Eilfter Brief. Southey ist nach dem Vorhergehenden unstreitig ein Dichter, allein, behauptet ein englischer Kunstrichter, nicht von der ersten Classe. Es ist mehr von der Rhetorik in ihm als von Begeisterung, und wir haben öfterer Gelegenheit, seinen Geschmack und seinen Fleifs in Erborgung und Ausschmückung, als seine Kühnheit und sein Glück im Erfinden zu bewundern. Er hat unstreitig grofse Gaben, einen Gegenstand zu veredeln und zu verherrlichen, aber er gebraucht sie nicht immer glücklich. Er ist weder klar, noch bestimmt, noch anspruchslos einfach, und er ist zu sehr darauf erpicht, alles mögliche aus einer Sache zu machen, dafs er dadurch des Guten oft zu viel thut. Seine Empfindungen und seine Situationen sind oft natürlich genug, aber die Emphase und das Anmafsliche, womit er sie vorträgt, verderben dies wieder. Roderick ist das beste, und wir denken, sagt obiger Beurtheiler, das kräftigste Gedicht von Southey. Es fliefst von erhabenen Grundsätzen und prächtigem Farbenspiel über und enthält mehr reiche und umfassende Beschreibungen, mehr schöne Gemählde, reine Zärtlichkeit und ergreifende Scenen von Seelenteiden und Seelenerhabenheit, als sonst in Werken dieser Art angetroffen werden. Es ist ein Gedicht, welches nicht ohne grofse Verdienste ist und nicht ohne grofse Popularität seyn sollte. Der Inhalt des Gedichts ist dieser. Roderich, der König der Gothen, unglücklich verheirathet, erfrecht sich, die Tochter des Grafen Julian zu entehren. Dieser, nicht so edel wie Brutus, das Vaterland durch sich selbst zu rächen, ruft die Mauren in's Land und ficht als christlicher Abtrünniger an ihrer Spitze. In einer Schlacht von 8 Tagen wird Roderich besiegt, vertauscht sein königliches Gewand mit demjenigen eines erschlagenen Bauern und flieht in die Einöde. Alles glaubt ihn getödtet. Nach der Busse eines Jahres findet er sein Schlachtrofs wieder, und stürzt sich mit dem Geschrei: Roderich und Sieg" auf's Neue in das Schlachtgewühl. Sein Ruf wird das Feldgeschrei des Tages und der Begeisterung zum Siege. Nachdem dieser errungen ist, verschwindet er wieder und verbirgt sich in eine Einöde, woselbst er sein Leben in Büfsungen vollbringt. Dieses ist der Anfang des Gedichts: Roderick, the last of the Goths. Long had the crimes of Spain cried out to Heaven; At length the measure of offence was full. Count Julian called the invaders; not because Inhuman priests with unoffending blood Had stained their country; not because a yoke On Rodericks head, in evil hour for Spain, And like a cloud of locusts, whom the South Descend. A countless multitude they came; Thou, Calpë, sawest their coming: ancient Rock Thou sawest the dark-blue waters flash before White turbans, glittering armour, shields engrailed The taint of death; and that bright Sun, from fields Then fell the kingdom of the Goths; their hour Was come, and Vengeance, long withheld, went loose. Famine and Pestilence had wasted them, Christian and Moor, who clogged its course that day? He bade the river bear the name of joy. So thought the Goths; they said no prayer for him, *) Roderich, der letzte der Gothen. Lange hatten die Verbrechen Spaniens gen Himmel geschrien; endlich war das Maafs der Sünden voll. Graf Julian rief die Einbrechenden; nicht weil unmenschliche Priester mit unschuldigem Blute ihr Land befleckt hatten; nicht weil ein Joch von eiserner Sclaverei die Kinder des Bodens unterdrückte und peinigte; ein Privatunrecht trieb den unbarmherzigen Freiherrn. Wahnsinnig, seine Rache für sein entehrtes Kind auf Roderichs Haupt zu schütten, rief er in einer bösen Stunde für Spanien, für jene unglückliche Tochter und für ihn selbst, er der verzweifelte Abtrünnige,.. die Mauren herbei; und wie eine Wolke von Auf seiner Flucht entdeckt er sich einem Geistlichen. Then Roderick knelt Before the holy man, and strove to speak. Heuschrecken, die der Süd heran wälzt von den Ebenen des öden Africa, stiegen die Muselmänner an Iberiens Küste an's Land. Eine zahllose Menge kamen sie; Syrier, Mauren, Saracenen, griechische Renegaten, Perser, Kopten und Tartaren, in einem Bündnisse irrenden Glaubens verbunden,.. stark in der Jugend und der Wärme des Eifers,.. eine furchtbare Brüderschaft, in der alle stürmische Laster losgelassen waren; während ihr Gewissen, verflucht mit ihrem gottlosen Glauben, wie vom Weine berauscht, ihnen alle blutige, alle abscheuliche Dinge geheiligt hatte. Du, Calpe, sahst ihre Ankunft: alter, berühmter Felsen, nicht länger wirst du jetzt nach Göttern und Helden vergangener Zeiten benannt werden, nach Kronos, oder dem hundertarmigen Briareus, Bachus oder Herkules; sondern du wirst verurtheilt, den Namen deines neuen Siegers zu führen, und fortan als sein immerwährendes Denkmal dazustehen. Du sahst wie die düsterblauen Wogen vor ihrem bedeutungsvollen Wege rauschten, und ringsum ihre Kiele weissten; ihre schwarzen Myriaden deinen Sand verdüsterten. Dort am Gestade breiteten die Ungläubigen ihre Banner aus, in der Sonne und im Winde flatternd. Schön sah die Sonne auf ihren stolzen Aufzug, weifse Turbane, glänzendë Waffenrüstungen, mit Gold eingefafste Schilde, und Säbel von syrischem Stahl; und lieblich kräuselte, wie zum Scherz, der Wind ihre lang entrollten Fahnen und zeigte die glänzenden Schriften der Gotteslästerung. Zu bald hauchten die Winde Spaniens von diesem unglücklichen Lande, wie von einem offenen Beinhause, den Dunst des Todes; und von Leichenfeldern sog jene glänzende Sonne mit dem Morgenthau' Ansteckungsstoff auf durch den verpesteten Luftkreis. |