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gel immer die der Luft- Elektricität entgegengesetzte herunter holt. Denn die Kugel ladet sich, wie Peltier père überall mit Recht behauptet, durch Vertheilung, und nicht, wie Peltier fils meint, durch Mittheilung, durch Strömung von der Erde durch den Beobachter in die Kugel. Die der Luft-Elektricität gleichnamige wird durch den Ableitungs- oder Ladungsdraht h fortgeführt, was sich darin zeigt, dafs man mit ihm das Elektrometer geladen erhält, wenn man ihn isolirt mit dem Zuleitungsdrahte desselben in Berührung bringt. Die Luft-Elektricität, obgleich sie nach oben stärker wird, also auch auf die in der Höhe befindliche Kugel am stärksten einwirkt, zeigt doch auch schon eine Einwirkung auf den blofsen Leitungsdraht, der von der Kugel zum Mefsinstrumente führt. Das sieht man daran, dafs er, wenn er gut isolirt ist, schon einen Ausschlag am Elektrometer giebt, wenn man ihn ohne Kugel in die Höhe führt. Man erhält also mit diesem Apparate, und so mit jedem festen, eine gemischte Wirkung, die Wirkung der die Kugel umgebenden Luftschicht nicht rein. Dagegen hat der von mir angewendete Apparat bloss einen Fehler, an dem aber alle beweglichen Apparate leiden, nämlich den, dafs mit dem Transport der Kugel ein Elektricitäts-Verlust verbunden ist. Wäre dieser Verlust dem Quantum immer proportional, so wäre er kein Fehler; er hängt aber von der relativen Feuchtigkeit ab, wie früher schon ') nachgewiesen wurde, und vom Schellack. Da dieser Verlust nicht zu vermeiden ist, so mufs man ihn genau kennen zu lernen suchen, um ihn möglichst vermeiden und als zu unbedeutend vernachlässigen, oder in Rechnung bringen zu können. Zu diesem Zwecke dienten folgende Messungen.

Zuerst war ermittelt worden, wie viel Zeit im ungünstigsten Falle erforderlich sey, um die Kugel aus der Höhe herunter zu holen und das Mefsinstrument zu laden; es waren 25 Sekunden, von denen aber meist nur etwas über die Hälfte gebraucht wird. Dann mufs noch bemerkt wer1) Diese Ann. Bd. 86, S. 541.

den, dafs die Elektricität erst frei wird mit dem Herablassen der Kugel, und mit dem Freiwerden kann auch erst der Verlust eintreten. Bei den folgenden Messungen wurde nun der Verlust immer für 25" berechnet, und zwar der besseren Uebersicht wegen in Procenten. Es wurde die Kugel mit einem beliebigen Quantum geladen, durch die Kugel dann mittelst des Ueberträgers das Mefsinstrument, Kugel und Ueberträger geladen hingestellt, der Ausschlagswinkel a gemessen und mit der Zeit t der Ladung genau vermerkt. Dann wurde nach einigen Minuten gerade so verfahren, der Ausschlagswinkel b gemessen und mit der Zeit t, angeschrieben. In der Tabelle II, wo neben den Winkeln die Quantitäten stehen, wurde nun das Quantum für a und b gesucht; sie mögen a und ẞ heifsen. Der Ausdruck: (a-3).2.5.100 (a-8) 1000

=

(wo t, -t Mi12(a+8)(t,-t) 12(a+ẞ) (t,t)' nuten bedeutet) giebt berechnet das Verlangte. Es wurde noch, wo es zweckmäfsig erschien, mit den elektrischen Messungen eine Beobachtung des Psychrometers verbunden.

Gleich die erste Reihe Messungen, wobei die Zwischenzeiten 2 Minuten betrugen, gab für je 25′′ folgende Zahlen: 2,02; 2,38; 2,34; 1,85; 1,60; 1,19; 1,04; 1,01; 1,00; 0,97. Hier ist also eine ziemlich regelmässige Abnahme des Elektricitäts- Verlustes nicht zu verkennen; einige der folgenden Reihen zeigten weniger Regelmässigkeit. Es kamen bei dem Verlust, um den es sich hier handelt, 4 Schellackstellen in Betracht, am Träger der Kugel zwei, am Ueberträger eine, und die am Mefsinstrumente, von denen jedoch der Ring um den Träger der Kugel als die bedeutendste vorzugsweise ins Auge gefafst wurde. Die Stelle am Elektrometer war sehr gering und bekannt. Bei den folgenden Messungen wurden jedoch auch die beiden anderen nicht ganz übersehen und die des Ueberträgers wurde mehrfach speciell geprüft, indem vor der Ladung mit der Kugel erst blofs mit dem Ueberträger geladen wurde. Die Hauptstelle wurde mehrfach verändert, der Ring wurde abgewischt, getrocknet, verschmälert, aus anderem Stoffe

geformt, aber Alles wollte keine rechte Regelmässigkeit in den Erscheinungen hervorbringen. Das Trocknen des Schellackringes führte noch am meisten Regelmässigkeit herbei. Nachdem derselbe über eine Stunde dem warmen Luftstrom, der vom Ofen aufsteigt, ausgesetzt gewesen war, betrug der Verlust für 25": 1,00 (10); 0,71 (13); 0,68(15); 0,68 (15); 0,60(18); 0,68(17); 0,67(16); 0,68(17); 0,74(17); 0,70(17), wobei die eingeklammerten Zahlen die Zwischenzeiten in Minuten bedeuten. Diese Bezeichnung soll beibehalten und dabei noch bemerkt werden, dafs die in einer Reihe stehenden Messungen jedes Mal mit einer und derselben Ladung der Kugel gemacht wurden, also die Ausschlagswinkel sehr verschieden waren und immer kleiner sich zeigten. Bei der letzten Reihe, die 2 St. 25' dauerte, war der erste Ausschlagswinkel 763, der letzte 13 Grad. Die Tabelle II, nach welcher die Berechnungen gemacht wurden, ist jedoch nicht die Tabelle II von Kohlrausch, sondern eine weiter unten besprochene und von mir berechnete.

Die letzte Reihe zeigt schon ziemlich deutlich die Proportionalität des Elektricitäts- Verlustes und der Dichtigkeit. Am folgenden Morgen war jedoch der Einfluss des Trocknens wieder verschwunden, denn eine Reihe Messungen gab folgende Zahlen: 1,03(5); 1,27(5); 1,38(5); 0,97(5); 1,32 (5); 1,04 (5); 0,98(5); 1,11(5); 0,74(23); 0,79(20). Obgleich die weit längern Zwischenzeiten der beiden letzten Zahlen etwas Schuld tragen an ihrer Kleinheit, so ist doch die Unregelmässigkeit im Ganzen anderswo zu suchen.

Der Schellackring wurde endlich nach vergeblichem Bemühen, Regelmässigkeit durch sorgfältige Pflege herbeizuführen, entfernt und durch getrocknetes Kautschuck in dünnen Blättern ersetzt. Die Messungen gaben nun folgende Zahlen: 0,87 (10); 0,77 (14); 0,80 (21); 0,82 (29); 0,98 (24). Da ist schon ziemliche Regelmässigkeit und dieser Stoff isolirte also beinahe so gut, wie getrockneter Schellack. Vulkanisirtes Kautschuck in dicken Lappen, an dessen Ober

fläche noch einzelne Fasern des Stoffes hingen, in dem er gegossen worden, isolirte weit weniger.

Es wurde nun auch Gutta-Percha in dünnen Blättern angewendet, die vorher getrocknet waren, aber mit weniger Erfolg als bei dem dünnen, getrockneten Kautschuck; sie isolirte nicht so gut und zeigte wenig Regelmässigkeit. Ueberhaupt zeigte sich im Verlaufe der ganzen Untersuchung, dafs Regelmässigkeit im Elektricitäts- Verluste und bedeutende Isolirungs- Fähigkeit unzertrennlich verbunden sind.

Kautschuck und Gutta - Percha haben, in dünnen Blättern angewandt, den Nachtheil noch insbesondere, dafs sie nach dem Trocknen noch schneller als Schellack in einen weniger leitenden Zustand kommen, offenbar deshalb, weil sie den Wasserdämpfen der Atmosphäre eine gröfsere Oberfläche darbieten. Jedoch zeigte sich auch eine Schnur aus Gutta Percha etwas schlechter leitend, als guter Schellack.

Um den Einflufs des Schellacks auf ein Minimum zu reduciren, wurde die Kugel an einem dünnen Drahte aufgehängt und mit Schellack befestigt, der von dem zerstörten Ringe genommen war, aber ohne genügenden Erfolg. Selbst dann trat noch keine entsprechende Regelmäfsigkeit ein, als auch der Ueberträger in seiner alten Form entfernt war und die Ladung des Mefsinstrumentes mittelst eines Drahtes vollzogen wurde, der mit einem Ende an der Kugel, mit dem andern am Zuleitungsdrahte des Mefsinstrumentes hing. Da musste der Schellack in Verdacht genommen werden und nun wurde ein neuer Ring von gelbem Schellack angefertigt, da der vorige von braunem gewesen war. Hier bestätigte sich auf das Ueberraschendste, was schon Hr. Dr. Riefs in seiner Abhandlung: »Ueber die Bestimmung elektrischer Dichtigkeiten in der Torsionswaage« (diese Annalen Bd. 71, S. 369 ff.) gegen Coulomb bemerkt. Die erste Reihe Messungen mit Anwendung des neuen Ringes gab folgende Zahlen: 0,59 (28); 0,56 (28); 0,54 (29); 0,50 (32); 0,58 (32); 0,56(51).

Hier gingen die Ausschlagswinkel von 71 bis auf 9o herunter. Um jedoch ein Beispiel von der Launenhaftigkeit auch dieses Schellacks anzuführen, noch die Bemerkung, dafs nach diesen Messungen die Kugel, ohne sie sonst im Mindesten zu berühren, aufs Neue geladen wurde und nun gab sie in den ersten 31' einen Verlust für 25" von 0,78, dann in den folgenden 30' einen von abermals 0,78 Proc. Warum nun jetzt 1 St. 4' lang einen so viel bedeutenderen, wie 3 St. 20' hindurch eben vorher ohne die geringste scheinbare Veranlassung?

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Es war wohl zu vermuthen, dass an dem neuen Schellackringe noch etwas Elektricität haften werde, da er gleich nach der Anfertigung in Gebrauch genommen war. Die Kugel wurde deshalb 8 Stunden lang an die in den Boden führende Metallleitung gestellt. Dann wurde zuerst die Luft- Elektricität mit der Kugel gemessen, wobei einige Tropfen Regen fielen und die Luft starke E. zeigte. Die letzte + Ladung, welche die Kugel mit herunter brachte, blieb stehen, um den Verlust zu messen. Dreimal war dieser (für 25") 0,30 1), wobei die Zwischenzeiten 34, 34 und 69 Minuten betrugen. Dann nach wieder 61 Minuten war derselbe 0,46, und wieder nach 62' sogar 1,27. Es wiederholte sich damit die Erfahrung, welche schon früher gemacht war, dass nach einer schwachen Anfeuchtung durch Regen (Tropfen) der Schellack immer mehr leitend wird durch Gegenwart von Elektricität. Denn bei einer frühern Reihe von Messungen hatte die Kugel

1) Dieser geringe Verlust mufste auffallen. Er wurde erklärt auf die im Text angegebene Weise, da es wahrscheinlich war, die Qualität der Luft- Elektricität habe indefs gewechselt. Weil diefs jedoch durch den Versuch nicht ermittelt werden konnte, blieb die E., welche die Kugel ein anderes Mal mit herunter brachte, gleichfalls stehen, um mit ihr den Verlust zu messen. Die Zahlen, welche sich ergaben, waren: 0,44 (11); 0,48 (15); 0,50 (23); 0,50 (22); 0,50 (23); 0,49 (79). Während dieser 2 St. 53′ war also der Verlust der gewöhnliche, aber die Qualität der Luft- Elektricität hatte auch in dieser Zeit nicht gewechselt, was zwar aus der Witterungs-Beschaffenheit zu vermuthen war, durch den Versuch indefs noch constatirt wurde.

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