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Kraft der Batterie mehr als verdoppelt. Die anfängliche Wirksamkeit einer Batterie, die bekanntlich höher ist als die später anhaltende, ist fast gänzlich Folge des günstigen Zustandes, in welchem sich die mit den Platten in Berührung stehende Säure befindet.

1040) Eine zweite Ursache zur Schwächung der voltaschen Batterie, entspringend aus ihrer eigenen Thätigkeit, liegt in dem ungewöhnlichen Zustand der MetallOberfläche, welcher, glaube ich, von Ritter 1) zuerst beschrieben und als das Wirkende seiner secundären Säulen bezeichnet, auch späterhin von Marianini und A. De La Rive so wohl untersucht ist. Unterbält man den Apparat Fig. 31 (1036) eine oder zwei Stunden lang in Thätigkeit, den Draht 3 dabei auf die Platte p gestellt, um den Strom einen freien Durchgang zu gestatten, und unterbricht darauf den Contact auf zehn oder zwölf Minuten, so wird doch bei seiner Wiederherstellung nur ein schwacher Strom übergehen, bei weitem kein so starker als man wohl erwartet hätte. Wenn man ferner P' und P2 durch einen Metalldraht verbindet, geht von P2 durch die Säure nach P' ein momentaner Strom über, also in umgekehrter Richtung mit dem, welchen die Wirkung des Zinks in dieser Vorrichtung erzeugt. Und nachdem diefs geschehen ist, vermag der Hauptstrom wieder, wie anfangs, durch das ganze System zu gehen, allein durch seinen Uebergang versetzt er wieder die Platten P2 und P' in den früheren ent

gegenstrebenden Zustand. Diefs ist im Allgemeinen die von Ritter, Marianini und De La Rive beschriebene Erscheinung. Sie leistet der Wirkung einer Säule einen sehr grofsen Widerstand, besonders wenn diese aus einer kleinen Anzahl von Plattenpaaren besteht und ihr Strom durch viele Zwischenplatten gehen muss. Der Widerstand ist verschieden nach der Flüssigkeit, in wel

1) Journal de physique, T. LVII p. 349.

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che die Zwischenplatten eingetaucht sind, nach der Stärke der Säule, nach der Zeit der Wirkung, und besonders nach zufälligen Entladungen der Säule durch unachtsa mes Berühren oder Umkehren der Platten während der Versuche. Auf alle diese Umstände mufs man sorgfältig achten, wenn man die Entstehung, Stärke und Veränderung des voltaschen Stroms untersuchen will. Ihren Einflufs vermied ich in den bereits (1036) beschriebenen Versuchen dadurch, dafs, ehe ich die von dem Zustand der die Zinkplatte berührenden Flüssigkeit abhängige Wirkung beobachtete, die Platten P' und P2 in Berührung setzte, so wie auch durch andere Vorsichtsmafsregeln.

1041) Bei Verknüpfung eines Apparats von mehren Platinplatten, wie der Fig. 26 (1017), mit einer Batterie, die einen Strom durchzutreiben vermochte, erhielt sie die zur Hervorbringung eines Gegenstroms erforderliche Kraft in sehr beträchtlichem Grade.

1042) Schwache und matte Entladungen dürfen niemals gleichzeitig mit starken und frischen in verschiedenen Zellen eines Troges oder in verschiedenen Trögen einer Batterie angewandt werden. In allen Zellen mufs die Flüssigkeit gleich seyn; sonst unterstützen die Platten in den schwächeren Zellen nicht die in den stärkeren Zellen erzeugte und durch sie durchgelassene Elektricität, sondern verzögern ihren Durchgang. Jede so beschaffene Zinkplatte mufs in der Zersetzungskraft unterstützt werden, ehe der Gesammtstrom zwischen ihr und der Flüssigkeit übergehen kann. Wenn z. B. in einer Batterie von funfzig Plattenpaaren zehn der Zellen eine schwächere Ladung erhalten als die übrigen, so ist es eben so, wie wenn zehn Zersetzungsplatten dem Uebergang des Stroms von vierzig erzeugenden Plattenpaaren entgegengestellt würden (1031). Hieraus der namhafte Kraftverlust, und diefs der Grund, warum, wenn die zehn Plattenpaare fortgenommen werden, die übrigbleibenden vierzig Paare stärker wirken als alle funfzig. Poggendorff's Annal. Bd. XXXV.

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1043) Fünf solcher Tröge, jeder von zehn Plattenpaaren, wurden vorgerichtet, vier von ihnen mit einer guten gleichmässigen Ladung von Säure, und die fünfte mit der theilweis neutralisirten Säure einer gebrauchten Batterie. Nachdem sie richtig geordnet und mit einem Volta-Elektrometer (711) verbunden worden, lieferten die sämmtlichen funfzig Plattenpaare 1,1 Kubikzoll Sauerstoff und Wasser in einer Minute. Als aber einer der Verbindungsdrähte fortgenommen wurde, so dafs nur vier Tröge die Batterie ausmachten, erzeugten diese mit demselben Volta-Elektrometer und in derselben Zeit 8,4 Kubikzoll Gas. Fast sieben Achtel von der Kraft der vier Tröge war also durch deren Verknüpfung mit dem fünften Trog verloren gegangen.

1044) Nach diesem Gebrauche wurde dieselbe Batterie mit einem Volta - Elektrometer (711) so verbunden, dafs durch ein rasches Wechseln der Verbindungsdrähte der Strom der ganzen Batterie oder eines Theils von ihr nach einander eine gegebene Zeit lang durch das Instrument geleitet werden konnte. Die ganze Batterie entwickelte in einer halben Minute 0,9 Kubikzoll Sauerstoff und Wasserstoff; die vierzig Platten entwickelten in derselben Zeit 4,6 Kubikzoll. Darauf entwickelten in einer halben Minute die sämmtlichen Platten 1,0 Kubikz., dann die zehn schwach geladenen 0,4 Kubikz., und endlich wieder die sämmtlichen: 1,5 Kubikzoll. Diese Resultate zeigen genugsam den schädlichen Einfluss der Verknüpfung starker und schwacher Ladungen zu Einer Batterie 1).

1045) Aus ähnlichem Grunde mufs die Verknüpfung von starken und schwachen Plattenpaaren sorgfältig vermieden werden. Ein Plattenpaar von Kupfer und Pla

1) Die allmälige Zunahme der Wirkung sämmtlicher funfzig Plattenpaare rührte davon her, dafs bei dem Durchgang des Stroms durch den schwach geladenen Trog die Temperatur und damit auch die erregende Kraft der Flüssigkeit daselbst erhöht werde.

tin mit einem Plattenpaar von Zink und Platin übereinstimmend in verdünnte Schwefelsäure getaucht, hemmte die Wirkung des letzteren, und selbst zwei solcher Paare, fast eben so stark als eine Zwischenplatte von Platin (1011), oder wie wenn das Kupfer selbst Platin gewesen wäre. In der That wurde es eine zersetzende Zwischenplatte, und deshalb mit dem Platin, statt eines unterstützenden, ein verzögerndes Paar.

1046) Eine Umkehrung der Platten in der Batterie, zufällig oder nicht, hat einen ungemein schädlichen Einflufs. Nicht blofs, dafs die umgekehrten Platten einen Gegenstrom zu erzeugen vermögen, sondern auch sie wirken hemmend als indifferente Platten, und verlangen an ihrer Oberfläche die Vollziehung einer Zersetzung übereinstimmend mit dem Lauf des Stroms, ehe dieser übergehen kann. Sie widersetzen sich also dem Strom zunächst, wie es Platin als Zwischenplatten thun würde (1011 bis 1018), und fügen eine Widerstandskraft als voltasche Gegenplatten hinzu. Ich finde, dafs wenn man in einer Reihe von vier Plattenpaaren aus Zink und Platin in verdünnter Schwefelsäure eins derselben umgekehrt, dadurch fast die Kraft des Ganzen aufgehoben wird.

1047) Es giebt noch manche andere Ursachen zur Rückwirkung, Verzögerung und Unregelmässigkeit in der voltaschen Batterie. Unter ihnen ist die nicht ungewöhnlichste die Fällung des Kupfers auf das Zink in der Zelle, auf deren Schädlichkeit bereits früher (1006) aufmerksam gemacht wurde. Ihr Interesse ist indefs wohl nicht grofs genug, um eine weitere Verlängerung dieser mehr auf die Theorie als auf die practische Anwendung der voltaschen Säule gerichteten Abhandlung zu rechtfertigen. Zusatz. Viele der Ansichten und Versuche in dieser Reihe meiner Experimental-Untersuchungen berichtigen und erweitern, wie man sehen wird, die Theorie der elektro-chemischen Zersetzung, welche ich in der fünften und siebenten Reihe gegeben habe. Die Aus

drücke, welche ich jetzt ändern würde, sind die in Bezug auf die Unabhängigkeit der entwickelten Elemente zu den Polen oder Elektroden und die Beziehung ihrer Entwicklung zu gänzlich inneren Kräften (524. 537. 661). Die gegenwärtige Abhandlung zeigt meine Ansichten voll- . ständig, und ich verweise dieserhalb auf die Paragraphen 891. 904. 910. 917. 918. 947. 963. 1007. 1031 u. s. w. Ich hoffe, dieser Zusatz möge vor der Hand als Berichtigung für hinlänglich erachtet werden. Eine Revision der ganzen Theorie von der elektro-chemischen Zersetzung möchte ich lieber aufschieben, bis ich klarer einsehe, wie die in Rede stehende Kraft manchmal als verbunden mit Körpertheilchen und ihnen chemische Anziehung gebend, manchmal dagegen als freie Elektricität zu erscheinen vermag (433. 957)').

Royal Institution. 31. März 1834.

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1) Im Januarheft der Annales de chimie et de physique von diesem Jahre befindet sich ein kurzer Aufsatz von Hrn. Matteucci in Florenz, welchen Alle die, welche den wichtigen Untersuchungen des Hrn. Faraday gefolgt sind, nicht ohne Befremden werden lesen können, indem sie darin den Verfasser mit nichts Geringerem als der Entdeckung der festen elektrolytischen Action auftreten sehen, in ähnlicher, aber mangelhafterer Weise nachgewiesen, wie es von dem englischen Physiker geschehen ist. Hrn. Matteucci's Aufsatz datirt vom October 1834, Hrn. Faraday's siebente Abhandlung dagegen vom 1. Dec. 1833, ja dessen vierte Abhandlung, worin das nämliche Gesetz bereits ganz deutlich ausgesprochen ist. gar schon vom 15. April desselben Jahres. Wem von beiden hier also die Ehre der Priorität gebühre, liegt klar am Tage. Möglich, wenngleich nicht sehr wahrscheinlich, dafs die Arbeiten des Auslandes so spät zur Kenntnifs der Florentiner Physiker gelangen (man erinnere sich nur, wie schnell ihnen die Kunde von der Magneto-Elektricität zugekommen ist); wie aber in Paris die Entdeckung Faraday's so unbekannt seyn (oder ignorirt werden) kann, dass daselbst ein Jahr hernach der Aufsatz des Hrn. Matteucci ohne irgend eine Bemerkung in's Publicum gebracht wird, ist in der That unbegreiflich. Der Wissenschaft freilich gilt es gleich, durch wen sie erweitert wird (wiewohl Keiner diesen Satz anerkennt, sobald er selbst dabei betheiligt ist); aber eine so wichtige Entdeckung, wie die letztere des Hrn. Faraday, unstreitig der einzige wahre Fortschritt in unserer Kenntnifs von der chemischen Wirksamkeit der Elektricität seit dem Jahre 1800, dem Jahre der Entdeckung der Wasserzersetzung durch die Säule, eine solche Entdeckung fordert doch wohl zu einigem Dank gegen ihren Urheber auf, und die öffentliche Anerkennung seiner wohl begründeten Prioritätsrechte ist sicher der geringste Dank, den man ihm bringen kann.

P.

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