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durchsichtiger Krystalle nicht vor, während der zweite nur bei zweiaxigen Krystallen zu Farbenerscheinungen Veranlassung geben kann. Ist nämlich, wie z. B. bei dem Arragonit, ein sehr dünner Krystall in einem andern so eingewachsen, dafs seine krystallographische Axe parallel liegt der des von ihm in zwei Theile getheilten Krystalls, so werden diese, weil die optischen Axen dieser Lamelle merkliche, wenn auch kleine, Winkel mit den Begränzungsebenen machen, für das durch diese Axen gehende Licht als doppelbrechende Prismen wirken müssen, weil ihre optischen Axen nicht in der Ebene der Axen der Lamelle liegen. Die nähere Construction dieser von Erman beschriebenen natürlichen Polarisationsapparate, welche die Ringsysteme wegen der Dünne der Lamelle in ungewöhnlicher Gröfse und wegen der Schiefe der Austrittsfläche gegen ihre optischen Axen sehr verzogen zeigen, erhält man auf optischem Wege dadurch, dafs man diese ohne vorläufige Polarisation gesehenen Ringsysteme ihrer Gröfse und Lage nach mit denen vergleicht, welche vorher geradlinig polarisirtes und eben so nachher analysirtes Licht um die optischen Axen der einschliefsenden Individuen entwikkelt, von denen das eine die polarisirende, das andere die analysirende Vorrichtung abgiebt. Dafs diefs letztere der Fall sey, geht aufserdem daraus hervor, dass, wenn man einen Turmalin vor dem im natürlichen Lichte betrachteten Krystall herumdreht, abwechselnd eins der Ringsysteme ohne Formänderung verschwindet. Da aber die Erscheinung bei Umkehrung des Krystalls dieselbe bleibt, so gilt dasselbe für das polarisirende Prisma, womit auch die Intensitätsänderungen der Ringe übereinstimmen, wenn man den Krystall mit blofsem Auge in geradlinig polarisirtem Lichte betrachtet. Ein entscheidender Beweis dafür, dafs das hintere Individuum geradlinig polarisirend wirkt, liegt, wie mir scheint, aber darin, dafs die mit blofsem Auge gesehenen Ringe, wenn man cirPoggendorff's Annal. Bd. XXXV.

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culares Licht einfallen läfst, nicht die Form annehmen, welche diesem entspricht.

Der dritte Fall, dafs die Axe des eingewachsenen Blättchens unter irgend einem Winkel geneigt ist gegen die Axe des einschliefsenden Krystalls, ist auch für einaxige Krystalle von Bedeutung. Die dadurch hervorgebrachte Modification des Ringsystems um die Axe des einschliefsenden Krystalls mufs übereinstimmen mit der in zwei genau centrirten Platten, wenn zwischen ihnen ein Krystallblättchen von bestimmter Dicke eingeschaltet ist. Da man hier das Blättchen durch ein gleich wirkendes eines andern Krystalls ersetzen kann, so läfst sich dieser Fall ohne Schwierigkeit nachconstruiren. Unter sicben, eine Abweichung von dem gewöhnlichen Ringsystem zeigenden Kalkspatbplatten fand ich zwei, welche eine sehr regelmässige Figur gaben, nämlich ein schwarzes Kreuz mit einander abwechselnd berührenden Curven, welche mir Kreise und Lemniscaten zu seyn schienen; die innerste Curve war vollkommen zu einer 8 geschlungen. Dreht man die Platte in ihrer Ebene, so besteht der innere Theil des Ringsystems aus vier dreieckigen Räumen. Ganz dieselben Erscheinungen erhielt ich, als ich zwischen zwei genau centrirte, das regelmässige Ringsystem gebende Platten ein Glimmerblatt von bestimmter Dicke einschaltete, und diefs in seiner Ebene drehte.

7) Versuche über Circularpolarisation durch andere Modificationen.

Von krystallinischen Substanzen des regulären Systems habe ich, in Beziehung auf die Wirkung ungleicher Temperaturvertheilung im Innern des Körpers, nur Flufsspath untersucht. Das hierbei angewandte Bruchstück war vollkommen farblos und durchsichtig, 11⁄2 Zoll lang, und von Hrn. Prof. Weifs mir zu diesen Versuchen anvertraut. Bei einer Hitze, wo im Glaswürfel der

Gangunterschied Undulation geworden war, zeigte es durchaus keine Wirkung auf geradlinig polarisirtes Licht, obgleich ich, um den Wärmeunterschied zu steigern, das obere Ende desselben durch Schwefeläther fortwährend abkühlte, während das untere auf der heifsen Stablplatte stand 1).

Transversal schwingende Klangscheiben wirkten weder auf linear noch auf circular einfallendes Licht. Bekanntlich hat aber Biot durch Longitudinalschwingungen langer Glasstreifen einen Lichtschein zwischen den gekreuzten Spiegeln erhalten. Obgleich mir bei den ip dieser Beziehung angestellten Versuchen das Kreuz der Kalkspathfigur sich zu öffnen schien, so bedürfen doch diese Versuche einer Wiederholung mit einem besseren akustischen Apparat.

8) Unterschied der Wirkung eines sich erwärmenden und sich abkühlenden Glases.

Zwei quadratische, 3 Linien dicke Scheiben von 11† und 13 Linie Seite gaben bei dem Erhitzen zuerst rechts circulares, dann geradlinig polarisirtes Licht, bei dem Abkühlen aber, nachdem sie durch rechts circulares zum geradlinigen zurückgekehrt waren, noch links circulares. Der Grund dieser Erscheinung ist folgender. Das untere Ende der auf der heifsen Stahlplatte erhitzten Glastafel erkaltet, wenn die Lampe weggenommen ist, schneller als das obere, welchem aufserdem von dem unteren durch Leitung noch Wärme zugeführt wird. Nach einiger Zeit wird daber die Mitte der Platte der wärmste Theil derselben. Diese wärmere Stelle rückt, da das auf dem schnell abgekühlten Wärmeleiter stehende untere Ende immer stärker sich abkühlt, nach Oben, bis endlich die obere Ecke die wärmere wird. Dafs diefs

1) Brewster sagt in Beziehung auf die Farben, welche Flufssspath durch rasches Abkühlen erhält: Fluor Spar was very slighly affected

wirklich der Grund der Erscheinung sey, sieht man, wenn man die sich abkühlende Scheibe zwischen den gekreuzten Spiegeln betrachtet. Die vier weissen Räume der Diagonalen erlöschen nämlich nicht an der Stelle, an welcher sie sich bildeten, vielmehr rücken die unteren nach Oben, so dafs das dunkle Kreuz sich in zwei Parallelen verwandelt, welche durch eine lothrechte Linie geschnitten werden. Endlich verdrängen die mittleren weifsen Räume die oberen, während die von Unten neu hinzugetretenen die untere Stelle einnehmen. Bei dem Erwärmen, wo der untere Theil der Platte immer die höchste Wärme behielt, mufste natürlich der Fortgang der Erscheinungen einfacher seyn.

Die Wirkung einer bestimmten Stelle eines gekühlten oder gepressten Glases als circular polarisirender Apparat in den einzelnen Theilen des Spectrum giebt unmittelbar die Bestimmungselemente für die Farbe, mit welcher es im geradlinig polarisirten Lichte erscheint.

V. Beschreibung eines Apparates für geradlinige, elliptische und circulare Polarisation des Lichtes; von H. W. Dove.

Auf einem gewöhnlichen dreibeinigen messingenen Fern

robrstativ mit horizontaler und verticaler Bewegung, dessen Höhe, da es eine Auszugsröhre enthält, vermittelst einer Klemmschraube a (Taf. V Fig. 1) von 16 bis 25 Zoll vergrössert werden kann, ist in einer Hülse h ein dreiseitiges, 2 Fufs langes, in Pariser Zoll und Linien getheiltes messingenes Prisma bc verschieblich. Dieses Prisma trägt fünf Schieber S1, S2, S3, 54, 55, welche sich vermittelst Klemmschrauben an jeder beliebigen Stelle der Scale fixiren lassen. Zwei derselben, s2, S., deren Vorderansicht in Fig. 2 in natürlicher Gröfse besonders gezeich

net ist, tragen oben im Ringe endende Ständer, welche vermittelst eines Anschlags bei r (Fig. 2) sich horizontal und vertical stellen lassen, so dafs die Oeffnungen der in diesen Ringen drehbaren Nicol'schen Prismen tt mit der Mitte der in dem Ringe des Schiebers s, eingeschraubten Convexlinse k, deren Ständer mit einem eben solchen Anschlag versehen ist, und bei senkrechter Stellung auch mit der Mitte der von dem Schieber s, getragenen Collectivlinse p, von 12 Zoll Brennweite und 3 Zoll Oeffnung, in einer geraden, dem Stabe bc parallellen Linie liegen, welche die optische Axe des Instruments ist. Das dieser Collectivlinse nächste Nicol'sche Prisma des Ständers s2 soll das polarisirende, das entferntere des Ständers s, das analysirende heilsen.

Fällt paralleles Licht auf die Collectivlinse, so wird das polarisirende Prisma im Brennpunkt derselben sich befinden müssen, um alles auffallende Licht zu polarisiren; benutzt man hingegen das Licht einer Lampe, so mufs es sich in der Vereinigungsweite der Strahlen befinden, welche divergirend auf die Collectivlinse auffallen. Bei dem Einstellen verschiebt man natürlich nicht das Prisma, sondern die Collectiv linse, bis das concentrirte Licht der Lampe gerade in die Oeffnung des Prisma fällt.

Um die Polarisationsebenen der beiden Prismen willkührlich zu verändern, sind an den Ringen der Ständer S2, 5, eingetheilte Messingscheiben angebracht, auf welchen sich ein an den Prismen angebrachter Zeiger bewegt, der, wenn er rückwärts über den Befestigungspunkt verlängert gedacht wird, mit der längeren Diagonale der rhombischen Grundfläche des Nicol'schen Prisma zusammenfällt. Die Eintheilung des Kreises ist so aufgetragen, dafs bei verticaler Stellung des Ständers die durch die Punkte 0° und 180° gehende Gerade horizontal liegt. Fig. 2 zeigt in natürlicher Gröfse die Ansicht dieser Scheiben, welche in Fig. 1 nicht gezeichnet sind. Es ist am

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