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Die in Fig. 4 dargestellte Erscheinung kann man gut an matt erleuchteten gröfseren Flächen in einiger Entfernung (15-16 Fufs) z. B. der Glocke einer Studirlampe oder an Oeffnungen, durch welche zerstreutes Tageslicht einfällt, wahrnehmen; an hell leuchtenden Flächen wird man sie bei einiger Entfernung nicht wie in Fig. 4, sondern wie in Fig. 5 sehen, weil die sphärische Abweichung das Bild vergrössert (s. oben). In gröfserer Nähe aber erhält man nur kurze, sehr breite Strahlen; um längere zu erhalten, muss man das Auge sehr zusammendrücken, wodurch anderentheils wieder, wie oben gezeigt, die Divergenz vermindert wird. Da die sphärische Abweichung des Auges am Tage weniger bemerkbar wird, so sieht man die Erscheinung wie in Fig. 4 vorzugsweise gut bei Tage, während Abends gröfsere Lichtquellen in gröfserer Entfernung oder kleine leuchtende Punkte in der Nähe die Erscheinung wie in Fig. 5 deutlich wahrnehmen lassen.

Betrachtet man einen leuchtenden Punkt mit beiden Augen zugleich, so sieht man fast immer nach oben zwei divergirende Strahlenbüschel ausgehen; die nach unten gerichteten divergiren gewöhnlich weniger und erscheinen deshalb nur als ein breiteres Büschel. Die Ursache hiervon liegt in dem Sehen mit beiden Augen, denn hält man das linke Auge zu, so verschwindet das Strahlenbündel rechts, und umgekehrt verlischt das links, sobald man das rechte Auge zuhält. Das mit einem Auge sichtbare Strahlenbüschel geht nämlich nicht vertical nach oben oder unten, sondern ist geneigt, indem die Augen etwas gegen die Nase herein geneigt sind, die Ebene des Augenliedrandes sich also nicht um eine horizontale, sondern um eine nach Innen geneigte Linie dreht; die auf diesen Linien winkelrechten Strablenbüschel sind in den Augen also einander zu geneigt, was, da sich die Gegenstände im Auge verkehrt abbilden, nach Aufsen ein Divergiren bedingt; s. Fig. 6, in welcher O und O, die beiden Augen im Grundrifs, m und n die beiden umgeklappt dargestellten Lichtbüschel in den Augen

und A,a,b das Licht mit seinen beiden divergirenden Strahlenbüscheln, ebenfalls umgeklappt dargestellt, bezeichnen.

Auch Herr Vallée hält (Compt. rend. XXXV) die blosse Annahme der Refraction für unzulänglich, indem er sagt: >> Es bleibt noch zu erklären, weshalb der obere Strahl voller ist als der untere, weshalb jeder von ihnen sich in getrennte Strahlen theilt, weshalb diese Strahlen gerade Linien sind, weshalb diese Geraden ununterbrochen sind, weshalb der Strahl nach oben mehr zeigt als der Strahl nach unten, weshalb diese Absonderungen nicht bestimmten Gesetzen unterworfen sind und sich erhalten, wenn man die Augenlieder halb zudrückt, weshalb sich der gröfste Theil derselben ändert, sobald man den Kopf wendet, jedoch die optische Axe in ihrer Richtung erhält etc.>>

Alle diese Fragen werden durch die obige Erklärung hinlänglich beantwortet, und sind sonach die Annahmen des Herrn Vallée überflüssig, nach welchen diese Erscheinungen zuzuschreiben sind:

1) den Körperchen der durchsichtigen Theile des Auges und vorzüglich denjenigen, welche als Staubkörnchen oder als Theilchen von durchsichtiger Materie von ungewöhnlicher Dichtigkeit auf der Oberfläche der Thränen sich befinden, und

2) der Ungleichheit der Oberflächen der Augenlieder.

Aufser diesen langen Strahlen bemerkt man, namentlich in grösserer Entfernung (also bei Einfluss der sphärischen Abweichung), noch weit kürzere, mehr parallele, sehr intensive, fast immer stark durch Interferenzen unterbrochene und daher zum Theil gefärbte Strahlen auf der den langeu Strahlen entgegengesetzten Seite; sind die langen Strahlen nach unten gerichtet, so erscheinen diese kleinen intensiven Strahlen oben und umgekehrt. Schon hieraus liefs sich schliefsen, dafs die nach oben gerichteten kleinen Strahlen vom oberen, die nach unten gerichteten vom unteren Augenlied verursacht werden, wie auch weitere Versuche durch Verdecken und Wegziehen des Augenliedes bestätigten,

und dafs die Ursache somit in der Reflexion zu suchen ist. Ein Theil der auf die Cylinder auffallenden Strahlen wird nämlich nicht durch dieselben gebrochen, sondern reflectirt und erzeugt somit im Auge diese kleinen Strahlen (s. Fig. 7). Da sie durch den äufsersten Theil des feuchten Saumes erzeugt werden, so entstehen sie etwas eher als die langen Strahlen, namentlich wenn das Auge sehr feucht, also dieser Saum sehr breit ist; daher kann man zuweilen selbst bei intensivem Lichte diese kleinen Strahlen ohne die langen wahrnehmen; beim Hereingehen mit dem Augenlied nehmen sie anfangs ebenfalls bedeutend an Länge zu, aber etwas später als die langen Strahlen an Länge ab. Da diese kleinen Strahlen, wie so eben erwähnt, durch den äufsersten Rand gebildet werden, dieser aber weiter in die Pupille hereinragt, so ist die Anzahl dieser kleinen Strahlen gröfser und die Breite, auf der sie sichtbar sind, bedeutender als die untere Breite des dazugehörigen langen Strahlenbüschels, wozu allerdings auch der Umstand viel beiträgt, dafs sie sogleich von unten an sichtbar sind, während die durch Refraction gebildeten langen Strahlen in ihrem untersten Theile durch das Bild der Lichtquelle verdeckt werden (s. oben.). Aehnlich wie oben bei den langen Strahlen geschehen, wird sich zeigen lassen, dafs diese kleinen Strahlen stets etwas divergiren müssen, während die langen Strahlen bei sphärischer Abweichung, wie wir sie jetzt angenommen haben, in der Nähe des Lichts zunächst convergiren. Bei einem in der deutlichen Sehweite sich befindenden leuchtenden Gegenstande (oder vielmehr unter Umständen, bei welchen die sphärische Abweichung von weniger Einfluss ist) müssen die Strahlen im Ausgangspunkte zusammenfallen und können dann, da sie nur sehr wenig divergiren, nur einen der Breite der Lichtquelle entsprechenden, stark von Interferenzen unterbrochenen, kurzen Streifen verursachen (ähnlich wie oben bei den langen Strahlen innerhalb der deutlichen Sehweite gezeigt); man bemerkt nur eine Erweiterung des Bildes nach oben oder unten. Da diese kurzen Strahlen sehr intensiv sind, so

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kann man sie zuweilen unter Umständen wahrnehmen, unter welchen die anderen Strahlen wegen Mangels an Helligkeit nicht wahrgenommen werden, so z. B. in der Dämmerung an Flammen, am Tage an weifsen Gegenständen etc.

Viele der hier angegebenen Erscheinungen liefsen sich nur durch die sphärische Abweichung des Auges genügend erklären, und können somit zugleich als Beweis für das Bestehen derselben dienen; weitere Versuche, welche dieselbe aufser Zweifel stellen, sind in der im nächsten Hefte folgenden Abhandlung enthalten.

VI. Ueber die Erwärmung und Abkühlung, welche die permanenten Gase erfahren, sowohl durch Compression und Dilatation, als auch durch Berührung mit Körpern von verschiedener Temperatur; von J. H. Koosen.

In den bekannten Untersuchungen von Carnot und Cla

peyron über die bewegende Kraft der Wärme ist der Satz entwickelt: »dafs wenn Wärme von einem warmen zu einem kalten Körper durch unmittelbare Berührung dieser beiden übergeht, stets ein Verlust an lebendiger Kraft stattfinden mufs «; zugleich wird daselbst die Bemerkung gemacht, dafs bei der Dampfmaschine, beim Uebergange der Wärme des Feuers zu dem Kessel,, da ersteres eine 1000° bis 2000° höhere Temperatur als letzterer hat, ein ungeheurer Verlust an lebendiger Kraft stattfinde, und dafs daher nur die Anwendung der Wärme von hoher Temperatur und die Entdeckung eines zur Verwirklichung ihrer bewegenden Kraft dienenden Agens wichtige Vervollkommnungen in der Kunst, die bewegende Kraft der Wärme

zu benutzen, hervorzubringen vermöge. Seitdem man nun angefangen hat, anstatt des Dampfes erwärmte Luft zum Treiben der Maschinen zu benutzen, hat es sich gezeigt, dafs der grofse ökonomische Vorzug, dessen die Maschinen dieser Art vor den Dampfmaschinen theilhaftig sind, (und welches auch sonst wohl ihr einziger Vorzug vor den letzteren bleiben wird) nur dadurch zum Vorschein kommt, dafs die Wärme der Luft, nachdem diese ihre Arbeit im Cylinder verrichtet hat, anstatt wie bei der Dampfmaschine unmittelbar an den weit kälteren Condensator oder an die atmosphärische Luft zu treten und so für die Maschine gänzlich verloren zu gehen, bei der Ericson'schen Luftexpansionsmaschine ein System hintereinander liegender feiner Drahtnetze erwärmt und erst dann, nachdem durch eine grofse Reihe allmäliger Wärmeübergänge auf diese Weise die aus der Maschine heraustretende Luft von einem grofsen Theile ihrer überschüssigen Wärme befreit worden ist, sich mit der Atmosphäre vermischt. Diefs System aufeinander folgender Drahtnetze, Regenerator genannt, dient aber ebenfalls dazu, die aufs Neue in die Maschine eintretende atmosphärische Luft, indem sie in entgegengesetzter Richtung als die austretende durch den Regenerator strömt, durch eine grofse Reihe allmäliger Wärmeübergänge auf die Temperatur des Cylinders zu bringen und dieselbe Wärmemenge wieder aufzunehmen, welche von der austretenden Luft an den Regenerator kurz vorher abgegeben worden, so bald die Maschine in einen gleichmässigen Beharrungszustand gekommen, da alsdann die Temperatur des Regenerators in allen seinen Theilen nach jedem Kolbenhube auch wieder dieselbe seyn mufs.

Der Uebergang der Wärme von der im Cylinder enthaltenen Luft an die Atmosphäre, so wie von dem Heerde an die in den Cylinder tretende Luft geschieht also in den mit einem Regenerator versehenen Maschinen nicht plötzlich, wie bei der Dampfmaschine, d. h. durch unmittelbare Berührung von Körpern von verschiedener Temperatur, sondern durch eine grofse Anzahl einzelner Wärmeüber

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