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der hiesigen Universität auszuführen. Ein geschlossener Stahlring wurde mit einem Leitungsdrahte umwickelt und magnetisirt. Die Stärke der entstandenen Magnetisirung des Ringes konnte durch den Inductionsstrom bestimmt werden, den derselbe in einer Anzahl anderer, vom ersten Drahte getrennter Drahtwindungen beim Magnetisiren gab. Der Ring wurde an einem langen Coconfaden aufgehängt in einem Gehäuse, welches äufserlich ganz mit Stanniol überdeckt wurde, um elektrostatische Anziehungskräfte auszuschliefsen. Auch das Glas, durch welches ein am Magneten befestigter Spiegel beobachtet werden konnte, war durch ein Metallgitter bedeckt. Durch eine von aufsen genäherte metallene Spitze strömte die gesammte durch eine schnell gedrehte Holtz'sche Maschine entwickelte Elektricität in die Luft aus. Die Spitze wurde derjenigen Seite des Kastens gegenübergestellt, wo sich innen der eine verticale Theil des Ringes befand. Der Ring hätte unter diesen Umständen eine Ablenkung erfahren müssen, wenn die Spitze als Stromende im Sinne der Potentialtheorie wirkte. Das Resultat der so angestellten Versuche war aber durchaus negativ. Hr. N. Schiller hat seitdem diese Versuche in Moskau mit vollkommeneren Apparaten fortgesetzt, unter Bedingungen, wo die Gröfse der Magnetisirung des Ringes und die Intensität des von der Elektrisirmaschine gelieferten Stromes genau bestimmt, und nachgewiesen werden konnte, dafs die nach dem Potentialgesetz zu erwartende Ablenkung grofs genug seyn würde, um sicher beobachtet werden zu können, wenn sie existirte. Die Resultate waren ebenso rein negativ. Ich erlaube mir am Schlusse dieses Aufsatzes die darauf bezüglichen Mittheilungen aus einem an mich gerichteten Briefe des genannten Beobachters beizufügen. Eine ausführlichere Beschreibung dieser Versuche behält sich derselbe selbst zu geben vor 1).

Daraus ist also zu schliefsen, dafs entweder die vom

1) Dieselbe ist bereits bei mir angelangt, und wird nächstens in den Annalen abgedruckt werden. P.

Potentialgesetze angezeigten Wirkungen der Stromenden nicht existiren, oder dafs aufser den von diesem Gesetze angezeigten elektrodynamischen Wirkungen auch noch solche der convectiv fortgeführten Elektricität bestehen, dafs das Potentialgesetz also unvollständig sey, wenn man in ihm nur Rücksicht nimmt auf Fernwirkungen der in den Leitern fortströmenden Elektricität.

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Andererseits hängt mit dieser Differenz in der Bestimmung der ponderomotorischen Kräfte eine solche in der Bestimmung der inducirten elektromotorischen Kräfte in ungeschlossenen Leitern zusammen. Wenn ein Magnet oder ein System geschlossener Ströme inducirend einwirkt auf einen ungeschlossenen linearen Leiter ab, welcher in die Lage a fortgerückt wird, so ist nach dem von Hrn. Neumann senior aus dem Ampère'schen hergeleiteten Inductionsgesetze die gesammte inducirte von nach treibende elektromotorische Kraft gleich dem Potential der inducirenden Ströme (oder Magnete) auf einen Stromkreis in dem die Einheit des Stromes von a längs der Lage aß nach ß, von ẞ längs des vom Endpunkte b beschriebenen Weges nach der Anfangslage von b, von da längs der Anfangslage ab des Leiters nach a und endlich längs des vom Punkte a beschriebenen Weges nach a circulirt. Mit dieser Regel fällt in den Resultaten das Faraday'sche Gesetz zusammen, wonach die Stärke der Induction von der Anzahl der durchschnittenen Magnetkraftlinien abhängt.

Folgen dagegen die ponderomotorischen Wirkungen dem Potentialgesetze, so sind in der genannten Berechnung wegzulassen diejenigen Theile des Potentials, die sich auf die beiden Wege aa und ẞb beziehen; es ist vielmehr nur die Differenz des elektrodynamischen Potentials für die Endlage aß minus dem für die Anfangslage ab zu nehmen. Es ergiebt sich hieraus, dass ein Unterschied des Inductionsgesetzes auch für ungeschlossene Leiter nur dann besteht, wenn mindestens das eine Leiterende selbst fortbewegt wird.

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Denken wir uns den Endpunkt a des Leiters (ab Fig. 1) festliegend, b aber im Kreise um a drehbar, ferner die wirkenden Magnete und Stromtheile so angeordnet, dass die ersteren Rotationskörper bilden, deren magnetische Axe, wie die Axe ihrer Form mit der auf dem Mittelpunkte des Kreises errichteten Normale seiner Ebene zusammenfällt, während die Stromkreise zu dieser Axe concentrische Kreise bilden. Bei solcher Anordnung ist die relative Lage des Radius aß zu den Magneten oder Strömen genau dieselbe wie ab; das elektrodynamische Potential hat in beiden Fällen den gleichen Werth, nämlich Null, und das Potentialgesetz würde die Folgerung ergeben, dafs in diesem Falle keine elektromotorische Kraft während der Drehung des Radius ab in der Lage aß längs desselben wirkt.

Dagegen ist klar, dafs der Leiter ab bei seiner Fortbewegung Magnetkraftlinien, die der Axe des Kreises parallel gehen, durchschneidet. Und entsprechender Weise kommt nach der von Neumann gegebenen Regel auch derjenige Theil des Potentials in Betracht, der sich auf den vom Punkte b. beschriebenen Weg, d. h. den Kreisbogen bẞ bezieht. Dieser Theil des Potentials hat in der That einen von Null verschiedenen Werth; geschieht die Strömung der Kreisströme im Sinne des neben gesetzten Pfeils und der Bewegung von b nach ß, so würde das Potential positiv seyn, also die Inductionskraft von a nach ß

hin wirken müssen. Ein so gerichteter Strom würde nach Ampère's Gesetz der Bewegung entgegen wirken.

Tritt an dem Ende b des rotirenden Radius schleifende Berührung mit einem feststehenden Leiter ein, wie in der Lage ay mit c, so würde das Potentialgesetz genau dieselbe inducirte Kraft anzeigen, da dann die Leitung a über 7 bis c geschlossen wäre. In diesem Falle wäre. aber nach dem Potentialgesetze die ganze elektromotorische Kraft in den ihre Richtung schnell verändernden Stromfäden der Gleitstelle zu suchen. Die Einführung einer Gleitstelle giebt uns bei einem solchen Versuche also immer die Gelegenheit unabhängig von dem Streit der Theorien die durch die betreffende Bewegung im geschlossenen Kreise erzeugbare elektromotorische Kraft zu bestimmen.

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Diesen Theil der Versuche habe ich selbst ausgeführt. Zu dem Ende habe ich das Ende b des rotirenden Leiters mit einer Condensatorplatte versehen, welche während seiner Rotation einer andern ähnlichen nahe gegenübertrat. Schematisch ist dies dargestellt in der Fig. 2 A. Es ist a wieder der Durchschnitt der Axe, welche verticale Richtung hat, b sind die cylindrischen beweglichen Condensatorplatten, c die feststehenden. Figur 2 A zeigt dieselPoggendorff's Annal. Bd. CLVIII,

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ben Theile nach einer Drehung um einen rechten Winkel Die Platten bb und ce sind Quadraten zweier mit der Rotationsaxe a coaxialen Cylinderflächen. Der radiale Träger bb liegt zwischen den Polen eines starken Elektromagneten. Das untere Ende der Axe a ruht auf dem unteren Pole desselben, das obere Ende reicht durch eine Durchbohrung des oberen Theils des Elektromagneten hinaus bis in einen von magnetischen Richtkräften verhältnifsmäfsig freien Raum und trägt dort einen Commutator, mittelst dessen die Platten cc während der Stellung A zur Erde abgeleitet, in der Stellung B aber mit der isolirten Platte eines Condensators nach Kohlrausch verbunden werden. Werden die Platten bb durch magnetische Induction positiv geladen, so laden sich die Platten cc in der Stellung A von der Erde aus negativ, und zwar wirkt der Apparat hierbei wie ein Condensator, so dafs eine mässige elektromotorische Kraft ein verhältnifsmäfsig bedeutendes Quantum Elektricität anhäuft. Gehen dann die Platten in die Stelle B über, so wird die gesammelte negative E., deren Potential durch die Entfernung der positiven Platten b erheblich gesteigert ist, in Kohlrausch's Condensator übergeführt, und häuft sich in diesem an, bis dessen isolirte Platte selbst das Potential der Platten cc in der Stellung B angenommen hat.

Die Ladung von Kohlrausch's Condensator wird dann an einem Thomson'schen Quadrantelektrometer ge

messen.

Ich übergehe hier die ausführliche Erörterung der Fehlerquellen, die sich geltend machen konnten und zum Theil gemacht haben, ehe ich die Mittel zu ihrer Beseitigung fand. Ich will nur kurz bemerken, dass nach jeder einzelnen Beobachtung die Pole des Magneten gewechselt wurden, wodurch der Einflufs aller Fehlerquellen von constanter Richtung beseitigt wird, dafs ferner zwischen den Versuchen mit schneller Drehung immer solche mit langsamer Drehung angestellt wurden, um den Einfluss der durch den magnetischen Strom hervorgebrachten elek

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