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zur vollkommenen Flächenberührung gelangte und nach Unterbrechung des galvanischen Stroms vielleicht noch durch den remanenten Magnetismus des Eisens festgehaltene Anker, sich von dem Pol lostrennen soll, und das Schwungrad also die Kraft hergeben müfste, um diesen Widerstand zu überwinden. Deshalb wollte ich die Magnete noch mit einer zweiten aus wenigen Windungen bestehenden Spirale versehen, und durch diese permanent einen schwachen Strom in solcher Richtung leiten, dafs dadurch eine geringe aber entgegengesetzte Magnetisirung entstände. Letztere würde sich in dem Augenblick geltend machen, wo der Commutator den Hauptstrom unterbricht; der remanente Magnetismus würde verhindert, ohne dafs von dem schwachen permanenten Strom Nachtheil entstände. Diese Vorsicht war indessen unnöthig, es sind ohnehin durch die Construction des Apparats Bedingungen erfüllt, die jenes Residuum magnetischer Kraft von selbst schwächen.

Was die hin und hergehende Bewegung an sich betrifft, die aus mechanischen Gründen einer rotirenden nachsteht, so wird sie in vorliegendem Fall um so weniger nachtheilig, weil das mechanische Moment der Anker, als Product zweier hier sehr kleinen Factoren, unbedeutend ist, die Last der Anker bei dieser Construction ohnehin unterstützt, also nur das Beharrungsvermögen seines obern oscillirenden Theils übrig bleibt.

Die Ankerbewegung ist ferner in dem Moment der Trennung verlangsamt, da sie genau im Verhältnifs der Sinus der Winkel geschieht, welche der Krummzapfen während seiner Drehung mit der Treibstange bildet.

Wie die Pol- und Ankerflächen beschaffen seyn müssen, um den besten Erfolg zu liefern, diefs mufs durch Versuche ermittelt werden; übrigens glaube ich, dafs die Vervollkommnung der elektromagnetischen Maschinen eine Aufgabe ist, zu deren Lösung die Mechanik nur dann wesentlich beitragen wird, wenn ihre Principien mit steter Berücksichtigung der Wirkungsweise der elektromagnetischen Kraft angewandt werden. Noch ist das Aequivalent der

Stromstärke, wenn man den Magnetismus des Schliefsungsdrahtes als ein solches betrachtet, noch nicht bestimmt worden. Wird der Widerstand dieses Drahts in dem Maafse verringert, als man seine Länge vergrössert, so wird jeder Theil desselben eine eben so starke magnetische Erregung als zuvor erfahren.

Ich erinnere mich, dafs Hr. Poggendorff, gestützt auf die Zuverlässigkeit der Ohm'schen Theorie, schon vor Jahren auf diesen Satz verwies, und es den Erbauern elektromagnetischer Maschinen vorwarf, in ihrer Praxis bisher darauf nicht genug Rücksicht genommen zu haben. Abgesehen hiervon dürften, von physikalischer Seite, auch noch andere Fragen in Bezug auf diesen Gegenstand zu entscheiden seyn.

Die günstigen Bedingungen in dem von mir beschriebenen Modell scheinen mir darin zu liegen, dass die Kraft gleichmässiger, und ihr mittlerer Werth innerhalb einer Hubhöhe gröfser ist; sie wirkt auf den Krummzapfen zu einer Zeit, wo derselbe sich in einer vortheilhafteren Winkelstellung befindet.

Die Magnete, deren Kraft bekanntlich durch eine zwischen Pole und Anker gebrachte Trennung von einem einzigen Blatt Papier über die Hälfte verringert wird, wirken besser. Ein früherer Versuch des Hrn. Magnus zeigte bereits, wie die Reaction des die Pole eines Elektromagneten schliefsenden Ankers die Kraft der vorher ungeschlossenen Pole steigert. Die Inductionsströme sind nicht störend, da diefs nur bei sehr raschen Bewegungen solcher Maschinen der Fall seyn kann; ferner dürfte die Einfachheit der Construction, die ich in gröfserem Maafsstabe zu machen, und deren Erfolg nebst anderen Mittheilungen über einige sonstige elektromagnetische Vorrichtungen zu veröffentlichen gedenke, eine Empfehlung für dieselbe seyn.

Zusatz. Nachdem ich Vorstehendes der Redaction dieser Zeitschrift übergeben, gelangte ich zur Kenntnifs einer in diesen Annalen enthaltenen Untersuchung des Hrn. Poggendorff, deren Resultate derselbe unter der

Ueberschrift: >> Ueber die Erscheinungen bei geschlossenen Elektromagneten«< im 1sten Stück 1852 Bd. 85 bekannt gemacht hat.

Der Inhalt dieser Mittheilung darf allen denen als ein Leitfaden dienen, welche eine erweiterte practische Anwendung des Elektromagnetismus erstreben, und es war mir erfreulich, dafs hierdurch zugleich mein Versuch seine volle Rechtfertigung findet.

XIV. Bemerkungen in Beziehung auf die Temperaturverhältnisse des Peifsenberges; con Herm. Schlagintweit.

Gesetzt

esetzt der Radius der Erde würde um ein Tausendstel vergröfsert, ohne dafs dadurch an der Oberfläche weder die Gestalt der Meere und Continent noch die gegenseitigen Höhenverhältnisse einzelner Theile verändert würden, so hätte eine solche Vergrösserung des Radius auf die Temperatur der Luft gewifs ungemein wenig Einfluss. Und doch wäre dadurch die Oberfläche der Erde in eine Entfernung vom Mittelpunkte (d. h. in eine Höhe) versetzt, die jetzt Berge von 19,000 bis 20,000 Fufs einnehmen.

Die Luft in der Nähe hoher Gipfel ist deswegen kalt, weil sie von der allgemeinen Oberfläche der Erde, der vorzüglichsten Quelle für atmosphärische Wärme, entfernt ist. Auf den Gipfeln selbst kann die Besonnung nur auf eine kleine Oberfläche wirken, zugleich wird ihnen die Wärme der Erde weniger zugeleitet. Die geringe Menge der Luft, welche also hier in Berührung mit dem Boden erwärmt wird, verschwindet fast spurlos in der ungleich gröfsern Masse der kalten Luft, welche solche Gipfel umgiebt.

Es vereinen sich mit dem Einflusse der insolirten Ober

fläche noch viele andere, verschiedenartige Ursachen, welche die unteren Schichten der Atmosphäre erwärmen, die oberen erkalten. Aber in Beziehung auf die Gröfse ihres Einflusses ist die Wirkung der Besonnung auf eine Oberfläche festen Gesteines bei weitem die wichtigste.

Tritt nun, wie es an ausgedehnten Theilen der Erde wirklich der Fall ist, eine partielle aber weit verbreitete Erhöhung der Oberfläche ein, so mufs an so gestalteten Stellen die Luft weit mehr erwärmt werden, als in der Nähe isolirter Gipfel von gleicher Höhe.

Eine partielle Erhöhung der Erdoberfläche findet im Allgemeinen entweder in der Form von Plateaux oder von Gebirgen statt; weit seltener treten ganz einzeln stehende Berge auf. Hr. v. Humboldt hat bekanntlich zuerst die Wichtigkeit der Plateaux für die elementaren Verhältnisse nachgewiesen, indem er die grofsen Temperaturverschiedenheiten zwischen dem Rande und den centralen Theilen von Quito entdeckte.

Auch für grofse Gebirge, obwohl sie, von Thälern mannigfach durchschnitten, weniger fähig sind sich zu erwärmen als ununterbrochene Plateaux, findet, wie ich glaube, etwas ganz Aehnliches statt.

Mein Bruder und ich haben früher versucht, diese Verhältnisse für die einzelnen Theile der Alpen aus der Gestalt der Isothermen und der Höhe der Pflanzengränzen näher zu bestimmen. Es sey mir erlaubt an unsere früheren Untersuchungen einige Betrachtungen anzuknüpfen, die sich speciell auf die Temperaturverhältnisse des Peifsenberges beziehen. - Ich benutzte dabei die Angaben, welche in den » Beobachtungen des Observatoriums auf dem Hohenpeifsenberge, herausgegeben von Lamont « enthalten sind. Hr. Lamont hat in diesem interessanten Werke die Beobachtungsreihen von 1793 bis 1850 zusammengestellt und zugleich die Correctionen der dabei gebrauchten Instrumente sorgfältig untersucht.

Das Verhältnifs zwischen der mittleren Temperatur des Peifsenberges und jener von München hat Lamont neuer

dings in dem Jahresberichte der Münchener Sternwarte für 1852 festgestellt. S. 66. Da für die einzelnen Monate eine entsprechende Reducirung der beiden Beobachtungsreihen noch nicht ausgeführt wurde, gebe ich im Folgenden die Monatsmittel für den Peifsenberg ungeändert, jene für München sind Dove's Temperaturtafeln S. 178/179 entlehnt. Der Unterschied der nicht corrigirten Mittel ist jenem der corrigirten ohnehin nahe gleich.

Die mittlere Temperatur des Peifsenberges ist (mit Berücksichtigung der Correction des Thermometers und der Reduction wegen der Beobachtungsstunden.)

Reducirt auf die Breite von München, ein Breitengrad = 0,55° C., Unterschied der Breite 0° 21'

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Die mittlere Temperatur der Sternwarte Bogenhausen

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4,68° R.5,85 °C.

Der Höhenunterschied zwischen München und

dem Peifsenberge ist

5,67° C.

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5,85° R. 7,31° C.

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3005 P.F.

18 P. F.

3023 P.F.

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dabei wurde angenommen:

Peifsenberg: Höhe des Kirchenpflasters

Höhe der Instrumente über

demselben

München: Pflaster der Frauenkirche
Sternwarte über der Frauen-

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900 P. F.

Es findet demnach eine Temperaturabnahme für 1° C. erst statt bei einem Höhenunterschiede von Für das Gebiet der Alpen kann man die mittlere Erhebung für 1° C. Temperaturabnahme =540 P.F. annehmen; eine Zahl, die nicht nur auf sehr verschiedenartigen Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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