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gegen, dafs die zweiaxigen mit kleinen Axenwinkeln ursprünglich einaxige waren, welche durch mechanische Einflüsse in den Zustand zweiaxiger versetzt worden sind. So sagt Miller) » einige Glimmerarten zeigen zwei optische Axen, welche einen sehr kleinen Winkel mit einander bilden. Möglicherweise waren dieselben in ihrem ursprünglichen Zustande einaxig. Die Trennung der einzigen optischen Axe in zwei mag durch den Zustand der Spannung entstanden seyn, welcher in dem Krystall durch das Trennen und Abspalten hervorgerufen wurde.« Die Ansicht von Senarmont 2) ist eine andere. Nach ihm giebt es nur optisch zweiaxige Glimmer, aber die Ebene, in welcher sich die beiden Axen öffnen, stehen wie zuerst Silliman 3) gezeigt hat, in verschiedenen Glimmern auf einander senkrecht. Diefs komme daher, dafs die optischen Eigenschaften der Glimmer bedingt seyen durch die verschiedene Mengung gewisser isomorpher Verbindungen, welche entgegengesetzte Wirkung äufsern. Das Studium der optischen Erscheinungen des Glimmers müsse daher zunächst an die Individuen angeknüpft werden, welche als Extreme einander gegenüberstehen, d. h. welche grofse Axenwinkel in auf einander senkrechten Ebenen zeigen, nicht aber an die sogenannten einaxigen, welche jene isomorphen Verbindungen in optisch aequivalenter Gröfse enthalten.

Das gewöhnliche Verfahren, einen Glimmer optisch zu untersuchen, besteht darin, dafs man die Gestalt der isochromatischen Curven zu bestimmen sucht, und untersucht, ob das schwarze Kreuz, welches die Ringe durchschneidet, bei dem Drehen der Platte sich in hyperbolische Aeste öffne oder nicht. Aber die bekannten Erscheinungen am Beryll zeigen, wie trügerisch diefs Verfahren ist, und wir wissen, dass der tissu lamellaire, wie es Biot nennt, selbst

1) Philipps, An elementary introduction to Mineralogy. 1852, p. 388.

2) Ann. de Chim. et de Phys. 3. Ser. T. 34, p. 171. 3) American Journ. of Science, 2. Ser. V. 10, p. 373.

London

Krystallen die nicht doppeltbrechend sind, das Gepräge doppeltbrechender aufdrückt. Bei sehr dünnen Blättchen, in welchen das Ringsystem so grofs wird, um die Gestalt desselben zu untersuchen, habe ich es vortheilhafter gefunden, eine auf die Axe senkrecht geschnittene Kalkspathplatte im Polarisationsapparat zu beobachten, und zwischen diese und den analysirenden Nicol das Glimmerblättchen einzuschalten. Verändert sich die gesehene Figur des Kalkspaths bei dem Drehen des Blättchens in seiner Ebene in die bekannte Abänderung desselben, wenn lineares Licht in elliptisches verwandelt wird, so gehört das Blättchen einem zweiaxigen Krystall an, unter der Voraussetzung, dafs die Ebene des Blättchens lothrecht steht auf der Ebene des einfallenden Strahls. Da aber die Blättchen oft geknickt sind, und sich, wenn sie spröde sind, schwer in eine Ebene spannen lassen, so kann oft diese letztere Bedingung nicht genau erfüllt werden, und indem die Axe eines einaxigen Krystalls bei der Drehung einen Kegel beschreibt, statt sich in sich zu drehen, ein einaxiger Krystall für einen zweiaxigen angesehen werden. Diese Uebelstände liefsen es mir lange wünschenswerth erscheinen, ein anderes Verfahren für diese Untersuchungen zu finden, und ich erhielt diefs in den dichroitischen Eigenschaften der farbigen Krystalle, bei denen eben wegen Trübung des einfallenden Lichts jene Verfahrungsmethoden die gröfste Schwierigkeit darboten.

Absorbirt ein Krystall die beiden senkrecht auf einander polarisirten Lichtmengen, in welche er das Licht durch Doppeltbrechung theilt, in ungleichem Grade, so werden die beiden Bilder, wenn sie getrennt erscheinen, ungleiche Intensität haben, sie werden zugleich gefärbt erscheinen, wenn die Absorption von der Wellenlänge des einfallenden Lichts abhängt. Für geringe Unterschiede der Intensität ist das Auge aber wenig empfindlich, eben so wenig für geringe Farbenunterschiede. Diese Empfindlichkeit ist aber sehr grofs für das Wahrnehmen einer bestimmten Gestalt, diese mag nun entweder als einfache Verdunkelung

in einer bestimmten Beleuchtung hervortreten, oder als ein Farbenunterschied von derselben.

Linear polarisirtes Licht giebt in einem doppeltbrechenden Körper bekanntlich nur zu Farben Veranlassung, wenn es nach seinem Austritt aus demselben analysirt wird, d. h. wenn es den Bedingungen unterworfen wird, welche es, wenn es natürliches wäre, polarisiren würden. Diese Bedingungen sind Trennung durch Doppeltbrechung, Trennung durch Spiegelung und einfache Brechung, endlich ungleiche Absorption in den Krystallen, die gewöhnlich dichroitische genannt werden. Daraus geht hervor, dafs das Hervortreten einer Farbenfigur an der in den Polarisationsapparat gehaltenen doppeltbrechenden Platte einen Rückschlufs auf die ungleiche Absorption des zur Analyse angewendeten Minerals gestattet, unter der Voraus etzung nämlich, dafs jene beiden andern Arten der Entstehung vermieden wurden.

Das von mir angewandte Verfahren ist nun folgendes. In einem gewöhnlichen Polarisationsapparat mit Spiegel wurde in der Weite des deutlichen Sehens eine gekühlte quadratische Glasscheibe von 11⁄2 Zoll Seite aufgestellt und der analysirende Spiegel fortgenommen. An der Stelle desselben wurde nun die zu untersuchende Krystallplatte dicht vor das Auge gehalten und durch dieselbe die gekühlte Glasplatte betrachtet. Dabei wird die Krystallplatte so in ihrer Ebene gedreht, dafs sie bei dieser Drehung senkrecht gegen den reflectirten Strahl bleibt und gesehen, ob auf dem gekühlten Glase die Figur erscheine, welche bei der Drehung um 90 Grad sich in die complementare verändern mufs.

Linear polarisirtes Licht senkrecht auf eine Turmalinplatte fallend, zeigt keine Veränderung seiner Intensität, wenn diese Platte in ihrer Ebene gedreht wird, unter der Voraussetzung, dafs die Platte senkrecht auf die Axe des Turmalins geschnitten sey. Diese Veränderung tritt aber hervor, wenn die Axe in der Platte geneigt gegen die parallele Vorder- und Seitenfläche derselben ist, und am

stärksten, wenn sie diesen Oberflächen parallel ist. Daher sieht man, wenn diese Platte als analysirende Vorrichtung angewendet wird, im ersten Falle in dem gekühlten Glase keine Farbenfigur, im zweiten sie hervortreten, im dritten am deutlichsten werden. Dasselbe gilt von der braungelben Varietät des Bergkrystall, welche gewöhnlich Rauchtopas genannt wird. Selbst mehrere Zoll dicke Platten zeigen keine Spur der Figur, wenn sie senkrecht auf die Axe geschnitten sind, hingegen tritt diese äusserst lebhaft hervor, wenn man durch die Seitenflächen des Krystalls nach dem gekühlten Glase blickt. Babinet') hat bereits gezeigt, dafs der Rauchtopas Licht, dessen Polarisationsebene senkrecht auf seiner Axe steht, stärker absorbirt, als das, dessen Ebene damit zusammenfällt, während bekanntlich bei dem Turmalin das Entgegengesetzte stattfindet. Daher sieht man bei einem Turmalin auf der gekühlten Glasplatte die Figur mit schwarzem Kreuz, wenn die Axe desselben in der Reflexionsebene des polarisirenden Spiegels liegt, hingegen das weifse, wenn sie senkrecht darauf steht, bei einem Rauchtopas hingegen das weifse Kreuz, wenn seine Axe der Reflexionsebene parallel, und das schwarze, wenn sie darauf lothrecht. Daher verdunkelt ein Rauchtopas einen Turmalin viel stärker, wenn ihre Axen parallel sind, als wenn sie sich rechtwinklig kreuzen. Diefs führt zu der Annahme, zu der man auch von vornherein aus theoretischen Gründen berechtigt war, dafs sowohl in den negativen als positiven einaxigen Krystallen die Absorption des polarisirten Lichtes längs der Axe dieselbe ist, in welcher der durch dieselbe gelegten Ebenen das in der Richtung der Axe einfallende Licht auch polarisirt sey, oder mit andern Worten, dafs die auf Absorption gegründete polarisirende Wirkung in der Richtung der Axe bei einaxigen Krystallen Null ist.

Eine auf die Halbirungslinie des Winkels der optischen Axen senkrecht geschliffene Platte eines zweiaxigen Krystalls zeigt Ungleichheiten der Absorption für Licht, wel1) Compt. rend. T. 7, p. 832. (Ann. Bd. 46, S. 478.)

ches in den verschiedenen durch diese Halbirungslinie gelegten Ebenen polarisirt ist, und diese Unterschiede erreichen ihre Maxima in der durch die optischen Axen und lothrecht darauf gelegten Ebene. Betrachtet man daher durch eine solche Platte als analysirende Vorrichtung das gekühlte Glas, so wird das Hervortreten der Farbenfigur auf dasselbe zunächst ein Beweis seyn, dafs der Krystall, aus dem sie genommen, ein zweiaxiger, aus den beiden Maximis der Deutlichkeit des Hervortretens der entgegengesetzten Figuren zugleich sich die durch die optischen Axen und die darauf lothrechte Ebene bestimmen lassen. Diese Untersuchungsart ist unabhängig von der Grösse der Axenwinkel, denn wie klein dieser auch sey, so wird doch dadurch eine Ebene bestimmt. Sie lässt sich aufserdem auf die kleinsten Blättchen anwenden, da diese unmittelbar vor das Ange gehalten werden, und ist unabhängig von einer Beurtheilung eines Farbenunterschiedes.

Betrachtet man durch eine dicke Scheibe des grofsplattigen sibirischen Glimmers mit grossem Axenwinkel das gekühlte Glas, so sieht man die Figur sehr deutlich, aber in andern Farben als durch die Analyse vermittelst Doppeltbrechung oder Spiegelung oder einfache Brechung. Fällt die durch die optische Axe gelegte Ebene des analysirenden Glimmers mit der Reflexionsebene des polarisirenden Spiegels zusammen, so sieht man das dunkle Kreuz, aber stark ins Röthliche ziehend; stehen hingegen jene beiden Ebenen lothrecht auf einander, so erscheint das helle Kreuz grünlich weifs, die vier es begränzenden Bogen aber rosa (bei einigen zweiaxigen Glimmern aber gelblich). Man sieht daher hier dieselben Linien roth, welche bei Anwendung eines Dichroits als analysirende Vorrichtung tief blau erscheinen. Diefs Roth ist eine objective Farbe, denn es verdunkelt sich durch ein hinzugefügtes grünes Glas zu dunklem Grau, während vielleicht das grünliche Weifs nur gröfstentheils subjectiv gefärbt ist, da die letztere Figur in der rothen Beleuchtung eines Ueberfangglases fast vollständig verschwindet.

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