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cher Häufigkeit auf, dafs dadurch ein förmlicher NatrolithSyenit ein grobkörniges Gemenge von Natrolith, Feldspath und Hornblende gebildet wird. Der auf diese Weise vorkommende Natrolith gleicht dem in anderen (neueren) eruptiven Gesteinen vorkommenden so wenig, dafs man ihn lange Zeit als ein eigenthümliches Mineral betrachtete, welches von Werner den Namen Spreustein erhielt, später aber von einigen Mineralogen dem Skapolithgeschlechte beigeordnet wurde. Ich habe gezeigt, dafs der Spreustein nach der Formel Na Si+Al Si+2H zusammengesetzt und folglich in chemischer Beziehung identisch mit Natrolith ist ). Wenn jener Name hiernach nicht länger als Bezeichnung einer Species zulässig seyn kann, verdiente derselbe gleichwohl zur Hervorhebung einer Varietät des Natrolith beibehalten zu werden, deren charakteristischen Habitus er uns so anschaulich hinstellt. Der Spreustein besteht nämlich aus schmalstrahlig- und dünnblättrig - krystallinischen Partien, welche durch ihre verworrene Zusammenhäufung, wie überhaupt durch ihre ganze äussere Erscheinung mehr oder weniger an zusammengehäufte Spreu erinnern. Mit anderen Worten: der Spreustein hat die Structur eines fein- bis grobkörnigen Marmors, doch mit dem in der Natur des Natrolith begründeten Unterschiede, dafs die mit einander verwachsenen kleineren oder gröfseren Partien ein parallel- oder divergirend - strahliges, theilweise auch blättriges Gefüge besitzen. Die ganze, durchaus compacte Masse desselben ist innig und scharf mit völlig frischem Feldspath und Amphibol verwachsen. Man findet sowohl kleinere Spreustein - Partien rings umgeben von Feldspath, als auch letzteren mitten im Spreustein. Die Hornblende von der dunkelschwarzen, durch Vollkommenheit und Glanz ihrer Spaltungsflächen ausgezeichneten Art, welche von Hausmann ') neuerlich als

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1) Pogg. Ann. Bd. 65, S. 276. Dasselbe Resultat erhielt neuerlich C. G. Gmelin, l. c. Bd. 81, S. 311.

2) Abhandl. d. Königl. Gesellschaft d. Wiss. zu Göttingen, Bd. 5. Bemerkungen über den Zirkonsyenit.

Arfvedsonit erkannt wurde

wird sowohl im Feldspath

als im Spreustein eingewachsen angetroffen; im Spreustein mitunter in ringsum scharf ausgebildeten Krystallen, welche nicht die geringste Spur irgend einer spätern Zersetzung oder Veränderung an sich tragen. Der Complex dieser und anderer Thatsachen, welche das Vorkommen der constituirenden und accessorischen Gemengtheile des gedachten Syenits charakterisiren, deuten unverkennbar darauf hin: dafs der Natrolith-Syenit, gleich dem gewöhnlichen Zirkonsyenit, einstmals eine plutonisch flüssige oder breiartige Masse gebildet habe, aus welcher - beim allmäligen Erstarren

die drei Species: Feldspath, Spreustein und Hornblende als Hauptgemengtheile hervortraten. Die plutonische Bildungsweise des Norwegischen Zirkonsyenit und verwandter Gesteine, eine von L. v. Buch, Hausmann, Naumann u. A. dargelegte und anerkannte Thatsache, erstreckt sich also auch auf die natrolithführende Varietät jener Gebirgsart. Eine Verschiedenartigkeit der Bildung beider Syenitarten annehmen zu wollen, würde mit den geognostischen und petrographischen Verhältnissen im schroffsten Widerspruche stehen. Daraus lässt sich abstrahiren: dafs der Spreustein von wesentlich anderer Entstehungsart sey, als der in neueren eruptiven namentlich basaltischen Gesteinen vorkommende gewöhnliche Natrolith, dessen Krystallisation aus einer wässrigen Auflösung wohl kaum zweifelhaft erscheinen kann. Hierin liegt denn zugleich die Erklärung des verschiedenen Habitus beider Mineralien. Während sich der Spreustein unter den obwaltenden Umständen nur zu einer Masse von krystallinisch - körniger Structur auszubilden vermochte, hat sich der in Drusen- und Mandel-Räumen vorkommende Natrolith zu vollkommenen Krystallindividuen entwickeln können.

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Nicht immer wird der Spreustein in äufserlich formlosen Partien im Zirkonsyenit angetroffen, sondern bisweilen auch zu sehr deutlichen Krystallen ausgebildet. Ich fand deren zuerst im Jahre 1842 auf einer kleinen Insel westlich von der (als Fundstätte des Thorit) bekannten grö

fseren Insel Lövöe im Brevigfjord '); und später sind sie auch an mehreren anderen Stellen des Zirkonsyenit - Terrains gefunden worden. Diese Krystalle

von denen manche eine Länge von einigen Zollen bei einem Durchmesser von bis gegen 1 Zoll erreichen haben die Form sechsseitiger Säulen, kommen in vollkommen frischem Syenit, besonders in Feldspath eingewachsen vor, und zeigen in ihrer ganzen Masse dieselbe verworren krystallinische (marmorähnliche) Structur wie der gewöhnliche Spreustein. Mitunter findet man auch Krystalle, welche auf ihrem Querbruche eine, an das oben gedachte Auftreten der Hornblende (S. 14) erinnernde Anordnung ihrer strahligen Masse zeigen. Nach allen vorliegenden Thatsachen halte ich es für wahrscheinlich und habe mich bereits früher darüber ausgesprochen 2) dafs auch die Spreusteinkrystalle zu den Paramorphosen gehören. Ich nehme an, dafs sich aus der, durch plutonische Einwirkung ihrer Starrheit beraubten Masse des Zirkonsyenit: Natrolithkrystalle von einer anderen Form als die des gewöhnlichen aus einer wässerigen Auflösung krystallisirten Natrolith ausgeschieden haben; dafs aber darauf jene Krystalle der ersten Art, während oder nach ihrer Erstarrung ganz analog den Krystallen des geschmolzenen Schwefels innerlich zu einem Aggregat krystallinischer Partikel verändert worden

seyen.

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In einem der neuesten Hefte dieser Annalen (Bd. 87, S. 315) veröffentlicht Blum, dem mehrere der eben mitgetheilten Daten unbekannt gewesen seyn dürften, seine Ansicht über die Entstehung der Spreusteinkrystalle, von denen vor Kurzem durch Dr. Krantz in Bonn und Dr. Bondi in Dresden eine Anzahl Exemplare in den Mineralienhandel gekommen ist. Er betrachtet dieselben als Pseudomorphosen nach Eläolith, welches Mineral bekanntlich als

1) Nyt Mag. for Naturvidenskaberne Bd. 4, S. 134. v. Leonhard u. Bronn's Jahrb. 1843, S. 642.

2) Verhandl. d. Bergmänn. Vereins zu Freiberg. Berg- und Hüttenmänn. Zeitung Bd. 11, S. 374.

ein sehr häufiger

obwohl äusserst selten zu deutlichen

Krystallen entwickelter - accessorischer Gemengtheil des Norwegischen Zirkonsyenit angetroffen wird.

Die Meinung Blum's umfafst zwei getrennte Behauptungen:

1) dafs die Spreusteinkrystalle von - in gewöhnlichem pseudomorpher Bildung seyen, und

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Sinne 2) dafs sie durch Umwandlung aus Eläolith entstanden.

Die erste Behauptung wird durch die eben angeführten Verhältnisse des Spreustein-Vorkommens nichts weniger als gerechtfertigt. Der als Spreustein auftretende Natrolith erscheint nicht als ein theilweise eingewandertes Mineral, sondern er giebt sich als ein aboriginer Einwohner des Zirkonsyenit zu erkennen. Auch Hausmann 1) schliefst aus seinen Beobachtungen, dafs Feldspath, Hornblende, Spreustein und Eläolith, so wie die anderen Gemeng theile dieser Gebirgsart eine gleichzeitige Entstehung haben, dafs sie alle aus einer gemeinschaftlichen (plutonischen) Auflösung hervorgingen, indem sie sich bei der Erstarrung derselben als verschiedenartige chemische Verbindungen individualisirten. Wenn es sich hiernach als eine nicht haltbare Hypothese herausstellt, den Spreustein als eine secundäre Bildung zu betrachten und seine Entstehung einer physisch und chemisch unbegreiflichen Infiltration zuzuschreiben, so wird dadurch der zweiten Behauptung die ganze Basis entzogen. Nichts destoweniger wollen wir, unter Annahme der Möglichkeit eines hier vor sich gegangenen pseudomorphirenden Processes, auch diesem Theile der Blum'schen Ansicht unsere Aufmerksamkeit widmen.

Blum stützt seine Meinung besonders auf zwei Umstände: 1) auf die angeblich gleiche Krystallform von Spreustein und Eläolith, und 2) auf das Vorkommen des letzteren Minerals in und an einem Krystalle des ersteren. Betrachten wir zuerst diesen zweiten Punkt. Das Nebeneinander-Vorkommen von zwei hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung so nahe mit einander verwandten Mine1) Bemerkungen üb. d. Zirkonsyenit, S. 16.

ralien ist gewifs eine sehr natürliche Erscheinung. Die Formel des Eläolith ist

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oder vielleicht richtiger (wegen des oft nicht unbeträchtlichen Wassergehaltes dieses Minerals):

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3 Na Si+3 Al Si+6H

— 6 Si+3 Al+3 Na+6 H

=6Si+3Al+3Na+2(H)
=6 Si+3 Al+5 (Na)

=3[(Na)2 Si+2 Al Si]+(Na)+ Si3

woraus man ersieht, dafs der Natrolith als aus 3 Atomen Natron-Eläolith und 1 Atom Natron-Hornblende zusammengesetzt betrachtet werden kann. Es ist daher leicht erklärlich, dass sich aus einer plutonisch geschmolzenen Masse wie die des Zirkonsyenit, welche Si, Al (nebst Fe und Fe), Na, K und in bestimmten Verhältnissen enthielt, gleichzeitig Eläolith und Natrolith, so gut wie Arfvedsonit

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den mufsten. An allen den Stellen dieser Masse, wo Kali

1) Pogg. Ann. Bd. 84, S. 365–367.

2) Ebendas. Bd. 81, S. 311.

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