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Beobachtungsreihen beruht, sondern zugleich auf solchen, die unter sich verhältnifsmäfsig nur wenig abweichen.

Die Temperaturabnahme zwischen München und dem Peifsenberge ist also bei weitem langsamer als im Alpengebiete im Allgemeinen; die Temperatur des Peifsenberges ist um 1o C. wärmer als die normale Wärme eines Punktes von gleicher Höhe ').

Als die vorzüglichste Ursache dieses geringen Temperaturunterschiedes ist die Bodengestaltung zu nennen. Der Peifsenberg ist einer von jenen nebelfreien Hügelzügen, die sich nur mit sehr flachen Abhängen über die Hochebene am nördlichen Rande der Alpen erheben. Verbindet man nach verschiedenen Seiten hin den Gipfel mit dem Fufse des Berges, so werden diese Linien meist nur 5 bis 6o gcneigt; nach Norden und Westen ist das Terrain sogar noch weit flacher; gegen Pisting z. B. beträgt die Neigung nur 20; nur der oberste Gipfel des Berges, ein kleiner Kegel von sehr geringer relativer Höhe, hat steilere Neigungen.

Die Monatsmittel am Peifsenberge und in München sind folgende:

Mittlere Erhebung für 10° C. Abnahme in den Alpen.

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710 P. F.

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1) Erst eine um nahe 2 Breitengrade südlichere Lage würde z. B. den

gleichen Unterschied hervorbringen.

2) Ohne Reduction auf die Breite von München.

Es ergiebt sich daraus, dafs in allen Monaten die Temperaturabnahme weit langsamer ist, als jene Werthe, welche wir bei unseren früheren Untersuchungen für die Alpen im Allgemeinen erhielten; diese sind zur Vergleichung in der letzten Spalte beigefügt.

Es ist im Juli und August für die Alpen die Abnahme von 1o C. von einer Höhendifferenz von 440 Fuss bedingt; zwischen München und dem Peissenberge beträgt aber diese Höhendifferenz für den Juli 700, für den August noch bedeutend mehr.

Wenn man die Wintermonate vergleicht, zeigt sich eine noch grössere Unregelmäfsigkeit. Der kälteste Monat, der Januar, ist am Peifsenberge bedeutend wärmer als in München.

Auch diese Unregelmässigkeit ist wesentlich von der Bodengestaltung abhängig.

Die Wintertemperatur eines hoch gelegenen Punktes, der sich nicht in einem Thalkessel befindet, ist stets etwas gemildert, verglichen mit einem Punkte, der sich in gleicher Höhe auf einer gleichmässigen Ebene befindet. Jene Luftschichten, welche unmittelbar in der Nähe des Bodens durch Strahlung desselben erkältet werden, können von Abhängen nach unten abfliefsen, und werden dann durch Luftschichten ersetzt, die noch nicht in Berührung mit dem ausstrahlenden Boden erkältet waren, also etwas wärmer sind.

Ist der Höhenunterschied zwischen zwei Beobachtungsstationen grofs, so wird eine Temperaturabnahme mit der Höhe noch immer stattfinden, nur ist sie langsamer. Die 1° C. entsprechende Höhendifferenz für die Alpen kann im Januar und December etwas über 700 angenommen werden.

Ist aber der Höhenunterschied nicht sehr gross, und der höhere Punkt überdiefs so gestaltet, dafs die kalte Luft allseitig abfliefsen kann, so wird, wie viele Beispiele aus den Alpen es zeigen, die Wintertemperatur am höheren Punkte weniger kalt seyn als am tieferen 1).

1) Vergl. die interessanten Beobachtungen von Dove (Bericht des me

Auch die absoluten Extreme einzelner Tage zeigen dasselbe Phänomen; hier werden die Unterschiede sogar noch gröfser.

Der kälteste Tag der ganzen Beobachtungsreihe am Peifsenberge war (10. Jan. 1820) -25,2° C., während in München die gröfste bis jetzt beobachtete Kälte (2. Febr. 1830) -30,1° C. betrug 1). Der gröfste Wärmeunterschied zwischen München und dem Peifsenberge findet im Mai statt, er beträgt 2,5° C. und wird wohl theilweise dadurch hervorgebracht, dafs zu dieser Zeit am Peifsenberge das Schmelzen des Schnees eintritt, und so eine merkliche Wärmemenge latent wird, während in München die Schneedecke zum grofsen Theile schon früher verschwindet.

XV. Der goldene Fisch.

Unter diesem Namen hat Franklin (Exper. observ. 70)

einen Versuch an dem Conductor einer Elektrisirmaschine beschrieben, der uns jetzt, an dem Knopfe einer Leydener Flasche ausgeführt, aufs Neue vorgebracht wird (d. Annal. Bd. 88, S. 493). Nur dafs Franklin die Bedingungen des Versuchs sogleich auf das Klarste erkannt, und die Erklärung desselben an die Hand gegeben hat. Ein Goldblattstreifen, an seinen Enden verschieden zugespitzt und mit dem stumpferen Ende dem Conductor genähert, fliegt darauf zu, und bleibt in einiger Entfernung daran schweben, weil der an der stumpferen Spitze erzeugte elektrische Wind den Streifen zurücktreibt, während der an der

teorol. Institutes Berl. 1851, p. XIV) über ähnliche Verhältnisse, welche sich an einzelnen kalten Tagen am Brocken und im Riesengebirge zeigten.

1) Ich verdanke diese Angabe einer persönlichen Mittheilung des Hrn. Director Lamont.

schärferen Spitze auftretende Wind und die elektrische Anziehung ihn auf den Conductor zutreibt. Eine an der Seite des Streifens befindliche Spitze mufs die Axendrehung des Streifens zur Folge haben (Wilke Briefe 270). Man kann diese Wirkung der, einem elektrisirten Körper zugewandten, und der von ihm abgewandten Spitze an einer horizontal aufgehängten Nähnadel mit abgebrochenem Oehre sehen, welcher man den Knopf einer geladenen Flasche behutsam nähert. Die Spitze wird in einer gewissen Entfernung von dem Knopfe heftig abgestofsen, das stumpfe Ende angezogen. Wichtig für die Elektricitätslehre ist allein die Rückwirkung des elektrischen Windes auf die ihn erzeugende Spitze, die einfach und klar an dem Spitzenrade gezeigt wird, das mit Recht seit 1760 den goldenen Fisch verdrängt hat. Riefs.

XVI.

Ueber die Stokes' schen Phänomene. (Aus einem Briefe des Hrn. Prof. Moser an den Herausgeber.)

Königsberg 25. März 1853.

In diesen Tagen habe ich die merkwürdigen Ver

suche von Stokes (Ihre Annalen Bd. 87, S. 480) wiederholt und bestätigt gefunden. In einer gut verfinsterten Stube wurde das Spectrum der Sonne wie gewöhnlich gebildet und mittelst eines Stahlspiegels auf die freie Oberfläche der Flüssigkeit (eines kalten Aufgusses von Rofskastanienrinde oder Auflösung von schwefelsaurem Chinin) geworfen. Der Raum jenseits H, der für gewöhnlich nicht sichtbar ist, erschien in einem milchweifsen Lichte, unterbrochen von den Fraunhofer'schen Linien, an denen dieser Theil des Spectrums so reich ist, und welche mir von Versuchen mit jodirten Silberplatten her bekannt sind. Dieses milchweifse Licht erstreckte sich bis nahe zwei Zoll über die Doppellinie H hinaus.

Die Erklärung, an welche man zuerst denken könnte, dafs die Erscheinung eine phosphorische sey, wird durch meine Versuche nicht bestätigt. Verdunkelt man nämlich das Zimmer ganz, oder verdeckt man den Spiegel, so hört die Erscheinung sogleich auf. Sie dauert also nicht länger als ihre Ursache. Bewegt man die Flüssigkeit an der Oberfläche, so bleibt die Zeichnung der dunklen Linien scharf. Um mit einem intensiveren Licht zu versuchen, wurde die Sonnen - beleuchtete Spalte mittelst einer Linse auf der Oberfläche der Flüssigkeit abgebildet; bei dem Verdecken des Lichts wurde auch hier keine zurückbleibende Wirkung wahrgenommen. Endlich wurde die Flüssigkeit anhaltend den directen Sonnenstrahlen ausgesetzt; der nachherige Versuch mit dem Spectrum im Dunklen zeigte jedoch hierbei keinerlei Aenderung.

XVII. Erklärung der Verstärkung, die das durch einen galvanischen Funken verursachte Geräusch erleidet, wenn der Strom unter gewissen Umstän

den unterbrochen wird; von P. L. Rijke.

(Mitgetheilt vom Hrn. Verf. aus dem Algemeenen Konst- en Letterbode, No. 11, 1853.)

Im Philosophical Magazine, Ser. IV, Vol. 1, p. 170 findet

man einen Auszug aus Silliman's American Journal, worin eine sehr merkwürdige Erscheinung beschrieben wird, die Page mit seinem riesenhaften elektro-magnetischen Apparat zuerst wahrgenommen hat. Sie besteht darin, dass, wenn man den galvanischen Strom, der einen Elektromagnet zur Wirksamkeit bringt, unterbricht, es zur Hervorbringung des Funkens nicht gleichgültig ist, wo man die Unterbrechung bewerkstelligt. Je näher an den Polen man den Funken hervorbringt, desto stärker wird das den Funken begleitende Geräusch, so dafs Page, als er die Unterbrechung so dicht wie möglich an den Polen vornahm, mit

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