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Man sieht, das Minimum im Mai und das Maximum im December verhalten sich ungefähr wie 1:2, also ein weit kleineres Verhältnifs, als es aus mehrjährigen Brüsseler Beobachtungen hervorgeht. Aber auch die Beobachtungen um 2 Uhr, welche am ersten mit den Brüsseler Beobachtungen verglichen werden können, da in Brüssel um 12 Uhr beobachtet wurde, liefern noch ein weit kleineres Verhältnifs, beinahe das von 2: 7. Am meisten Abweichung von den Brüsseler Mitteln bringen die Morgen-Mittel hervor. Das rührt daher, dafs die Luft - Elektricität bald nach Sonnen-Aufgang bedeutend steigt und ihr Haupt-Tages - Maximum erhält. Ueberhaupt zeigt, wie im Ganzen, so auch im täglichen Gange, die Luft-Elektricität eine ziemliche Uebereinstimmung mit dem Gange des Barometers. Am auffallendsten ist das Sinken derselben mit SW, namentlich im Winter, wo sie bei SW im Durchschnitt nicht viel höher ist, als im Sommer. Eine genauere Nachweisung mufs man im zweiten Jahresbericht des Königl. meteorolog. Instituts suchen. Quetelet hat übrigens den Beweis schon aus den Brüsseler Beobachtungen geliefert. Die übrigen Resultate sind im Ganzen folgende.

Die Luft ist fast immer elektrisch, meist + elektrisch, nur bei Regen, namentlich im Anfang desselben, stark — elek

trisch. Auch bei Annäherung eines Gewitters zeigt sich die Luft, selbst wenn das Gewitter noch ziemlich fern ist, so dafs die Wolken desselben noch lange nicht über der Beobachtungsstelle schweben, elektrisch. Nur selten, namentlich bei starkem NO (2 Mal), zeigt sie sich bei ziemlich heiterm Wetter - elektrisch, sonst bei heiterm Wetter immer elektrisch. Die Regentropfen sind beim Anfange eines Regens meist selbst elektrisch, und zwar -elektrisch wie die Luft. Bei stiller Luft ist die Spannung der Elektricität der Atmosphäre weit weniger veränderlich, als bei starker Luftströmung; sie variirt am schnellsten, wenn sie aus dem Zustande mit dem einen Vorzeichen in den mit dem andern übergeht. Am 14. December Nachmittags 4 Uhr 20 Min. war bei ganz schwachem Regen die Spannung918,7. Sieben Minuten später war sie 0 und der Regen hatte ganz aufgehört. Nach 2 Min., wo wieder einige Regentropfen fielen, betrug sie 41,5; abermals nach 2 Min. aber 281,4 und dabei fielen keine Tropfen mehr. Wieder nach 3 Min. betrug sie 547,5, und abermals nach 4 Min. sogar 831. Am 15. December 2 Uhr ging sie in ein paar Minuten von 66,5 bis 447,1. Beispiele der Art kommen in allen Monaten vor, namentlich bei Regen und Gewitter.

Elektricität der Wolken und Luft- Elektricität stehen in der Beziehung zu einander, dafs eine bedeutende Wolken- oder Gewitter-Elektricität auch eine bedeutende Spannung der Luft-Elektricität zur Begleitung hat, aber nicht umgekehrt. Die Luft-Elektricität kann Stunden, ja Tage lang sehr bedeutend seyn ohne die geringste Spur eines Gewitters, wie es an nebligen Tagen namentlich bei NW. im Winter stets der Fall ist. Ein einziges Mal, am 16. November Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr, wo schon um 2 Uhr die Luft in hohem Grade löste sich ein sehr starker Nebel plötzlich in ein Gewitter auf, und es wurde durch die - E. angekündigt, da sonst bei starkem Nebel + E. sich zeigt.

-

- elektrisch war,

Nur die freie, nicht mit irdischen Gegenständen in Be

rührung gekommene Luft zeigt sich elektrisch, so dafs man im Hause keine Spur mit dem beschriebenen Apparat wahrnimmt, wenn draufsen eine starke Spannung herrscht. Diefs scheint gegen die oben mitgetheilte Erfahrung eines schwächern Verlustes der + E. zu sprechen; indefs kann die + E. im Hause so gering seyn, dafs sie der Apparat nicht anzuzeigen im Stande ist.

Bei einem Brande, dessen Rauchsäule fast genau in Bogenform sich nach der Beobachtungsstelle hinzog, stieg die Spannung von 149 in wenigen Minuten bis auf 383; dann sank sie wieder, als das Feuer nachliefs, so dass sie 17 Min. nach der ersten Spannung noch 250,7 betrug. Nach neuem Aufflackern des Feuers stieg sie noch ein paar Mal, sank dann wieder, bis sie nach 1 Stunden vom Ausbruche des Feuers an gerechnet, wo das Feuer längst gelöscht war, noch 120 betrug. Die Brandstelle war Meile von der Beobachtungsstelle entfernt. Man wird also in einer Stadt, der vielen rauchenden Schornsteine wegen, keine elektrischen Beobachtungen machen dürfen oder doch sehr auf der Hut seyn müssen. Die hiesige Beobachtungsstelle ist zwar von einigen Häusern umgeben, liegt aber vor der Stadt.

Eine mit der Höhe proportionale Zunahme der LuftElektricität konnte hier nicht aufgefunden werden; ihre Zunahme findet in geringerem Grade statt, als bei der Höhe. Das Gesetz dieser Zunahme konnte noch nicht ermittelt werden.

Die Extreme der beobachteten Quantitäten liegen zu Kreuznach viel weiter auseinander, als in den Brüsseler Beobachtungen. Das liegt zum Theil darin, dafs zu Kreuznach öfter beobachtet wurde, zum Theil aber auch darin, dass die Einrichtung des zu Kreuznach angewendeten Mefsinstruments eine genauere Messung der Extreme gestattet. Sehr kleine Mengen können mit derselben Genauigkeit gemessen werden, wie bedeutende Gröfsen, da zu dieser Messung der Extreme, wenn das Verfahren mittelst der Aus

schlagswinkel nicht ausreicht, das durch Torsion in Anwendung gebracht wird.

Um den täglichen Gang der Luft - Elektricität näher zu veranschaulichen, mögen hier noch einige Zahlen folgen; zuerst vom Februar, wo meist zweistündlich von Morgens 6 Uhr bis Abends 10 Uhr beobachtet wurde. Sie sind: 113,5; 139,1; 163,4; 158,5; 151,0; 173,8; 179,4; 167,3; 156,7. Vom 18. März sind sie, mit Einschaltung einer Beobachtung um 7 Uhr Ab.: 102,6; 167,5; 173,3; 212,2; 178,1; 159,0; 118,8; 173,3; 179,3; 102,6. Vom 2. Juni, wo vierstündlich beobachtet wurde: 221,0; 131,5; 102,6; 70,1; 120,8. Vom 9. Juli, vierstündlich und Abends 8: 183,8; 121,8; 106,0; 114,0; 141,7; 121,3. Wie schuell sie oft nach Sonnenaufgang steigt, davon noch ein paar Beispiele. Am 4. October wurden von 6 Uhr bis 6 Uhr 30 Min. folgende Werthe erhalten: 107,1; 161,8; 213,5; 293,2; 300,8. Um 6 Uhr 50 Min.: 276,8; 7 Uhr 12 Min. : 230,5; 7 Uhr 30 Min.: 211,7. Am 8. Octbr. 6 Uhr: 118,8; 6 Uhr 20 Min. gleich nach einander: 154,5; 156,3; 159,1; 6 Uhr 40 Min. zwei Mal: 131,6. Vom 9. Octbr. 6 Uhr: 216,3; 6 Uhr 30 Min. nach einander: 250,7; 267,8; 283,7; 7 Uhr 5 Min.: 217,8; 215,4. Vom 21. Octbr. 6 Uhr: 155,1; 7 Uhr 50 Min.: 265,6. Am 15. Novbr. 6 Uhr: 300,8; 7 Uhr 16 Min.; 595,4 (plötzlich starker Nebel, der zur Beobachtung veranlafste); 10 Uhr: 370,5 (noch starker Nebel); 12 Uhr: 0,0 (Nebel fast verschwunden). Auch noch einige Beispiele von ihrem Gange bei Sonnenuntergang. Am 18. Octbr. 2 Uhr: 281,4; 5 Uhr: 370,5; 7 Uhr: 336,9; 10 Uhr: 174,8. Am 21. Octbr. 2 Uhr: 220,0; 4 Uhr 30 Min.: 171,0; 5 Uhr nach einander: 211,7; 234,4; 254,9: 5 Uhr 6 Min. nach einander: 270,0; 276,8; 5 Uhr 11 Min.: 276,8; 10 Uhr: 261,3. Auch diese Zahlen stimmen im Ganzen mit dem, was Schübler über ihren täglichen Gang bemerkt. Selten tritt der tägliche Gang regelmässig hervor, am besten noch natürlich, wenn alle Lufterscheinungen viel Regelmässigkeit zeigen, also besonders bei heiterm Wetter, wo

selbst zuweilen die täglichen Barometerschwankungen deutlich hervortreten, wie diefs hier im Februar 1851 der Fall war, wo 40 Stunden lang stündlich beobachtet wurde und 34 Stunden lang dieselben ganz deutlich sich zeigten.

Zum Schlusse noch ein paar Worte über Entstehung der Luft-Elektricität. Peltier fils hat zuerst in einem Briefe an Quetelet, den dieser berühmte Naturforscher drucken liefs, die Ansicht ausgesprochen, welcher Dr. Lamont in Bd. 85, S. 500 ff. dieser Annalen beipflichtet, dafs die Luft-Elektricität ursprünglich Erd-Elektricität sey und durch den Beobachter in das Elektrometer ströme, wenn man dasselbe auf einem erhöhten Punkte ladet; die Luft hat nach dieser Ansicht gar keine Elektricität. Die Gründe, welche Peltier aus den durch die Brüsseler Beobachtungen gewonnenen Zahlen entnimmt, fallen dadurch schon weg, dafs Quetelet in späteren Mittheilungen, durch spätere Beobachtungen veranlafst, diese Zahlen bedeutend geändert hat, und mit den von Schübler, in München und Kreuznach gewonnenen Resultaten stimmen diese Gründe noch weniger. Was nun das Einströmen der Elektricität durch den Beobachter in das Mefsinstrument oder die Sammelkugel betrifft, so ist diefs keine Thatsache, sondern nur Hypothese. Thatsache aber ist, dass, wenn von meiner Sammelkugel ein Draht isolirt zum Elektrometer geführt wird, dieser stets die entgegengesetzte Elektricität von derjenigen zeigt, welche die Kugel bei der gewöhnlichen Ladung herunter bringt. Daraus folgt also, dafs die Kugel wirklich, wie Peltier père immer behauptet hat, durch Vertheilung und nicht durch Mittheilung geladen wird, dafs also die Luft elektrisch ist. Wie wäre denn die Zunahme der Luft - Elektricität mit der Höhe zu erklären, wenn diese Elektricität eine von der Erde inducirte wäre? Dann müfste sie ja mit der Höhe abnehmen. Nebel vermehrt bekanntlich die Luft-Elektricität und kommt doch von unten; er müfste also die Erd-Elektricität mitnehmen und die Luft- Elektricität schwächen. Dafs die Luft - Elektricität im Winter stärker ist, scheint mir blofs

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