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wenig, sowohl bei den flachen, wie den kreiscylindrischen Röhren. Auch hier können die Abweichungen von der vollständigen Gleichheit darauf zurückgeführt werden, dafs bei den engeren Röhren die positive Entladung sich auf einen kleineren Querschnitt concentriren mufs, und die auf der inneren Wand der Capillarröhren aufgehäuften, auf die Elektrode rückwirkenden Elektricitätsmengen etwas verschieden sind. Endlich zeigen sich auch bei Vergleichung der Resultate der Reihen VIII und XIV die für eine Entladung erforderlichen Elektricitätsmengen bei verschieden weiten kugelförmigen, die Elektroden umgebenden Glashüllen innerhalb gewisser Gränzen nicht bedeutend von dem Radius derselben abhängig. Nur bei kleineren Glashüllen (Reihe XV) werden jene Elektricitätsmengen kleiner; wie schon an der Form der Entladung ersichtlich ist, in Folge der gröfseren Nähe der in der Verbindungsröhre angehäuften, weniger dichten Elektricitäten.

Endlich sind analog, wie sich schon bei den Entladungen im freien Gasraume ergeben hat, bei gleichem Druck und gleicher Stromintensität die Entladungsabstände in der Luft grösser, als im Wasserstoff.

Die Begründung der soeben mitgetheilten Erfahrungen lässt sich im Allgemeinen aus den schon in der ersten Abhandlung abgeleiteten Sätzen entnehmen.

Werden die Elektroden der Entladungsröhre mit den Zuleitern der Elektrisirmaschine verbunden, so laden sich bald die ihnen gegenüber stehenden Wände der umhüllenden Glaskugeln mit der gleichnamigen Elektricität, die sich mit abnehmender Dichtigkeit auch bis in die Verbindungsröhre der Glaskugeln ausbreitet (s. w. u.).

Bei sehr geringen Drucken des Gases bedarf es zu jeder einzelnen Entladung nur einer geringen Ladung der Elektroden; die Ladung der Glaskugeln kann nur wenig dicht, ebenso der Abfall der Elektricitäten im Verbin dungsrohr nur klein seyn. In diesem ist also, nament

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lich nahe den Glaskugeln, die elektrische Dichtigkeit nur wenig von der Dichtigkeit der Elektricität auf letzteren verschieden. So geht die Entladung ziemlich gleichmässig nach allen Seiten von den Elektroden aus. Da aufserdem eine gleichmässig elektrische Hülle auf einen elektrischen Punkt im Innern nicht wirkt, können die von den Elektroden sich entfernenden elektrisirten Gastheile die Glaskugeln ziemlich vollständig erfüllen. Wird der Druck stärker, also die zur Entladung erforderliche Elektricitätsmenge gröfser, so fällt von der die Elektrode umgebenden Glashülle die Spannung der Elektricität an den Wänden der Glasröhre schneller bis zur zweiten Elektrode ab, die Elektroden sind nicht mehr überall von nahezu gleichförmig geladenen Wänden umgeben. Hierdurch wird auch die Vertheilung der Elektricität auf der Elektrode vor der Entladung geändert; sie wird bei gleicher Gesammtladung auf der der Röhre zugekehrten Seite dichter. An letzterer Stelle wird also bei weiterer Elektricitätszufuhr eher das zum Beginn der Entladung erforderliche Maximum erreicht, als an den anderen Stellen der Elektrode, und die Entladung geht nur von jener Stelle aus. Da sich aber zugleich dieses Maximum unter gleichen Bedingungen bei dieser Vertheilung an der betreffenden Stelle bei einer kleineren Gesammtmenge der Elektricität herstellt, so mufs, wenn mit gesteigertem Druck jene Stelle immer kleiner wird, die zu einer Entladung erforderliche Elektricitätsmenge immer langsamer wachsen; die Entladungscurve nähert sich also mehr und mehr dem Parallelismus mit der Abscissenaxe; ihre Ordinaten nähern sich einem constanten Werth. Ist endlich die Ausgangsstelle der Entladungen bei zunehmendem Drucke auf ein Minimum beschränkt, so sind bei noch mehr gesteigertem Drucke letzterem entsprechend wieder fortschreitend grössere Elektricitätsmengen zum Beginn einer Entladung erforderlich; die Entladungscurve steigt wieder schneller an.

Da nun bei Ableitung der negativen Elektrode überhaupt die zur Erzeugung einer Entladung erforderlichen

Elektricitätsmengen gröfser sind, als bei Isolation beider Elektroden oder Ableitung der positiven, so müssen im ersteren Falle diese Verhältnisse stärker hervortreten, als in den letzteren Fällen.

Kann man die soeben betrachteten secundären Umstände, die Wirkung der im Verbindungsrohr allmählich abfallenden Elektricitäten und die Wechselwirkung der entgegengesetzten Elektricitäten in der Umgebung beider Elektroden, vernachlässigen, so ist die zu einer Entladung erforderliche Elektricitätsmenge bei constantem Druck nur von den Verhältnissen der Umgebung der Elektroden selbst bedingt. Dann mufs diese Elektricitätsmenge von der Länge und dem Querschnitt des Verbindungsrohres unabhängig seyn, wie es die Versuche innerhalb gewisser Gränzen ergeben.

Da endlich die Kraft, welche auf einen elektrisirten Punkt im Innern einer kugelförmigen, im vorliegenden Fall gleichnamig elektrischen Hülle ausgeübt wird, bei gleichförmiger Vertheilung der Elektricität auf der Hülle von dem Radius derselben unabhängig gleich Null ist, so mufs auch, wenn sich die Hülle einmal geladen hat und wenn nicht secundäre Umstände auftreten, die zu einer Entladung erforderliche Elektricitätsmenge von dem Radius der Hülle unabhängig seyn. Diesem Resultat entsprechen im Allgemeinen die Beobachtungen. Dafs bei engeren Hüllen kleinere Elektricitäten erforderlich sind, als diesem Satz entspricht, hat seinen Grund in der gröfseren Nähe der schnell abfallenden Elektricitäten der Verbindungsröhre an der Elektrode, wodurch die oben erwähnten Bedingungen wesentlich abgeändert werden.

Bei verschieden grofsen Elektroden mufs, wenn die Entladung nach allen Seiten gleichmässig ausgeht und die Spannung der freien Elektricitäten auf allen Punkten der Elektrode die gleiche ist, die zu jeder einzelnen Entladung erforderliche Elektricitätsmenge der Oberfläche der Elek

troden proportional seyn, wie dies von Hittorf für cylindrische Elektroden in cylindrischen Glashüllen bewiesen worden ist (s. w. u.).

Wenn es nach den vorliegenden Versuchen feststehen dürfte, dafs die Entladungen durch die Gase stets in einzelnen, sehr kurz dauernden Ausgleichungen bestehen, für deren Beginn bei den entgegengesetzten Elektricitäten eine verschieden starke Ladung erforderlich ist, so erschien es aufserdem nöthig, um die Art, in welcher sich die Elektricitäten in der Gasentladung ausgleichen, noch etwas näher zu ergründen, auch die Wärmeerzeugung, zunächst in dem die Glashüllen um die Elektroden verbindenden Glasrohr, zu untersuchen.

Hierzu wurden Entladungsröhren angewendet, welche den S. 42 beschriebenen (Fig. 2, Taf. II) ganz ähnlich waren. Dieselben wurden in den Glaskasten (S. 6) eingelegt. Auf die oberen Ränder des Kastens war mittelst Nuthen quer ein Holzbrett (Fig. 3) aufgelegt und daselbst durch einen den Glaskasten umfassenden Kautschukring festgehalten. Das Brett A trug einen aus Holzstäbchen gebildeten Bügel, in dem sich ein verticaler Messingstab c verschob. Durch einen in eine verjüngte Stelle desselben eingreifenden Vorreiber d konnte der Stab c in seiner höchsten Stellung festgehalten werden. Unterhalb trug er einen Messingbügel e. Eine Spiralfeder f diente dazu, den Bügel abwärts zu drücken. Die verticalen Enden des Bügels waren von viereckigen Löchern durchbohrt, in denen zwischen zwei Elfenbeinkeilen vermittelst seitlicher, die Keile zusammen pressender Schrauben die Enden eines Thermoelementes festgeklemmt waren. Dasselbe bestand aus zwei 0,5 Mm. dicken Drähten von Eisen und Neusilber, welche in die Mitte zwischen den Enden des Bügels mit ihren Querschnitten aneinander gelöthet waren. Die freien Enden der Drähte waren mit Kupferdrähten verlöthet, die zum Galvanometer führten. Die Löthstellen

waren, um ihre Temperatur constant zu erhalten, in ein Glas g voll Oel gesenkt. Einer der Kupferdrähte war hiebei mit der Erde verbunden, um die elektrische Ladung des Galvanometers durch die auf der Oberfläche der Entladungsröhren angehäufte Elektricität zu verhindern. Vorläufige Versuche zeigten, dass die Ableitung, auf welcher Seite der Löthstelle sie auch stattfand, den Ausschlag des Galvanometerspiegels nicht änderte. Ein -förmiges Schutzblech war um das Thermoelement herumgelegt, während es in seiner höchsten Lage war, um es vor der Strahlung von der Entladungsröhre her zu schützen.

Nachdem der Strom der Elektrisirmaschine hinlängliche Zeit durch die Entladungsröhre geleitet war, wurde das Schutzblech entfernt und das Thermoelement auf die Röhre hinabgelassen, die mit seiner Längsaxe einen Winkel von 90° machte.

Bei jedem Versuch wurde der Druck des Gases, die Intensität des Stromes der Elektrisirmaschine, die Zahl der Umdrehungen des Triebrades des Hydromotors, der Abstand der Entladungen und die den Temperaturerhöhungen des Thermoelementes entsprechende Ablenkung des Galvanometerspiegels bestimmt. Ein einfacher Commutator mit Quecksilbernäpfen gestattete hierzu, abwechselnd die eine Elektrode der Entladungsröhre oder die eine Elektrode des Thermoelementes mit dem einen Ende des Drahtes des Galvanometers zu verbinden, während im ersten Fall das andere Ende dieses Drahtes zur Erde, im zweiten mit der zweiten Elektrode des Thermoelementes

verbunden war. Mit der endgültigen Bestimmung wurde stets so lange gewartet, bis sich bei wiederholtem Anlegen des Thermoelementes constante Resultate ergaben. Dabei wurde die Drehungsgeschwindigkeit der Scheibe der Maschine und entsprechend die Stromintensität während des ganzen Versuches möglichst constant erhalten.

Bei der Länge der Zeit (15 bis 20 Minuten), die jeder Versuch vor den definitiven Ablesungen erforderte, war es in Folge der nicht selten vorkommenden, zufälligen

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