Röhre I mit dem dichteren Gase hindurchgehen.

Wird ein Entladungsapparat mit einer constanten Säule verbunden, so können verschiedene Verhältnisse eintreten. Ist die elektromotorische Kraft an den Polen der Säule zu gering, um den damit verbundenen Elektroden des Apparates die zu dem Beginn einer Entladung erforderliche Spannung zu ertheilen, so isolirt derselbe. Ist die elektromotorische Kraft gleich oder gröfser, als jener Bedingung genügt, so erfolgen Entladungen, die je nach der Menge der an den Polen aufgehäuften Elektricitäten und der Schnelligkeit der Zufuhr der Elektricitäten von der Säule aus kürzere oder längere Zeit andauern können. Der weitere Verlauf hängt dann von Leitungsfähigkeit der Substanzen ab, aus denen die Säule besteht. Ist dieselbe nur gering, fällt also bei der Entladung die Spannung an den Elektroden so weit ab, dafs die Säule inzwischen die zur Fortdauer der Entladung nöthige Spannung nicht dauernd liefern kann; bedarf es mithin nach jeder Entladung längerer Zeit, um die Spannung an den Polen wieder herzustellen, so erfolgen einzelne intermittirende Entladungen. Ist die Leitungsfähigkeit der Säule relativ gross, und wird die Spannung so schnell wieder erneuert, dass in der Zeit nach der ersten Entladung bis zur neuen Ladung sich noch nicht der frühere Zustand des durch die Entladung an den Elektroden verdünnten Gases wieder hergestellt hat, so schliefst sich der ersten Entladung unmittelbar die zweite u. s. f. zu einem continuirlichen Strom an, event. unter Theilnahme des Stoffes der Elektroden. Von den

gewöhnlichen galvanischen Strömen unterscheidet sich dieser Strom aber wiederum dadurch, dafs er wesentlich von dem Antrieb abhängt, den die den Elektroden zunächst liegenden Theile des Gases durch die zugeführten Elektricitäten erfahren. Die Ausgleichung der letzteren erfolgt, wie bei Anwendung der Elektrisirmaschine, unter Mitfübrung der bewegten Gastheile von den Elektroden an. Dann ist, wie bei den am Anfang dieser Arbeit erwähnten Versuchen, der „Widerstand der Entladung", oder richtiger die in der Zeiteinheit entladene Elektricitätsmenge wesentlich von dem Abstand der Elektroden unabhängig, abgesehen von den Nebenumständen, der geringeren Wechselwirkung der Elektricität der Elektroden bei gröfseren Abständen u. s. f. Dieses Resultat hat Herwig1) für den Durchgang der Elektricität durch Quecksilberdampf zwischen Quecksilberelektroden im wesentlichen bestätigt. Auch der galvanische Lichtbogen zwischen Kohlen- oder Metallelektroden dürfte ein Beispiel dieser Entladungsart bieten. Auch bei ihm ist durch den rotirenden Spiegel keine Discontinuität wahrzunehmen; auch hier geschieht die Fortführung der Elektricität unter gleichzeitiger Fortführung der mit ihr geladenen Theilchen der Elektroden, die dabei wesentlich in Gasform übergehen, wie sich aus dem Spectrum des Lichtbogens ersehen läfst. Ganz analog, wie bei den übrigen Gasentladungen, ist daher der supponirte Widerstand des Lichtbogens von seiner Länge nur zum kleineren Theile abhängig. Er nimmt ferner mit der Quantität der in der Zeiteinheit durch ihn hindurchgegangenen Elektricität ab 2), da dadurch die Elektroden stärker erhitzt werden und somit eine relativ stärkere Vergasung derselben und Fortführung der Elektricität vermittelt wird.

Auch der Bildung des Lichtbogens muss eine relativ starke Spannung der Elektricität an den Elektroden, sey es durch Annäherung derselben oder durch einen hindurchgeleiteten elektrischen Schlag vorangehen, damit die 1) Herwig, Pogg. Ann. Bd. CLIII, S. 350.

2) Edlund, vgl. Galvanismus (2) Bd. I, §. 716.

Fortführung der Stoffe von den Elektroden eingeleitet wird, worauf dann die geringere Spannung der Säule genügt, den Elektricitätsstrom dauernd zu erhalten.

Einen Widerstand im gewöhnlichen „galvanischen" Sinne dürfte indefs diese Entladungsart nicht bieten. Die durch dieselbe fortgeführte Elektricitätsmenge wird vielmehr von den verschiedensten Umständen abhäugen; von dem Medium zwischen den Elektroden, also auch von der Leichtigkeit, mit der Theile der Elektroden in fester oder Gasform fortgeschleudert werden, von der Gestalt der Elektroden, der Stromstärke, also auch der Menge und Temperatur der von den Elektroden dem Zwischenraume zugeführten Theilchen u. s. f. Diese Bedingungen werden in vieler Beziehung die analogen, wenn auch complicirter seyn, wie bei den Einzelentladungen der Elektrisirmaschine.

Sehr leicht kann es hiebei geschehen, dafs zwischen den Elektroden durch die Verbindung mit den Polen einer constanten Säule zuerst discontinuirliche Gasentladungen, vielleicht unter geringer Theilnahme des Stoffes der Elektroden stattfinden. Wenn aber dadurch die zwischen den Elektroden liegende Schicht erhitzt, verdünnt, event. mit den Theilchen der Elektroden erfüllt ist, so kann, wenn die Säule die Elektricitäten in genügender Menge zuführt, in dem so geänderten Zwischenraum eine continuirliche (Lichtbogen-) Entladung statt der discontinuirlichen eintreten, wobei zugleich mit Aenderung der Entladungsart eine Aenderung der Erwärmung der Elektroden eintritt. Eine solche Erscheinung ist von Gassiot') bei Entladung einer 400 paarigen Grove'schen Säule zwischen Metall- oder Coakskugeln beobachtet worden.

Ich hoffe demnächst einige weitere Mittheilungen über diese Gegenstände machen zu können.

1) Gassiot, Galvanismus (2) II, §. 1044.

IV. Ueber die Veränderung der Tonhöhe bei Bewegung eines tönenden Körpers; von Dr. H. C. Vogel.

Im Sommer 1875 bot sich mir Gelegenheit einige Versuche über die Aenderung der Tonhöhe durch Bewegung anzustellen, die ich im Folgenden mir mitzutheilen erlaube. Es ist bekannt und leicht zu beobachten, dafs wenn man sich einer Tonquelle mit einigermaafsen beträchtlicher Geschwindigkeit nähert, die Tonhöhe sich ändert und zwar erhöht, bei Entfernung der Tonquelle dagegen sich vermindert. Dasselbe findet statt, wenn sich die Tonquelle auf den stillstehenden Beobachter zu oder von ihm weg bewegt. Sehr häufig hat man Gelegenheit derartige Beobachtungen auf einem Eisenbahnzug zu machen, WO der wegen der grofsen Geschwindigkeit sehr beträchtliche Tonabfall des Pfeifentones einer vorbeifahrenden Locomotive oder des Glockentones der zufällig beim Vorbeifahren anschlagenden Läutewerke, wohl selbst dem in musikalischer Beziehung ungeübtesten Ohre auffallen mufs.

Bekanntlich hat Doppler ') zuerst eine Theorie dieser Erscheinung gegeben, welche durch die Versuche Buijs Ballot's) auf der Eisenbahn zwischen Utrecht und Maarsen in soweit bestätigt wurde, als aus den Beobachtungen hervorging, dafs stets bei Annäherung der Tonquelle der Ton höher, bei Entfernung tiefer wurde und zwar war der Unterschied der Tonhöhen um so beträchtlicher, je gröfser die Geschwindigkeit der Bewegung war.

Die Doppler'sche Theorie hat besonders in Petzval einen Gegner gefunden, welcher seine Ansichten in mehreren Abhandlungen, die sich in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. der Wissensch. 3) befinden, niedergelegt

1) Ueber das farbige Licht der Doppelsterne usw. 2) Pogg. Ann. Bd. LXVI, S. 321.

3) VIII und IX.

Prag 1842.

hat. Es hat sich ferner Mach1), auf Doppler's Seite stehend, bemüht, durch einige akustische Versuche die Theorie zu stützen und endlich hat van der Willigen in einer längeren Abhandlung 2) seine Ansichten dargelegt, die den Doppler 'schen entgegen sind, aber auch mit Petzval nicht im Einklange stehen.

Weit entfernt mich in den sehr gelehrten Streit einlassen zu wollen, bei welchen man im Eifer des Gefechtes wohl etwas zu weit gegangen ist, indem man sich bemüht hat alle möglichen Fehler zu ersinnen die bei den Beobachtungen sollen begangen worden seyn, weil jene Beobachtungen leider nicht mit der Ansicht übereinstimmen wollen, die man von der Sache sich gebildet hat, erlaube ich mir nur zu bemerken, dafs meines Darfürhaltens die folgenden Versuche zu Gunsten der Doppler'schen Theorie sprechen 3).

1) Pogg. Ann. Bd. 112; Schlömilch's Zeitschrift f. Math. u. Phys. (1873). Pogg. Ann. Bd. 116.

2) Archives Musée Teyler, vol. III, fasc. 4.

3) Ich bin von verschiedenen Seiten aufgefordert worden, etwas auf die Angriffe zu erwidern, welche van der Willigen auf alle diejenigen Spectralanalitiker ausgeführt hat, die sich mit Untersuchungen über die Bewegung der Sterne, durch Verschiebung der Fraunhofer'schen Linien in den Spectren derselben befafst haben, halte das aber für durchaus überflüssig. Der, dem die Sache am Herzen liegt, wird sich leicht ein Urtheil bilden können, ob jene Fehler, von welchen van der Willigen vermuthet, dafs sie begangen wurden, nicht von jedem nur einigermassen vorsichtigen Beobachter hätten gefunden und beachtet werden müssen. Ich glaube, es dürfte die Annahme, dafs Hr. van der Willigen mit seiner Deutung der Beobachtungen irrt, noch lange nicht so wunderbar erscheinen, als wenn man mit ihm behaupten wollte, verschiedene Beobachter, die zu verschiedenen Zeiten Untersuchungen mit ihren Instrumenten ausführten, sind deshalb nur zu ein und demselben Resultate gekommen, weil der Spalt ihres Spectroskops nicht ganz genau im Brennpunkt des Fernrohrs gestanden hat und zwar bei den Instrumenten beider Beobachter zu den verschiedenen Beobachtungszeiten, um dieselbe Gröfse und in demselben Sinne.

Die Untersuchungen über die Bewegung der Sterne gehören übrigens zu den schwierigsten und sollten sich nur Beobachter mit reifer

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