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seinem Apparat ein Knall bekam, so stark wie von einem Pistolenschufs. Zugleich sah er den Funken kürzer und breiter werden, zuweilen so breit wie die Hand.

Eine Erklärung der Erscheinung ist von Page nicht gegeben worden, und da die Naturforscher, welche eine solche aufgesucht, meines Wissens noch keine gefunden haben, so nehme ich mir die Freiheit mitzutheilen, was meine Untersuchung mich gelehrt hat.

Ich begann damit, den Versuch von Page mit dem mir zu Gebote stehenden Apparat zu wiederholen; dieser kann zwar bei weitem nicht mit dem seinigen verglichen werden und hat mir daher auch nicht einen so auffallenden Erfolg geliefert, wie der Amerikanische Naturforscher erwähnt, ist aber doch hinreichend gewesen, das, worauf es vornehmlich ankommt, wahrzunehmen.

Der von mir gebrauchte Elektromagnet ist derselbe, der mir zu Versuchen über den Diamagnetismus dient. Er ist nach der Methode von Ruhmkorff eingerichtet '), und zwar solchergestalt, dafs man nach Belieben einen Elektromagnet mit kurzem oder mit langem Draht herstellen kann. Die beiden horizontalen Eisencylinder, 0TM,175 lang und 0,056 breit, versehen mit kegelförmigen Enden, sind in Holzcylinder von 0",158 Länge geschoben. Um jeden Holzcylinder sind drei Kupferdrähte von 3mm Durchmesser gewickelt und gehörig isolirt. Jeder Draht bildet zwei Lagen. Läfst man den galvanischen hintereinander durch alle Drähte gehen, so hat man die Combination A; um die Combination B zu erhalten, mufs man die Drähte eines jeden Cylinders zu einem einzigen vereinigen; endlich kann man den galvanischen Strom, ehe er in das Gewinde tritt, in zwei Theile theilen, und jede Hälfte blofs durch ein Gewinde gehen lassen; diefs giebt mit A die Combination C, und mit B die Combination D.

Zur Hervorbringung des galvanischen Stroms gebrauchte ich drei Grove'sche Batterien, jede von zehn Elementen. Bei der Combination A waren die Batterien zu einer ein1) Pouillet, Elémens de Physique, 6me edit. Vol. 1. p. 735.

zigen von 30 Elementen vereinigt. Konnte ich nur über 20 Elemente verfügen, so vereinigte ich sie zu 10 Elementen und gebrauchte dann die Combination D. Die Combination B diente, sobald mir nur eine Grove'sche Batterie zu Dienste stand.

Mit der Combination A habe ich den stärksten Erfolg bekommen. Das Schliefsen der Kette geschah durch Aufeinanderlegen zweier Kupferdrähte, das Oeffnen durch Voneinandernehmen derselben und zwar so schnelles wie möglich. Ich habe hiermit denselben Effect wie Page bekommen, doch mit dem Unterschied, dafs das stärkste Geräusch bei mir nur verglichen werden kann mit einem Peitschenknall, oder besser, mit dem bei Entladung einer grofsen Leidener Flasche. Das Kürzer- und Breiterwerden des Funkens habe ich nicht wahrnehmen können; nur habe ich gesehen, dafs der Funke mehr Intensität bekam, leuchtender ward. Es hat mir auch geschienen, dass der Funke und das Geräusch desto stärker werden, je mehr man die kegelförmigen Enden der Eisencylinder zusammenschiebt. Ueberdiefs habe ich bei dieser Erscheinung bemerkt, dafs die physiologische Wirkung, deren Page nicht gedenkt, mit der Verstärkung des Geräusches gleichen Schritt hält. Diese letzte Wahrnehmung hat viel dazu beigetragen, mich die Ursache der Erscheinung auffinden zu lassen.

Der Funke, den man bei dieser Gelegenheit wahrnimmt, besteht grofsentheils aus demjenigen des Faraday'schen Extrastroms, und alles was die Intensität dieses Stroms befördert, erhöht auch die Kraft des Funkens. Der Extrastrom nun, der bei diesen Versuchen hervorgebracht wird, besteht: 1) aus dem Strom, der inducirt wird durch das Aufhören des primären Stroms in dem Draht, 2) aus dem Strom, der inducirt wird durch das Aufhören des magnetischen Zustandes in dem Eisen. Ich sagte, dafs der wahrgenommene Funke zu grofsem Theile dem Extrastrom zugeschrieben werden müsse; der andere Theil ist derjenige Funke, den man beim Unterbrechen eines durch einen kurzen Leiter gehenden Stromes bekommt. Dieser Funke

kann nun, wie Jeder weifs, nicht dem gewöhnlichen elektrischen Funken gleichgestellt werden, aber wohl dem Davy'schen Lichtbogen. Wenn man mit den Polen einer galvanischen Batterie zwei kurze Kupferdrähte verbindet, und sie, nachdem sie in Berührung gesetzt worden, wieder von einander trennt, so mufs der alsdann entstehende Funke, wenigstens gröfstentheils, dem glühenden Uebergang der zuletzt in gegenseitiger Berührung gewesenen Molecüle von dem einen Draht zu dem andern zugeschrieben werden. Man hat es sonach mit einem Davy'schen Lichtbogen zu thun, der aus glühendem Kupfer besteht, und dessen Länge von der Intensität des Stromes abhängt. Unter den gegebenen Umständen dauert dieser Bogen nicht lange, aber doch einige Zeit, und desto länger, je gröfser die Stromstärke ist und je langsamer die Drähte von einander entfernt worden sind. Man kann also nicht sagen, dass der Strom, wenn man ihn auf gewöhnliche Weise unterbricht, plötzlich aufhöre. Er dauert so lange wie der Bogen, obschon seine Intensität abnimmt nach Maafsen der Bogen länger wird, oder mit anderen Worten, nach Maafsen die Enden der Kupferdrähte weiter von einander kommen. Obschon auf dem Gebiete der inducirten Ströme noch Vieles eine nähere Untersuchung erheischt, so wird doch kein Physiker verkennen, dass die Intensität oder, wenn man lieber will, die elektro - motorische Kraft der beiden hier von uns betrachteten inducirten Ströme von der Art der Unterbrechung des primären Stromes abhängt und sie gröfser wird, wenn man den primären Strom schneller vernichtet, dafs alsdann der durch diese beiden Ströme hervorgebrachte Funke an Stärke zunimmt und mehr mit dem Funken einer Leidener Flasche übereinkommt. Deshalb mag man die Erscheinung als erklärt betrachten, wenn nachgewiesen worden, dafs bei dem Versuch von Page die Vernichtung des primären Stroms viel schneller als gewöhnlich geschieht, oder, was auf dasselbe hinausläuft, dafs der Davy'sche Bogen auf einer viel kürzeren Strecke vorhanden ist.

Um zu zeigen, dafs der Bogen schneller aufhören mufs,

wenn die Unterbrechung dichter an den Polen des Elektromagnets geschieht, brauche ich nur auf die neuerlichen Beobachtungen von Quet zu verweisen oder lieber auf die allgemein bekannten Versuche von Davy, die bewiesen haben, dafs der Bogen als ein beweglicher galvanischer Strom angesehen werden kann. Ist der Bogen, um den einfachsten Fall zu betrachten, rechtwinklich auf der Mitte der Axiallinie, dann müssen die Stofftheilchen, woraus er besteht, in einer winkelrechten Richtung abgestofsen werden. Die Intensität dieser Kraft kann grofs genug seyn, um die Theilchen so weit von einander zu entfernen, dass sie den andern Pol nicht mehr erreichen können. Es bedarf keines Beweises, dafs dann der Strom rasch aufhören mufs; jedenfalls wird der folgende Versuch alle Zweifel heben.

Eine elektrische Lampe von Soleil und ein Elektromagnet wurden so aufgestellt, dafs die beiden Kohlenstücke winkelrecht gegen die Mitte der Axiallinie standen. Während der Elektromagnet noch nicht in Wirkung war, liefs ich durch die einander berührende Kohlen den Strom einer Grove'schen Batterie von 30 Elementen gehen. Die Kohlenspitzen brannten schnell ab, ihr Abstand ward dadurch immer gröfser und gröfser, und so bekam ich bald den Davy'schen Bogen. Gleich darauf wurde der Elektromagnet (Combination B) mit 10 Bunsen'schen Elementen in Thätigkeit gesetzt, und nun sah man den Bogen in der Quere abweichen, beinahe in der Richtung, die ein beweglicher verticaler Strom unter der Wirkung der beiden Pole annehmen würde. Hatte man die Eisencylinder nahe aneinander gebracht, so wurden die Stofftheilchen des Bogens schnell so kräftig abgestofsen, dafs sie die andere Kohlenspitze nicht mehr erreichen konnten, und dann hörte der Strom auf. Nun wurden die Kohlenspitzen einander näher gebracht 1); dadurch war der Strom wieder hergestellt, 1) Gewöhnlich setzen sich die Kohlenspitzen in Bewegung, sobald die Intensität des Stroms bis auf einen gewissen Punkt geschwächt ist. Allein eine Feder, die man nach Willkühr spannen kann, setzt den Beob

die Kohlenspitzen braunten abermals ab, es bildete sich der Davy'sche Bogen und man sah dieselbe Erscheinung auftreten. Je nachdem die kegelförmigen Enden der Eisencylinder näher aneinander gebracht worden, war der Abstand, in welchem die Kohlenspitzen bleiben konnten, kleiner. Hatte man die Pole einander auf 5 bis 10mm Abstand einander genähert, so liefs sich gar kein Bogen mehr hervorbringen; die Kohlenspitzen blieben stets mit einander in Berührung. Ich glaube, dafs dieser Versuch hinlänglich ist zum Beweise, dafs ein Elektromagnet, wenn er Kraft genug hat, die Entstehung des Bogens unmöglich machen kann.

Es leuchtet ein, dass, falls meine Erklärung richtig ist, die elektro-motorische Kraft eines jeden Extrastroms verstärkt werden mufs, sobald die Unterbrechung des primären Stroms in der Nähe der Pole eines Elektromagnets stattfindet. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dafs solches in der That der Fall ist. Zu dieser Untersuchung habe ich eine sogenannte platte Spirale gebraucht. Das Werkzeug, dessen ich mich bedient habe, aus der Sammlung des Staatsrath Nairac herstammend, besteht aus einem Kupferstreifen von 415 Rheinl. Fuss Länge, 1 Rheinl. Zoll Breite und ungefähr 0,3 Dicke. Die Zahl seiner Windungen beträgt 170. Ich habe dabei 4 Bunsen'sche Elemente gebraucht und wahrgenommen dafs, wenn die Unterbrechung zwischen den Polen des Elektromagnets geschieht, nicht allein die physiologische Wirkung stärker wird, sondern auch die Intensität des Funken wächst und ein eigenthümliches stärkeres Geräusch entsteht. Durch das Gewinde des Elektromagnets ging der Strom von 30 Grove'schen Elementen.

Meine Erklärung bringt noch mit sich, dass nicht allein der Extrastrom, sondern jeder inducirte Strom verstärkt werden mufs, sobald der primäre Strom in der Nähe der Pole eines starken Elektromagnets unterbrochen wird. Ich

achter in den Stand, die Lampe so zu stellen, dafs die Koblenspitzen sich nur in Bewegung setzen, wenn der Strom aufhört.

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