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abermals auf. Platten von Platin und Kupfer, mit verdünnter Schwefelsäure zu einer voltaschen Säule angeordnet, vermochten wegen dieser eigenthümlichen Gegenwirkung nicht länger als ein Paar Minuten zu wirken.

1031) Alle diese Verzögerungseffecte, die sich durch Zersetzungen an Flächen äufsern, zu denen die ausgeschiedenen Elemente eine grössere oder geringere oder gar keine Verwandtschaft haben, zeigen in allgemeiner, jedoch hübscher Weise die chemischen Beziehungen und den Ursprung des elektrischen Stroms, so wie den Balancirungszustand (balanced state) der Verwandtschaften an dem Erregungs- und Zersetzungsort. Auf diese Weise vermehren sie die Beweise zu Gunsten der Einerleiheit dieser beiden (Verwandtschaften). Denn sie beweisen den Antagonismus der chemischen Kräfte in dem elektromotorischen Theil zu den chemischen Kräften in dem eingeschalteten Theile; sie zeigen, dafs der erstere elektrische Wirkungen erzeugt, und dafs der letztere sich diesen widersetzt; sie bringen die beiden in directe Relation; sie thun dar, dafs jeder von ihnen den andern bedingen kann, kehren anscheinend Ursache und Wirkung um, und beweisen, dafs die chemische und elektrische Action nur zweierlei Aeufserungen eines einzigen Wesens oder einer einzigen Kraft darstellen (916 ff.).

1032) Da Wasser und andere Elektrolyte unzersetzt (986) die Elektricität zu leiten vermögen, sobald nur die Intensität der Elektricität schwach genug ist, so ist ganz klar, dafs man nicht in allen Fällen mit voller Wahrheit sagen könne, die Elektricität erzeuge bei ihrem Durchgang durch einen Elektrolyt jedesmal einen festen Zersetzungseffect. Allein die Elektricitätsmenge, welche in einer gegebenen Zeit durch einen Elektrolyt gehen kann, ohne eine Zersetzung zu bewirken, ist so klein, dass sie mit der zu einer mässigen Zersetzung erforderlichen keinen Vergleich aushält. Und bei einer Elektricität von gröfserer als der zur Zersetzung erforderlichen Intensität

habe ich bis jetzt noch keine merkliche Abweichung von dem in der siebenten Reihe dieser Untersuchungen (783. etc.) entwickelten Gesetz der festen elektrolytischen Action aufgefunden.

1033) Ich kann diesen Abschnitt nicht verlassen, ohne nicht noch der wichtigen Versuche des Hrn. A. De La Rive über die Wirkung der Zwischenplatten Erwähnung zu thun 1). Da ich zu der Annahme geführt worden bin, dafs dergleichen nur in sofern dem Durchgang des elektrischen Stroms einen Widerstand entgegensetzen als sie zu neuen Zersetzungen Anlafs geben, so hatte ich nicht nöthig, die von jenem Physiker beschriebenen besonderen Effecte in Betracht zu ziehen, und ich bin um so mehr geneigt davon abzustehen, als ich zugleich in die Ansichten von Sir Humphry Davy 2) über denselben Gegenstand, und auch in die damit verknüpften von Marianini) und Ritter) hätte eingehen müssen.

V. Allgemeine Bemerkungen über die thätige voltasche

Batterie.

1034) Wenn eine gewöhnliche voltasche Batterie in Thätigkeit gesetzt wird, so bringt ihre eigne Thätigkeit gewisse Effecte hervor, welche auf sie rückwirken und eine bedeutende Schwächung ihrer Kraft veranlassen. Dadurch wird sie in Bezug auf die Quantität des Effects, welchen sie hervorzubringen fähig ist, ein sehr wandelbares Instrument. Zum Theil sind diese Erscheinungen schon bekannt und verstanden; allein da ihre und anderer damit zusammentreffender Resultate Wichtigkeit deutlicher werden wird

1) Annales de chim. et de phys. T. XXVIII p. 190 (dies. Ann. Bd. XV S. 98 und 122.).

2) Philos. Transact. 1826, p. 413.

3) Annal. de chim. et de phys. T. XXXIII ́ p. 117. 119. 4) Journ. de phys. T. LVII p. 349. 350.

durch Beziehung auf die schon angegebenen Grundsätze und Erfahrungen, so habe ich es für nützlich gehalten ihrer hier kurz zu erwähnen.

1035) Wenn die Batterie in Thätigkeit ist, bewirkt sie, dafs solche Substanzen gebildet und mit den Platten in Berührung gestellt werden, welche ihre Kraft sehr schwächen oder gar einen Gegenstrom zu erzeugen trach

ten.

Sir Humphry Davy 1) hält sie für hinreichend, die Erscheinungen an Ritter's secundären Säulen, so. wie die von Hrn. A. De La Rive beobachteten Wirkungen der Zwischenplatten zu erklären.

1036) Ich habe bereits bemerkt, dafs die Kraft des Stroms dadurch in einigen Fällen bis auf ein Achtel oder Zehntel ihrer anfänglichen Stärke zurückgeführt werden kann, und habe Beispiele angeführt, wo die Störung sehr grofs war. Bei einem Versuche, wo Ein voltasches Paar und eine Zwischenplatte von Platin mit verdünnter Schwefelsäure in den Zellen (Fig. 31) angewandt ward, wurden die Verbindungsdrähte so geordnet, dafs das Ende des Drahts 3 nach Belieben auf ein mit Jodkalium-Lösung befeuchtetes Papier z oder geradezu auf die Platinplatte p daselbst gesetzt werden konnte. Wenn nach einiger Zeit, während welcher die Kette nicht geschlossen worden war, der Draht 3 auf das Papier gesetzt wurde, ergaben sich Anzeigen von einem Strome, eine Zersetzung trat ein und das Galvanometer wich ab. Liefs ich den Draht 3 das Metall bei p berühren, so ward ein verhältnifsmässig starker plötzlicher Strom erzeugt, der das Galvanometer ergriff; aber er hielt nur einen Augenblick an, die galvanometrische Wirkung hörte auf, und wenn nun der Draht 3 auf das Papier bei x gesetzt wurde, traten keine Anzeigen von einer Zersetzung auf. Nach Aufhebung des Drahts und gänzlicher Unterbrechung des Stroms für eine Weile nahm der Apparat wiederum seine anfängliche Stärke an, erforderte jedoch dazu 1) Philosoph. Transact. 1826, p. 413.

fünf bis zehn Minuten; und wenn dann, wie zuvor, der Contact zwischen 3 und p hergestellt wurde, erschien wiederum ein momentaner Strom und gleich darauf börten anscheinend alle Effecte auf.

1037) Zuletzt war ich im Stande diese Wirkung dem Zustande der die Zinkplatte in der Zelle I berührenden Flüssigkeitsschicht zuzuschreiben. Die Säure dieser Schicht wird augenblicklich durch das gebildete Oxyd neutralisirt; die Oxydation des Zinks kann demnach nicht mit der früheren Leichtigkeit vor sich gehen; und da so die chemische Action unterbrochen ist, wird mit ihr auch die voltasche Action geschwächt. Die Rubezeit wird erfordert, damit diese Flüssigkeitsschicht verbreitet und durch andere Säure ersetzt werden konnte. Aus dem bedeutenden Einfluss dieser Ursache bei Versuchen mit einfachen Plattenpaaren von verschiedenen Metallen, mit denen ich einmal beschäftigt war, und aus der ungemeinen Sorgfalt, die zur Vermeidung desselben erforderlich war, kann ich nicht umhin, den Verdacht zu hegen, und die Experimentatoren darauf aufmerksam zu machen, dafs er häufiger, als sie es denken, störend einwirkt.

1038) Wenn man die Wirkung dieser Quelle der unregelmässigen Wirkung des voltaschen Apparats bei zarten Versuchen erwägt, mufs erinnert werden, dafs es nur die sehr kleine, direct mit dem oxydirbaren Metall in Berührüng stehende Portion der Flüssigkeit ist, welche in Bezug auf die Veränderung ihrer Natur betrachtet zu werden braucht; und diese Portion wird nicht leicht aus ihrer Lage an der Oberfläche des Metalls (582. 605) verdrängt, besonders wenn diefs Metall eine rauhe unregelmässige Oberfläche hat. Zur Erläuterung dieses will ich einen merkwürdigen Versuch anführen. Eine polirte Platinplatte (569) wurde nur auf einen Augenblick in heifse concentrirte Schwefelsäure getaucht, dann in destillirtes Wasser, darin herumgeführt, herausgenommen

und trocken gewischt; darauf wurde sie in eine zweite Portion destillirten Wassers getaucht, darin herumbewegt und abermals trocken gewischt; jetzt ward sie in eiue dritte Portion destillirten Wassers getaucht, darin beinahe acht Secunden herumbewegt, und nun, ohne Abwischen, in eine vierte Portion destillirten Wassers gebracht und fünf Minuten darin gelassen. Die beiden letzten Portionen Wasser wurden dann auf Schwefelsäure geprüft; die dritte zeigte keine merkbaren Spuren von dieser Säure, aber die vierte gab nicht nur sichtbare, sondern auch für die Umstände reichliche Anzeigen von derselben. Diefs Resultat zeigt genugsam, mit welcher Schwierigkeit die das Metall berührende Portion einer Flüssigkeit dasselbe verläfst; und da in der voltaschen Kette die Berührung zwischen der Flüssigkeit und dem Metall so innig und vollkommen wie möglich seyn mufs, so ist leicht einzusehen, wie schnell und stark er sich durch die Masse der Flussigkeit in der Zelle verändere und wie schwächend er auf die Kraft der Batterie einwirken mufs.

1039) In der gewöhnlichen voltaschen Säule kommt der Einfluss dieses Effects in allen Stärkegraden vor. Die Enden eines Trogs von zwanzig Wollaston'schen Plattenpaaren wurden mit dem Volta-Elektrometer, Fig. 11 (Taf. III Bd. XXXIII), der siebenten Reihe dieser Untersuchungen (711) verbunden, und nach fünf Minuten die Anzahl der Gasblasen, die in Folge der Wasserzersetzung von dem Ende der Röhre aufstiegen, aufgezeichnet. Ohne die Platten zu bewegen, wurde die Säure zwischen dem Kupfer und Zink mit einer Federfahne umgerührt. Sogleich entwickelten sich die Gasblasen rascher, fast doppelt so schnell wie vorher. Sehr einleuchtend ist, dafs das Umrühren mit der Feder ein sehr unvollkommenes Mittel war, die Säure an den Platten in der Zelle auf ihren anfänglichen gleichmässigen Zustand zurückzuführen, und dennoch wurde dadurch die

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