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61,4185 Meter gefunden (Mittel aus 10 Curvenpaaren). Dann wurden zwei Tafeln voll Curven gezeichnet, welche der Fortpflanzungsgeschwindigkeit zwischen unterem Ende des Oberarmes und Handgelenkes entsprechen; der Werth dieser Geschwindigkeit betrug 57,3400 Meter (Mittel aus 8 Curvenpaaren). Endlich wurden die Versuche für die längere Strecke noch einmal wiederholt und ergaben nun eine Fortpflanzungsgeschwindigkeit von 89,4272 Meter (Mittel aus 10 Curvenpaaren). Dabei war die Höhe der Zuckungen von 21,4 mm, ihrem Mittelwerthe im Anfang, bis auf 30 mm. gestiegen.

Versuchsreihe IV. Ein Versuch, den Oberarm durch eine Eisblase in einem ziemlich stark geheitzten Zimmer abzukühlen, sodass der Unterarm warm blieb, brachte keine erhebliche Aenderung hervor. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ergab sich im Mittel aus 5 Versuchen 50,6262 Meter in 1 Secunde, ein Werth, der etwas kleiner ist, als er sich unter übrigens 189 gleichen Umständen ohne die Eisblase ergeben haben würde.

Es ist hierbei noch zu bemerken, dass die Versuche mit abgekühltem Vorderarm immer nur wenige brauchbare Curvenpaare geben, weil das Zuckungsmaximum bei Reizung der Nerven am Handgelenk dann sehr geringe Höhe hat, und man stark abgeschwächte Inductionsschläge zur Reizung der oberen Nervenstelle anwenden muss. Deren Wirkung ist aber ziemlich unregelmässig, und es gelingt dann nur selten, zwei an Höhe wenigstens nahehin gleiche Curven von den beiden Reizungsstellen nebeneinander zu zeichnen.

Wird der Vorderarm gewärmt, so wächst das Zuckungsmaximum der unteren Nervenstelle stets erheblich, obgleich es uns bisher doch nicht gelungen ist, es dem von der oberen Stelle bei derselben Stärke des Inductionsschlages zu erhaltenden ganz gleich zu machen. Es ist dann aber viel leichter eine Stellung der Inductionsrollen zu finden, welche mit ziemlich grosser Regelmässigkeit Zuckungen der verlangten Höhe auch von der oberen Nervenstelle her giebt, sodass es unter solchen Umständen leicht ist schnell hintereinander eine grosse Anzahl brauchbarer Curvenpaare zu erhalten.

Die Versuche über Fortpflanzungsgeschwindigkeit zwischen Ellenbogengelenk und Handgelenk ergaben regelmässig eine kleinere Geschwindigkeit als zwischen Deltoideus und Handgelenk, wie es aus den zuerst angeführten Versuchen, die übrigens bei etwas niedrigerer Temperatur als die zuletzt angeführten angestellt worden sind, und ebenso aus der Versuchsreihe III zu ersehen ist. Die Ursache davon kann in dem Umstande gesucht werden, dass die Nerven im Vorderarm regelmässig kälter sind als im Oberarm; es könnte dabei aber auch an eine ungleichförmige Geschwindigkeit des Nervenreizes gedacht werden. In unseren Versuchen war eben selbst nach der eine Stunde lang fortgesetzten Einwirkung eines äusseren warmen Mediums der erwähnte Unterschied in der Fortpflanzung nicht ganz verschwunden.

Andererseits ergaben einige, wegen Kleinheit der Strecke allerdings nicht sehr sichere Bestimmungen der Fortpflanzung 159 zwischen Deltoideus und Ellenbogengelenk grosse Werthe der Geschwindigkeit. Da es zweifelhaft erscheinen konnte, ob die geringe Geschwindigkeit bei kaltem Vorderarm nicht herrühre von einer langsameren Fortpflanzung schwächerer Reizungen, wie sie unter solchen Umständen an der oberen Stelle angewendet wurden, so wurden die Ordinaten von Curven miteinander verglichen, welche von derselben Stelle aus mit verschiedener Stärke der Reizung hervorgebracht waren, aber gefunden, dass sich ihre Ordinaten für gleiche Zeiten nach der Reizung fast genau in dem Verhältniss der verminderten Gesammthöhe vermindern und keine Verzögerung der schwächeren Zuckungen zu bemerken ist.

Es sei noch erlaubt einige Resultate zu erwähnen, welche bei den Versuchen mit abgeänderten Reizungsmethoden gelegentlich erhalten wurden.

Um vom Handgelenk aus Zuckungen von grösserer Stärke zu erhalten, als sie ein einzelner Oeffnungsinductionsschlag lieferte, versuchten wir zwei schnell hintereinander zu gebrauchen. Es zeigte sich dabei, dass die Zeit, welche zwischen beiden Schlägen verfliessen musste, ehe der zweite

Schlag im Stande war, die maximale Wirkung des ersten ein wenig zu verstärken, 1/500 Secunde betrug. Bei einer Zwischenzeit von 1300 Secunde war die Verstärkung schon bedeutend. In dieser Beziehung verhält sich also der menschliche Nerv denen des Frosches nahezu gleich.

Zweitens versuchten wir auch constante Ströme zur Reizung zu verwenden, diese gaben aber am lebenden Menschen leicht Tetanus, namentlich bei absteigender Stromesrichtung. Die Oscillationen, welche man dabei im Muskel fühlt, konnten auch mit Hülfe des Myographions verzeichnet werden. Es ergaben sich für die ersten Oscillationen dieser Art unmittelbar nach Beginn des Stromes folgende Werthe:

Zeitdauer der Oscillationen in Secunden.

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Die Vorzüge der bei den Versuchen über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit gebrauchten neuen Untersuchungsmethoden leuchten unter Anderem aus der Uebereinstimmung der einzelnen Versuche einer jeden Versuchsreihe hervor. Um den Grad dieser Uebereinstimmung zu zeigen, möge beispielsweise folgende Zusammenstellung nur einer Versuchsreihe dienen, wobei wegen der Bedeutung der einzelnen Buchstaben auf den Eingangs erwähnten Bericht verwiesen werden mag. Dist nämlich das Mittel der gemessenen Horizontalabstände eines einzelnen Curvenpaares, h, die Zuckungshöhe von der unteren, h die von der oberen Nervenstelle, A+ B(h,h) der aus der im angeführten Bericht angegebenen Interpolationsformel berechneten Werth der Horizontalabstände; in der letzten Ver

Helmholtz, wissensch. Abhandlungen. II.

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ticalcolumne sind die Differenzen der gemessenen und berechneten Werthe der Horizontalabstände angegeben.

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Wie man sieht, stimmen sowohl die einzelnen gemessenen Horizontalabstände unter sich, als die gemessenen mit den berechneten Horizontalabständen viel besser überein, als in der früher mitgetheilten Zusammenstellung.

Nach Ausführung mancher noch mangelnden Versuche wird die ausführlichere Auseinandersetzung der Resultate dieser Untersuchung von Herrn N. Baxt ausgearbeitet und veröffentlicht werden.

XCIV.

Ueber die Zeit, welche nöthig ist, damit ein Gesichtseindruck zum Bewusstsein kommt, Resultate einer von Herrn N. Baxt im Heidelberger Laboratorium ausgeführten Untersuchung.

Aus den Monatsberichten der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Vom 8. Juni 1871. S. 333-337.

Wenn ein sehr schnell vorübergehender Lichteindruck die 333 Netzhaut trifft, so entwickelt sich ein Reizungszustand in den nervösen Apparaten, der, wie wir wissen, erheblich viel länger dauert als die Einwirkung des Lichtes. Es zeigt sich dies in dem scheinbar continuirlichen Gesichtseindrucke intermittirender Beleuchtungen und sehr deutlich in den positiven Nachbildern. Letztere können unter günstigsten Bedingungen, bei ganz ausgeruhtem Auge, mässiger Dauer eines lebhaften Reizes, auf ganz dunklem Felde bis zu 12 Secunden dauern, wobei die Formen wenigstens der grösseren Gegenstände im Nachbilde noch erkennbar bleiben. Unter diesen Verhältnissen ist also auch bei kürzester Dauer des ursprünglichen Lichtreizes immer eine gewisse Zeit gegeben, während welcher der Beobachter mittels des Nachbildes eine Reihe von Einzelheiten des gesehenen Objectes wahrnehmen kann, zu deren Wahrnehmung ihm der unmittelbare Lichtreiz keine Zeit gelassen haben würde. So können wir im Dunkeln nach einem Blitze eine ganze Reihe von einzelnen Gegenständen erkennen, obgleich die Dauer der Beleuchtung nur Zehntausendtheile einer Secunde beträgt; das positive Nachbild ist aber gerade in einem

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