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bei farbigem, wie im Beryll, senkrecht auf die Axe der Säule deutlich hervortritt.

Eine andere Täuschung kann dadurch entstehen, dafs man die durch Nebeneinanderlegen zweier complementaren Bilder, die sich fast vollständig decken, entstehenden Farbenerscheinungen mit denen verwechselt, welche durch Absorption eines Bildes hervortreten. Es giebt aber ein einfaches Mittel, diese davon zu unterscheiden. Man wählt statt eines quadratischen Glases ein aus zwei parallelepipedischen Gläsern bestehendes Kreuz, dessen beide Arme unter 45° die Polarisationsebene schneiden. Hat man es mit dem Nebeneinanderlegen zweier durch Doppeltbrechung wenig getrennter Bilder zu thun, so müssen bei der Drehung der analysirenden Vorrichtung in ihrer Ebene bei einer bestimmten Stellung derselben die beiden Farbenfiguren des einen Glasparallelepipeds im Sinne der Länge desselben neben einander fallen, die des andern darauf senkrechten hingegen im Sinne der Breite. Die des letztern erscheinen dann lebhaft, während die des erstern fast vollständig verschwinden. Hat man es hingegen mit Absorption zu thun, so ist die Intensität der entstehenden Farben in beiden parallelepipedischen Gläsern dieselbe.

Die stärkste polarisirende Wirkung habe ich unter den zweiaxigen Krystallen an einer dünnen Platte von Zucker bemerkt, senkrecht auf die Säulenflächen geschliffen, also parallel der einen optischen Axe. Die Platte war zwischen Glasplatten durch Canadabalsam befestigt, etwa Linie dick, der Zucker farblos, und die auf der Glasplatte entstehenden Farben so rein, wie bei der Analyse durch Spiegelung. Die auffallende Intensität der Wirkung, mit Farblosigkeit des Krystalls verbunden, stellt diesen Fall als einen bisher isolirten dar. Auch ist möglicher Weise hier eine andere Ursache mitwirkend. Betrachtet man nämlich durch die Platte eine runde Oeffnung, so erscheint diese mit einem diffusen Lichtschein umgeben. Es wäre also möglich, dafs hier Zerstreuung statt Absorption wirkte. Eine andere

1 Linien dicke Platte zeigte nur am Glaskreuz die durch Doppeltbrechung entstehenden Nebenbilder.

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Der Parallelismus, der sich bisher zwischen den Absorptionserscheinungen des Lichtes und der strahlenden Wärme in Beziehung auf Turmalin nach Forbes und Melloni, und auf Rauchtopas nach Knoblauch's Versuchen gezeigt hat, läfst vermuthen, dafs diefs auch für die Glimmer und andere Krystalle sich nachweisen lasse. Die Nachweisung derselben in Beziehung auf den Glimmer wäre interessant, weil auf diese Weise dadurch nachgewiesen würde, dass auch für die Erscheinungen der Wärme die zweiaxigen Krystalle sich von den einaxigen unterscheiden. Da nach den Untersuchungen von Silliman und Blake die Durchwärmigkeit verschiedener Glimmerarten sehr verschieden ist, so zeigen sich für die Glimmer vielleicht hier ähnliche Unterschiede wie in Beziehung auf das Licht für die Turmaline. Auch werden, wenn die Absorption von der Wellenlänge abhängt, wie es schon von Forbes für die Turmaline nachgewiesen wurde, die optisch stark wirksamen vielleicht ganz andere seyn, als die thermisch kräftig wirkenden. Bei allen diesen Untersuchungen muss aber die zu untersuchende Platte so genau wie möglich senkrecht gegen den einfallenden Strahl gehalten werden, da wenn man den Krystall neigt, er wie ein Glassatz polarisirend wirkt und man daher die auf Absorption gegründete Polarisations-Wirkung eines Krystalls durch Neigung compensiren oder steigern kann.

XI. Untersuchungen über die specifischen Wärmen der elastischen Flüssigkeiten;

von Hrn. V. Regnault.

(Compt. rend. T. XXXVI. p. 676.)

Seit mehr als zwölf Jahren beschäftige ich mich damit,

die Elemente zu sammeln, welche erforderlich sind zur Lösung der allgemeinen Aufgabe:

Welche Bewegungs-Arbeit kann eine gegebene Wärmemenge, theoretisch genommen, leisten, wenn sie, unter verschiedenen practisch herstellbaren Umständen, zur Entwicklung und zur Ausdehnung verschiedener elastischer Flüssigkeiten angewandt wird.

Die vollständige Lösung dieser Aufgabe würde nicht nur die wahrhafte Theorie der jetzt gebräuchlichen Dampfmaschinen geben, sondern auch die der Maschinen, in welchen der Wasserdampf ersetzt wäre durch einen andern Dampf oder selbst durch eine permanente elastische Flüssigkeit, deren Elasticität durch Wärme erhöht wird.

Zur Zeit, da ich diese Untersuchungen unternahm, schien mir die Aufgabe einfacher als jetzt. Ausgehend von den damals in der Wissenschaft anerkannten Sätzen, war es leicht, die verschiedenen Elemente derselben scharf zu definiren, und ich erdachte Methoden, mittelst deren sich hoffen liefs, successive die Gesetze derselben zu finden und Zahlenwerthe für sie festzusetzen. Allein, wie es gewöhnlich in Erfahrungswissenschaften geht: je mehr ich in meinen Studien vorrückte, desto mehr erweiterte sich der Gesichtskreis. Die Fragen, die mir anfangs am einfachsten erschienen, wurden bedeutend verwickelt; und vielleicht würde ich nicht den Muth gehabt haben, diesen Gegenstand anzugreifen, wenn ich vom Anfange an alle Schwierigkeiten dabei eingesehen hätte.

Bis zur jüngsten Zeit hat man angenommen, dass die von einer selben elastischen Flüssigkeit entwickelten oder

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absorbirten Wärmemengen gleich seyen, wenn die Flüssigkeit aus einem selben Anfangszustand in einem identen Endzustand übergeht, in welchem Sinne auch der Uebergang geschehe; kurz man nahm an, dafs die Wärmemengen nur von dem Anfangs- und Endzustand der Temperatur und des Druckes abhängig seyen, und nicht von den intermediären Zuständen, welche die Flüssigkeit durchlaufen hat. S. Carnot veröffentlichte i. J. 1824 unter dem Titel: Réflexions sur la puissance motrice du feu, ein, anfangs nicht sehr beachtetes, Werkchen, in welchem er als Princip aufstellte, dafs die von einer Dampfmaschine geleistete Arbeit herrühre von dem Uebergang der Wärme der heifseren Quelle, welche die Wärme aussendet, zu dem kälteren Condensator, der sie zuletzt aufnimmt. Hr. Clapeyron hat die Carnot'sche Hypothese durch den Calcul entwickelt, und gezeigt, dafs die von einem selben Gase gewonnenen oder verlorenen Wärmemengen dann nicht mehr alleinig von dessen Anfangs- und Endzustand abhängen, sondern auch von den intermediären Zuständen, die es durchlaufen hat.

Die mechanische Wärmetheorie hat seit einigen Jahren Beifall gefunden, und sie beschäftigt gegenwärtig eine grofse Anzahl Mathematiker. Allein man hat mit dem Carnot'schen Princip eine wichtige Abänderung vorgenommen; man hat angenommen, dafs die Wärme in mechanische Arbeit, und umgekehrt, die mechanische Arbeit in Wärme verwandelt werden könne. Nach der Carnot'schen Theorie ist die Wärmemenge, welche die elastische Flüssigkeit bei ihrem Eintritt in die Maschine besitzt, gänzlich wieder enthalten in der austretenden Flüssigkeit oder im Condensator; die mechanische Arbeit wird alleinig bewirkt durch den Uebergang der Wärme aus dem Kessel, durch die Maschine hin, zu dem Condensator. Nach der neuen Theorie bewahrt diese Wärmemenge nicht ganz den Zustand als Wärme; ein Theil verschwindet beim Durchgang durch die Maschine und die geleistete bewegende Arbeit ist in allen Fällen proportional der verlorenen Wärmemenge. So

ist bei einer Dampfmaschine, ohne oder mit Condensation, mit oder ohne Expansion (détente), die mechanische Arbeit proportional dem Unterschiede zwischen der Wärmemenge, die der Dampf bei seinem Eintritt in die Maschine besafs, und derjenigen, welche er bei seinem Austritt oder im Momente seiner Condensation noch besitzt. Um, nach dieser Theorie, von einer selben Wärmemenge das Maximum des mechanischen Effects zu erhalten, mufs man es so einrichten, dafs dieser Wärmeverlust der möglich gröfste werde, d. h. dafs die Spannkraft, welche der abgespannte Dampf im Moment seines Eintritts in den Condensator noch besitzt, die möglich schwächste sey. In allen Fällen ist jedoch die Wärmemenge, welche in der Dampfmaschine zur mechanischen Arbeit benutzt wird, ein sehr kleiner Bruch von derjenigen, die man genöthigt war, dem Kessel mitzutheilen. Bei einer Dampfmaschine mit Expansion, ohne Condensation, bei welcher der Dampf unter einem Drucke von fünf Atmosphären eintritt und unter dem Drucke einer Atmosphäre wieder austritt, beträgt die Wärmemenge welche der Dampf bei seinem Eintritt besitzt, nach meinen Versuchen etwa 653 Einheiten, und die, welche er bei seinem Austritt noch behält, 637. Nach der obigen Theorie würde also die zur mechanischen Arbeit benutzte Wärmemenge nur 653 — 637—16 Einheiten seyn, d. h. blofs 40 der dem Kessel gegebenen Wärmemenge. Bei einer Maschine mit Condensation, welche gesättigten Dampf von fünf Atmosphären empfing, und dessen Condensator beständig eine Spannkraft von 55 Millimeter Quecksilber bewahrte, wäre die Wärmemenge des Dampfs bei seinem Eintritt 653 Einheiten, und die bei seiner Condensation in dem Moment, wo er für die mechanische Wirkung verloren ist, 619 Einheiten. Die benutzte Wärmemenge betrüge also 34 Einheiten oder etwas mehr als der dem Kessel zugeführten.

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Einen grössern Bruchtheil von zur mechanischen Arbeit benutzter Wärme erhält man, entweder indem man den Dampf bei seinem Eintritt in die Maschine überhitzt, oder Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX,

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