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6) Die specifische Wärme der permanenten Gase und der Dämpfe unter verschiedenen Drucken.

7) Die bei Compression und Dilatation der Gase entwickelten oder absorbirten Wärmemengen, es möge nun diese Dilatation geschehen durch Vergröfserung des Raums, oder vermöge des Durchgangs durch eine Oeffnung in dünner Wand, oder durch ein langes Haarröhrchen.

8) Die Wärmemengen, welche ein Gas absorbirt, wenn es während seiner Entlassung (détente) eine bewegende Arbeit verrichtet, die gänzlich im Innern des Calorimeters verbraucht, oder gröfstentheils aufserhalb benutzt wird.

9) Endlich die Dichtigkeit der Dämpfe bei Sättigung unter verschiedenen Drucken.

Die Versuche über diese Aufgaben, mit Ausnahme der letzten, sind gegenwärtig fast beendet. Allein da es noch geraumer Zeit bedarf, um sie zu ordnen und mit gehöriger Sorgfalt zu discutiren, so bin ich Willens, die allgemeinen Resultate nach und nach der Akademie vorzulegen, in der Hoffnung sie künftig in Gesammtheit zu veröffentlichen. Heute werde ich nur meine Untersuchungen über die Wärmecapacitäten mittheilen.

Wärmecapacitäten der elastischen Flüssigkeiten.

Die specifische Wärme der elastischen Flüssigkeiten läfst sich auf zweierlei Weisen definiren. Bei der ersten nennt man specifische Wärme diejenige Wärmemenge, die man einem Gase mittheilen mufs, um seine Temperatur von 0o auf 1o zu erhöhen, wenn man es sich frei ausdehnen läfst, so dafs es eine constante Elasticität behält; bei der zweiten ist es die Wärmemenge, die man ihm mittheilen mufs, um seine Temperatur von 0° auf 1° zu steigern, wenn man es zwingt dasselbe Volum zu behalten, also seine Spannkraft zu erhöhen.

Die erste dieser Capacitäten nennt man: specifische Wärme des Gases unter constantem Druck, die zweite: specifische Wärme bei constantem Volume. Die erstere allein fällt mit der zusammen, welche man für die Wärmecapa

cität der starren und flüssigen Körper angenommen hat, und sie allein gestattet auch eine directe experimentelle Bestimmung.

Seit einem Jahrhundert ist eine grofse Anzahl Physiker mit Untersuchung der specifischen Wärme der elastischen Flüssigkeiten beschäftigt gewesen. Crawford, Lavoisier und Laplace, Dalton, Clément und Désormes, de la Roche und Bérard, Haycraft, Gay-Lussac, Dulong, de la Rive und Marcet haben nach einander Untersuchungen über diesen Gegenstand veröffentlicht. Die meisten dieser Physiker haben gesucht, durch Erfahrung gewisse Gesetze nachzuweisen, zu welchen sie durch a priori gefafste Ideen über die Constitution der elastischen Flüssigkeiten geleitet worden waren. Sie haben sich weniger darauf gelegt, die Zahlenwerthe der Wärmecapacitäten verschiedener Gase in Bezug auf die allgemein zur Einheit angenommene des Wassers zu bestimmen, als die einfachen Verhältnisse aufzusuchen, welche sie bei denselben voraussetzten. Die Schlüsse, zu welchen sie gelangten, sind im Allgemeinen sehr fehlerhaft.

Die Arbeit von de la Roche und Bérard, welche 1813 von der Akademie gekrönt ward, ist noch heute die vollständigste über diesen Gegenstand, und zugleich die, deren Resultate sich am wenigsten von der Wahrheit entfernen. Diese Ueberlegenheit rührt nicht allein her von der grofsen Sorgfalt, welche diese geschickten Experimentatoren auf ihre Versuche verwandten, sondern auch von der directen Methode, welche sie befolgten, wärend die meisten der anderen Physiker Methoden des Umweges einschlugen, bei denen das gesuchte Element oft nur einen sehr geringen Einfluss äusserte.

Die allgemeinen Schlüsse, welche de la Roche und Bérard aus ihrer Arbeit zogen, waren folgende:

1. Die specifische Wärme der Gase ist nicht gleich für alle, sie möge nun auf Volume oder auf Gewichte bezogen werden. Sie hat in diesen beiden Beziehungen folgende Werthe:

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2. Die Wärmecapacitäten dieser selben Gase, bezogen auf Wasser, werden durch folgende Zahlen ausgedrückt:

Specifische Wärme des Wassers

1,0000

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3. Die specifische Wärme der atmosphärischen Luft, in Bezug auf Volume betrachtet, nimmt zu mit der Dichtigkeit, aber nach einem wenig schnellen Verhältnifs. Wenn das Verhältnifs der Drucke ist, ist das der speci

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1 1,3583

4. Nach theoretischen Betrachtungen, die sich überdiefs auf directe Versuche von Gay-Lussac stützen, nehmen de la Roche und Bérard an, dafs die specifische Wärme der Gase rasch mit der Temperatur zunehme.

Das sind die genauesten Kenntnisse, welche wir bis heut über die specifische Wärme der Gase besitzen und welche auch allgemein von den Physikern angenommen worden sind. Die Gränzen, welche ich mir in diesem Auszug zu stecken genöthigt bin, verhindern mich, die von

meinen Vorgängern angewandten Methoden zu besprechen und die meinigen aus einander zu setzen. Ich bemerke blofs, dafs ich bei diesen Untersuchungen auf grofse Schwierigkeiten gestofsen bin, nicht allein in Bezug auf das Experimentiren, sondern auch in theoretischer Hinsicht. Die zu Anfange dieser Vorlesung auseinander gesetzten Betrachtungen werden diefs leicht begreiflich machen. Obwohl meine ersten Versuche schon 15 Jahr alt sind und ich sie bereits damals in meinen Abhandlungen über die specifische Wärme der starren und flüssigen Körper ankündigte, so ist es doch erst nach Anwendung der mannigfachsten Methoden und entgegengesetzten Correctionselemente, dafs ich heute meine Resultate mit Zutrauen der Akademie vor

lege.

Nach meinen Versuchen ist die specifische Wärme der Luft, in Beziehung auf Wasser:

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Also verändert sich die specifische Wärme der Luft, entgegen den Versuchen von Gay-Lussac, nicht merklich mit der Temperatur. Versuche mit einigen anderen permanenten Gasen führten zu einem ähnlichen Schlufs.

Bei den Versuchen über die atmosphärische Luft, bei denen der Druck von 1 bis 10 Atmosphären schwankte, fand ich keinen merklichen Unterschied zwischen den Wärmemengen, die eine selbe Gasmasse abgiebt, wenn sie um cine selbe Anzahl von Graden erkaltet. Also würde, im Widerspruch mit den Versuchen von de la Roche und Bérard, die für Druckschwankungen von 1 bis blofs 1,3 Atmosphäre einen sehr merklichen Unterschied angaben, die specifische Wärme einer selben Gasmasse unabhängig seyn von der Dichtigkeit. Versuche mit mehren anderen Gasen haben mich zu analogen Schlüssen geführt. Ich gebe jedoch diess Gesetz mit einigem Vorbehalt. Ich konnte noch nicht entscheiden, ob die Wärmecapacität unter verschiedenem Druck absolut constant sey oder einer sehr

geringen Veränderung unterliege, weil meine Versuche eine kleine Berichtigung wegen des Bewegungszustandes des Gases erfordern.

Die specifische Wärme der Luft, bezogen auf Wasser, nämlich 0,237, ist bedeutend geringer als die von de la Roche und Bérard angenommene Zahl 0,2669; sie beruht auf mehr als hundert, unter den mannigfaltigsten Umständen gemachten Bestimmungen.

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Ein Blick auf diese Tafel lehrt sogleich, dafs die specifischen Wärmen des Sauerstoffs, des Stickstoffs und des Wasserstoffs, für gleiche Volume, sehr wenig von einanander abweichen; mithin würde man zu der Annahme geführt werden, dafs die specifische Wärme der einfachen Gase, bei gleichem Volume und unter gleichem Drucke, gleich ist. Allein für das Chlor und das Brom ergaben sich Zahlen, die zwar untereinander gleich, aber sehr bedeutend höher sind als die für die übrigen Gase gefundenen.

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