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und Eisenoxydul in hinreichender Menge vorhanden waren, war die Bildung von Natrolith unmöglich: hier konnten nur Eläolith und Hornblende entstehen, während ein Mangel an Kali und Eisenoxydul die Natrolith - Bildung zur Folge hatte. Dagegen wird durch die Annahme einer pseudomorphirenden Umwandlung des Eläolith in Natrolith - abgesehen von vielen andern hierbei in den Weg tretenden Hindernissen der armen Natur das schwierige Geschäft aufgebürdet: alles Kali aus dem Eläolith rein herauszuwaschen! Die hierbei nothwendigerweise entstandene allkalische Lauge mufste aber aufserdem noch auf eine höchst subtile Weise entfernt werden, damit dadurch gewisse Mineralien, wie Hornblende, Apatit (Cer - Apatit ')), Zirkon, Pyrochlor, welche man, zu Krystallen ausgebildet und im völlig frischen Zustande, sowohl im Feldspath und Eläolith wie im Spreustein eingewachsen findet durchaus nicht beschädigt wurden.

u. S. W.

Eine Verwachsung zweier Mineralien innerhalb eines Krystalls wie sie Blum zur Unterstützung seiner Meinung anführt beweist sicherlich nicht, was dadurch bewiesen werden soll. Unzweifelhaft ist es, dafs man bei wahren Pseudomorphosen mitunter zwei verschiedenartige Substanzendas pseudomorphirende und pseudomorphirte Mineral von den Contouren eines und desselben Krystalls umschlossen findet; allein es wäre sehr unrichtig, diesen Satz umzukehren: und bei jedem derartigen oder ähnlichen Mineral-Vorkommen auf eine gewöhnliche Pseudomorphose schliefsen zu wollen. Da ich diesen Gegenstand im Verlaufe dieser Abhandlung einer näheren Betrachtung unterwerfen werde, so möge hier das Angedeutete genügen.

Wir gelangen nun zum eigentlichen Hauptpunkte der Blum'schen Theorie: die angeblich gleiche Form der Spreustein- und Eläolith-Krystalle. Der Eläolith krystallisirt bekanntlich in hexagonalen Säulen (mit 6 Winkeln

1) Hausmann, üb. d. Zirkonsyenit, S. 16.

von

von 120°), an welchen eine gerad angesetzte (horizontale) Endfläche auftritt. Wenn Blum meint, dafs der Spreustein Krystalle von der nämlichen Form bildet, so stimmen seine Beobachtungen mit den meinigen durchaus nicht überein. An den verschiedenen mir zu Disposition stehenden Spreustein-Exemplaren beobachtete ich Folgendes.

1. Ein Krystallbruchstück (etwa Zoll lang und breit), an welchem drei Flächen, ähnlich den Flächen eines stumpfen Rhomboëders, zusammenstofsen. Zwei derselben (a und a') sind sehr scharf ausgebildet und so eben und glatt, dafs sie einen schwachen Glanz besitzen. Durch Messung mittelst des Anlege-Goniometers wurde ihre Neigung = 136° gefunden. Um diese Flächen mit dem ReflexionsGoniometer messen zu können, bediente ich mich des von G. Rose) bei der krystallographischen Bestimmung von Serpentinkrystallen angewendeten Verfahrens, und versah beide Flächen mit einem Lack-Ueberzuge 2). Auf diese Weise ergab sich die Neigung derselben im Durchschnitt von einigen Versuchen zu 1364°. Die erwähnte dritte Fläche (b) ist grofsentheils beschädigt und auch ihr unbeschädigter Theil nicht ganz scharf ausgebildet. Ihre Neigung gegen eine der beiden Flächen a und a' konnte daher nicht näher bestimmt werden, als zwischen den Gränzwerthen 125° und 130° liegend.

2. Eine an beiden Enden abgebrochene sechsseitige Säule (1 Zoll lang und 1 Zoll dick), an welcher vier Längskanten scharf ausgebildet und freiliegend, die beiden anderen aber theils durch Verwachsung mit Feldspath und einem kleineren Spreusteinkrystall, theils durch Beschädigung - nicht zu beobachten sind. Von jenen vier Längs

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1) Pogg. Ann. Bd. 82, S. 511.

2) Bei Krystallen mit glanzlosen aber hinreichend ebenen Flächen, und bei Anwendung eines möglichst durchsichtigen Lackes braucht man nicht wegen der leicht eintretenden oberflächlichen Unebenheit dieses Ueberzuges besorgt zu seyn; denn es ist die untere Fläche desselben, welche das Spiegelbild giebt.

Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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kanten bildet eine einen Winkel von annährend 125°, eine links benachbarte einen Winkel von ungefähr 118o und zwei rechts benachbarte ebenfalls Winkel von 118°. Auf eine dieser letzteren Kanten, und zwar auf die der Kante von 125° zunächst liegende, ist eine schiefe Endfläche aufgesetzt, welche sich aber wegen starker Streifung nicht messen läfst. Auch jener zuvor erwähnte kleinere Spreusteinkrystall, welcher mit dem eben beschriebenen grossen verwachsen, gröfstentheils aber weggebrochen ist, zeigt zu starke Längsstreifung, als dafs sich ein Säulenwinkel an ihm bestimmen liefse. Doch konnte durch vergleichendes Visiren so viel ermittelt werden, dafs eine, auf eine der Längskanten gerade aufgesetzte Zuspitzungsfläche anscheinend denselben Winkel mit dieser Längskante macht, welchen die Fläche b mit der Kante zwischen a und a' bildet.

3. Vier an beiden Enden abgebrochene sechsseitige Säulen (1 Zoll lang, Zoll dick; 1 Zoll lang, Zoll dick; Zoll lang, Zoll dick; 1⁄2 Zoll lang, Zoll dick) in Feldspath sitzend, und je zwei und zwei davon divergirend mit einander verwachsen. Diejenigen Längskanten dieser Säulen, welche freiliegend und in hinreichender Schärfe vorhanden waren, zeigten folgende Winkel. An dem ersten Krystall eine Längskante von 136°. Eine benachbarte Prismenfläche eignete sich wegen starker Längsstreifung nicht zur Messnng. An dem zweiten Krystall wurde ein Winkel von 125° und ein anderer von 118° beobachtet; doch, wegen Schmalheit der einen und Unebenheit der anderen Fläche, nur approximativ. Am dritten Krystall war nur ein Winkel 136° mefsbar, und am vierten keiner.

4. Ein Krystallbruchstück (1 Zoll lang und 1 Zoll breit), woran zwei Prismenwinkel zu beobachten, einer von 118° und ein benachbarter von 125°. Letzterer weniger deutlich.

5. Zwei Krystall fragmente (eins von Zoll makrodiagonalem und Zoll brachydiagonalem Durchmesser, das zweite von geringerer Dicke) in Feldspath eingewachsen. An ersterem befinden sich zwei gegenüberliegende Prismen

winkel von 136°, an letzterem zwei benachbarte von 118° und 125°.

Alle hier beschriebenen Krystallbruchstücke und noch einige weniger deutliche habe ich im Zirkonsyenit der Gegend von Brevig gefunden. Die beiden folgenden Stufen befinden sich in der Mineraliensammlung der hiesigen Bergakademie. Das eine wurde von Dr. Krantz, das andere von Dr. Bondi gekauft.

6. Zwölf gröfsere und kleinere Krystalle von der Form sechsseitiger Säulen, doch sämmtlich mit abgebrochenen Endflächen, in Feldspath eingewachsen. An einem dieser Krystalle (24 Zoll lang und Zoll im Durchmesser) beträgt ein Kantenwinkel 135° bis 136o, und ein benachbarter 112o bis 113°; an einem zweiten etwas kleineren Krystall ein Kantenwinkel wie der erste (136°); an einem gröfstentheils von Feldspath umgebenen Krystall bilden zwei hervorragende, scharf ausgebildete Flächen einen Winkel von 125°. Die anderen, grofsentheils von Feldspath umgebenen Krystalle bieten wenig Gelegenheit zu genaueren Winkelbestimmungen.

7. Einige gröfsere, in Feldspath eingewachsene Krystalle. Von einem derselben (24 Zoll lang und 1 Zoll dick) liegen zwei scharf ausgebildete Säulenflächen blofs, einen Winkel von 125" bildend, an einem anderen zeigen sich zwei Prismenflächen unter 118o, und an einem dritten zwei derselben unter 125° geneigt. Dieser letztere, 34 Zoll lange Krystall ist mit Endflächen versehen, die aber leider mehr oder weniger verkümmert und zum Theil auch beschädigt sind. Doch lässt sich so viel erkennen, dafs ein geneigtes (klinodiagonales) Hemiprisma von ungefähr 135° bis 136° (Breithaupt erhielt das nämliche Resultat) auf die Säulenkante von 125° zuläuft. Der Winkel, welchen diese letztere Kante mit der stumpfen Kante jenes Hemiprisma bildet, war anscheinend von derselben Gröfse, wie der sogleich zu erwähnende Winkel a. Ein kleiner (1 Zoll langer und Zoll dicker) Krystall, in Feldspath eingewach

α

γ

ge

sen, aber seiner Länge nach und zwar
annähernd parallel seinem klinodiagonalem
(brachy diagolialem) Hauptschnitte
spalten, zeigt auf der ebenen Spaltungsflä-
che des umgebenden Feldspathes eine Con-
tour wie nebenstehende Figur.

Ich habe mich bemüht, die Winkel a, ß und 7 möglichst genau zu bestimmen; allein bei der nicht hinreichenden Schärfe und Ebenheit jener Contouren gelangte ich nur zu folgenden approximativen Werthen a=103" bis 106"; ẞ=124° bis 126° ; y = 129° bis 132°. Ein zwar etwas grösserer gespaltener Krystall, welcher ähnliche Contouren darbot, war noch weniger zu genaueren Bestimmungen geeignet. Beachtung verdient es, dafs die beim Krystallbruchstück (2) erwähnte schief aufgesetzte Endfläche einem klinodiagonalen Prisma anzugehören scheint, welches mit dem eben angegebenen (von 135° bis 136°) identisch seyn dürfte.

Endlich muss ich noch anführen, dafs es mir, bei meinen früheren mineralogischen Excursionen in das Gebiet des Norwegischen Zirkonsyenit, nur einen einzigen Eläolith-Krystall aufzufinden gelang. Dieser hat auf das Unverkennbarste die Form einer hexagonalen Säule (Winkel von 120°) mit basischer (horizontaler) Endfläche.

Was aus allen diesen krystallographischen Bestimmungen mit gröfster Gewissheit folgt, ist: dafs sich die Form der Spreustein-Krystalle als eine von der der Eläolith-Krystalle gänzlich verschiedene zeigt.

Hiermit verschwindet also der letzte Rest der gedachten Pseudomorphosen-Hypothese. Doch verkenne ich gleichwohl die Gefahr nicht: dafs aus der Asche der einen Hypothese eine neue Hypothese entstehen kann. Wenn die Spreustein - Krystalle auch keine Pseudomorphosen nach Eläolith sind, könnte man einwenden nun wohl, so

sind sie es nach einem anderen Mineral! Nach welchem aber? Ich will unter einstweiliger Nichtberücksichtigung aller Gründe, welche hier überhaupt jede Pseudomorphose gewöhnlicher Art von der Hand weisen - sehr sehr gern be.

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