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scheinungen, bei denen Rotationen in elektrischen Feldern vorkommen. Da nämlich die erste Hauptgleichung der Lorentzschen Theorie

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durch das Glied rot (P × v) unterscheidet, heben sich für das Innere des rotierenden Körpers die von der Bewegung herrührenden Glieder nach Lorentz nicht weg wie nach Hertz. Vielmehr müssen nach der Lorentzschen Theorie auch im Innern eines in einem axial-symmetrischen elektrischen Felde rotierenden Körpers magnetische Wirbel auftreten von der Größe rot (Ex b). Dies ist der eigentliche Grund, weshalb der Röntgen sche Versuch nach Lorentz ein anderes quantitatives Resultat gibt als nach Hertz, und weshalb die Lorentzsche Theorie für den Eichenwaldschen Versuch, bei dem alle Wirbelschichten an der Oberfläche des rotierenden Körpers null sind, eine von null verschiedene Wirkung angibt.

Zu demselben Resultat bezüglich des Unipolareffekts ist vor kurzem von ganz anderer Seite Hr. Jaumann gekommen.1) Dieser hat eine Theorie der Elektrodynamik bewegter Medien aufgestellt 2), in welcher er von der Kundtschen Erscheinung der optischen Doppelbrechung in deformierten Flüssigkeiten ausgeht. Nach seiner Theorie hat einzig und allein die Deformation des Mediums Einfluß auf die elektromagnetischen Erscheinungen, und alle elektrischen oder magnetischen Wirbel haben ihren Sitz nur in den deformierten Teilen des Mediums. Bei der unipolaren Induktion findet eine Deformation nur an der Oberfläche des Magnets statt, wo der bewegte Körper an das ruhende Medium grenzt und die Größe der Geschwindigkeit ein außerordentlich lebhaftes Gefälle aufweist. Nach Jaumann liegen daher die elektrischen Wirbel nur in dieser

1) G. Jaumann, Ann. d. Phys. 19. p. 904 f. 1906.

2) 1. c.; ferner Ber. d. Wien. Akad. 114. Abt. II a. p. 1835; 115. p.

337.

Deformationsschicht. In diesem Falle stimmt also auch die Jaumannsche Theorie mit der Hertzschen überein, und dies wird in allen jenen Fällen eintreten, wo ein Rotationskörper in einem axial-symmetrischen Felde rotiert. Hr. Jaumann faßt daher die Sache zu eng, wenn er glaubt, daß die Übereinstimmung seiner Theorie mit der Hertzschen sich auf jene Fälle beschränke, in denen „die Rotationsachse dem magnetischen Feldvektor parallel ist". 1)

Brünn, Physik. Institut d. Techn. Hochschule.
22. Febr. 1907.

1) 1. c. p. 905.

(Eingegangen 23. Februar 1907.)

5. Über die Adsorption von Gasen durch Holzkohle bei tiefen Temperaturen 1); von H. Baerwald.

I.

Die Tatsache, daß Holzkohle nach Erhitzung im luftleeren Raume die Fähigkeit erlangt, namhafte Mengen von Gasen an ihrer Oberfläche zu verdichten, ist Gegenstand zahlreicher Versuche gewesen. Insbesondere gingen die Arbeiten von Saussure, Chappuis 2) und Kayser3) darauf aus, die Aufnahmefähigkeit der Kohle für Gase in ihrer Abhängigkeit vom Drucke und von der Temperatur nachzuweisen. Der Einfluß der Oberflächengröße auf die Gasverdichtung wurde in weiteren Arbeiten über die Adsorption von Kohlensäure und anderen, leicht zu verflüssigenden Gasen an Glasfäden studiert, von denen besonders diejenigen Bunsens) wegen ihrer, von anderen abweichenden Ergebnisse wiederholte Prüfungen hervorriefen. Im wesentlichen bestätigten sich die Resultate der oben genannten Forscher, so auch in einer Arbeit P. Mülfarths) über die Adsorption von Gasen an Glaspulver.

Die Erscheinung hat erneut allgemeines Interesse erregt infolge einer Arbeit von Dewar), in welcher dieser zeigte, daß die Adsorption von Gasen durch Holzkohle, insbesondere die der Kokusnuß, bei der Temperatur der flüssigen Luft stark genug ist, um auf sie ein bequemes Verfahren zur Herstellung luftleerer Räume gründen zu können, welches die

1) Auszug aus der Freiburger Dissertation.

2) P. Chappuis, Wied. Ann. 12. p. 161. 1881.
3) H. Kayser, Wied. Ann. 12. p. 526. 1881.

4) R. Bunsen, Wied. Ann. 20. p. 545. 1883; 22. p. 145. 1884; 24. p. 321. 1885; 29. p. 161. 1886.

5) P. Mülfarth, Ann. d. Phys. 3. p. 328. 1900. Daselbst auch eine Zusammenstellung der Literatur über die Adsorption von Gasen an der Oberfläche fester Körper.

6) J. Dewar, Ann. de chim. et phys. (8) 3. September 1904.

Anwendung von Luftpumpen zu umgehen gestattet und sich besonders dann empfiehlt, wenn es darauf ankommt, Quecksilberdämpfe im Rezipienten zu vermeiden und Edelgase in Gasgemischen spektroskopisch nachzuweisen.

Im folgenden erlaube ich mir, über eine Reihe von Messungen zu berichten, bei denen ich mich bemüht habe, nach Möglichkeit die Bedingungen des Dewarschen Versuches zu variieren. Auf Grund einer größeren Zahl orientierender Messungen kam ich zu der folgenden, in Fig. 1 wiedergegebenen Versuchsanordnung, mit welcher die definitiven Messungen ausgeführt wurden.

300

L 170- C.

A

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In der Figur bezeichnet E das für die Aufnahme der zu untersuchenden Kohle bestimmte Rohr. Bei J ist es mittels Schliff an das Röhrensystem des Rezipienten, der durch E, A und C begrenzt wird, anzusetzen. Die Rohrbiegung dient dazu, das Rohr E in der richtigen Höhe zu halten, um zur Erhitzung der Kohle den elektrischen Ofen auf einem Stelltisch bequem herunterschieben und in die Höhe schrauben zu können. Der Schliff bei Jist mit Quecksilberdichtung versehen. Zur Erhöhung der Elastizität ist in Feine Kundtsche Feder eingeschaltet; sie hat, um den Rezipientenraum nicht

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Fig. 1.

650

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650.

unnütz groß zu machen, einen inneren Durchmesser von ca. 3 mm, während die übrigen Röhren einen solchen von 6 mm besitzen. Denn wegen der Länge des Systems ist es im Interesse eines guten Arbeitens der Luftpumpe wünschenswert, den Druckausgleich möglichst zu erleichtern und nicht zu enge Röhren zu wählen.

Das Rohr D ist zur Aufnahme der Gase bestimmt. Die an ihm angebrachte, nach Kubikzentimeter genommene Teilung läuft von oben nach unten bis zur Marke 65. Hier ist eine

99 ccm fassende Kugel angeblasen; in ihrem Inhalte entspricht sie ungefähr dem des Rezipienten. Unterhalb der Kugel läuft die Teilung von 164-170 ccm weiter. Das in G durch den Zweiweghahn A eintretende Gas gelangt durch den mit einem Hahn versehenen Ansatz B ins Freie. Man hat nur nötig, das ebenso wie D angefertigte Rohr D' - welches mit jenem durch einen Kautschukschlauch verbunden ist, eine ebenfalls ca. 100 ccm fassende Kugel H' oben trägt, ohne indessen Skalenteilung zu besitzen, zu senken und den Quecksilbermeniskus dicht unter dem Rohransatz B sich einstellen zu lassen. Das Gas, welches bei B austritt, kann so bequem auf seine Reinheit hin untersucht werden.

Der Hahn C sperrt den Rezipientenraum von der Luftpumpe ab. Elastizität der Verbindung ist hier durch eine Kundtsche Feder F' gewahrt. Zwischen F" und der Luftpumpe war in den ersten Versuchen ein Trockengefäß mit Phosphorpentoxydfüllung eingeschaltet. Getragen wurde der Apparat bei D, D' und E von eisernen, mit englischen Klammern festgestellten Ständern. Zur Einfettung der Hähne kam eine passende Mischung von Vaselin und Wachs zur Verwendung.

Die Heizung des Rohres E geschah, wie schon angedeutet, elektrisch. Die Temperaturen über 300° C. wurden durch ein neben E in den Ofen eingeführtes Thermoelement gemessen und an einem Keiser schen Millivoltmeter abgelesen. Der obere Rand des Ofens wurde mit Asbestwolle verstopft, der untere mit einer Glimmerplatte verschlossen, durch welche mit Hilfe eines schräg gestellten Spiegels die Vorgänge im Innern des Ofenrohres sich beobachten ließen.

Die zu untersuchenden Gase wurden entweder aus Stahlflaschen, oder aus dem Kippschen Apparate entnommen und perlten in langsamem Strome durch eine mit Schwefelsäure gefüllte Trockenflasche und ein Gefäß mit Phosphorpentoxyd. Bei Anwendung des Kippschen Apparates wurden zuweilen mehrere Trockenflaschen verwendet. Das Erforderliche wurde für die einzelnen Versuchsreihen besonders ausprobiert und ein Resultat nur dann für gültig befunden, wenn sich durch Vergleich mit anderen gezeigt hatte, daß ein Fehler durch Feuchtigkeit nicht entstanden sein konnte.

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