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zu prüfen, liefs ich in einem etwa 8 Zoll langen und 1 Zoll im Durchmesser haltenden Cylinder von starkem Eisenblech durch einen luftdicht und mit möglichst wenig Reibung darin sich bewegenden Stempel die Luft auf etwa ihres Volums comprimiren, indem der Kolbenstange durch die Hand ein kräftiger Impuls gegeben wurde, der aber sofort nachliefs, wenn die Compression der Luft nahezu ihren höchsten Grad erreicht hatte. Bei ihrer darauf erfolgenden Ausdehnung hatte also die im Cylinder befindliche Luft nur den Widerstand des atmosphärischen Druckes, die Reibung und das Gewicht des Cylinders zu überwinden, konnte aber der Hand, durch deren Impuls sie zusammengedrückt worden, von dem erhaltenen mechanischen Momente nicht das Geringste wieder mittheilen. Nach einhundert auf diese Weise schnell aufeinander folgenden Compressionen hatte sich die ganze Eisenmasse des Cylinders um etwa 15 bis 20° erwärmt, was natürlich einer sehr grofsen Temperaturerhöhung der eingeschlossenen Luft entsprechen musste. Diese grofse Wärmeproduction konnte unmöglich durch die bei dem Auf- und Niedergange des Stempels stattgefundene Reibung erzeugt seyn, obgleich eine solche unzweifelhaft stattgefunden hatte; weil ich aber keine Mittel ausfindig machen konnte, um die durch Reibung erzeugte Wärme von der Compressionswärme zu trennen, so kann ich den vorstehenden Versuch keineswegs als einen directen und überzeugenden Beweis von dem Vorhandenseyn der letzteren in dem oben angegebenen Sinne, d. h. von der Möglichkeit durch successive Compression und Dilatation einer bestimmten Luftmenge eine unbegränzte Wärmemenge zu erzeugen, indem man die Dilatation unter anderen Bedingungen als die Zusammendrückung vor sich gehen lässt, anführen, empfehle aber die vorstehende Untersuchungsweise der Beachtung geübter Experimentatoren, weil auf diesem Wege das Hauptresultat des von Joule angegebenen Versuches auf eine höchst einfache und sehr leicht herzustellende Weise geprüft werden kann, wenn noch irgend ein Zweifel über dessen Richtigkeit vorhanden seyn sollte.

Die Möglichkeit in der oben angegebenen Weise aus einer eingeschlossenen Luftmasse durch Consumtion eines mechanischen Effectes eine unbegränzte Wärmemenge erzeugen zu können, mufs sich aber, aufser auf luftförmige Körper, auch auf Flüssigkeiten und feste Massen erstrecken; denn wenn man im Stande wäre, einen festen oder flüssigen Körper mittelst eines äufseren Impulses, z. B. durch einen Hammer, um eine geringe Gröfse zu comprimiren, daun aber, im Augenblicke der gröfsten Zusammendrückung, in welchem die Geschwindigkeit der aufeinander wirkenden Theile nahe gleich Null ist, den Hammer plötzlich entfernte, so dafs diesem kein Bewegungsmoment durch die nun erfolgende Wiederausdehnung des comprimirten Körpers mitgetheilt werden könnte, die dem letzteren von Aussen mitgetheilte lebendige Kraft daher in dem Körper eingeschlossen bliebe, so müsste sie sich hier in Wärme verwandeln, da nicht einzusehen ist, weshalb das Resultat, welches wir bei den Gasen erkannt haben, dafs die Temperatur der Körper bei beliebiger Volumveränderung dieselbe bleibt, so bald keine mechanische Arbeit von ihnen hiebei geleistet oder consumirt worden, nicht auch auf feste und flüssige Körper gehen sollte, zumal da uns im entgegengesetzten Falle, nur die Folgerung, dafs bei einem solchen Vorgange, wie bei dem Hämmern einer unelastischen Masse, oder einer elastischen Masse unter den oben angegebenen Bedingungen, ein Quantum lebendiger Kraft absolut verschwinden müfste, übrig bleiben würde.

Bei dem Hämmern von Eisen oder kaltem Metalle überhaupt ist es bekannt genug, welche grofse Wärmemenge auf diese Weise erzeugt werden kann; man hat diess gewöhnlich dem Mangel an Elasticität der betreffenden Körper und einer bleibenden Formveränderung derselben, dic allerdings im Allgemeinen immer stattfindet, zugeschrieben; allein die obige Betrachtungsweise zeigt, dass auch bei völliger Elasticität und dem Mangel jeglicher bleibender Gestaltveränderung Wärmeentwickelung stattfinden könne. Unter Poggendorff's Annal. Bd. LXXXIX.

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vollkommner Elasticität eines Körpers darf jedenfalls nur das vollständige Zurückgehen aller Theile in ihre ursprüngliche Lage, nicht aber, was man auch hiemit häufig vereinigt denken zu müssen glaubt, das Hervorbringen desselben mechanischen Effectes bei ihrem Zurückgange in den natürlichen Zustand, als bei ihrer ersten Ausweichung consumirt worden, verstanden werden; vielmehr können beide Quantitäten, wie wir es bei den Gasen erkannt haben, sehr verschieden seyn. Die Reibung fester und flüssiger Körper ist nichts Anderes als eine Reihe häufig wiederholter sehr racher Compressionen und der darauf folgenden Dilatationen der Körper, indem der äufsere Impuls, welcher jede einzelne Compression verursacht, an den betreffenden Theilen aufhört und von ihnen zurückweicht, ehe sie Zeit gehabt haben, in ihre ursprüngliche Lage zurück zu gehen. Gerade wie es bei dem raschen Hämmern kalter Metalle der Fall ist, geschieht jede Dilatation im Allgemeinen unter Leistung eines geringeren mechanischen Effectes, als durch die ursprüngliche Ablenkung der materiellen Theile aus ibrer natürlichen Lage mittelst des äufseren Impulses consumirt wurde; daher die Wärmeentwickelung hier als ganz in derselben Weise erfolgend betrachtet werden kann, als bei dem oben angeführten Versuche, in welchem die Luft in einem Cylinder wiederholt zusammengeprefst und nach Hinwegnahme des äufseren Druckes ihrer freien Ausdehnung überlassen wurde. Denn durch die von Joule angestellten Reibungsversuche mit flüssigen Körpern ist es ganz festgestellt, dafs auch aus flüssigen Körpern, wo also von keiner bleibenden Formveränderung durch Zusammmendrückung die Rede seyn kann, Wärme entwickelt wird, und dafs die Quantität der so entwickelten Wärme allemal durch die Gröfse des zur Reibung verwandten mechanischen Effectes gemessen wird. Die Wärmeentwickelung durch Reibung oder äufsere kräftige Impulse aus Flüssigkeiten oder vollkommen elastischen festen Körpern ist aber durchaus unerklärlich, wenn nicht von dem Principe ausgegan. gen wird, dafs hier die Rückkehr der Molecule zu ihrer

Gleichgewichtslage unter anderen äufseren Bedingungen, d. h. unter einem geringeren äufseren Drucke und mithin unter Hervorbringung einer geringeren mechanischen Arbeit, als bei ihrer ursprünglichen Ablenkung aus der Gleichgewichtslage consumirt wurde, geschieht.

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Ich glaube schliefslich, obwohl wir hier schon in das Gebiet der Hypothesen kommen, und nicht mehr wie bisher durch das Vorhandenseyn sicherer Experimente geleitet werden, darauf hinweisen zu dürfen, dafs ganz analog mit der Reibung, die Entwickelung der Wärme aus festen und flüssigen Körpern, wenn sie von wiederholten Impulsen feiner elastischer Medien, d. h. Wellen, getroffen werden, die strahlende Wärme, aus einer ähnlichen Absorption der lebendigen Kraft des äufseren Impulses, sich erklären liefse. Ueberall, wo die Schwingungen des Aethers, von denen die dem Auge empfindlichen wahrscheinlich nur einen kleinen Theil ausmachen, auf Körper treffen, ohne dafs vollständige Reflexion oder vollständige Transmission stattfindet, mufs der Verlust ihrer lebendigen Kraft in den betreffenden Körpern als eine entsprechende Quantität von Wärme nachweisbar seyn; und es würde also zur Erklärung der Erscheinungen der strahlenden Wärme keine Hypothese besonderer Wärmestrahlen, noch eines Systemes von Strahlen verschiedener Brechbarkeit als die uns schon bekannten, erforderlich seyn. Die Bedingungen, unter welchen eine solche unvollständige Reflexion und Fortpflanzung wellenförmiger Impulse stattfindet, können sowohl in der molekularen Beschaffenheit der Körper, als auch in der Natur der Schwingungen selbst des Aethers und namentlich in der Richtung, nach welcher dieselben polarisirt sind, gesucht werden; in allen Fällen kann aber ein Verschwinden der lebendigen Kraft der Schwingungen, wenn diese auf andere Medien treffen, nur dadurch ermöglicht werden, dafs die Compressionen, welche diese erleiden, unter anderen äusseren Bedingungen, d. h. unter einem anderen Drucke des schwingenden Mediums, erfolgen als die Dila

tionen, und daher einen Unterschied in den verbrauchten und wieder erzeugten mechanischen Leistungen verursachen.

Dresden im Juni 1853.

VII. Ueber einige Erscheinungen an Flüssigkeiten, die um eine verticale Axe rotiren;

con Prof. Reusch in Tübingen.

1. Die freie Oberfläche einer schweren um eine verticale Axe rotirenden Flüssigkeit höhlt sich bekanntlich nach einem Umdrehungsparaboloide. Stellt man den Versuch mit Wasser an, so ist bei Beginn des Drehens die Oberfläche wenig regelmäfsig; wendet man dagegen Oel oder Schwefelsäure an, so nimmt die ganze Masse viel rascher an der Drehung Theil und man sieht die Form der Oberfläche schnell allen stetigen Aenderungen der Drehungsgeschwindigkeit folgen.

Bei Gelegenheit von Versuchen mit Wasser bemerkte ich häufig eine eigenthümliche Erscheinung: war nämlich an der Wasseroberfläche eine Luftblase vorhanden, die sich vor dem Drehen aus bekannten Gründen an der Gefässwand aufhielt, so kam diese beim Drehen allmählig in Spiralwindungen an der convexen Fläche des Paraboloids herab, um sich in stabiler Gleichgewichtslage unter dem Gipfel desselben aufzustellen. Diese Erscheinung gehört offenbar zu den Capillaritätsphänomenen und erklärt sich dadurch, dafs die Luftblase in der Richtung eines Meridians an deu entgegengesetzten Stellen ungleiche Pressungen erfährt und zwar in der Art, dafs sie von den schwächer gekrümmten Parthien zu den stärker gekrümmten hingetrieben wird. (s. d. Physik von Lamé I édit. nro. 139 sqq.) Aus gleichem Grunde kommt eine benetzte kleine runde Korkscheibe

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