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daher das Product einer blofsen, innerhalb der Gränzen des betreffenden Krystalls vorgegangenen Atom - Umsetzung, während jede andere Pseudomorphose durch eine über jene Gränzen hinausgehende Atom-Wanderung entstand. Diesen Begriffs - Unterschied festzuhalten, dürfte nicht unwichtig seyn. Es wird dadurch der erste Lichtstrahl auf einige der räthselhaftesten Pseudomorphosen geworfen, deren Verhältnisse des Vorkommens eine Stoff-Wanderung als völlig unerklärlich erscheinen lassen.

Paramorphosen kommen, was künstlich erzeugte Krystalle betrifft, aufser beim Schwefel, noch bei einigen anderen dimorphen Körpern vor, wie z. B. bei der arsenigen Säure und dem Jodquecksilber.

Von paramorphen Gebilden des Mineralreichs ist Folgendes anzuführen. Kalkspath nach Arragonit. Aus Kalkspath bestehende, aber äufserlich in der Arragonitform auftretende Krystalle wurden zuerst von Mitscherlich, später mehrfach von Haidinger beobachtet. G. Rose wies durch Versuche nach, dafs Arragonit durch schwache Rothglühhitze sich in Kalkspath umwandelt. Strahlkies nach Schwefelkies, aus der Braunkohlenformation von Liebnitz in Böhmen, hat Blum, und Schwefelkies nach Strahlkies, von Rodna in Siebenbürgen, hat Sillem beschrieben. Das Nähere über diese drei Gebilde findet man in Blum's bekanntem Werke. Ferner dürften hierher gehören:

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A. Hornblende nach Augit.

Gustav Rose's schöne Beobachtungen über den Uralit eine Hornblende mit der äufsern Form des Augit lassen verschiedene Deutungen hinsichtlich der Entstehung dieses Minerals zu. G. Rose selbst und Blum sind geneigt, den Uralit für eine durch Austausch von Bestandtheilen vor sich gegangene Umwandlungs-Pseudomorphose nach Augit zu halten. Es wäre jedoch möglich, dafs der Uralit ein paramorphes Gebilde ist; freilich alsdann ganz eigener Art. Die Hornblende-Substanz für dimorph zu erklären und anzunehmen, dafs sie, aufser in ihrer gewöhn

lichen Krystallform, unter gewissen Umständen in einer andern Form und zwar in der des Augit aufzutreten vermöge, erscheint insofern nicht verwerflich, als der Isomorphismus (Homöomorphismus) zweier Körper von einem Verhältnisse der chemischen Constitution

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nach jetzigen Erfahrungen nicht ohne Analogie dastehen würde. Berthier, Mitscherlich und G. Rose haben überdiess gezeigt, dafs Hornblende durch Schmelzen die Form und Structur des Augits annimmt. Rammelsberg (in seinem Handwörterbuch des chem. Theils der Mineralogie) hat schon vor längerer Zeit dargethan: dass gewisse, ihrer äufseren und inneren Form nach, entschiedene Augite z. B. der krystallisirte schwarze (thonerdefreie) vom Taberg, nach H. Rose's Analyse; der braune von Pargas, nach Nordenskjöld, und der schwarze aus dem Basalttuff der Azoren, nach Hochstetter die chemische Zusammensetzung der Hornblende haben. Zugleich macht Rammelsberg darauf aufmerksam: dass der (amphibolitische) Strahlstein aus Pensylvanien die chemische Mischung des Augit besitze. Dasselbe scheint nach meiner Beobachtung 1) bei einem Schwedischen (wasserhaltigen) Strahlstein der Fall zu seyn. Wenn nun endlich Arppe gezeigt hat, dafs gewisse normal krystallisirte Hornblenden von Gulsjö, Fahlun und Cziklowa nach der Formel

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2R3 Si2+3R Si

zusammengesetzt sind, so erscheint es allerdings wohl nicht mehr zweifelhaft, dafs hier ein Fall des polymeren (oder heteromeren) Isomorphismus vorliegt; und dafs die Verbindung

mR3 Si2+n R Si

wenigstens in den Fällen gleiche oder ähnliche Krystallform anzunehmen vermöge, in welchen:

1) Pogg. Ann. Bd. 84, S. 382.

1) m=1, n=1

2) m=1, n=0

3) m=2, n=3

Ist aber die reciproke Isomorphie und Dimorphie des Amphibol und Augit eine Thatsache, dann sind wir berechtigt den Uralit für cine Paramorphose in Anspruch zu nehmen. Doch würde hierbei immer ein eigenthümlicher Fall von Paramorphie obwalten: indem die HornblendeSubstanz, welche als Uralit die äufsere Form des Augit angenommen hat, bei ihrer inneren Form -Veränderung zu Amphibol sich nicht in ein Aggregat von vielen kleinen Individuen mit divergirender Axenstellung, sondern in ein einziges Individuum umgewandelt hat, dessen Axen mit der der (äufserlichen) Augitform coïncidiren. Allein es dürften sich vielleicht auch Beispiele auffinden lassen, in denen die Paramorphie der Hornblende sich mehr oder weniger jener erstgedachten Art nähert. Ich besitze ein Stück Granit (angeblich vom Hofe Myra, M. von Arendal), in welchem ein Krystall von folgender Beschaffenheit eingewachsen ist. Derselbe ist 1 Zoll lang und hat respective und

Zoll im Durchmesser, zeigt die gewöhnliche äufsere Gestalt des Augit P. P. P. (∞ P∞), besitzt aber dabei ganz das Ansehn einer gewöhnlichen dunkellauchgrünen Hornblende. Da das eine Ende desselben abgebrochen ist, so wird seine innere Structur blofsgelegt. Auf dieser Bruchfläche gewahrt man auf das Deutlichste eine Anordnung der Massentheile, wie nebenstehende Figur darstellt. Der Krystall besteht, allem Anschein nach, aus faserig krystallinischer Hornblende, deren Fasern von einem centralen Theile aus nach der Oberfläche hin laufen. Ein Paar kleine Partien desselben Minerals, welche neben dem Krystall eingewachsen sind, besitzen die nämliche Structur. Leider konnte es vor der Hand nicht zur völligen Gewissheit erhoben werden, dafs man es hier wirklich mit einer, in Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung, normalen

Hornblende zu thun habe. Beim Abschlagen eines Krystallstückes zum Behuf einer Analyse würde man Gefahr laufen, das jedenfalls interessante und einstweilen noch als unicum dastehende Beispiel zu zertrümmern. Jedoch ist mir nicht bekannt, dafs irgendwo ein Augit nachgewiesen ist, welcher vollkommen das Aussehn der faserig krystallinischen, dunkellauchgrünen Hornblende besitzt; und überdiess wäre wohl das Auftreten eines Minerals von der Mischung des Augit in einem quarzhaltigen Granit eine ganz paradoxe Erscheinung. Immerhin kann also das angeführte Beispiel dazu dienen, die Gründe für eine Paramorphie der Hornblende zu unterstützen.

B. Feldspath nach Skapolith.

Eine vorläufige Mittheilung über diese, anscheinend ebenfalls in die Klasse der Paramorphosen gehörige Pseudomorphose habe ich bereits früher gegeben '). Die genauere Untersuchung hat herausgestellt, dafs zwei Arten dieser Epigenie zu unterscheiden sind, welche ich hier beschreiben will.

1) Ganz in der Nähe der Fundstätte des bekannten. Apatit von Snarum in Norwegen findet sich, als untergeordnetes Glied des dort weit und breit herrschenden (Ur-) Gneuses, ein schönes krystallinisches Feldspathgestein. Granit kann man es nicht nennen, da in ihm zwar Glimmer vorhanden ist, der Quarz aber gänzlich zu fehlen scheint. Als accessorische Gemengtheile enthält es stellenweise Rutil und Apatit, ersteren mitunter in ausgezeichnet grofsen und schönen Krystallen. Jener Feldspath, von weisslicher Farbe, starkem Glanz und deutlichster Spaltbarkeit, findet sich stellenweise zu Krystallen von der Form quadratischer Säulen ausgebildet, welche sich besonders in dem Falle gut aus ihrer Matrix herauslösen lassen, wenn sie mehr oder weniger von Glimmer oder Apatit umgeben sind. Der schönste, scharfkantigste Krystall dieser Art, 1) Verhandl. d. Bergm. Vereins zu Freiberg, in der Berg- und Hüttenm. Zeitung, Bd. 11, S. 371. Erdm. Journ. f. prakt. Chem. Bd. 57, S. 60.

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den ich hier (bereits im Jahre 1836) fand, und welcher sich jetzt in der Universitäts-Sammlung zu Christiania befindet, mag ungefähr eine Länge von Zoll haben. Er zeigte - soweit sich diefs durch vergleichendes Visiren mit einem Skapolithkrystall bestimmen liefs genau die gewöhnliche Form P. P. Po des Skapolith. Ein Bruchstück eines gröfseren, etwa 1 Zoll im Durchmesser haltenden Krystalls, welches ich noch jetzt besitze, zeigte wenigstens die quadratische Säule. Ein dritter Krystall, von der Gröfse des ersten und ebenfalls mit den Pyramidenflächen versehen, wurde theilweis zur näheren Untersuchung und chemischen Analyse verwendet. Ferner befinden sich mehrere Stufen in meiner Sammlung, an denen man solche Krystalle eingewachsen gewahrt. Sämmtliche diese Krystalle bestehen in ihrem Innern aus regellos mit einander verwachsenen krystallinischen Feldspathpartikeln. Bruchflächen dieser Krystalle zeigen daher gewöhnlich die Structur eines grobkörnigen Marmors; bei kleineren Krystallen läuft jedoch zuweilen eine Feldspath - Spaltungsfläche quer durch den ganzen Krystall. Zerschlägt man aber einen solchen Krystall seiner Länge nach in mehrere Theile, so findet man, dafs die Spaltungsrichtungen ganz verschiedene, zur äusseren Form des Krystalls in durchaus keiner gesetzmässigen Beziehung stehende Lagen haben. Das spec. Gew. dieses Feldspathes ist 2,59, und seine chemische Zusammensetzung folgende:

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Die Analyse a (mittelst kohlensauren Natrons) wurde von mir in Norwegen, die Analyse b (auf gleiche Art)

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