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geschmolzene Schwefelantimon, so dafs man sie wohl nur einen Halbleiter nennen könnte. Auf unglasirtem Porcellan giebt sie einen schwarzen Strich, dessen Farbe indessen nicht rein schwarz ist, sondern einen Stich in's Röthliche hat.

Wird dieselbe Verbindung umgeschmolzen, und in gröfseren Tropfen auf Porcellan gegossen, so sind dieselben auf der Aufsenseite, wo sie schnell erkalten konnten, vollkommen glasartig und von röthlicher Farbe. Das Innere ist körnig und schwarz. Das Aeufsere giebt auf Porcellan einen scharlachrothen Strich, das Innere einen schwarzen, der einen Stich ins Röthliche hat. Jenes ist ein vollkommner Nichtleiter der Elektricität, dieser ein schlechterer Leiter oder ein Halbleiter.

Wenn die Verbindung geschmolzen in kaltes Wasser gegossen wird, so erhält man sie vollkommen glasartig. Die kleinen Tropfen, die sich dann bilden, sind beim durchscheinenden Lichte etwas röthlich, sie geben einen gelbrothen Strich auf Porcellan, und sind ein Nichtleiter der Elektricität.

Das in der Natur vorkommende Rothspiesglanzerz ist ein Halbleiter der Elektricität. Es hat bekanntlich die Zusammensetzung Sb+2SbS3, doch weifs ich nicht, ob jedes Rothspiesglanzerz dieselbe Zusammensetzung hat. Der Fundort des Minerals, das ich untersucht hatte '), ist mir unbekannt, doch war es höchst wahrscheinlich von Bräunsdorf.

Wird Rothspiesglanzerz (von Bräunsdorf) in einem Strome von Kohlensäuregas geschmolzen, und die geschmolzene Masse schnell abgekühlt, so erhält man ein schwarzes Glas, das aber auf unglasirtem Porcellan einen rothen Strich giebt, und ein Nichtleiter der Elektricität ist.

Das Antimonoxyd, sowohl das pulverförmige, durch Abscheidung vermittelst kohlensauren Natrons aus dem Chlorantimon erhalten, als auch das geschmolzene, ist ein Nichtleiter der Elektricität. Auch die in der Natur vor

1) Pogg. Ann. Bd. 3, S. 452.

kommenden Arten des Antimonoxyds, sowohl das in regulären Octaëdern, als auch das prismatisch krystallisirte (beide aus der Provinz Constantine) sind Nichtleiter.

Das schwarze krystallisirte Schwefelantimon, das ein Leiter der Elektricität ist, kann in einen Nichtleiter also durch zwei Ursachen verwandelt werden.

Es geschieht diefs durch schnelles Abkühlen des geschmolzenen Schwefelmetalls, wodurch dasselbe in eine isomerische amorphe rothe Modification verwandelt wird, die ein Nichtleiter der Elektricität ist.

Es kann aber auch das schwarze Schwefelantimon durch Aufnahme von Antimonoxyd in einen Nichtleiter verwandelt werden. Wird die Verbindung von Schwefelantimon auch mit nur wenig Antimonoxyd nach dem Erkalten schnell abgekühlt, so wird sie ein vollkommner Nichtleiter, und um sie in einen solchen zu verwandeln, braucht das Abkühlen lange nicht so plötzlich und mit so vieler Vorsicht zu geschehen, als das des Schwefelantimons allein, dessen rothe Modification im reinen Zustand darzustellen, mit Schwierigkeiten verknüpft ist. - Bei langsamer Abkühlung ist zwar die Verbindung von Schwefelantimon mit Oxyd ein Leiter und krystallinisch, aber bei einem gröfsern Gehalte von Oxyd wird sie auch bei sehr langsamen Abkühlen zwar krystallinisch, aber ein Halbleiter, wie es das in der Natur vorkommende Rothspiesglanzerz ist, das nach dem Schmelzen und Abkühlen aber ebenfalls ein Isolator der Elektricität wird.

Andere Oxyde als Antimonoxyd scheinen das Schwefelantimon nicht in einen Nichtleiter oder Halbleiter verwandeln zu können. Ich habe indessen nur Bleioxyd in dieser Hinsicht versucht. Ich schmelzte 2 Atomgewichte Schwefelantimon mit 1 Atomgewicht reinem Bleioxyd zusammen. Ich erhielt dadurch eine leicht schmelzbare und eine nicht schmelzbare Masse, letztere indessen in nicht sehr bedeutender Menge. Die schmelzbare Verbindung wurde auf eine kalte Porcellanplatte ausgegossen, auf welcher sie während des Erkaltens auf eine merkwürdige Weise in

mehrere Stücke zersprang, die zum Theil von selbst weggeschleudert wurden. Ungeachtet des schnellen Erkaltens war die ganze Masse krystallinisch, und an allen Stellen ein elektrischer Leiter. Mit Schwefel geschmolzen entwickelte sie viel schweflichte Säure; mit Schwefel und kohlensaurem Natron geschmolzen gab sie eine Masse, die bei der Behandlung mit Wasser viel Schwefelblei ungelöst hinterliefs. Bleioxyd kann indessen beinahe für einen, wenn auch schlechten, Halbleiter angesehen werden.

Wenn man die verschiedenen Modificationen des Schwefelantimons und der Verbindungen desselben mit dem Antimonoxyd, die schwarzen und die rothen, hinsichtlich ihrer Eigenschaften, namentlich ihrer physikalischen, mit einander vergleicht, so kann die Frage entstehen: ist die Ursache dieser verschiedenen Modificationen ein verschiedener allotropischer Zustand des Antimonmetalls, oder sind es die beiden isomeren Modificationen des Schwefelantimons, welche auch in ihren Verbindungen mit Antimonoxyd ihre Verschiedenheiten nicht nur beibehalten, sondern von denen die amorphe, rothe, die Elektricität nicht leitende Modification bei weitem leichter und sicherer dargestellt werden kann, wenn das Schwefelantimon mit Antimonoxyd verbunden ist.

Ich habe einige aber vergebliche Versuche angestellt, um eine allotropische Modification des Antimons hervorzubringen. Durch schnelles Abkühlen des geschmolzenen Metalles gelang es nicht, dasselbe von veränderten Eigenschaften zu erhalten.

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Wenn es indessen einen allotropischen Zustand des Antimons geben sollte, so ist noch sehr fraglich, ob das Metall in demselben ähnliche Eigenschaften besitzt, wie die amorphen rothen Modificationen des Schwefelantimons und des Vitrum Antimonii. Denn es giebt Verbindungen von Schwefelantimon mit Antimonoxyd, welche wie das in der Natur vorkommende Rothspiesglanzerz, auch im krystallisirten Zustande von rother Farbe sind. Auch die von mir dargestellten Verbindungen von Schwefelantimon mit

viel Antimonoxyd sind im krystallinischen Zustande von grauschwarzer Farbe, geben aber auf unglasirtem Porcellan einen Strich, der nicht rein schwarz ist, sondern einen Stich ins Röthliche hat.

Ein Umstand verdient noch hierbei eine gewisse Beachtung. Ich habe gezeigt, dafs die verschiedenen Arten des Vitrum Antimonii krystallinisch erhalten werden können, wenn man sie nach dem Schmelzen langsam abkühlt, selbst auch die, welche viel Oxyd enthalten. In einer krystallinischen Substanz, auch wenn sie von der Art ist, dafs sie ihrer Krystallgestalt nach nicht deutlich erkannt werden kann, mufs man entweder eine chemische Zusammensetzung nach bestimmten Verhältnissen annehmen, oder es kann in ihr ein oder der andere Bestandtheil durch einen andern (isomorphen) nach bestimmten oder unbestimmten Verhältnissen ersetzt seyn. Da nun im Vitrum Antimonii Schwefelantimon und Antimonoxyd sich in allen Verhältnissen verbinden können, so mufs man entweder annehmen, dafs in den krystallinischen Modificationen Antimonoxyd das Schwefelantimon, oder Sauerstoff den Schwefel in allen möglichen Verhältnissen ersetzen könne, oder man muss bestimmte krystallische Verbindungen von Oxyd und Schwefelantimon annehmen, die in den krystallinischen Arten des Vitrum Antimonii neben einander krystallinisch sich abgeschieden haben.

Früher hat man bisweilen die Meinung geäussert, dass das Rothspiesglanzerz dieselbe Form wie das Grauspiesglanzerz habe. Indessen nach den Untersuchungen von Mohs und Kenngott') ist das Rothspiesglanzerz zweiund eingliedrig, während das Grauspiesglanzerz zwei- und zweigliedrig ist. Es ist daher wohl die letztere der beiden angeführten Hypothesen die wahrscheinlichere.

1) Dessen mineralogische Untersuchungen, 1. Heft, S. 1.

Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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X. Ueber die Absorption des polarisirten Lichtes in doppeltbrechenden Krystallen, als Unterscheidungsmittel ein- und zweiaxiger Krystalle, und eine Methode dieselbe zu messen; von H. W. Dove.

(Aus den Monatsberichten d. Akad. April, 1853.)

Da man einen einaxigen Krystall als einen zweiaxigen

ansehen kann, dessen optische Axen zusammengefallen sind, so ist unmittelbar klar, dass die optischen Erscheinungen, welche zweiaxige doppeltbrechende Krystalle mit grofsem Axenwinkel zeigen, durch alle möglichen Mittelstufen in den Krystallen mit kleinem Axenwinkel in die einaxigen übergehen. Die experimentelle Beantwortuug der Frage, ob ein Krystall ein ein- oder zweiaxiger sey, bietet also desto gröfsere Schwierigkeiten dar, je kleiner dieser Axenwinkel ist. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass besonders bei den Glimmern viele später als zweiaxig erkannt worden sind, welche früher als einaxig galten. Ich habe für die Glimmer, glaube ich, darauf zuerst aufmerksam gemacht, als ich vor zehn Jahren (Diese Ann. 58 S. 158) zeigte, dass ein Glimmer von Jefferson County, der nach der Analyse von Meitzendorff wegen seines grofsen Magnesiagehalts für einaxig gegolten hatte, zweiaxig sey. Ich untersuchte damals eine grosse Anzahl in der Berliner Mineraliensammlung befindlicher Glimmer und fand dasselbe Resulsat an vielen, welche mir als einaxig übergeben worden waren. Dasselbe Ergebniss erhielt später Poggendorff an einem von H. Rose analysirten Glimmer von Baikalsee, der von Seebeck als einaxig bestimmt worden war, und neuerdings sind diese Beispiele durch die Untersuchungen von Silliman und Senarmont wesentlich vermehrt worden. Die Ansichten der Naturforscher sind daher jetzt getheilt; einige nehmen an, dafs es überhaupt keine einaxigen Glimmer gebe, sondern dafs die für einaxig geltenden sämmtlich zweiaxige mit kleinen Winkeln sind, andere hin

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