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Diese Zahlen kommen denen des Hrn. Schuster sehr nahe; nur fehlt die Linie 489,4 in der Tafel dieses Physikers. Dagegen finden sich in dieser Tafel drei äusserste Linien 628,8, 421,4 und 418,4, die ich nicht erzeugen konnte und die auch die HH. Thalén und Lecoq de Boisbaudran ebenfalls nicht angeben. Sonderbarerweise fallen diese Linien fast zusammen mit den charakteristischen des Rubidiums (689,6, 421,6 und 420,2). Ich will damit keineswegs sagen, dafs diefs Metall sich unter dem Natrium des Hrn. Schuster befand, vor allem wegen der Unsicherheit der Wellenlängen; allein jedenfalls mufs es in Geifsler'schen Röhren sehr leicht ein Spectrum geben; denn das Kalium eignet sich viel leichter als das Natrium zu dieser Art von Versuchen.

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Bei Anwendung derselben Methode, aber unter experimentell etwas verschiedenen Umständen, mufs es also möglich seyn, nicht blofs die secundären Spectren der alkalischen Metalle hervorzubringen, wie es in der gegen wärtigen Untersuchung geschehen ist, sondern auch die primären Spectren derselben, deren interessante Entdeckung man den HH. Roscoe und Schuster verdankt.

XI. Die thermische Ausdehnung der Mischungen von Wasser und Alkohol; von Th. Hoh.

Im physikalischen Cabinet des K. Lyceums zu Bamberg

finden sich die Bruchstücke eines Weingeist thermometers, bei dessen auf Papier aufgetragener 80 theiliger Scale die Bemerkung angebracht ist, dafs die Expansionen seiner

Füllung mit denen der Quecksilbersäule harmonisch gingen, und dafs der Siedepunkt des Wassers ausgehalten werde. Ist der zuerst erwähnte Parallelismus der Grad-Ansteigung schwerlich im präcisen Sinne, sondern höchstens so zu verstehen, dass innerhalb der Gränzen mässiger Wärmeschwankungen die beiderseitigen Abweichungen der thermalen Ausdehnungen unmerklich sind, so dürfte die sicher nicht regelmässige Bestätigung der zweiten Angabe davon abhängen, dafs die über der Flüssigkeit vorhandene Luft einschliesslich der mindestens von + 78° C. an gebildeten Weingeistdämpfe eine die Widerstandsfähigkeit der Glashülle übersteigende Zusammenpressung erfährt. Die gegebenen Falles herrschenden Verhältnisse waren nicht mehr direct zu prüfen, gaben aber Anlass, die thermischen Ausdehnungen der Alkohol- Wasser-Gemische zu studiren, wovon einstweilen die Resultate einiger vorbereitender Versuche mitgetheilt werden sollen.

Eine 17 Ctm. lange oben offene, unten geschlossene dünnwandige Glasröhre von 6 Mm. Durchmesser des Lumen wurde, senkrecht aufgestellt, in der Länge von 12 Cm. umgeben von einem weiten Cylinder, welcher die Wärme zuführende heifse Flüssigkeit aufnehmen sollte, am hervorragenden 5 Ctm. langen in einem hölzernen Retortenhalter eingeklemmten Stück war 3 Mm. über dem äufseren Wasserspiegel ein Diamantstrich eingerissen, bis zu welchem jedesmal das rasch aber genau in calibrirter Röhre hergestellte Gemeng eingefüllt wurde, dessen Erhebung über die erwähnte Marke nach 1min währender Erwärmung von aufsen man mittelst eines feinen Zirkels auf den Maafsstab übertrug. Während der zweiten Minute wurde diese Stellung fast unverändert beibehalten, so dafs die Messung in einem Momente als fertiggestellt erachtet werden dürfte, der dem Eingufs der heifsen Flüssigkeit nah genug lag, um keine erhebliche Abkühlung derselben während der Einwirkung befürchten zu müssen. Die Expansionsröhre selbst wurde jedesmal zwischen zwei Versuchen durch genügend langes Eintauchen in Wasser von +10° C. auf

die nämliche Temperatur gebracht, und diejenige der Mischungen bewegte sich höchstens zwischen 11 und 13o.

Als unter diesen Voraussetzungen Wasser von 50o C., dann von 95o zur thermalen Erregung in den äusseren Cylinder gegossen ward, fand man für die angegebenen Volumengemenge die rechts stehende Expansionserhebung in Millimetern:

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wovon die Beobachtungswerthe: a und, unsicher sind, weil schon nach 30 Sec. stofsweise Erhebung des (übrigens möglichst im ruhigen Moment gemessenen) Spiegels der theilweise kochenden Füllung erfolgte.

Unter gleichen Modalitäten untersuchtes Quecksilber stieg bei 50° C. um 4 Mm., bei 95° C. um 7,3 Mm.

Nach beiderlei Thatsachen dürfte das Gemeng aus 6 Theilen Alkohol von 0,791 specifischem Gewicht und 4 Theilen Wasser den angedeuteten thermalen Expansionsanforderungen am nächsten kommen.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47

1876.

ANNALEN

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND CLVIII.

No 7.

I. Experimental- Untersuchungen über die elastische Nachwirkung bei der Torsion, Ausdehnung und Biegung; von F. Kohlrausch. Dritte Mittheilung 1).

(Der k. Gesellschaft der Wissensch. zu Göttingen im Auszuge vorgelegt am 9. Januar 1875.)

Die Arbeit, welche ich mir erlaube, hier mitzutheilen, ist

ausschliesslich experimentellen Inhalts. Ich gebe zuerst einen kleinen Nachtrag zu meinen früheren Untersuchungen über die Torsion eines Silberdrahtes. Hiernach folgt eine gröfsere Anzahl Nachwirkungen eines gedrillten oder ausgedehnten Kautschukfadens und endlich eines gebogenen Stabes aus Hartkautschuk.

Ich habe versucht, diese Beobachtungen durch die früher von mir aufgestellte Formel auszudrücken, welche alle bis dahin bekannten statischen Nachwirkungen, theilweise mit überraschender Schärfe, dargestellt hat, und habe überall eine befriedigende Uebereinstimmung gefunden. Wenn nun durch diese allseitige Anwendbarkeit die Formel eine entschiedene Bedeutung für die elastische Nachwirkung besitzt, so kann sie doch nicht den Anspruch eines Naturgesetzes erheben. Um aus diesem Grunde das Beobachtungsmaterial als experimentelle Grundlage einer wirklichen Theorie der Nachwirkung geeignet zu machen, zu welcher jetzt wohl einige Aussicht vorliegt2), muss ich die

1) Vgl. diese Annalen CXIX, 350; CXXVIII, 1, 207, 399.

2) Boltzmann, diese Ann. Ergänzungsbd. VII, S. 624; Wien. Sitzungsberichte 1874, Octob. 8.

Poggendorff's Annal. Bd. CLVIII.

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Beobachtungen mit einer gewissen Breite mittheilen, welche für die blofse Prüfung der erwähnten Formel nicht nothwendig seyn würde.

Ich habe endlich eine wie ich glaube merkwürdige Folgerung aus dem allgemeinen Charakter der Nachwirkung durch den Versuch bestätigt, dass nämlich, nach geeignet auf einander folgenden Deformationen entgegengesetzten Vorzeichens, in einem elastischen Körper Bewegungen der Nachwirkung zurückbleiben können, welche von selbst aus einer in die entgegengesetzte Richtung übergehen; oder mit anderen Worten, Bewegungen, welche zeitweilig die Gestalt eines Körpers von der Gleichgewichtsgestalt entfernen.

Ich werde im Folgenden überall bezeichnen als Formel I den Ausdruck

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Ferner soll immer bedeuten t die Zeit nach der einem Körper mitgetheilten Gestaltsänderung, deren Nachwirkung beobachtet wird; T die Dauer einer zeitweiligen Gestaltsänderung; als Zeiteinheit gilt die Minute. T bedeutet die Temperatur. Durch endlich soll stets dargestellt werden der Ueberschufs einer berechneten über die entsprechende beobachtete Grösse.

1. Nachwirkungen in einem Silberdraht nach verschieden grofsen Torsionen von je 1min Dauer.

Meine früheren Beobachtungen (CXXVIII, 401) hatten dahin geführt, dafs in einem Silberdrahte nach einer nicht zu grofsen Torsion 4 von mäfsiger Dauer eine allmählich verschwindende Verschiebung der Ruhelage um einen

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