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986) Da wir aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft finden werden, dafs alle Elektrolyte einen elektrischen Strom von gewisser Intensität zu ihrer Zersetzung erfordern, sie aber in dem dazu erforderlichen Grad von Intensität verschieden sind, so wird es wünschenswerth, sie nach dem Grade ihrer elektrolytischen Intensitäten in einer Tafel zusammenzustellen. Ehe aber eine solche Tafel construirt werden kann, müssen Untersuchungen über diesen Punkt jedoch sehr weit ausgedehnt werden, und darin eine gröfsere Zahl von Körpern eingeschlossen werden als bisher erwähnt wurde. Bei solchen Versuchen wird es besonders nützlich seyn, die Natur der angewandten Elektrode zu beschreiben, oder wo möglich solche auszuwählen, welche, wie Platin und Graphit, in gewissen Fällen, nicht fähig sind, die Trennung der abzuscheidenden Ionen zu unterstützen (913).

987) Von den beiden Arten, auf welche Körper die elektrischen Kräfte zu leiten vermögen, nämlich der, welche die Metalle so charakteristisch zeigen, und der, welche mit einer Zersetzung begleitet ist, scheint die erste allen Körpern gemein zu seyn, wiewohl in einem fast unendlichen Grad von Verschiedenheit; die zweite aber ist bis jetzt blofs bei den Elektrolyten angetroffen. ist jedoch möglich, dafs man sie künftig auch bei den Metallen auffinden werde; denn deren Fähigkeit, ohne Zersetzung zu leiten, kann vielleicht mit Recht davon abgeleitet werden, dafs sie zu ihrer Zersetzung eine sehr hohe elektrolytische Intensität erfordern.

Es

987) Der Satz, dafs eine gewisse elektrolytische Intensität nothwendig erforderlich ist, wenn eine Zersetzung eintreten soll, ist von grofser Wichtigkeit bei allen Betrachtungen über die wahrscheinlichen Wirkungen schwacher Ströme, wie sie z. B. durch natürliche Thermo-Elektricität oder natürliche voltasche Ketten hervorgerufen werden. Denn um eine Zersetzung oder Verbindung zu bewirken, mufs der Strom nicht blofs da

seyn, sondern auch eine gewisse Intensität haben, ehe er die ruhenden, ihm sich widersetzenden Verwandtschaften überwältigen kann, sonst wird er geleitet werden und keine permanenten Effecte bewirken. Andererseits sind nun auch die Grundsätze einleuchtend, nach denen man eine entgegenwirkende Action durch die Juxtaposition solcher Körper, die nicht genug Affinität haben, um direct auf einander einzuwirken (913), wird so schwächen können, dafs ein sehr schwacher Strom im Stande ist, chemische Veränderungen herbeizuführen.

988) Indem ich diesen Abschnitt über die zur Elektrolysirung nothwendige Intensität beende, kann ich nicht umbin über die Intensität überhaupt den folgenden mérkwürdigen Schlufs auszusprechen. Es scheint, dafs ein voltascher Strom von einer gewissen Intensität, die von der Stärke der ihn hervorrufenden chemischen Verwandtschaften abhängt (916), einen gegebenen Elektrolyten ohne Bezichung auf die Menge der durchgegangenen Elektricität zersetzen kann, indem die Intensität allein entscheidet, ob der Elektrolyt zersetzt werde oder nicht. Wenn sich dieser Schlufs bestätigt, werden wir die Umstände so einrichten können, dafs dieselbe Menge von Elektricität übergeht in derselben Zeit durch dieselbe Oberfläche in denselben Körper, in demselben Zustand, und dafs sie dabei doch an Intensität verschieden ist, und demgemäss in dem einen Fall zersetzt, in dem andern nicht. Denn nimmt man eine Elektricitätsquelle von einer zum Zersetzen unzureichenden Intensität, und ermittelt die in einer gegebenen Zeit übergegangene Elektricitätsmenge, so ist es leicht eine andere Quelle von zureichender Intensität zu nehmen, und durch Dazwischensetzung schlechter Leiter die Menge der Elektricität auf dasselbe Verhältnifs wie im ersten Strom zurückzuführen, und dann werden alle Bedingungen zur Hervorbringung der beschriebenen Resultate erfüllt seyn.

III. Ueber zusammengesetzte voltasche Ketten oder die voltasche Batterie.

989) Geht man von der Betrachtung einfacher Ketten (875 ff.) zu deren Vereinigung zu einer voltaschen Batterie über, so ist einleuchtend, dafs wenn die Sachen so geordnet worden, dafs zwei Gruppen von Verwandtschaften, statt gegen einander, wie in Fig. 1 und 4 (880. 891), mit einander wirken müssen, sie dann statt einander zu stören, vielmehr einander unterstützen werden. Diels ist der einfache Fall bei zwei Plattenpaaren, die zur Bildung Einer Kette angeordnet sind. Bei solchen Anordnungen wird die Thätigkeit des Ganzen bekanntlich erhöht, und wenn man zehn oder bundert oder eine noch grössere Anzahl solcher Alternationen zweckmässig zusammenstellt, wird die Kraft des Ganzen verhältnifsmässig erhöht, und wir erhalten so jenes vortreffliche Instrument zu physikalischen Untersuchungen, die voltasche Batterie.

990) Aus den bereits aufgestellten Grundsätzen von der festen Wirkung ist aber klar, dafs die Quantität der Elektricität in dem Strom nicht erhöht werden kann mit Vergrösserung der Quantität des Metalls, welches. an jeder neuen Stelle der chemischen Action oxydirt und gelöst wird. Eine einfache Zink-Platin-Kette versetzt, mittelst der Oxydation von 32,5 Gran Zink (868), eben so viel Elektricität in den Zustand eines Stroms, als eine tausend Mal gröfsere Menge, oder nahe fünf Pfund desselben Metalls, durch seine Oxydation in einer regulären Batterie von tausend Plattenpaaren liefern würde. Denn es ist einleuchtend, dafs die Elektricität, die in der ersten Zelle vom Zink durch die Säure zum Platin geht, und die von der Zersetzung einer festen Menge Wasser in dieser Zelle begleitet oder gar erzeugt wird, in der zweiten Zelle nicht vom Zink durch die Säure zum Platin gehen kann, ohne nicht dort dieselbe Menge Wasser zu zersetzen und dieselbe Menge Zink zu oxydiren (924.

949). Dasselbe geschieht in allen übrigen Zellen; in jeder muss das elektro-chemische Aequivalent Wasser zersetzt werden, ehe der Strom durch dieselbe gehen kann. Denn die Menge der durchgegangenen Elektricität und die Menge des zersetzten Elektrolyten müssen aequivalent zu einander seyn. Die Wirkung einer jeden Zelle geht also nicht dahin, die in irgend einer Zelle in Bewegung gesetzte Quantität (Elektricität) zu vergröfsern, sondern diejenige Quantität (Elektricität) forttreiben zu helfen, deren Uebergang mit der Oxydation des Zinks in dieser Zelle vereinbar ist, und in dieser Weise erhöht sie jene eigenthümliche Eigenschaft des Stroms, welche wir mit dem Namen Intensität bezeichnen, ohne die Quantität zu vermehren, welche der in jeder einzelnen Zelle der ganzen Reihe oxydirten Menge Zinks entspricht.

991) Um diefs zu beweisen stellte ich zehn Plattenpaare von Platin und amalgamirtem Zink mit verdünnter Schwefelsäure zu einer Batterie zusammen. Als ich diese Batterie schlofs, wirkten alle Platten, und an den Platinflächen entwickelte sich Gas. Diefs wurde gesammelt, und es fand sich, dafs die Menge desselben in allen Zellen gleich war; und eben so stand die Menge des an jeder Platinplatte entwickelten Wasserstoffs in demselben Verhältnifs zur Menge des an jeder Zinkplatte gebildeten Oxyds, wie es früher bei dem Versuche mit der einfachen Kette der Fall war (864 etc.). Es war also ge

wifs, dafs gerade so viel, und nicht mehr, Elektricität durch die Reihe von zehn Plattenpaaren durchgegangen war, als durch ein einziges Paar gegangen oder in Bewegung gesetzt seyn würde, ungeachtet im ersten Fall eine zehn Mal gröfsere Menge Zink verbraucht wurde.

992) Diese Wahrheit ist auch schon längst auf einem anderen Wege bewiesen, nämlich durch die Einwirkung des entwickelten Stroms auf eine Magnetnadel. Die ablenkende Kraft eines einzigen Plattenpaares ist nämlich gleich der ablenkenden Kraft der ganzen Batterie, wenn

nur die angewandten Drähte dick genug sind, um den Strom eines einzigen Plattenpaars ungehindert zu leiten; allein die Ursache dieser Gleichheit konnte nicht verstanden werden, so lange die feste Wirkung und Entwicklung der Elektricität (783. 869) unbekannt war.

993) Dafs die Zersetzungskraft einer Batterie die eines einzigen Plattenpaars übertrifft, ist auf zweifache Weise einleuchtend. Elektrolyte, welche durch eine so starke Verwandtschaft zusammengehalten werden, dafs sie dem einfachen Plattenpaar widerstehen, geben ihre Elemente unter dem von vielen Plattenpaaren erregten Strome aus; und ein Körper, welcher durch die Wirkung eines oder einiger wenigen Plattenpaaren zersetzt wird, zerfällt desto leichter in seine Ionen als auf ihn die von einer gröfseren Zahl von Plattenpaaren erregten Elektricität einwirkt.

994) Beide Wirkungen sind, glaube ich, leicht verständlich. Was auch die Intensität seyn mag (und sie mufs natürlicherweise von der Natur der Elektricität abhängen, davon, ob diese aus einer oder mehren Flüssigkeiten bestehe, aus Vibrationen eines Aethers oder irgend einer anderen Art oder einem Zustand von Materie), so ist doch nicht schwierig einzusehen, dafs der Grad von Intensität, mit welchem ein Elektricitätsstrom von dem ersten voltaschen Element entwickelt wird, eine Verstärkung erfährt, wenn dieser Strom der Wirkung eines zweiten voltaschen Elements ausgesetzt wird; und da die Zersetzungen blofs widerstrebende Wirkungen sind, aber genau von gleicher Art wie die, welche den Strom erzeugen (917), so scheint es eine natürliche Folgerung, dafs die Verwandtschaft, welche der Kraft einer einzelnen Zersetzungswirkung widerstehen kann, unfähig sey den Kräften so vieler Zersetzungswirkungen, wie in der voltaschen Säule gemeinschaftlich thätig sind, Widerstand zu leisten.

995) Dafs ein Körper, welcher einem Strom von

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